Design und Designer
Die Uhr hat ein außergewöhnliches und ausgewogenes Design. Das Gehäuse besteht aus Weichholz, welches mit Eiche furniert ist. Die Eiche ist nicht gebeizt, nur klarlackiert.

Als Designelement ist doch tatsächlich oben auf der Uhr eine Lüsterklemme eingesetzt, die passend zum Gehäuse beige gefärbt ist. Der Betrachter der Uhr sollte also sofort erkennen, dass es sich um eine elektrische Uhr handelt.

Zu dieser Zeit war das etwas Außergewöhnliches, denn die Uhr ist um 1910 hergestellt worden. Hersteller ist AEG, welche man heute als Fabrikant von Bohrmaschinen und diversen Hausgeräten kennt. In früherer Zeit hat AEG auch häufig Uhren gebaut, besonders in den 30ger Jahren. Meist mit Synchronwerken. Es wurden aber auch Uhrenanlagen mit Haupt- und Nebenuhren hergestellt.
Durch Nachforschung im Netz wurde ich auf den Stil des Zifferblatts und Gehäuses aufmerksam. Dabei stellte sich heraus, dass diese Uhr von dem bekanntesten Designer der AEG entworfen wurde: Peter Behrens. Zu ihn kann folgendes gesagt werden:

Bild Wikipedia
Peter Behrens lebte von 1868 bis 1940 und gilt als ein führender Vertreter des modernen Industriedesigns.
Er war ursprünglich Maler und Architekt und wurde Vorreiter des modernen Industrie-Designs. Er gilt als Prototyp des Industriedesigners und zugleich als Erfinder des Corporate-Design, indem er bei der AEG vom Briefbogen über die Produkte, wie etwa elektrische Teekessel bis hin zu deren Fabrikbauten, alles in einem einheitlichen Sinne gestaltete. Er entwarf auch das bis heute bekannte AEG-Logo. Peter Behrens arbeitete mit Walter Gropius, Ludwig Mies von der Rohe und Le Corbusier zusammen.
Er war auch als Architekt tätig und entwarf unter anderem 1908 zusammen mit Anna Simons den Schriftzug „Dem Deutschen Volke“ am Reichstag in Berlin.
Nachdem Peter Behrens schon vorher kleinere Entwurfsaufträge für die AEG übernommen hatte, wurde er Ende Juli 1907 zum „Künstlerischen Beirat“ der Firma berufen. Ab 1908 änderte er das Logo der AEG, welches vorher eine Wabenstruktur hatte. Alle Artikel nach 1908 bekamen das neue Logo, wie es auch auf dieser Uhr zu sehen ist. Für den Konzern war er in den Folgejahren auf nahezu allen Disziplinen der Gestaltung tätig, z. B. Gestaltung von Werbeprospekten, Produktentwürfe von Haushaltsgeräten bis zu großen Fabrik- und Verwaltungsbauten. Er beeinflusste das gesamte Erscheinungsbild des Unternehmens. In späterer Zeit wurde er dann in die Kunstakademie Düsseldorf berufen.
Unter anderem entwarf er eine Produktreihe von Uhren, die alle am ähnlichen Zifferblatt erkennbar sind:

Bild Wikipedia
Auch hier ist wieder das Designelement „Lüsterklemme“ zu finden, ebenso das gleiche Schriftbild der Zahlen und die gleichen Zeiger, wie an meiner Wanduhr.
(Quelle Wikipedia)
Uhren in diesem Design werden hoch gehandelt, besonders wenn sie gut erhalten und funktionstüchtig sind. Besonders gefragt sind Uhren mit Holzgehäuse. Warum dann aber keiner die Uhr in der Bucht erkannt und preislich hochgetrieben hat, entzieht sich mir.
Das Gehäuse ist wunderbar erhalten, einzig eine kleine Leiste an einem Seitentürchen fehlte. Selbst die Oberflächen der Uhr waren weder verschmutzt noch beschädigt. Eine Aufarbeitung des Gehäuses erübrigte sich daher. Zur Nachfertigung der Leiste mehr an einem anderen Ort.
Das Uhrwerk
Das Uhrwerk ist eine frühe Version einer selbst aufziehenden Uhr. Ursprünglich war die Uhr für 110V Wechselstrom konzipiert, was das Typenschild zeigt.

Fortsetzung folgt...
Frank