alte französische Reiseuhr--unbekannte Bildmarke

Welche Uhr, welches Werk ist das ?
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Corina
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Re: alte französische Reiseuhr--unbekannte Bildmarke

Beitrag von Corina »

Gerne!!...Ich lese auch private Nachrichten.
Hab ja schon Angst, zu antworten...denn ich weiß nicht, wo antworten aufhört und "small talk" anfängt...
Du kannst ja alles rausschmeißen, was als "labern" ausgelegt werden kann...kein Problem.. :P
karlo

Re: alte französische Reiseuhr--unbekannte Bildmarke

Beitrag von karlo »

Sieht sehr interessant aus.

Karlo
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soaringjoy
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Re: alte französische Reiseuhr--unbekannte Bildmarke

Beitrag von soaringjoy »

So.

Wunder kann hier niemand vollbringen, aber für ein bisschen
Zaubern reicht es gerade. ;)

Aus dem Ausland erreichte mich folgende, sinngemäße Nachricht:

"Carriage Clocks, Their History & Development" von Charles Allix:
"Millot - Paris, Brevete (Patent) gemeinsam mit Japy für Stunden-
und Viertelstundenrepitition bei Reiseuhren (1877)".

"Watchmakers & Clockmakers of the World 21 Century Edition" von
Brian Loomes (auch als der Baillie bekannt) erwähnt Millot für 1877.

Wie viele Pariser Uhrmacher, verwendete P. Millot (der Jüngere?)
Uhrenrohwerke von Japy, die er dann mit eigenen Komplikationen
und Gehäusen versah.

Unser Uhrenfreund schätzt das Gehäuse auch auf etwa diesen
Zeitraum ein, also grob 1860 - 1880.

Ich hoffe, das hilft Dir weiter.

Damit wäre mein Recherche-Part beendet... und wir können das Feld
den Uhrmachern überlassen.
Hilfreich wäre vermutlich, wenn Du näher auf die Schäden eingehen würdest.


J.
"tempus nostrum"
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Fritz
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Re: alte französische Reiseuhr--unbekannte Bildmarke

Beitrag von Fritz »

Hallo Corina,
egal auf wessen Tisch das schöne Stück letztendlich landet, zuerst solltest Du mal Bilder von den Problemzonen (der Uhr :!: ) hier einstellen.
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Corina
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Problemzonen meiner alten französische Reiseuhr

Beitrag von Corina »

Vielen Dank erstmal an Jürgen...jetzt habe ich eine Vorstellung wie alt das Stück ist und kann verstehen, dass das so einiges im Argen ist..abgesehen von der fachmännischen Art der Reparatur.
Problematisch ist vorerst nur 1 Zahnrad, welches kaputt, weil 1 Zahn fehlt. Die Uhr kann dadurch nicht gestellt werden, nicht schlagen..abgesehen davon, ob das reparierte Echappement seinen Dienst aufnehmen würde, allgemein funktionieren.
Ich lege Euch mal 1 Bild der vorderen Platine sowie ein Bild vom defekten Zahnrad bei.
Sonst habe ich vorerst nichts festgestellt..bin aber kein Fachmann, sondern nur Liebhaber..

viele Grüsse
Corina
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petsch
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Re: alte französische Reiseuhr--unbekannte Bildmarke

Beitrag von petsch »

Hallo Corina
und willkommen im Forum. Eine schöne Reiseuhr stellst Du uns da vor. Und sogar noch mit dem Transportgehäuse.

Ich weiß nicht, ob Du Dich schon vorher mit Reiseuhren beschäftigt hast. Wenn ja, dann schreibe ich vielleicht nicht viel Neues.

Die Reiseuhren wurden in verschiedenen Gehäusen gebaut. Die feineren Uhren der besseren Hersteller waren oft in "gorge" Gehäusen. Die gab es etwa seit den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts. Das Gehäuse Deiner Reiseuhr nennt sich "canelée". Das ist eine etwas vereinfachte Form des Gorge Gehäuses. Canelée gibt es etwa seit den 80er Jahren, ist also wahrscheinlich leicht jünger als bisher geschätzt.
Alle guten Carriageclockhersteller, wie z.B. Droucort, Jacot oder Margaine benutzen oft Gorge oder später auch Canelée - Gehäuse. Sie sind auch meine Favoriten.

Im "Allix" ist die Marke nicht zu finden, aber, wie auch Jürgens amerikanischer Freund herausgefunden hat, ist dort ein Millot in Verbindung mit Japy vermerkt. Millot aber leider ohne Vornamen und nur mit einer Jahreszahl, nämlich 1877.
Obwohl fast alle Hersteller von Reiseuhren und ihre Zeichen im "Allix" festgehalten sind, ist das Zeichen P.M. leider nicht drin.
Da auf Deiner Uhr P. Millot steht, denke ich, dass das Zeichen P.M. mit Anker für diesen Millot steht.

So wie ich das sehe, hat Deine Uhr einen Viertelstundenschlag. Das Auslöserad des Schlagwerkes sieht zwar böse aus, aber ich denke, das kann repariert werden. Wahrscheinlich hat mal jemand versucht die Uhr mit Gewalt rückwärts zu stellen und das Rad ist am Auslösehebel blockiert gewesen. Näheres wird der Uhrmacher feststellen. Die Viertelstundenschlagwerke von Reiseuhren (in Verbindung mit der Repetition) sind nicht ganz ohne, so dass der Uhrmacher über eine gewisse Erfahrung damit verfügen sollte, falls das Schlagwerk nicht richtig funktioniert (oder er muss Lust und die Fähigkeit haben, sich in die Technik hereinzudenken). Ich habe nämlich schon oft hingebogene oder hingedängelte Schlagwerksteile bei diesen Viertelstundenschlägern gesehen, weil man den Ablauf der Repetition anders nicht wieder hinbekommen hat.

Ich wünsche jedenfalls viel Erfolg bei der Reparatur, es lohnt sich.

Gruß
Peter

PS: Ich sehe gerade, das defekte Rad ist nicht das Auslöserad des Schlagwerkes, sondern es regelt die Schlagfolge.
Falls Du Dich spezieller mit Taschenuhren beschäftigen möchtest, besuch doch auch das pocketwatchforum :
http://forum.pocketwatch.ch/
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Typ1-2-3
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Re: alte französische Reiseuhr--unbekannte Bildmarke

Beitrag von Typ1-2-3 »

Zähne nachmachen ist an sich kein Problem, wenn es nur ein Zahn oder einige wenige sind. Viel wichtiger ist es, die Uhr nicht einfach auseinanderzureißen, sondern sich vorher so viele Fotos wie möglich zu machen. Denn die Mechanik ist schon einigermaßen komplex, und da sollte man vorher schon einige Blicke draufwerfen. Sonst hat man später beim Zusammenbau nur Ärger.

Irgendwas war noch mit dem Echappement? Wenn es nur das Zahnrad ist, kannst Du mir das zusenden, und ich mache Dir den Zahnarzt.

Frank

PS: Das ist eine sehr schöne Uhr und würde mir auch ganz doll gefallen. Besonders, weil an der Uhr offensichtlich noch das alte Echappement vorhanden ist. Das ist nicht immer so, oftmals wurden gerade die ersetzt, weil vielleicht irgendwann mal jemand unqualifiziert da herumgebastelt hat.
Bevor Du da was drohst kaputt zu machen, kontaktriere mich bitte.

Frank
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Corina
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Re: alte französische Reiseuhr--unbekannte Bildmarke

Beitrag von Corina »

Hallo Frank,
vielen Dank für das Angebot. Ich bin aber am Überlegen, ob es wirklich sinnvoll ist, nur den Zahn einzusetzen. In Natura sieht das Rad echt schlecht aus, da ja auch schon mal 3 Zähne eingesetzt wurden. Ich tendiere eher dazu, dass sich vielleicht jemand findet, der ein komplett neues anfertigen könnte ( also nur das Rad, die Welle ist m.E. okay). Keine Bange, ich gehe sehr vorsichtig mit der Uhr um, Reparaturen beschränken sich bei mir aufs Ersetzen von Zugfedern.
Bin auch noch im Besitz einer anderen ( Drocourt ), die ich gereinigt und auch wieder zusammengebaut habe. Funktioniert prima..habe ne gute digicam..*lach*..Da ich sie aber bestimmt 5x zusammengebaut habe, ehe die Hammerhebel richtig lagen ( das ist ne Sch...arbeit..gibts da nen Trick??) weiß ich auch ohne pics, wo was hinkommt.Gut, für die vielen Federchen brauch ich noch ne Numerierung. Habe in meiner frühesten Jugend mal Schlosser gelernt..leider fehlt mir der Maschinenpark, um etwas anfertigen zu können..will ich auch nicht..aber mechanisches Grundwissen ist also noch bisserl vorhanden..*lach*
Eine Frage an die Experten..die Schrauben wurden alle nachträglich gebläut...aber eben gefärbt ( nicht durch Hitze sondern brüniert). Waren die Schrauben früher, also zur Herstellungszeit, überhaupt gebläut??? Ich persönlich finde diese kitschblauen Teile schrecklich und mach das runter, dann werden sie poliert. Gong darf natürlich blau bleiben...oder muß es da auch runter?
liebe Grüsse
corina
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soaringjoy
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Re: alte französische Reiseuhr--unbekannte Bildmarke

Beitrag von soaringjoy »

Ja, es gibt einen Trick, um die Hebezungen der Schlaghämmer
in die richtige Position zu bringen:

Insofern sich das Stern- / Hebnägelrad nicht auf der Welle
drehen lässt - und das nehme ich bei Deinem Uhrwerk an -
hier der Trick:

Platine auf - Eingriff verändern - Platine zu - probieren.
Das machst Du, bis es stimmt.
Ein sehr "einfacher" Trick also.... :D

Manchmal braucht man eben Nerven wie Drahtseile.

J.
"tempus nostrum"
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Corina
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Re: alte französische Reiseuhr--unbekannte Bildmarke

Beitrag von Corina »

Manchmal braucht man eben Nerven wie Drahtseile....wem sagst Du das...und eine Engelsgeduld...

Ich hab nen anderen Trick probiert...ich "klebe" die Dinger mit Rodico in der Position fest...klappt aber eben nicht 100%ig.. ;)
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