PNEUORA - eine pneumatische Uhr

Vorstellung von Uhren und Uhrensystemen
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KleineSekunde
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PNEUORA - eine pneumatische Uhr

Beitrag von KleineSekunde »

Hallo,

heute möchte ich eine Uhr mit pneumatischem Aufzug vorstellen. Dabei handelt es sich um eine Pneuora-Uhr und somit nicht um die wohl eher bekannten und hier auch schon vorgestellten Elektronom-Uhren von Junghans, die auch über einen pneumatischen Aufzug verfügen.

Das Gehäuse ist schlicht gehalten und sehr ähnlich zu den Elektronom-Uhren von Junghans gestaltet, unterscheidet sich davon aber in der doch eher weniger ansprechenden Gestaltung im Detail (siehe Foto unten). Das Gehäuse war in einem recht guten Zustand, so dass es eigentlich nur gereinigt und poliert werden müsste. Oben am Gehäuse waren einige Farbspritzer vorhanden, die sich teilweise aber auch wieder entfernen ließen.

Hier eine Gesamtansicht (allerdings ohne das Pendel):
Pneuora Gehäuse 1, klein.jpg
Oben am Gehäuse erkennt man die elektrischen Anschlüsse sowie ganz oben den hier abgeschnittenen Gummischlauch zum möglichen Betrieb von pneumatischen Nebenuhren:
Pneuora Gehäuse oben.jpg
Hier wird die eher dürftige Gestaltung des Gehäuses im Detail deutlich: Die Fronten der seitlichen Gehäuseteile sind nicht funiert, so dass man das Holz-Rohmaterial bei geöffneter Tür sehen kann. Auch die Scharniere sind sehr knapp gehalten.
Pneuora Gehäuse seitlich.jpg
Die Fassung für die Kompressorlampe ist hingegen recht aufwendig aus mehreren Einzelteilen aus Porzellan ausgeführt. Bei Junghans wurden hier wohl eher günstige Teile aus gedrücktem Metall verwendet.

Das Werk sieht wie folgt aus (rechts auf dem ersten Foto ist ansatzweise der Pneumatik-Kolben, die darüber montierte Kontakteinrichtung sowie die Führungsstange für den Messingkolben zu sehen, auf dem unteren Foto erkennt man den Glaszylinder und den Kolben mit der Führungsstange, dann auf der linken Seite, deutlich besser):
Werk Vorderseite.jpg
Werk Rückseite.jpg
Insgesamt macht das Werk durchaus einen ordentlichen Eindruck: Es wurden massive Platinen und massive Triebe verbaut, allerdings wurde leider keine Graham-Hemmung sondern ein Hakengang verbaut.

Hier eine Übersicht mit allen Komponenten zur Funktion der Uhr:
Werk, Übersicht, klein, 1.jpg
Der Steuernocken (1) bewegt sich entgegen dem Uhrzeigersinn. Auf dessen Oberfläche gleiten die beiden senkrecht zur unteren Platine übereinander angeordneten Abtasthebel (2), die einmal pro Minute zeitlich jeweils mit ein paar Sekunden Abstand verzögert, in die Aussparungen des Steuernockens einfallen. Der nötige „Anpressdruck“ zur Abtastung der Oberfläche des Steuernockens wird dabei über die beiden senkrecht montierten und federnden Blechstreifen (3a und 3b) an denen jeweils ein Kontaktstift (4) montiert ist, hergestellt. Der senkrecht montierte Kontakt (4b) fällt dabei als erstes ein und schließt dabei den Kontakt mit dem waagerecht montierten Kontaktstift (4a), der für einige Sekunden ja noch in seiner ursprünglichen Position verbleibt. Sobald auch dieser Kontaktstift aufgrunder der Federwirkung des Blechstreifens (3a) und gesteuert durch den zweiten Abtatshebel (2) einfällt, wird der Kontakt wieder geöffnet, da der ursprünglich vorhandene Abstand der beiden Kontakte dann ja wieder hergestellt ist.

Bei geschlossenem Kontakt wird die Kompressorlampe eingeschaltet, die darin befindliche Luft wird erwärmt, deht sich dabei aus und mit einem Gummischlauch auf den rechts zu erkennenden Glaszylinder (5) geleitet. Der darin befindliche Kolben aus Messing (6) bewegt sich dabei nach oben, und nimmt das Hebelwerk (7) mit (das Hebelwerk ist dabei an einem Rundstahl geführt, Details dazu sieht man ganz gut auf dem obigen Foto der Rückseite des Werks). Durch die Rückstellkraft der Feder (8) bewegt sich der Kolben - nachdem die Kontakte dann wieder geöffnet sind und die Kompressorlampe stromlos ist - nach unten. Der Mitnehmer (9) zieht dabei das Uhrwerk auf. Ein manueller Aufzug ist dabei auch über eine Kordel, die an dem Hebel (10) befestigt ist, möglich (die angebrachte Kordel wird dabei in dem Kasten nach unten gezogen, da sie über eine entsprechende Umlenkung geführt wird). Montiert ist dabei in dem Federhaus eine Art Gleitzaum, damit die Uhr nicht „überzogen“ werden kann.

Auf dem folgenden Foto erkennt man den leichten Versatz der beiden Abtasthebel, die zu einem zeitlich verzögerten Einfallen der Hebel führen, sowie die montierten Gummiwalzen zur Isolierung.
Kontaktsatz 2, klein.jpg
Hier noch eine Detailansicht von dem Glaszylinder mit den beiden Anschlüssen: Unten an dem Messingröhrchen, welches durch das Werkträgerbrett geführt ist, wird der Schlauch, der von der Kompressorlampe kommt, angeschlossen. Links die Anschlußmöglichkeit bzw. der Gummischlauch zur Steuerung möglicher Nebenuhren, der dann nach oben an das Gehäuse geführt wird. Weiterhin erkennt man die die Führung der Kordel für den manuellen Aufzug über die Werkpfeiler.
Detail Werk Glaskolben Zugschnur.jpg
Der Zylindermantel ist tatsächlich nur aus Glas ausgeführt, was natürlich eine sehr zerbrechliche Sache darstellt, aber original zu sein scheint. Eventuell wurde diese Lösung gewählt, da es ein Patent der Firma Junghans auf einen mit Glas ausgefütterten Messingkolben gibt.

Die zum Betrieb der Uhr benötigte Kompressorlampe war natürlich defekt, so dass ein Nachbau nötig wird.

Ein grobes Konzept dazu habe ich erstellt, allerdings wird die mögliche Umsetzung noch etwas dauern, da mir dazu noch einige Komponenten fehlen. Erste Prototypen habe ich erstellt und insgesamt scheint es vielversprechend zu sein, aber es bleibt natürlich abzuwarten, welche Tücken dann noch jeweils in den einzelnen Details stecken...

Bei meinen Versuchen konnte ich allerdings auf die Berichte und die Erfahrungen von Frank / Typ1-2-3 zurück greifen. Details zu seinem Nachbau der Kompressorlampe und zu den Elektronom-Uhren von Junghans finden sich übrigens unter anderem hier in einem Bericht von Frank:

http://www.dg-chrono.info/dg-chrono.de/ ... onom#p4973

Ohne diese präzise beschriebenen Vorarbeiten von Frank hätte ich mich wohl nicht an das Projekt getraut. An der Stelle also nochmals meinen herzlichen Dank dafür an Frank für seine zahlreichen sehr schönen und sehr hilfreichen Berichte im Bereich der elektrischen Uhren, die zumindest mich dazu ermuntert haben, Neuland zu betreten. Ich hoffe, es geht anderen Forumsteilnehmer auch so.

Bislang ist es mir nicht gelungen, in den bekannten Werksverzeichnissen Hinweise auf den Hersteller der Pneuora-Uhr zu finden. Falls also jemand nähere Angaben dazu machen könnte, würde ich mich über entsprechende Hinweise natürlich sehr freuen.

Sobald es Neuigkeiten gibt, werde ich diesen Beitrag natürlich fortsetzen.

Schöne Grüße

Guido / KleineSekunde
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Typ1-2-3
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Re: PNEUORA - eine pneumatische Uhr

Beitrag von Typ1-2-3 »

Die Uhr ist wirklich nett. Das Werk ist besser, als alles, was Junghans für diesen Uhrentypus gebaut hat, denn die haben Skelettplatinen und Stocktriebe. Das Uhrwerk ist richtig schön massiv! Ich habe die Uhr ja gesehen. Vermutlich ist sie für als Hauptuhr für eine Uhrenanlage gebaut worden, daher auch das gute Werk und das etwas schlecht verarbeitete Gehäuse. Der Schlauch, der nach außen gelegt wurde, spricht dafür. Wobei noch niemand, den ich kenne, eine Nebenuhr für diese Uhren gesehen hat!

Jetzt bin ich mal auf die Kompressorlampe gespannt, die Uhr funktioniert nämlich sonst.

Grüße

Frank
karlo

Re: PNEUORA - eine pneumatische Uhr

Beitrag von karlo »

Die Nebenuhr muesste ja ein komplettes Werk haben und wuerde nur durch die Hauptuhr "aufgepumpt".
Ersparnis: 1 Lampe. Gewinn: Eigene Gangfehler.
Das macht doch irgendwie keinen Sinn.
Eher seh ich einen findigen Vorbesitzer, der wegen defekter Lampe von aussen Druck angelegt hat.
Ist das T-Stueck original?

Was spricht dagegen?

Ist das T-Stueck original?

Karlo
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Typ1-2-3
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Re: PNEUORA - eine pneumatische Uhr

Beitrag von Typ1-2-3 »

Doch, das T-Stück ist original.

Bei der Nebenuhr gab es einige Ersparnis:
1. Vorteil:
Es war kein Gangregler nötig, denn der Luftdruck kam genau 1x in der Minute. Der Kolben trieb direkt das Minutenrad. Also nur Luftpumpe und Zeigerwerk.
2. Vorteil:
Alle Uhren, die an diesem System angeschlossen waren, liefen gleich.

Nachteile sollen aber nicht verschwiegen werden:
1. Die Schläuche machten Probleme. Ich möchte nicht als Uhrmacher im ganzen Haus rumsuchen, um eine Leckstelle zu finden. Das ist elektrisch wesentlich einfacher. Wenn man denn weiß, was man tut. Aber da gab es bei den damaligen Uhrmachern auch große Lücken. Strom? Bah!
2. Ab und an blieben die Nebenuhren hängen, denn wenn der Kolben nicht runterkam, gingen auch die Zeiger nicht weiter.

Irgendwie hat sich das System nicht durchgesetzt. Warum blos???

Frank
karlo

Re: PNEUORA - eine pneumatische Uhr

Beitrag von karlo »

Typ1-2-3 hat geschrieben:Doch, das T-Stück ist original.

Bei der Nebenuhr gab es einige Ersparnis:
1. Vorteil:
Es war kein Gangregler nötig, denn der Luftdruck kam genau 1x in der Minute. Der Kolben trieb direkt das Minutenrad. Also nur Luftpumpe und Zeigerwerk.

Frank
So funktionierte das, aha.

Karlo
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Ursus
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Re: PNEUORA - eine pneumatische Uhr

Beitrag von Ursus »

Auch eine Art pneumatische Uhr ist die Steam Clock in Vancouver:

http://de.wikipedia.org/wiki/Dampfuhr

Hier bewegt der Dampf Kugeln nach oben, die dann als Antriebsgewicht dienen. Die Uhr in Vancouver wurde allerdings erst 1977 als Touristenattraktion gebaut.

Mehr über Dampf-betriebene Uhren:

http://en.wikipedia.org/wiki/Steam_clock

Ursus
KleineSekunde
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Re: PNEUORA - eine pneumatische Uhr

Beitrag von KleineSekunde »

Hallo,

Frank hat die Funktionsweise der Nebenuhren ja schon beschrieben, daher hier nur noch eine Abbildung:
Pneumatische Nebenuhr 1.jpg
Quelle:
http://clock.web2001.cz/texty/vyznam_el_hodini.htm


Und hier noch eine Abbildung mit dem T-Stück aus dem Internet:
Werk Internet.jpg
Quelle:
http://www.muzeumhodin.info/index_st.ht ... ricke1.htm

Schöne Grüße

Guido / KleineSekunde
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KleineSekunde
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Re: PNEUORA - eine pneumatische Uhr

Beitrag von KleineSekunde »

Hallo,

die defekte Kompressorlampe bei der Pneuora-Uhr musste ja ersetzt werden. Nach einiger Zeit mit entsprechenden Vorversuchen geht es nun weiter:

Ein genauer Nachbau der Kompressorlampe nach den genannten Vorlagen kam dabei für mich nicht in Frage, da mir dazu einfach die Ausrüstung fehlt. Die Drehteile aus dem Nachbau von Frank kann ich beispielsweise nicht anfertigen, also musste es mit den mir zur Verfügung stehenden, einfachen Mitteln gehen, das war dabei mein Ziel.

Bei einer Glühlampe wurde der Glaskolben abgetrennt und auf das verbleibende Gewinde dann ein passend zurecht geschnittener Teil einer normalen Baufassung geklebt, um den von Frank wirklich schön gelösten Bajonett-Verschluß zu umgehen. Das aufgeschraubte Außenteil wurde ebenfalls passend gekürzt und dient als Träger, auf den dann der Glaszylinder der Kompressorlampe eingeklebt wird. Die Trennlinien sind hier rot markiert:
Baufassung 1.jpg
Hier der auf den Gewindesockel aufgeklebte untere Teil der Baufassung:
Kompressorlampe Gewinde.jpg
Um den Heizdraht befestigen zu können, wurden Träger aus Klaviersaitendraht gebogen und oben und unten in Glasröhrchen eingeklebt:

Damit die Tragedrähte beim Aushärten des Klebers fixiert sind, wurde das Glasröhrchen in ein Stück „Mosi“ (in dem Fall der Schaumstoff für trockene Blumengestecke, es gibt auch eine grüne Variante für frische Blumen, da war mir das Material aber zu weich) gedrückt und anschließend die Tragedrähte positioniert:
Fixierung Drahtträger 1.jpg
Zunächst hatte ich versucht, die Enden direkt mit Kleber (Uhu plus endfest 300) zu bestreichen und dann zu positionieren, was sich als schwierig erwies: Durch die bei Raumtemperatur eher zähe Klebstoffmasse, die sich beim Fixieren des Trägers an der Innenwandung des Glasröhrchens dann etwas nach links und rechts zum Trägerdrahtende herausdrückt, wird eine Korrektur der Position einzelner Träger am Ende, wenn alle Träger positioniert sind, problematisch, da das Verschieben eines einzelnen Trägers direkt auch die benachbarten Träger durch die entstehenden "Klebstoffwülste" mit verschiebt.

Ich bin daher dazu übergegangen, die einzelnen Träger zunächst komplett zu positionieren, um dann den bestückten Schaumstoffblock im Backofen auf etwa 150°C aufzuheizen. Wenn man dann mit einem Zahnstocher, an dessen Spitze sich etwas Kleber befindet, in die Nähe der dann heißen Träger kommt, wird die Klebstoffmasse fast augenblicklich sehr dünnflüssig und zieht sich sehr schön aufgrund der Kapillarwirkung zwischen Glas und Draht. Danach wurde das Ganze wieder im Backofen aufgeheizt und nach wenigen Minuten ist es ausgehärtet. Da die Topfzeit des Klebers bei Raumtemperatur etwa 1,5 Stunden beträgt, lassen sich so ganz vorsichtigt auch mehrere Schichten des Klebers aufbringen, bis alles gut verklebt und dann auch sehr stabil ist. Vorteilhaft ist hier auch, dass der Kleber beim Aushärten bei hohen Temperaturen höhere Festigkeiten aufweist.

Das Foto oben mit dem Schaumstoffblock habe ich übrigens nachträglich angefertigt, bei der eigentlichen Montage muss das Glasrohr natürlich bündig mit dem Schaumstoff abschließen und auch die runden Enden der Tragedrähte stecken dann weiter im Schaumstoffmaterial.

Nachdem der obere Bereich verklebt wurde, wurde dann einfach ein etwas kürzerer Schaumstoffblock aufgesteckt und dann der untere Bereich verklebt. Bei entsprechender Höhe des Schaumstofblocks ergibt sich eine ausreichende Klemmwirkung auf das Glasrohr, so dass auch die zweite Reihe der Tragedrähte recht gut eingesteckt werden kann. Nach Aushärtung des Klebers muss dann nur noch der Schaumstoff zerschnitten werden, um an das fertige Tragegestell zu kommen:
Drahtträgereinheit Entformung.jpg
So sieht dann der komplette Drahtträger aus:
Drahtträgereinheit 1.jpg
Die so vorbereiteten Glasröhrchen wurden dann auf den kleinen Glasstumpf in dem Glühbirnensockel eingeklebt und die Stromzuführungsdrähte vorsichtig verlötet.
Drahtträgereinheit verlötet 1.jpg
Bei meinem Nachbau der Kompressorlampe habe ich versucht, den Draht auf einfache Art und Weise zu wendeln, um so auf die benötigte Gesamtlänge zu kommen.

Hier sieht man ein Foto von der wirklich sehr einfach gestalteten, manuellen Wickelvorrichtung mit einem zu einer Kurbel gebogenen Schweißdraht mit einer Stärke von etwa 1 mm:
Wickeleinrichtung, klein.jpg
Das sieht zwar zugegebenermaßen sehr primitiv aus (und das ist es natürlich auch), aber das manuelle Wickeln ließ sich so sehr gut und präzise kontrollieren, was auch nötig ist, denn der Draht ist doch sehr dünn und empfindlich…

Das dringend benötigte Licht beim Wickelvorgang spendete eine positionierte Taschenlampe, zur besseren Kontrolle des Wickelvorgangs diente eine provisorisch befestigte Lupe:
Wickeleinrichtung Detail 1.jpg
Im unteren Bereich erkennt man rot umrandet den bereits gewickelten, gelblichen Bereich auf dem grauen Schweißdraht. Der gewickelte Bereich setzt sich in dem Foto nach vorne über den Rand der Lupe fort.

Insgesamt lassen sich so etliche Meter des Heizdrahtes (fast) problemlos wickeln. Man muss aber höllisch aufpassen, dass der Draht immer unter einer leichten Spannung bleibt (sonst ergeben sich Fehlstellen in der Wicklung) und dass sich keine Schlaufe im Draht bildet, die dann, wenn sie aus Unsachtsamkeit zu eng gezogen wird, sich nicht mehr beseitigen lässt und einen Knick im Draht verursacht. Dazu habe ich den Draht in der nötigen Länge komplett abgewickelt, das eine Ende mit Klebeband an der Kurbel befestigt und das andere Ende dann mit Klebeband an einem leichten Gewicht in dem benötigten Abstand zur Kurbel befestigt, welches dann beim Wickelvorgang mit der Verkürzung der verbleibenden Drahtlänge langsam über den Teppich gewandert ist…

Für einen Betrieb mit 230 Volt sollten 6 m des Heizdrahtes ausreichend sein, um ein Glühen des Drahtes zu verhindern. Der Draht soll ja, wie bereits von Frank beschrieben, nur warm / heiß werden und eben nicht glühen, um ein vorzeitiges Durchbrennen zu verhindern. Hier müssen der Widerstand und die Länge natürlich passend gewählt werden, so dass ich Prototypen mit verschiedenen Drahtlängen bis etwa 8 m hergestellt habe.

Der gewickelte Draht sieht dann jedenfalls so aus, wenn er dann vom Schweißdraht geschoben wurde:
Heizdraht gewickelt 1.jpg
Beim „Spannen“ der Heizdrähte um die einzelnen Träger wird der gewickelte Draht dann natürlich etwas auseinander gezogen, so dass sich eine recht schön gewendelte Struktur ergibt:
Heizdrahtwendel 1.jpg
Die benötigten Glaskolben wurden von einem Glasbläser angefertigt. Er hatte hier zur Verwendung von Standardmaterialien mit etwas dickeren Wandstärken geraten, um die Sache zu vereinfachen, kostengünstig gestalten zu können und um die Sache robuster zu machen.

Der benötigte Innendurchmesser der Kolben betrug in meinem Fall 38 mm (vorgegeben durch den Außendurchmesser des Gewindeteils der Baufassung). Glasrohre passender Größe gibt es dann aber wieder nur mit einem Innendurchmesser von 40 mm. Aufgrund der Tatsache, dass der untere Rand der Glaskolben aber verschmolzen ist und dadurch eine Art Wulst bildet, betrug der reale Durchmesser der Kolben eher 39 mm mit leichten Toleranzen. Die verbleibende Differenz ließ sich mit Kleber (hier UHU Alleskleber Kraft) ganz gut überbrücken. Allerdings wirft der Kleber beim Aushärten Blasen, was dann optisch nicht ganz sauber aussieht. Eventuell könnte hier auch Silikon zur Verklebung geeignet sein.

Problematisch ist die nicht wirklich senkrechte Ausrichtung des kleinen Glasröhrchens am Sockel der Glühlampe (eventuell hätte ich hier nicht die billigen Glühlampen im 10er Pack aus dem Baumarkt nehmen sollen…). Das lässt sich zwar zum Teil dadurch ausgleichen, dass man das Glasrohr mit den Tragedrähten etwas verkantet aufsetzt, aber in einem Fall bei den Prototypen hat sich das Ganze doch etwas verschoben (der Gewindesockel und das entgegengesetzte Ende des Glasrohres mit den Drahtträgern muss beim Verkleben ja abgestützt werden und minimale Erschütterungen beim Schließen der Tür des Backofens wirkten sich hier schon negativ aus) so dass der Träger nun etwas schief in der Lampe steht… Nun ja.

Die Verschraubung zwischen dem in den Glaskolben eingeklebten Innengewinde und dem auf den Schraubsockel der ehemaligen Glühlampe aufgeklebten Außengewinde der Baufassung ist leider nicht ausreichend dicht, so dass die Lampe nicht funktionierte. Hier war die Lösung aber ganz einfach: Etwas Teflonband um das Gewinde gewickelt und die Sache war abgedichtet.

Hier eine Gesamtansicht des Nachbaus im Vergleich zum Original:
Kompressorlampe und Original.jpg
Insgesamt ist die Bauhöhe beim Nachbau doch größer als beim Original geworden, was mich aber nicht weiter stört, auch weil sich dadurch natürlich auch etwas mehr Platz für den gewendelten Draht ergibt.

Momentan funktioniert die Kompressoralmpe jedenfalls tadellos und der Aufzugsvorgang erfolgt ohne Probleme. Ob die Lampe dann auch dauerhaft funktioniert, weiß ich natürlich noch nicht (eventuell längt sich der Draht bei den ständigen Temperaturwechseln, so dass die Gefahr besteht, dass sich einzelnen Windungen berühren und die wirksame Länge verkürzt wird). Das bleibt abzuwarten. Momentan habe ich die Uhr auch nur probeweise im Betrieb, da sinnvolle Sicherheitseinrichtungen noch nicht montiert sind (siehe unten).

Es ist natürlich schade, dass von der Kompressorlampe als auch von der Funktionsweise des pneumatischen Aufzugs bei geschlossenem Gehäuse nichts zu sehen ist. Eventuell steht also einmal die Anfertigung eines transparenten Zifferblattes an, durch das man dann zumindest den Aufzugsvorgang beobachten könnte.

Das Grundkonzept der Uhr mit den offenen elektrischen Kontakten im Werk entspricht sicher nicht den heutigen Anforderungen! Um die Betriebssicherheit also zu erhöhen, sollte eine Temperatursicherung an dem Glaskolben unter Verwendung von Wärmeleitpaste angebracht werden, die den Strom unterbricht, sobald eine - dann hoffentlich noch unkritische Temperatur - überschritten wird (falls die Uhr während der Heizphase stehen bleiben sollte, was zu einem unerwartet hohen Temperaturanstieg führen könnte). Weiterhin habe ich einen Kontaktschalter vorgesehen, der den Strom unterbricht, sobald die Tür des Gehäuses geöffnet wird, damit die offenen Kontakte dann stromlos sind und somit keine Gefahr mehr besteht.

Alle Komponenten möchte ich dabei auf einem Trägerblech unterbringen, der einfach unter den Sockel der Kompressorlampe gelegt und dann mit diesem am oberen Gehäusebrett verschraubt wird. Dazu wären keine weiteren Bohrlöcher notwendig und somit wäre die Installation bei Bedarf jederzeit reversibel, um den Originalzustand wieder herstellen zu können. Aber dazu dann später mehr…

Schöne Grüße

Guido / KleineSekunde
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Re: PNEUORA - eine pneumatische Uhr

Beitrag von Typ1-2-3 »

Hallo Guido

Ein sehr schöner Bericht, und eine schöne Art, die Lampe herzustellen. Jetzt muss sie nur noch dauerhaft funktionieren - was ich wohl denke - und die Uhr ist komplett. Bravo!

Frank
karlo

Re: PNEUORA - eine pneumatische Uhr

Beitrag von karlo »

Schoen, dass das mit dem Teflonband reicht.
Hast Du noch zusaetzlich Fett gebraucht, oder reichte das so?
Bis zur naechsten Roehre werd ich wohl auch das entsprechende Innengewinde schneiden koennen. :-)

Karlo
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