Jahresuhr Kieninger und Obergfell (KUNDO) Modell Junior 1976

[Der_Stromer]

Heute mal wieder eine Jahresuhr.

Tatsächlich, auch das war eine Uhr und soll wieder eine werden.

Kieninger und Obergfell, Platine 1381 (nach Terwilliger) aus 1976.

Als die Uhr bei mir ankam, gab es schon unheilvoll Geräusche aus dem Karton. Klirren und Klappern (der Transporteur hat eine Aufnahme des Schaden als Transportschaden abgelehnt, da die Verpackung absolut nicht ausreichend war). Nun hatte ich den Haufen Scherben mit Metallteilen „an der Backe“.

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Nach Rücksprache mit dem Besitzer dann die Vorgabe: Reparieren, wenn es geht.

Also Teile sortiert und dabei 3 Mal in den Finger geschnitten. Dann die Schadenaufnahme: Alles, was Glas war (4 Scheiben, eine mit Gravur und Phase) war noch gut für den Glascontainer. Das Drehpendel hat es förmlich zerlegt und dabei auch gleich richtig verbogen. Pendelfeder natürlich falsch und gerissen. Und der Schock: ALLE Lager der Uhr waren von einem PUNZMEISTER wahrlich VERPUNZT worden. Und zwar, damit man seine Arbeit auch richtig sieht, von der Außenseite der Platinen.

2435-Hintere-Platine-1381.JPG

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Eigentlich hätte ich hier ja neues Lagermessing einsetzen Können, die Spuren wären zwar noch sichtbar, aber immer noch besser, wie diese „Arbeit“. Einen Strich durch die Rechnung machte mir der Vorreparateur, er hatte auch das hintere Ankerlager so Verpunzt, dass da nicht mehr zu machen war.

Auch am Ziffernblatt ein Füßchen ab....

2488-Fuss-ausgerissen.JPG

Eine Lösung nahte aus USA: Dort gibt es eine Firma, die noch Ersatzteile für Jahresuhren hat: NOS auch eine Hinter Platine 1381. Aber nur noch die. Die Vorderplatine musste dann so bleiben. Na ja, Schaun mer mol!

Als Erstes das Drehpendel vorgenommen und demontiert. Die einzelnen Teile dann gerichtet, gereinigt und Poliert wieder zusammen gebaut. Sieht doch gut aus, oder?

2491-Schoen-verbogen.JPG

Dann das Gehäuse: Ebenfalls zerlegt und die Teile poliert. Das Problem war hier, dass wohl mal versucht wurde, das Messing mit einem zu scharfen Reinigungsmittel wieder auf Vordermann zu bringen. Es gab einige Stellen, die waren schon vom Zink befreit und leuchteten Kupfern. Das kann zwar rauspoliert werden, ist aber eine Sa. Arbeit. Und ein paar 2 – 3 Stellen waren nicht zu beseitigen. Aber der Rest hat dann die Arbeit gelohnt. Geleistet hat das einmal die bewährte MELERUD Polierpaste, mein Poliermotor, viel Muskelkraft und letztendlich zum Versiegeln das Renaissance Polish Wax.
Eine mir bekannte Glaserei hat die neuen Scheiben nach Maß geschnitten und geschliffen, war eigentlich recht günstig. Und so sah dann das „Neue“ alte Gehäuse aus.

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Nun Zum Werk: Der Deutsche Zoll lässt sich mal wieder sehr viel Zeit mit der Abfertigung. Am 14. Juni 2013 in Chicago auf den Flieger und seit dem ist Schweigen in der Sache. Aber auch hier nahte eine ganz andere Hilfe aus dem Freundeskreis: Hi, ich hab da noch ein altes KUNDO-Werk. Willst Du? Was eine Frage. Sofort genommen und festgestellt, es ist zwar nicht die Platine 1381, aber die baugleiche (bis auf die Befestigung des Pendelfederschutzes) 1406J aus 1970. Glück braucht der Jahresuhrenfreund (ich).

2520-Werk-zerlegt.JPG

Pendelfeder ohne Kommentar!

2531-War-und-Ist.JPG

Also das Werk zerlegt, gereinigt, poliert, konserviert und geölt, wie es sich gehört.
Es lief auf Anhieb.

2533-Justage.JPG

Und so sieht die Uhr jetzt aus:

2536-Schoen.JPG

Ein wenig stolz bin ich schon, dass diese Uhr wieder die Zeit zeigt und auch der Besitzer ist hoch erfreut über seine NEUE!

[Typ1-2-3]

Glückwunsch, aus so einem Schrotthaufen wieder eine annehmbare Uhr gemacht zu haben. Tolle Arbeit. Man stellt sich zwar manchmal die Frage, ob das lohnt. Aber solche an sich nicht zu rettenden Teile hatte ich auch schon auf dem Tisch. Wenn man Arbeitszeit rechnet... Aber welcher Hobbymensch macht das schon?

Toll.

Frank

[Der_Stromer]

Glückwunsch, aus so einem Schrotthaufen wieder eine annehmbare Uhr gemacht zu haben. Tolle Arbeit. Man stellt sich zwar manchmal die Frage, ob das lohnt. Aber solche an sich nicht zu rettenden Teile hatte ich auch schon auf dem Tisch. Wenn man Arbeitszeit rechnet... Aber welcher Hobbymensch macht das schon?

Toll.

Frank

Danke

Genau das ist der Knackpunkt. Normal wäre diese Uhr, trotz großer emotionaler Bindungen des Besitzers, als wirtschaftlicher und technischer Totalschaden ein zu stufen gewesen.

Aber wie Du schon schreibst, Frank: Eben, ein Rentner kann es sich leisten, weniger auf die aufgewendete Zeit zu schauen, als auf das (erhoffte) Ergebnis.

Aber wie gesagt, eine "neue" Uhr hinstellen kann Jeder , oder?

[KleineSekunde]

Hallo Rolf-Dieter,

die Uhr ist wirklich super gut geworden!

Schön zu sehen, dass du dir die Zeit nimmst, aus einem wirtschaftlichen Totalschaden wieder eine schöne und funktionierende Uhr zu machen.

Aber ich denke, das tolle Ergebnis, das schöne Gefühl, es geschafft zu haben und die Freude des Besitzers "entlohnen" in gewisser Weise ja auch für die investierte Arbeit und Zeit!

Klasse!

Schöne Grüße

Guido / KleineSekunde

[Der_Stromer]

@ Guido, wenn ich alles soviel hätte wie Zeit........

Aber ich nehme sie mir einfach. Und es macht Freude, wenn auch so eine Uhr wieder die Zeit zählt.

[Berrnd-Klaus]

Hallo,

auch von mir Glückwunsch,ganz tolle Arbeit!!

Gruß Bernd-Klaus

[lokonelly]

Hallo Rolf-Dieter!
Auch von mir herzlichen Glückwunsch zu Deiner Arbeit. Wie schon so oft, ist Dir da wieder einmal außergewöhnliches gelungen. Ich hätte mich da nicht darüber getraut. Viele Grüße Willi.

[Der_Stromer]

Alles macht man (ich) hin- und wieder noch zum ersten Mal. Auch mit 70 noch

Und: Wenn wir nichts machen, können wir auch nicht feststellen, ob wir es schaffen!