Und jetzt geht es weiter: Das Uhrwerk wird repariert.
Das Werk ist kein 4/4-Westminster, weil dieses Schlagwerk bei Viertel nach, Halb und Viertel vor den Westminster schlägt, während es zur vollen Stunde nur die Stundenschläge macht. Und das alles mit 2 Federhäusern.
Zunächst kann ich knapp nach der Reparatur sagen, dass diese Uhr wesentlich schwieriger zu reparieren ist als ein normales Westminster-Schlagwerk. Es gibt sehr viele Schrauben und Hebel, alle unterschiedlich. Man darf sie nicht vertauschen, und daher ist eine Reinigungsmaschine mit mehreren Körbchen gut, denn so kann man Teile, die ansonsten ähnlich aussehen, in verschiedene Körbchen tun. Außerdem kann ich mir kaum vorstellen, dass diese Uhr mit nur 2 Federhäusern billiger in der Herstellung war als ein Voll-Westminster mit 3 Federhäusern. Daher wurden diese Werke auch nur relativ kurze Zeit gebaut.
Jetzt geht es ins Detail:
Schon beim Zerlegen lohnt es sich, möglichst viele Fotos zu machen. Auch ich musste einige Male nachsehen, wie herum einige Hebel eingebaut waren. Nichts ist ärgerlicher, als alles wieder zerlegen zu müssen, nur weil ein Hebel verkehrt herum eingebaut ist. Hier also die Bilder von Vor- und Rückseite:
Das nächste Bild zeigt, dass schon bei der Demontage des Wechselrades beachtet werden muss, wo genau der Stift steht, der die Walze von Viertelschlag auf Vollschlag umstellt. Daher das nächste Bild:
Der Rechen hat eine doppelte Funktion, denn er tastet – wie bei allen Rechenschlagwerken – die Stundenstaffel ab. Her aber tastet er auch noch die Viertelstaffel ab, die oben auf dem Bild zu erkennen ist. Daher hat er einen doppelten Abtasthebel, der zusätzlich noch gefedert ist. Dadurch läuft die Uhr auch, wenn das Schlagwerk nicht aufgezogen ist, weil der Abtasthebel nachgeben kann.
Die nächsten beiden Bilder zeigen die Walze und die Schlagwerkwelle, die bei Vollschlag (1. Bild) und Viertelschlag (2. Bild) verschoben werden. Diese Verschiebung läuft durch den Stift auf dem Wechselrad, daher muss es auch am Ende wieder eingestellt werden.
Eine Schwierigkeit bei der Reparatur dieses Werkes ist, dass zuerst das Räderwerk und dann erst die Walze ausgebaut werden kann, weil man sonst nicht an die entsprechenden Muttern kommt. Einbau umgekehrt. Damit alles wieder richtig zusammenkommt, habe ich alles gut fotographisch dokumentiert! Das nächste Bild zeigt die Hebelei, die zusammen mit dem Räderwerk zwischen die Platinen kommt. Auch hier war das Foto ganz wichtig, so dass ich die Hebel richtig herum einbauen konnte.
Wenn man die Schlagwerkhämmer zerlegt, kommt die nächste Klippe: Beim Vollschlag werden nur 3 von 4 Hämmern gehoben. Wenn man alles wild zerlegt, weiß man zum Schluss nicht mehr, welche Hämmer das waren. Also Fotos!
Das Räderwerk selbst macht wenig Probleme: Auseinander geht immer, also Reinigung, Lager ersetzen. Und vor allen Dingen darauf achten, dass die Lager nicht unterlaufen werden, denn die Zapfen sind etwas kurz. Daher habe ich bei einigen Lagern die Ölsenkung vertieft, bis die Zapfen sicher herausstehen.
Nach der Reinigung musste natürlich zuerst die Walze mit den Hebeln eingebaut werden, dann kam das Räderwerk. Das Schlagwerk kann von außen komplett eingestellt werden, daher muss man beim Einfädeln der Räder auf nichts achten.
Weil ich in diesem Falle alles beim Zerlegen gut fotographisch dokumentiert habe, ergaben sich beim Einstellen des Schlagwerks keine Probleme: Der Schöpfer lässt sich einfach auf der Welle verdrehen, denn er ist konisch aufgepasst. Auch die Hebnägel des Vollschlages ließen sich einfach auf der Welle verdrehen. Offensichtlich hat man sich bei Pfeilkreuz bei der Konstruktion des Uhrwerkes was gedacht, so dass die Montage für den Uhrmacher erleichtert wurde.
Und so sieht dann das fertige Werk aus:
Frank