Hier soll eine schöne Dreiviertel-Sekundenpendeluhr vorgestellt werden.

Die Funktion ist folgendermaßen:

Die Feder R treibt über die Hebel C und C2 das Sperr- und Antriebsrad F an. Dazu greift ein Stift g2 am Ende des Hebels C2 in das Sperrrad und schiebt es weiter. Wenn eine Minute vergangen ist, dann zieht die Spule A den Hebel C eine Raste nach oben, so dass die Feder R wieder gespannt ist und das Rad F wieder für eine Minute antreiben kann. Damit das Rad F sich in dem kurzen Moment des Aufziehens nicht zurückdrehen kann, gibt es den Hebel C1 mit dem Stift g1, welcher als Sperrklinke funktioniert. Das ist der mechanische Teil des Aufzuges.
Interessant ist der elektrische Teil: Dieser besteht aus 2 Kontaktfedern. Dadurch ist das Einschalten des Stroms vom Ausschalten getrennt. Die 2 Kontaktfedern sind in Reihe mit der Antriebsspule A geschaltet. Nur in dem kurzen Moment, wenn beide Schalter geschlossen sind, kann die Spule arbeiten. Das System funktioniert tadellos, wenn alles richtig eingestellt ist. Durch die Trennung vom Einschaltkontakt und Ausschaltkontakt sind beide sehr viel beständiger. Die Uhr zieht einmal pro Minute auf, was eine sehr konstante Antriebskraft für das Echappement ergibt und überhaupt nicht von der Spannung der Zellen abhängig ist. Wenn die Uhr aufzieht, dann immer für eine Minute, unabhängig von der eigentlichen Spannung der Zellen. Dadurch laufen diese Uhren sehr exakt, solange die Feder R überhaupt gespannt ist.
Die Uhr läuft mit 3 Volt. Um die Funktion zu verstehen, stelle man sich vor, dass die Uhr gerade aufgezogen hat, C und C2 sind hochgehoben, g2 ist in eine Zahnlücke von F eingerastet, und die Kontaktfeder D2 hat von V2 abgehoben. Das passiert, weil in der Mitte der Kontaktfeder ein isolierter Keil auf die Schräge des Hebels C2 drückt, aber dieser Hebel ist gerade oben. Daher wirkt die Schräge nicht auf den Keil der Schaltfeder und sie ist durch eigene Spannung vom Kontakt V2 abgehoben. Ebenso ist die Sperrklinke C1 eingerastet. Also liegt der Kontakt am Ende von b1 an seinem Ende auf der Kontaktfeder D1 auf. Dieser Kontakt ist also geschlossen. Spule A kann nicht aufziehen, denn einer der beiden Kontakte ist offen. Wenn die Uhr läuft, senkt sich C2 durch die Feder R ab, während C1 langsam aus dem Sperrrad herauswandert. Dabei wird D2 über den Keil gespannt und hebt von V2 ab. Nun sind also kurze Zeit beide Kontakte offen. Wenn die Uhr nahezu eine Minute gelaufen ist, wird D2 durch den Keil auf C2 gespannt, so dass D2 auf V2 aufliegt und der Kontakt geschlossen ist. Wenn die Minute komplett vergangen ist, fällt der Hebel C1 in die nächste Zahnlücke. Dadurch schließt sich Kontakt b1 bei D1, die Spule zieht an. Dabei wird C2 gehoben, der Keil rutscht von der Schräge und D2 öffnet bei V2. Das Spiel beginnt von vorne.
Wenn man die Funktion an der Uhr sieht, dann wirkt alles ganz logisch und einfach, was hier nur schwierig zu erklären ist!
Das gut gebaute Uhrwerk sieht auf den ersten Blick noch ordentlich erhalten aus. Im Detail aber zeigen sich die Jahre und die grobschlächtigen Reparaturen, die sich im Laufe der Zeit ergeben haben.

So zeigt sich, dass die Kontakte offensichtlich doch überlastet waren. Der Öffnungskontakt war offensichtlich sehr stark verschlissen, und so hat jemand dort 2 Kontakte aus einem Relais oder aus KFZ-Unterbrecherkontakten eingebaut.

Der Kontakt musste neu angefertigt werden, komplett mit der gesamten Feder, denn dort waren die feinen Federteile, auf denen sich die Silberkontakte befinden, komplett wegkorrodiert. Auch der Gegenkontakt mit der eingebauten Silberfeder musste neue gebaut werden. Um die neuen Kontakte nicht über Gebühr zu belasten, habe ich parallel zur Spule einen Funkenlöschwiderstand eingebaut.

Wie man am nächsten Bild erkennen kann, hat ein Vorgänger gemeint, dass viel Öl viel hilft. Daher schwamm das ganze Uhrwerk, aber offensichtlich ist die Uhr damit noch eine ganze Weile gelaufen. Routine war das Nachschleifen der Grahampaletten.

Wenn die Kontakte richtig eingestellt sind, laufen diese Uhren richtig schön. Leider sind sie nicht „wohnzimmerkompatibel“, weil der Aufzugvorgang nach jeder Minute relativ laut ist. Schön ist diese Uhr aber. Das Gehäuse aus Nussbaum benötigte auch nur eine Politur, um wieder schön zu glänzen.
Außerdem ist sie sicher, weil sie nur mit 2 Monozellen betrieben wird. Ergeben sich wider Erwarten Kurzschlüsse, entleeren sich die Monozellen einfach. Von diesem Hersteller gibt es auch noch Kontoruhren mit identischem Antrieb. Davon weiß ich, dass mit dieser Batterie eine Gangzeit von ungefähr einem Jahr zu erwarten ist.
Frank