Kapitel 1: Der geniale Erfinder.
Es war einmal ein genialer Erfinder um 1915, der hatte eine prächtige Idee. Er wollte eine elektrische Uhr bauen, die man niemals aufziehen musste.

Dazu nahm er ein Pendulenuhrwerk, bevor es endgültig fertig war, ein Zifferblatt, welches noch keine Löcher für die Aufzugschlüssel hatte und einen handgefertigten Elektromotor. Beim Pendulenuhrwerk sägte er einige Teile ab, die bisher die Federhäuser hielten.

Stattdessen baute er an diesen Platz einen frühen, handgefertigten Elektromotor ein. Dazu feilte er von diesem Motor die Teile ab, die ihn störten und befestigte ihn sehr sorgfältig und leicht verschiebbar im Uhrwerk, so dass der Motor das Schlagwerk antrieb. Er baute alle Schlagwerkräder aus und ersetzte sie durch 2 Räder, die alle Aufgaben übernahmen. Auch von den anderen Rädern entfernte er viele, weil er sie nicht mehr brauchte.

Die Schlagwerksteuerung baute er neu, weil er damit den Motor ein- und ausschalten wollte.

Gleichzeitig sollte das Schlagwerk das Gehwerk aufziehen. Dazu setzte er in die Uhr eine wirklich winzige Feder ein, einfach aus Draht.

Damit diese nicht kaputt ging, baute er eine Rutschkupplung ein, die das verhinderte.

Er arbeitete und rechnete so sorgfältig, dass diese Rutschkupplung beim normalen Schlagen der Uhr kaum verwendet wurde, in 12 Stunden rutschte sie nur 1/10 Umdrehung. Dadurch sollte sie lange halten.
Vom ursprünglichen Werk verwendete der geniale Erfinder nur noch die Platten, 3 Zahnräder, den Anker, außerdem das Wechselgetriebe. Alles andere baute er selbst.
Das Zifferblatt beschrieb er sehr sorgfältig mit Tinte und verkaufte die Uhr an einen Händler in Lyon.
Dieser verkaufte diese Uhr an einen stolzen Besitzer, der sich lange Zeit daran freuen konnte, die Uhr nie mehr aufziehen zu müssen. Sie stand gut gepflegt und von allen bewundert in einem herrlichen Salon und schlug jede Stunde die richtigen Schläge auf eine feine Glocke. Und zur halben Stunde einmal dazu.
Kapitel 2: Der Pfuscher
Doch eines Tages blieb die Uhr stehen. Auch mit einer neuen Batterie konnte man nichts mehr machen. Ein guter Uhrmacher hätte die Uhr wieder repariert. Leider geriet die Uhr an einen Pfuscher, der nichts von der genialen Konstruktion verstand. Vor allen Dingen verstand er nicht, dass der Motor nicht mehr magnetisch genug war und daher neu magnetisiert werden musste. Der Motor war schlapp geworden und schaffte seine Arbeit nicht mehr. Und so änderte der Pfuscher alles an der Uhr. Auf diese Weise baute er ein Dutzend Fehler in die Uhr ein.
Er beschädigte die Spule im Motor, so dass der Motor nicht mehr mit der alten Batterie laufen konnte.

Daher baute der Pfuscher die alte Batterie im Fuß der Uhr aus und ersetzte sie durch eine größere Batterie. Dazu sägte er an der alten Batteriehalterung im Fuß der Uhr herum, um Platz zu schaffen. Er vergrößerte die Spannung um (mehr als) das Doppelte. Die Batteriehalterung bastelte er aus einigen Plastikteilen und einer Blechdose, in der Zigarillos waren.
Da die Uhr immer noch nicht lief, brauchte er mehr Kraft. Daher ersetzte er die feine Drahtfeder für das Uhrwerk durch 2 Drahtfedern.
Weil er meinte, der Fehler läge an der Brocothemmung, ersetzte er die Stifte durch dickere Stifte.
Weil das immer noch nicht half, baute er die Schlagwerksteuerung um: Er verbog den Rechen und lötete an einen Hebel ein Stück Lötzinn.

Da dann die Uhr nicht mehr richtig schlug, baute er einfach den Schlagwerkhammer aus. Jetzt schlug die Uhr zu jeder halben und vollen Stunde immer 12 Uhr. So wurde die Uhr immer voll aufgezogen, und die Kupplung musste hart arbeiten, damit die Feder nicht überlastet wurde. Aber das merkte keiner, denn der Hammer fehlte ja.
Damit die Uhr noch mehr Kraft bekam, verbog er die Kupplung, die daraufhin verschliss.
Außerdem ersetzte er das Zeigerfutter des Zeigers, der daraufhin die Uhr immer um 5 Minuten später schlagen ließ. Das war aber egal, weil der Hammer der Glocke weg war. Und weil er es besonders gut meinte, hämmerte er das Zeigerfutter so fest, dass man es nicht mehr verstellen konnte.
Er ersetzte auch das Zeigerfutter des Stundenzeigers, der daraufhin das Stundenrohr so fest klemmte, dass sich das Minutenrohr im Stundenrohr nur sehr schwer bewegte. Weil die Uhr aber so viel Kraft hatte, merkte der Pfuscher das nicht.
Die Uhr kam zum stolzen Besitzer zurück, der aber nicht lange Freude daran hatte. Denn Motor, Feder und Kupplung mussten hart arbeiten und Überstunden machen, ohne dafür gut gepflegt zu werden.
Kapitel 3: Ganz unten
Der einst stolze Besitzer warf die Uhr in die Ecke, und so bekam sie einige Macken, außerdem verlor sie ihre ursprüngliche Pendelstange.
Warum die Uhr nicht vollständig weggeworfen wurde, weiß man nicht. Die traurige Uhr hatte aber Glück, weil ihr Gesicht nicht beschädigt wurde. Das Emailzifferblatt blieb heile.
So landete sie bei einem Kaufmann, der sie von Markt zu Markt schleppte. Und sie wurde dort nicht besser. Jeder sah das hässliche Entlein, aber viele merkten, dass es doch etwas Besonderes war. Keiner wollte sie erretten. Denn der Kaufmann wollte viele Goldstücke dafür. Außerdem sah jeder, dass diese Sache ein hartes Stück Arbeit würde, die wirklich alte Uhr wieder zu erwecken.
Kapitel 4: Die Rettung
Da kam ein Sammler zu dem Kaufmann und wollte die Uhr haben. Er handelte den Preis herunter, denn der Kaufmann hatte die Uhr schon lange mitgenommen, ohne dass sie jemand haben wollte.
Die Uhr sah wirklich sehr mitgenommen aus.

Das Messing ganz matt und hässlich angelaufen, das Pendel flog in der Uhr herum, Kabel wanden sich wie Schlangen in der Uhr.
So wurde sie erst einmal zerlegt. Und es wurde geschaut, was alles zu retten war, und was ersetzt werden musste. Es waren noch fast alle Teile da, und das Vorhandene war rettbar, bis auf 2 Teile.
Zunächst wurde die Schlagwerksteuerung wieder zurechtgebogen, so dass die Uhr wieder richtig zählen konnte. Das war ein hartes Stück Arbeit, denn der geniale Erfinder hat alles anders gebaut, als das die nicht so genialen Uhrmacher seiner Zeit entworfen hatten. So hat die Uhr kein Anlaufrad, der den Rechen hoch transportieren kann. Diese Arbeit musste dann die Hammerwelle erledigen. Damit man auch merkte, dass die Uhr wieder richtig zählen konnte, baute der Sammler einen neuen Hammer und setzte ihn ein.
Der Motor musste repariert werden. Dazu nahm der Sammler ein kleines Stück Draht und lötete die zerbrochene Spule wieder zusammen.

Außerdem befestigte er lose Spulenstücke richtig. Zum Schluss brachte er wieder magnetische Kraft in den Motor, damit er ohne zu harte Arbeit seine Aufgabe erledigen konnte.
Die alte Feder, die nicht in die Uhr gehörte und viel zu stark war, wurde durch ein passendes Teil ersetzt. Außerdem wurde die Kupplung repariert, so dass sie nicht mehr zu hart arbeiten musste.
Die Stifte der Hemmung wurden neu ausgerechnet und leicht verbessert wieder eingebaut, so dass das Pendel schön schwingen konnte.
Das Gehäuse wurde schön poliert, so dass die alte Uhr wieder schon und stolz die Uhrzeit anzeigen konnte. Auch das Pendel wurde poliert, die Pendelstange durch ein passendes Teil ersetzt.
Die rostigen Zeiger der Uhr wurden wieder nett gebläut, und damit die Uhr zur richtigen Zeit schlägt, wurde auch ein Zeigerfutter ersetzt. Außerdem wurde genug Platz geschaffen, dass sich alles leicht drehen konnte. So kann die prächtige Uhr die Zeit wieder richtig anzeigen.
Außerdem ersetzte der Sammler das viel zu große Batteriefach durch ein passendes Teil, so dass der Motor nicht zu viel Spannung bekam und in Ruhe das Schlagwerk antreiben konnte.
Jetzt läuft die Uhr wieder und zeigt an einem netten Platz stolz die richtige Uhrzeit an.

Und wenn Sammler und Uhr nicht gestorben sind, leben sie heute noch zusammen...