Amerikaneruhren weltweit
Amerikaneruhren weltweit so heißt nicht nur das Motto der diesjährigen Ausstellung im Stadtmuseum Schramberg vom 21. Juli bis 16. September 2012 (siehe auch diesem Post: http://www.dg-chrono.info/dg-chrono.de/ ... =80&t=2132 ), so heißt auch das zur Ausstellung mittlerweile fertiggestellte Büchlein, welches von Frau G. Lixfeld herausgegeben wurde.
Es enthält Beiträge vom Frau G. Lixfeld, und Frau R. Schneider, Herrn R. Krämer und Herrn P. Rastätter.
Amerikaneruhren – das war ein Schlagwort, daß für lange Zeit, und teils sogar bis heute Uhrmacher und Sammler gleichermaßen elektrisiert. Die einen waren begeistert, fanden diese Uhren innovativ und funktionell, andere konnten und können ihnen bis heute nicht viel abgewinnen.
Dabei stellen sie den Abschluß eines Umbruchs in der Geschichte der internationalen Uhrenfertigung dar: Wurden bis dahin Uhren in aller Regel nur als Einzelstücke, oder in kleinen Serien gebaut, so begann man zunächst in Frankreich und in der Schweiz, Uhren, vorwiegend Rohwerke dafür, in Serie zu fertigen.
Diese Uhren mussten dann vom jeweiligen Uhrmacher mehr oder minder überarbeitet und damit fertiggestellt werden.
In den USA nahm man all diese Ideen auf und entwickelte sie weiter. Es entstanden nun Uhren in einem völligen eigenen Stil - vor allem aus technischer Sicht. Amerikaneruhren eben.
Bei den Amerikaneruhren hingegen kam die Uhr nun verkaufsfertig – aus der Fabrik. Nur nur ein oder zwei Stücke waren sich bis dahin einigermaßen ähnlich oder gleich, nun aber kamen sie zu hunderten und tausenden – alle gleich, alle funktionsfähig. Und dies zu einem so nicht unterbietbarem Preis.
Maschinen ersetzten die sonst oft sehr viel Zeit und Geduld fordernden Arbeitsgänge eines oder mehrerer Uhrmacher und Uhrmacherinnen. Zahnräder wurden nicht mehr gegossen oder gefräst, sondern gestanzt, genauso wie Platinen, Zeiger oder Gehäuse, genauso wie vieles andere an solchen Uhren nun in kürzester Zeit durch Maschinen statt einzeln und direkt durch Menschenhand entstand.
Große Maschinensäle statt kleiner Uhrmacherstuben gaben nun den Ton und Rhythmus vor, von Romantik und Individualität des jeweiligen Uhrmachers und seiner Stücke war da nichts mehr zu spüren.
Diese so entstandenen Uhren waren anders – und doch gleich:
Es galten die gleichen physikalischen und technischen Grundlagen – ob die Uhr nun in mühevoller Handarbeit oder am Fließband entstanden war. Aber sie waren auch anders: Die Werke sahen schon rein optisch ganz anders aus, aber sie liefen auch anders. Aufgrund der gerade am Anfang dieser technischen Revolution nicht besonders präzisen Herstellungsmethoden waren diese Uhren nicht unbedingt sehr langlebig.
Was aber die KäuferInnen nicht unbedingt als Nachteil sahen, denn diese Uhren waren vergleichsweise preiswert – und sollte solch eine Uhr nach gewisser Zeit dann eben nicht mehr reparabel sein, war die Anschaffung einer neuen, dann wieder dem jeweiligen Geschmack und Stil entsprechenden Uhr doch einigermaßen erschwinglich. Ja, manche dieser Uhren waren gleich so konstruiert, daß sie eigentlich nicht zerstörungsfrei zerlegbar waren und damit eigentlich als unreparierbar galten. Nieten und Verschränkungen, bzw. umgebogene Metallaschen – das waren die neuen, modernen Verbindungsarten, die an solchen Uhren neben wenigen Muttern bzw. Schrauben zu finden sind.
Aber auch die Gehäuse unterschieden sich:
War zuvor ein Tischler oder Schreiner mit der Herstellung einer feinen Wohnraumuhr oft einige Zeit beschäftigt, geschah dies nun in ebenfalls industriell organisierten Werkstätten oder in fabrikinternen Schreinereien. Die Gehäuse entstanden im Baukastenprinzip, so daß bei der Fabrikation mit oft nur geringem technischen Aufwand ein neues, oder anderes Modell entwickelt bzw. produziert werden konnte.
Alles in allem hat diese Entwicklung den nicht nur deutschen Uhrenbau und Uhrenmarkt grundlegend verändert. Für viele mag es überraschend sein, daß heute manche dieser einst als „billger Schund“ bezeichneten Uhren höhere Erlöse erzielen, als andere, deutlich ältere Stücke.
Ja, es gibt sogar eine nicht zu unterschätzende Schar Menschen, die genau diese Uhren lieben – und teils akribisch dokumentieren und sammeln.
Allerdings unterscheiden sich diese Uhren auch für Sammler: Solche Stücke sind im Originalzustand nur sehr selten wirkliche Unikate. Aber wenn, dann eigentlich äußerst wertvoll…
Der Inhalt des Büchleins ist wie folgt gegliedert:
Zur Uhrenfabrikation in Amerika in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
Die Imitation des Vorbilds: Schwarzwälder produzieren Amerikaneruhren
Amerikaneruhren der Uhrenfabrik Gebrüder Junghans – Das Sortiment
Die Hamburg-Amerikanische Uhrenfabrik (HAU): Die Uhrenproduktion
Der andere Weg: Rationelle Fertigung von Massivuhren bei der Aktien-Gesellschaft für Uhrenfabrikation Lenzkirch
Eine Zeit des Umbruchs und der Brüche:
Das Uhrmacherhandwerk und die Massenproduktion
Die Uhrensammlung Junghans
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Die einzelnen Bereiche wurden mit vielen Abbildungen und Fotos ergänzt, so daß ein sehr informativer Ausstellungskatalog zu diesen so bahnbrechenden Veränderungen in der deutschen Uhrenfertigungsgeschichte entstand.
Dargestellt wird anhand vieler Personen und Uhren die gesamte Geschichte dieses Umbruchs - und all seiner, nicht zu letzt auch gesellschaftlichen Ursachen und Folgen.
Das Ganze wird wie immer durch ein Literatur- und Quellenverzeichnis abgerundet.
Zusätzlich dazu wurden sämtliche, in den letzten Jahren erstellten Publikationen aus dem Schramberger Stadtmuseum aufgelistet und dabei kurz vorgestellt.
Hier noch einmal die Kurzdaten zu diesem Büchlein:
Hsg: Gisela Lixfeld / Stadtmuseum Schramberg
Amerikaneruhren weltweil
Format: 17 x 24 cm
120 Seiten mit vielen farbigen Abbildungen und Fotos
Preis 17,95 Euro
Beziebar im Stadtmuseum Schramberg:
Stadtmuseum Schramberg im Schloß
Bahnhofstr. 1
78713 Schramberg
Tel.: 07422 - 29268
oder per Internet:
museum(at)schramberg.de
Weiteres zum Museum und der Ausstellung:
http://www.schramberg.de/ceasy/modules/ ... ageId=1288
Viel Freude beim Schmökern und sich Beschäftigen mit diesem Büchlein und diesen Uhren wünscht
Walter d. J.
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