Reinigung eines Großuhrwerkes

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Falls hier theoretische Hilfen angeboten werden, so sollen und können sie keinen Uhrmacher ersetzen. Sie sind ohne jede Garantie oder Gewähr und jeder muss selbst wissen, was er sich zutrauen kann und dass man mit einem Selbstversuch evtl. leichtfertig die Uhr zerstören könnte. Vor allen Dingen wertvolle Uhren gehören in die Hand eines Fachmanns. Vielleicht sogar eines Fachmanns hier aus dem Forum. Laien sollten unbedingt den oben angepinnten Hinweis über Uhrenfedern lesen.
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gegensatz
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Reinigung eines Großuhrwerkes

Beitrag von gegensatz »

Hallo Uhrenfreunde,

ich gehöre eigentlich mehr zu den Lesern im Forum (zu dem Thema gab es mal einen Beitrag hier. Da die Gelegenheit gerade aber gut paßt, möchte ich heute auch einen Beitrag zur Reinigung eines Großuhrwerkes hier im Forum einstellen und einige Arbeiten bei der Reinigung eines Uhrwerkes mit 4/4-Schlag (Grande Sonnerie) vorstellen. Nachdem mir einmal bei der Reinigung eines Uhrwerkes mit Halbstundenschlag eine Aufzugsfeder herausgesprungen ist und ein Zahnrad auf Nimmerwiedersehen verschwunden ist (habe hierzu auch einen Beitrag eingestellt), hatte ich eigentlich die Nase voll von den österr. Uhrwerken. Obwohl ich schon sehr viele franz. Pendulenwerke zerlegt und gereinigt habe, traute ich mich einfach nicht über die Österreicherwerke. Obwohl ich nur Sammler und Hobbyschrauber bin, nagte dieser Zustand an mir und ich entschloß mich dies zu ändern. Kurzerhand habe ich mir in der Bucht ein günstiges 4/4-Uhrwerk gekauft, mit dem Ziel, diese Uhrwerke besser kennenzulernen, die einzelnen Funktionen zu verstehen und nicht zuletzt das Zerlegen und den Zusammenbau zu üben. Jetzt werden sich die Profis fragen, warum ich nicht mit einen Halbstundenwerk zu üben beginne, sondern mit dem wesentlich komplizierteren 4/4-Uhrwerk. Ganz einfach, ich wollte wissen, ob ich es schaffe oder nicht.

So sah das Werk vor der Reinigung aus. Halb- u. Viertelstundenschlag funktionierten nicht, das Werk war verschmutzt und angerostet, eine Feder rutschte durch, die Schrauben der Federhäuser waren ausgeleiert und einige Teile fehlten.
$_571.JPG (1).JPG
$_571.JPG (2).JPG
$_571.JPG (3).JPG
$_571.JPG (4).JPG
Und nun war das Zerlegen dran. Zuerst die Teile der Vorder- u. Rückseite (vor allem die Federn komplett ablaufen lassen), dann die Zahnräder zwischen den Platinen. Jetzt sieht man nur noch die Platinen, die ausgebauten Federhäuser und die fein säuberlich sortierten Teile.
DSCF1694.JPG
DSCF1695.JPG
DSCF1714.JPG
DSCF1717.JPG
DSCF1720.JPG
Anschließend erfolgte die Reinigung aller Teile im Ultraschall (danke an Christian und Silvia für die Reinigungstipps). Damit alle Teile wieder schön glänzen, kamen sie noch in die Towalisierungsmaschine und dann gut Trocknen, damit kein Rost ansetzt.

Der nächste Schritt war der Zusammenbau der diversen Rädchen und Teile, die zwischen den Platinen sitzen. Ich gebe zu, daß es beim ersten Versuch nicht geklappt hat, aber mit der Zeit hat man dann den Bogen raus und es geht dann doch relativ zügig. Für den Zusammenbau habe ich mir viele Bilder gemacht und ein zweites Werk mit 4/4-Schlag als Vorlage hat mir dann geholfen, den Stunden- u. Viertelstundenschlag richtig einzustellen. Die Hebel der beiden Schlagwerke waren leicht verbogen - durch vorsichtiges Biegen und unter Vorlage des zweiten Werkes funktionieren sie nun wieder.

Nun zum Schluß: so sieht das Werk nach der Generalreinigung, dem Zusammenbau und etwas Ölen dann aus:
DSCF1729.JPG
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DSCF1737.JPG
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DSCF1744.JPG
DSCF1745.JPG
Nun bin ich fast am Ende meines Beitrages. Ich bin froh, daß trotz meiner anfänglichen Bedenken alles so gut geklappt hat und das Wichtigste dabei ist, daß das Werk wieder einwandfrei läuft und schlägt. Ich selbst habe viel dabei gelernt und ich hoffe, daß es für Euch auch interessant war.

Zum Schluß noch eine Bitte an Euch: bei dem Werk fehlen mir originale Zeiger (ca. 6 cm und 7 cm? - Stunde u. Minute) und die originalen zwei Klöppel (habe momentan zwei andere angebracht, gehören aber nicht zum Werk).
Hat eventuell Jemand von Euch ein passendes Zeigerpaar und die passenden Klöppel in seinem Fundus? Wenn ja, bitte melden unter PN.

Viel Spaß beim Lesen und viele Grüsse

Norbert
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gegensatz
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Re: Reinigung eines Großuhrwerkes

Beitrag von gegensatz »

Hallo,

eine Bitte an die Forumsleitung: ich habe aus Versehen diesen Beitrag in "Allgemein-Bestimmungen-Alter-Hersteller usw." eingestellt. Ich wollte ihn eigentlich in "Technik und Reparatur" unterbringen, da er meiner Meinung nach hier auch hingehört.

Wäre es möglich, für mich den Beitrag in die richtige Kategorie zu verschieben?

Danke im voraus.

Norbert
KleineSekunde
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Re: Reinigung eines Großuhrwerkes

Beitrag von KleineSekunde »

Hallo Norbert,

vielen Dank für diesen sehr schön bebilderten Bericht!

Viel Spaß mit dem Uhrwerk!
gegensatz hat geschrieben:Wäre es möglich, für mich den Beitrag in die richtige Kategorie zu verschieben?
Klar, kein Problem. In dem ursprünglichen Forum gibt es noch einen Verweis auf die neue Kategorie.

Schöne Grüße

Guido / KleineSekunde
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Der_Stromer
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Re: Reinigung eines Großuhrwerkes

Beitrag von Der_Stromer »

Norbert,

Vielen Dank fürs Zeigen und Mitnehmen. Schönes Werk und gute Arbeit.
Hallo aus der Oberpfalz
Rolf-Dieter, der Stromer

http://www.rolf-dieter-reichert.de
winne
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Re: Reinigung eines Großuhrwerkes

Beitrag von winne »

Glückwunsch

Und Übung macht den Meister !!!

Gruß Winne
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gegensatz
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Registriert: Mo 21. Apr 2014, 00:09
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Re: Reinigung eines Großuhrwerkes

Beitrag von gegensatz »

Der_Stromer hat geschrieben:Norbert,

Vielen Dank fürs Zeigen und Mitnehmen. Schönes Werk und gute Arbeit.
Hallo Rolf-Dieter,

danke für Dein Lob. Du kennst vermutlich besser als ich das Problem, wenn man vor einem Uhrwerk sitzt und nicht weiß, ob und wie man es überhaupt hinbekommt. Um so mehr freut man sich dann, wenn es geklappt hat und wieder schön läuft.

Viele Grüsse

Norbert
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gegensatz
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Re: Reinigung eines Großuhrwerkes

Beitrag von gegensatz »

winne hat geschrieben:Glückwunsch

Und Übung macht den Meister !!!

Gruß Winne

Hallo Winne,

auch Dir vielen Dank. An dem Spruch ist wirklich etwas Wahres dran und wenn es dann auch noch Spaß macht, was will man noch mehr.

Viele Grüsse

Norbert
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