Reinigung und Reparatur eines Messinguhrwerkes

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Falls hier theoretische Hilfen angeboten werden, so sollen und können sie keinen Uhrmacher ersetzen. Sie sind ohne jede Garantie oder Gewähr und jeder muss selbst wissen, was er sich zutrauen kann und dass man mit einem Selbstversuch evtl. leichtfertig die Uhr zerstören könnte. Vor allen Dingen wertvolle Uhren gehören in die Hand eines Fachmanns. Vielleicht sogar eines Fachmanns hier aus dem Forum. Laien sollten unbedingt den oben angepinnten Hinweis über Uhrenfedern lesen.
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Horus
Beiträge: 16
Registriert: So 6. Apr 2014, 15:02

Reinigung und Reparatur eines Messinguhrwerkes

Beitrag von Horus »

hallo zusammen,
seit einiger zeit bin ich neu in euren forum und wie es so ist gibt es für anfänger viele fragen.nun eben zu meiner frage.
ich habe bereits viel über das reinigen von messinguhrwerken gelesen und sogar bereits ausprobiert,leider nicht mit dem
von mir gewünschten erfolg.auch in eurem forum bin ich zum thema nicht richtig fündig geworden oder hab es nicht gefunden.
ich wäre euch für einen hinweis dankbar welches reinigungsmittel man verwenden sollte damit es,wie so manch von euch vogestellten uhrwerk, wieder glänzt.der jetzige zustand ist,daß es zwar sauber aber nach wie vor oxydiert ist.
für eure bemühungen danke ich schon jetzt
m.f.g.
horus
Zuletzt geändert von petsch am Mo 28. Apr 2014, 20:19, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Titel geändert
KleineSekunde
Moderator
Beiträge: 1281
Registriert: Fr 20. Aug 2010, 22:02

Re: reinigen eines messinguhrwerkes

Beitrag von KleineSekunde »

Hallo Horus,

zunächst herzlich willkommen im DGC-Forum und viel Spaß und Erfolg hier.

Du sprichst ein interessantes Thema an, bei dem es wohl verschiedene Ansätze geben könnte: Meiner Meinung nach sollte "sauber" grundsätzlich durchaus reichen, wenn es sich nicht um ein von außen sichtbares Werk handelt (in dem Fall kämen natürlich optische Gesichtspunkte dazu). Dazu verwende ich in dem meisten Fällen nur Benzin und passende Putzhölzer, um zum Beispiel Lager gründlich zu reinigen. Falls keine weiteren Schäden vorhanden sind, sollte dies meiner Ansicht nach auch für einen weiteren zuverlässigen Betrieb reichen. Eine Oxidierung lässt sich auf Dauer wohl nicht zuverlässig vermeiden und stellt zudem auch eine gewisse "Passivierung" der Oberfläche dar.

Falls es aus optischen Gründen dann auch "glänzen" soll, hier gäbe es wohl verschiedenste Möglichkeiten: Reinigung mit entsprechenden professionellen Reinigungsflüssigkeiten, selbstgemischte Ansätze zum Beispiel auf Salmiak-Basis, mechanische oder manuelle Politur,...

Wirklich "spiegelblanke" und "makellose" Oberfächen werden sich meiner Meinung nach aber nur durch (leider aufwändige) manuelle Bearbeitung der Teile erzielen lassen.

Weitere Hinweise von anderen Teilnehmern folgen aber bestimmt und ich bin auch gespannt darauf! Ein eigenes Testen und Ausprobieren ist dann wohl angesagt, macht aber ja auch Spaß!

Viel Erfolg!

Schöne Grüße

Guido / KleineSekunde
walter der jüngere

Re: reinigen eines messinguhrwerkes

Beitrag von walter der jüngere »

Hallo,

prinzipiell hat Guido genau das beschrieben (Reinigen mit Benzin und Putzhölzern), was schon Jahrhunderte lang so gemacht wurde, um Uhrwerke zu reinigen.
Erst seit etwa 100 Jahren gibt es auch sog. Reinigungsapparate, in denen einzelne Uhrwerksteile gründlich und meist ohne weitere manuelle Arbeit gereinigt werden können.
Je nach dem, welches maschinelle Reinigungsverfahren angwendet wird, gibt es dazu verschiedene Mittel von verschiedenen Herstellern. Teils werden diese Mittel kalt, teils auch erwärmt angewendet.

Die Oxydschicht von Messingplatinen vollständig zu entfernen ist möglich, dazu gibt es einige einschlägig bekannte Putzmittel und Verfahren. Aber dabei ist grundsätzlich sehr darauf zu achten, daß die Lager und Ölsenkungen frei von derartigen Putzmitteln bleiben, bzw. wieder frei davon gemacht werden, bevor die Uhr montiert wird. Denn jedes darin verbliebene dieser Putz-/Poliermittel würde sonst Zapfen und Lager unweigerlich beschädigen.

Oxydation der Metalloberflächen und der Abrieb der Metalle im Lager führen zur Zersetzung / Herabsetzung der Schmierfähigkeit der jeweiligen Schmiermittel/Öle - und damit zu noch mehr Reibung und letztendlich zu erhöhtem Verschleiß.
Deshalb ist bei einer Reinigung nicht nur das alte Schmiermittel, sondern auch eine evtl. bestehtende Oxydschicht in den Lagern bzw. in den Ölsenkungen zu entfernen, aber eben auch die Rückstände, mit denen diese Entfernung vorgenommen wurde!

Aus technischer Sicht sehe ich persönlich keine zwingende Notwendigkeit, alle Platinen usw. vollflächig auf Hochglanz zu polieren bzw. zumindest die Oxydschicht vollflächig zu entfernen, aber aus optischen Gründen ist dies manchmal dennoch notwendig - z.B. bei von außen sichtbaren Werkpartien.

Eine sehr aufwendige und nicht zuletzt auch teure Methode der Oxydschichtverhinderung ist das Vergolden der Oberfläche. Um so wirksamer, je hochwertiger dies ausgeführt wurde.
Schön zu erkennen z.B. bei sehr alten Taschenuhren - was (noch) vergoldet ist, oxydiert kaum bzw. gar nicht.

Walter d. J.
Heinrich
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Registriert: So 13. Feb 2011, 20:18
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Re: reinigen eines messinguhrwerkes

Beitrag von Heinrich »

Guten Morgen,
wenn du das Hantieren mit Benzin scheust gibt es noch die bewährte Methode mit Seifenlauge: Mach dir in einem Topf 2-3 Liter (wegen der entstehenden schädlichen Kalkseife) möglichst weiches Wasser heiß (aber nicht kochen) und reibe einen halben Riegel Kernseife hinein. Wenn sich die Seife aufgelöst hat gib einen KRÄFTIGEN Schuß 25%igen Salmiakgeist dazu (das macht die Nase frei ;) ). In dieser Lauge kannst du die Uhrenteile zuerst einweichen und dann mit einer Bürste reinigen. Die Lager und Ölsenkungen reinigst du am besten mit einem Putzholz. Danach spülst du die Sachen gründlich mit klarem Wasser ab und lässt sie in harzfreien Sägespänen trocknen. Wenn du keine Sägespäne hast (im Goldschmiedebedarf gibt es aber sowas) legst du die Teile nach oberflächlicher Trocknung mit einem Haarfön für kurze Zeit in Spiritus, der das restliche Wasser aufnimmt. Danach nimm wieder den Fön, um den Spiritus zu entfernen. Vergewissere dich aber unbedingt vorher, daß in dem Werk keine Teile mit Schellack befestigt sind oder gar die Platinen mit Schellack überzogen sind, weil der Spiritus den Schellack auflöst.
Heinrich
Der liebe Gott gab uns die Zeit (von der Eile hat er nichts gesagt!).
Horus
Beiträge: 16
Registriert: So 6. Apr 2014, 15:02

Re: reinigen eines messinguhrwerkes

Beitrag von Horus »

hallo zusammen,
hätte nicht gedacht das ich so schnell eine antwort von euch bekomme,dafür erst mal danke.ich glaube ich werde den
vorschlag von heinrich umsetzen und damit etwas experimentieren denn ich habe mir heute früh eine ähnliche mixtur zusammengestellt und vier messingteile damit im us-bad versucht zu reinigen.das ergebnis ist aus meiner sicht genügend aber noch nicht zufriedenstellend da an bestimmten stellen immer noch oxyd vorhanden ist.evtl. war ja die angesetzte lösung
zu schwach angesetzt.also weiter experimentieren.
gruß
horus
walter der jüngere

Re: reinigen eines messinguhrwerkes

Beitrag von walter der jüngere »

Hallo,

bei Ultraschallbädern ist
- das Reinigungsmittel
- die Konzentration des Reinigungsmittels
- die Zeitdauer der Behandlung
- die zur Verfügung stehende Leistung des Utraschallgebers
- die angewandte Temperatur
entscheidend für den Erfolg.

Der Erfolg kann durch vorbereitende Maßnahmen (Vorreinigung) verbessert werden.

Manche dieser Ultraschallreinigungsbäder erfordern eine Nachbehandlung (konservierend, spülend etc.), aber das geht i.d.R. aus der Anleitung / Beipackzettel des Reinigungsmittels hervor.

Walter d. J.
Horus
Beiträge: 16
Registriert: So 6. Apr 2014, 15:02

Re: reinigen eines messinguhrwerkes

Beitrag von Horus »

hallo walter,
danke für deine antwort.was empfiehlst du zum konservieren?was meine reinigungslösung angeht,so besteht sie aus 9%iger
salmiaklösung(hatte ich noch im keller von meiner letzten möbelrestaurierung zu liegen),spülmittel und wasser.das mischungs-
verhältnis habe ich nach gutdünken gemixt.alles zusammen 250ml.mehr geht in mein us-bad nicht rein.ansonsten hat das us-bad auch noch eine eingebaute heizung.mediumtemperatur ca.30grad.
gruß
horus
walter der jüngere

Re: reinigen eines messinguhrwerkes

Beitrag von walter der jüngere »

Hallo,

ich bin kein wirklicher Freund von Ultraschallbädern, obwohl sie das Arbeiten durchaus sehr angenehm machen - besonders im Optikerbereich.

Mit derlei Mixturen und entsprechenen Rezepturen und deren Beurteilung kann ich also nicht weiterhelfen.

Als Konservierung für blanke Flächen gibt es einiges auf dem Markt; von Vergolden über Schellack bis Wachse und Autopolitur habe ich schon alles in Anwendung gesehen.

Walter d. J.
Horus
Beiträge: 16
Registriert: So 6. Apr 2014, 15:02

Re: reinigen eines messinguhrwerkes

Beitrag von Horus »

hallo walter,
danke für die info.leider habe ich nach dem reinigen und genaueren hinsehen zwei für mich größere probleme entdeckt.an zwei antriebsrädern fehlt einerseits ein stift und an dem anderen rad ist einer gebrochen.müssen also erneuert werden.
nun an dieser stelle mal an alle die frage, wie werden die neuen stifte in der messingradnabe wieder befestigt? die alten stifte,so sieht es jedenfalls aus,sind mit einem kleinen meißel links und rechts vom stift arretiert worden.kann mir einer von euch einen ratschlag geben?oder gibt es schon zum thema einen beitrag?
erst nach dem demontieren des uhrwerkes war zu erkennen das,daß werk einen schweren schaden erlitten haben muß.z.b. wurden an einem federhaus drei zähne erneuert(wurde gut gemacht), die eben erwähnten stifte der antriebsräder und die pendelfeder ist defekt was beim kauf nicht so schnell zu entdecken war.
gruß
horus
walter der jüngere

Re: reinigen eines messinguhrwerkes

Beitrag von walter der jüngere »

Hallo,

ohne Bilder kann wohl kaum jemand abschätzen, was da genau für ein Problem vorliegt und wie man das wohl am besten lösen kann.
Prinzipiell: Man kann Räder komplett - also Reif, Welle mit Trieb - neu anfertigen, man kann in vielen Fällen Triebe reparieren, gleiches gilt auch für den Radreif,, man kann auch Wellen bzw. deren Zapfen reparieren. Alles ist mit einem gewissen Risiko des Mißlingens verbunden, aber grundsätzlich ist so etwas meist machbar.

Am besten, Du postest aussagekräftige Bilder, dann sehen alle mehr von dem, was da los ist.
Und auch, in welchen wirtschaftlichen Dimensionen sich der Schaden bewegt, lässt sich dann eher abschätzen.
Am besten schreib auch etwas zu der Uhr an sich (mach am besten auch davon Bilder!) - vielleicht ergibt sich da auch noch ein ganz anderer Lösungsansatz.

Der Ersatz einer Pendelfeder ist wohl da das kleinere Problem, so etwas gibt es vergleichsweise günstig, oft sogar als Sortiment.

Walter d. J.
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