Herstellung einer Pendelfeder

Funktion, Ratschlaege, Fragen,.....
Forumsregeln
Falls hier theoretische Hilfen angeboten werden, so sollen und können sie keinen Uhrmacher ersetzen. Sie sind ohne jede Garantie oder Gewähr und jeder muss selbst wissen, was er sich zutrauen kann und dass man mit einem Selbstversuch evtl. leichtfertig die Uhr zerstören könnte. Vor allen Dingen wertvolle Uhren gehören in die Hand eines Fachmanns. Vielleicht sogar eines Fachmanns hier aus dem Forum. Laien sollten unbedingt den oben angepinnten Hinweis über Uhrenfedern lesen.
Antworten
Benutzeravatar
Typ1-2-3
Beiträge: 1285
Registriert: So 22. Aug 2010, 19:10

Herstellung einer Pendelfeder

Beitrag von Typ1-2-3 »

Meistens kann man Pendelfedern einfach kaufen und einsetzen. Es gibt allerdings Fälle, in denen käufliche Pendelfedern einfach nicht passen. Und dann muss man ans Werk gehen und die eigentlich banalen Teile selbst herstellen.

In diesem Fall geht es um eine hochwertige Uhr, bei der die Pendelfeder fehlte. Der Ausschnitt für die Feder in der Federhalterung und der Pendelstange betrug 3,5mm, also viel mehr als bei handelsüblichen Federn (so gegen 1mm). Ein Beilegen mit Unterlegscheiben kam bei dieser hochwertigen Uhr nicht infrage. Außerdem ist das Pendel dieser Halbsekundenuhr äußerst schwer, mehrere Kilogramm.

Im Netz gab es eine originale Uhr, bei der die Pendelfeder mit der Halterung abgebildet war, und so konnten anhand der Abbildung und einer einfachen Verhältnisgleichung die Maße der Messinghalterung ermittelt werden. Die Stärke war mit jeweils 3,5mm gegeben, die Breite war 12mm, die Höhe jeweils 10mm. Aufgrund des Gewichts der Pendellinse habe ich eine Pendelfederdicke von 0,12mm gewählt, also ziemlich stark.

Es wurde Messing gewählt, welches zusammen mit einer Pendelfederstärke eine Dicke von 3,5mm ergab. Dazu musste ein Messingblech plan abgedreht werden, bis sich die passende Stärke ergab. 2 Stücke wurden maßgenau rechteckig ausgesägt und -gefeilt. Anschließend wurden die Bohrungen für die Verschraubung angezeichnet. Weil sich die Anrisslinien schlecht auf dem Messing abzeichnen, habe ich die Platten mit Edding geschwärzt und anschließend angerissen.

Bild

Nach dem Bohren und der Anfertigung der Gegenplatten wurden Gewinde (M1,6) geschnitten, die Schraubenköpfe versenkt und die jeweiligen Messingstücke fertiggestellt.

Bild

Um alles richtig zuordnen zu können, bekamen die Messingstücke Markierungsbohrungen. Übrigens wie im Original, also war das auch keine Maschinenfertigung.

Das Pendelfederblech wurde ähnlich wie das Messing geschwärzt und angerissen

Bild

und anschließend mit einer normalen Schere ausgeschnitten. Die gute Schneiderschere sollte man natürlich nicht nehmen, mit einer normalen Schere geht das aber sehr gut, besser als mit einer Säge oder Blechschere.

Das anschließende Lochen muss sehr präzise erfolgen, dazu gehört auch das Entgraten der Löcher. Besonderes Augenmerk muss man darauf legen, dass die Löcher beider Pendelfederstreifen genau fluchten.

Bild

Anschließend wird alles montiert, und die Pendelfeder ist fertig.

Bild

Frank
KleineSekunde
Moderator
Beiträge: 1281
Registriert: Fr 20. Aug 2010, 22:02

Re: Herstellung einer Pendelfeder

Beitrag von KleineSekunde »

Hallo Frank,

vielen Dank für diesen sehr schönen Bericht!
Typ1-2-3 hat geschrieben:...und anschließend mit einer normalen Schere ausgeschnitten.
Federblech selber zu schneiden habe ich noch nie ausprobiert, aber stellen sich dann nicht Grate / Materialumbrüche im Federblech auf, die anschließend "versäubert" / abgeschliffen werden müssten? Bei meinen Schneideversuchen mit dickeren Blechen war dies der Fall aber eventuell geschieht dies bei der angegebenen Dicke nicht oder es fällt nicht ins Gewicht.

Vielen Dank!

Schöne Grüße

Guido / KleineSekunde
Benutzeravatar
wahli76
Beiträge: 399
Registriert: Di 17. Jan 2012, 13:08
Wohnort: bei München

Re: Herstellung einer Pendelfeder

Beitrag von wahli76 »

Hallo Frank,

das Ergebnis sieht gut aus! Die Löcher in die Federbleche hast du ja perfekt positioniert. Hast du dir da eine Vorrichtung gebaut?

Kannst du noch etwas dazu sagen wie du die Löcher in die Federbleche gestanzt hast? Auf einem Foto sieht es so aus als hätte sich da ein Grat gebildet und da hätte ich dieselben Bedenken wie Guido.

Hast du die Kanten der Federbleche noch nachgearbeitet, geschliffen etc.?

Viele Grüße

Kurt
Benutzeravatar
Typ1-2-3
Beiträge: 1285
Registriert: So 22. Aug 2010, 19:10

Re: Herstellung einer Pendelfeder

Beitrag von Typ1-2-3 »

Die Grate an den Löchern habe ich vor der Montage noch verschliffen, denn da hätte ich auch Bedenken. Dazu ist ein Diamantfräser ganz gut geeignet, obwohl an sich Diamant für die Stahlbearbeitung nicht das Richtige ist. Die Arbeitstemperaturen sind aber dabei so gering, dass man nicht mit hohem Verschleiß des Diamanten rechnen muss.

Die geraden Schnitte sind wirklich sehr sauber. Man könnte sie noch nacharbeiten, das scheint aber nicht notwendig zu sein. Die Schere muss aber dazu schon gut schneiden, eine alte, schartige Schere ist da wirklich nicht geeignet.

Frank
Antworten