ich habe mir (bzw. meinen Kindern) eine Kuckucksuhr Jahrgang ca 1890 in Fundzustand gekauft und möchte sie gerne restaurieren. Dazu wollte ich erst einmal das Uhrwerk aus dem Gehäuse nehmen und beide Teile schön reinigen. Aber da fängt das Problem schon an (...und Ihr erkennt, dass das meine erste Uhrenrestaurierung ist...): kann mir wer einen Tipp geben, wie ich den Stundenzeiger aus Bein von der Hohlwelle bekomme? Ist der draufgeklemmt oder muss er mit der Hohlwelle abgenommen werden?
Normalerweise sind Stundenzeiger immer so draufgeschoben, dass er hält, also müsstest du ihn vorsichtig aber doch mit Kraft von der Welle nach oben abziehen können.
"'S muss a Blede geb'n, aber 's werden hoit ollawei mehrad!" - Meister Eder
Erst mal herzlich willkommen hier im Uhrenforum. Wir werden versuchen, Dir zu helfen. Manchmal ist es auch sinnvoll, unter der Suche im Forum zu stöbern, denn viele Fragen sind schon (mehrfach) beantwortet worden. Der Vorteil: Die Antwort gibt es dann sofort. Dazu kommt:
Bilder würden helfen! Ohne das keine Hilfe, leider!
Ich kann es aber trotzdem mal versuchen: Da gibt es mehrere Versionen, besonders bei alten Uhren, auch aus dem Schwarzwald. Bei neueren ist der Stundenzeiger nur aufgesteckt, manchmal aber auch recht feste. Bei Zeigern aus Bein (weiß) sollte man aber vorsichtig sein, denn sie brechen gerne ab. Bei alten Uhren ist er manchmal mit einer Splintscheibe versplintet. Dann ist aber oben auf dem Stundenrohr ein Vier- oder Mehrkant zu sehen. Daher besser mit Bildern.
Danke für Eure schnelle Hilfe!!! Der Zeiger ist jetzt ab, und er saß tatsächlich sehr fest und war nicht versplintet...
Anbei ein paar Bilder des guten Stücks. Ich habe schon mehrere Millimeter Staubschicht abgepinselt...
Bevor ich jetzt was zum Reinigen und Ölen frage, suche ich erstmal im Forum. Allerdings eine andere Frage: die Uhr hatte weder Pendel noch Gewichte. Habt Ihr einen Tipp, welches Gewicht die Gewichte haben müssten, wie lang das Pendel sein müsste und wo ich nach so etwas suchen kann?
Viele Grüße
Butzel
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Das Gewicht pro Stück kann entweder 275g, 500g, 750g oder gar 1000g betragen, wobei ich eher die goldene Mitte schätzen würde.
Das Pendel müsste ca. 17-20cm haben (+/-).
Mit der Pendelscheibe müsstest du allerdings schau'n welches Gewicht die haben muss, das weiß ich nicht.
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Bist Du sicher, dass Du das Werk auseinander und zusamen bekommst ohne Teile uebrig zu haben?
Bei diesen Werken braucht man 3 Haende und ein Beissholz.
an Kuckucksuhrwerken ist ein wenig mehr zu beachten, als an Uhrwerken mit Schloßscheibe und 1/2 stdl. Schlag:
Zum einen wurde in diesen Werken viel mit Draht gearbeitet - Schaukel, Pendelführung, Pendelverlängerung, Hebedrähte, Hebelfedern.
Draht verschleisst im Vergleich zu Federstahl wesentlich schneller, ist weicher und dadurch aus recht anfällig gegen Verformung. Manche Drähte waren aus guter Qualität, manche sind so weich, daß sie sich bei normalem Gang der Uhr verbiegen...
Auch muß bedacht werden, daß der Kuckuck einen Funktionsablauf hat - also Schlag, Kuckucksruf - in welcher Reihenfolge auch immer, aber besser ist:
Vor der Zerlegung prüfen, wie es war, als hinter mühsam durch Probieren herausfinden zu wollen, sollen oder müssen...
Die Ruferzeugung kann nicht erzwungen werden - die Pfeifen müssen leichtgängig, ohne Luftverlust arbeiten - und arbeiten können:
Verbogene oder schwergängige (hakelnde) Hebedrähte, Komplikationen an der Kuckucksfunktion (Türöffnung, Schnabel/Flügel/Nickbewegung) können den Rufablauf stören bzw. stoppen lassen.
Es wäre also durchaus sehr angebracht, sich auch diesen Ablauf genau zu verinnerlichen - und zu notieren.
Am Gehwerk selbst können abgenutzte Drähte einige Störungen am Gang verursachen, die sich auch im spontanten Stehenbleiben äußern können, also nicht unbedingt regelmäßiger Störungsnatur sein müssen.
Es wäre m.E. durchaus leichter (und auch für die Umgebung erträglicher!), erst an einfachereren Werken erste Erfahrungen zu sammeln, als sich gleich an einer Kuckucksuhr zu versuchen.
Mich beschäftigt aber noch eine ganz andere Frage:
Wieso eigentlich möchtest Du das Werk unbedingt selbst instandsetzen wollen bzw. können? Wie kamst Du auf diese Idee?
Ich meine, so ganz ohne Erfahrung? An einem Auto würde das doch auch keiner tun...
Um mich nicht falsch zu verstehen: Ich denke, es gibt Dinge, die kann und sollte man nicht tun bzw. versuchen, wenn man wenig bis keine Ahnung davon hat und vermutlich auch weder das passende Werkzeug, noch die nötigen Helfer vor Ort hat.
Erst recht nicht, wenn man mehr als nur ein paar angeleitete Handgriffe in fachlicher Direktbegleitung daran ausführen muß (z.B. abbürsten, neu verleimen, abschleifen, beizen, wachsen bzw. lackieren).
An solch einer Uhr ist mehr zu tun, als sie in den Geschirrspüler zu legen, sie danach mit Nähmschinenöl einzuölen und dann wieder an die Wand zu hängen, sich so nebenbei bei ebay noch ein paar Zubehörteile zu kaufen und dann den großen Erfolg feiern zu können.
Warum ich dies so deutlich schreibe: Ich bin überrascht, daß so viele Menschen glauben, 'einfach mal so' ein Uhrwerk (noch dazu ein kompliziertes, wie das einer Kuckucksuhr) ganz ohne Fachwissen und Erfahrung reparieren zu wollen - und glauben, dies auch erfolgreich tun zu können.
Oft genug enden solche Versuche mit verdorbenen Uhren und verlorener Freude am eigentlich schönen Stück. Von möglichen Verletzung gar nicht erst zu reden.
Wenn es der Anfang eines Hobbys sein soll / werden soll: Übe zunächst an einfacheren Stücken, und lies entsprechende Fachliteratur. Nötiges Werkzeug für die einzelnen Arbeiten an Uhren wirst Du Dir dafür sicherlich auch zulegen müssen.
Wenn es nur um die Instandsetzung dieser einen Uhr gehen soll: Such Dir einen Uhrmacher, der Dir das Werk gut aufarbeitet - und verewige Dich am Aufbereiten des Gehäuses und der Komplettierung der Uhr (Pendel suchen, alte, dazu passende Gewichte besorgen usw.).
Was dabei zu beachten ist, lasst sich im Detail erst sicher sagen, wenn das Werk wieder funktionsfähig / überarbeitet ist. Erst dann kann man testen, welches Gewicht für beide Antriebe geeignet ist, und wie lang das Pendel dementsprechend wirklich sein sollte.
Also erst einmal vielen Dank für Eure schnellen Antworten und die Links. Ich fühle mich auf jeden Fall schon einmal nett aufgenommen bei Euch! Auch wenn ich Einsteiger bin...
Aber ich nehme den Rat von Walter durchaus ernst. Natürlich muss man sich immer die Frage stellen, was man sich als Einsteiger zutrauen kann und was besser nicht. Ist ja auch eine Frage, was man sonst schon an technischen Erfahrungen mitbringt. Ich denke, ich frage erst einmal bei "meiner" Uhrmacherin nach, was eine Revision kosten würde, das ist ja letztendlich auch etwas, was man berücksichtigen muss.
Und dann noch eine Frage, mit der ich mich gnadenlos als Einsteiger oute: Haltet Ihr die Uhr für erhaltenswert oder entspringt sie der frühen Massenproduktion?