Sekundenpendeluhrbau reloaded!

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Falls hier theoretische Hilfen angeboten werden, so sollen und können sie keinen Uhrmacher ersetzen. Sie sind ohne jede Garantie oder Gewähr und jeder muss selbst wissen, was er sich zutrauen kann und dass man mit einem Selbstversuch evtl. leichtfertig die Uhr zerstören könnte. Vor allen Dingen wertvolle Uhren gehören in die Hand eines Fachmanns. Vielleicht sogar eines Fachmanns hier aus dem Forum. Laien sollten unbedingt den oben angepinnten Hinweis über Uhrenfedern lesen.
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Duplex
Beiträge: 84
Registriert: Mo 23. Aug 2010, 00:01
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Re: Sekundenpendeluhrbau reloaded!

Beitrag von Duplex »

@praezis

Recta!
"Wir können alles. Außer Hochdeutsch."
Philclock

Re: Sekundenpendeluhrbau reloaded!

Beitrag von Philclock »

praezis hat geschrieben:
karlo hat geschrieben:Nun lasst doch mal jemand etwas, das wirklich durchdacht ist, ausprobieren.

Fuer mich klingt vieles plausibel, auch wenn es nicht den (oft seeehhrr alten Buechern entspricht)
Karlo
Das soll er doch, und es wird ihn auch keiner abhalten können (wer will das denn?).

Man kann alles a) ausprobieren bis man schlauer ist oder b) vorher mal nachrechnen. Es kommt auf die jeweilige Vorliebe und auch besonders Vorkenntnisse ;) an.

Aus Deinen Worten klingt etwas moderne Überheblichkeit heraus: die Alten waren alles Deppen, wenn die wüssten, was ich heute weiss... Ein großer Trugschluss, Karlo, und im von Winne erwähnten Artikel geht es ums Rechnen, welches vor 100 Jahren ganz genauso ging wie heute :P
Gruß,
Frank
Ich stimme Dir volkommen zu Uhrmacher sind ja keine modernen Maschinenbauer. :lol:

Es soll jeder so arbeiten wie er will , wenn das Ergebnis am Ende stimmt und ohne
das Jemand alles madig macht .(Geht nicht alles an Dich Karlo) ;)
karlo

Re: Sekundenpendeluhrbau reloaded!

Beitrag von karlo »

@Frank
Was Du moderne Ueberheblichkeit nennst, nenne ich eher Weiterbildung.
Manche Methoden sind einfach laengst von der Technik ueberholt worden, aber man will es nicht sehen.
Ich habe einige Zeit bewusst auf traditionelle Arbeitsweise Wert gelegt.
Irgendwann musste ich aber einsehen, dass das Betrug am Kunden ist.
Naemlich schlechtere Arbeit fuer mehr Geld.

Aber natuerlich kann das jeder halten wie er will.

Karlo
winne
Beiträge: 365
Registriert: Mo 30. Aug 2010, 10:19

Re: Sekundenpendeluhrbau reloaded!

Beitrag von winne »

@ Karlo

Hallo Karlo

Das die Technik und die Arbeitsweise der heutigen Uhrmacherei eine andere ist wie vor
100 Jahren wird wohl keiner ernstlich bezweifeln.
Aber an den Grundlagen der Uhrmacherei hat sich nichts geändert, aus guten Grund
Unterhält die DGC die bedeutendste öffentliche Fachbibliothek zur Zeitmesskunde, hier steht
Jedermann das uhrmacherische Fachwissen zur Verfügung.
Hier würde kein Fachmann sagen, was sollen wir mit dem Wissen der - seeehhrr alten Bücher. Wie Du es Ausdrückst.


Es ist nun mal Tatsache möchte ich etwas über die Pendelberechnungen - Räderberechnungen
Barometerkompensation usw. Erfahren wird man zu den entsprechenden Fachbüchern greifen
Müssen, wie es schon alle Fachleute vor uns getan haben.
Auch wenn dir dieses Wissen - seeehhrr alt erscheint.


Gruß Winne
karlo

Re: Sekundenpendeluhrbau reloaded!

Beitrag von karlo »

Ich streite doch gar nicht ab, dass die Prinzipien die selben sind wie vor 200 Jahren.
Nur der Weg zum fertigen Produkt ist heute halt oft viel besser geteert.

Es gibt heute Schmierstoffe, von denen man vor 50 Jagren getraeumt hat.
Oder Stahlbearbeitung:
Metallurgische Untersuchungen die vor 100 Jahren einfach nicht moeglich waren zeigen, dass
bis hellrot ins Flaemmchen halten und dann gelb anlassen, recht wenig mit Haerten zu tun hat.
Diese Veraenderungen wird man aber in alten Buechern nicht finden.

Karlo
winne
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Registriert: Mo 30. Aug 2010, 10:19

Re: Sekundenpendeluhrbau reloaded!

Beitrag von winne »

@ Karlo

Hallo Karlo

Das sehe ich auch so und dagegen gibt es sicher nichts einzuwenden.

Aber ich errinne noch mal an unser Thema hier ging es um die Kompensationsberechnungen
Zum Pendel und um die Barometerkompensation.
Und nicht um Schmierstoffe und um Metallurgische Untersuchungen.

Gruß Winne
karlo

Re: Sekundenpendeluhrbau reloaded!

Beitrag von karlo »

Aehm, sorry.
Aber bei: "Das haben wir schon immer so gemacht" reagiere ich etwas allergisch weil ich die Ergebnisse zu oft auf dem Tisch hab.
Dass es um Berechnung ging, hab ich wirklich ueberlesen.

Karlo
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Willy
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Re: Sekundenpendeluhrbau reloaded!

Beitrag von Willy »

Hallo,

zunächst ein paar Worte zu den Pendelberechnungen. Sicherlich hat sich die entsprechende Mathematik in den letzten 100 Jahren nicht geändert, doch das Auffinden und die Anwendung der Gleichungen ist viel einfacher geworden. Einfach "physikalisches pendel" in das bekannte Suchfeld eingeben und man landet auf der Seite:
http://de.wikipedia.org/wiki/Physikalisches_Pendel
dann noch "Trägheitsmoment" anklicken und schon finden sich die Gleichungen für alle möglichen Grundkörper, aus denen sich ein Pendel zusammensetzt. Nachdem die Gleichungen mit mindestens einer zweiten Quelle verifiziert wurden, kann es ans programmieren gehen und die früher aufwendige Arbeit mit Logarithmentafeln (genauer) oder Rechenschiebern (schneller) entfällt. Nach Millisekunden spuckt der Rechner das Ergebnis aus.

@Winne: werden in dem genannten Buch die zylindrischen Stäbe als "dünn" angesehen oder incl. Radius-Einfluß (bezüglich Trägheitsmoment) berechnet und wird auch die Temperaturausdehnung der Brücke zwischen den Gewichten bzw. die Breiten-Ausdehnung der Gewichte selbst berücksichtigt? Bei meinen Berechnungen ist alles drin :geek:

Fraglich bleibt halt der Luftdruck-Einfluß. Doch der wird wohl für ein Pendel mit Hygro-Kompensation in keinem Buch stehen.
Taloon hat geschrieben:
Willy hat geschrieben: 3. Alle Lager werden als Kugellager ausgeführt, wobei der Sekundenzeiger in einem Mini-Kugellager (innen 1,5 mm, außen 4 mm) im Minutenrohr läuft, welches wieder kugelgelagert im Stundenrohr seine Kreise zieht.

4. Das Walzenrad treibt das Stundenrohr an. Dadurch kann die Uhrzeit nicht mehr einfach durch Zeigerdrehen eingestellt werden, was bei einer PPU aber auch nicht nötig sein sollte ;)
Wie das beides so zusammen funktionieren soll, ohne gnadenlos zu klemmen ? Das kann ich mir noch nicht vorstellen.
Willy hat geschrieben: 5. Das Gegensperr erhält Freiläufe statt Sperrräder.
Welchen Vorteil hätte das ?
Willy hat geschrieben: 8. Der einteilige Anker wird aus Aluminium hergestellt und eloxiert bzw. ggf. hartanodisiert.
So viel Aufwand beim Pendel und dann setzt du auf Grahamhemmung und einen Aluanker ?
bezüglich des Räderwerkes würde jetzt eine (schlecht erkennbare) Zeichnung wohl nicht weiterhelfen. Sobald alle Teile fertig und probeweise montiert sind mache ich ein paar Fotos.

Vorteile der Freiläufe: 2 Stück für 20.- EUR statt ca. 80.- für zwei Zahnräder. Weiterhin entfallen die Sperr- und Gegensperrklinke sowie die Lagerung/Befestigung derselben. Und letztlich dürfe ein Freilauf wesentlich feinfühliger ansprechen als ein Zahnrad, da das Zahnrad im ungünstigsten Fall um fast einen ganzen Zahn zurückläuft und die Gegensperrfeder entspannt, was dazu führt, das eine zu geringe Kraft auf das Räderwerk ausgeübt wird.

Grahamhemmung und Aluanker - Pendelvergleich: Der Aufwand bei der Pendelberechnung und Konstruktion war bisher deutlich geringer als bei der Grahamhemmung, da ich doch einige Zeit gebraucht habe, bis ich die konstruktiv wirklich durchdrungen hatte. Um weiterzukommen habe ich dann beschlossen die Suche nach der besten Lösung zu vertagen :?

Der Aluanker hat wiederum echte Vorteile: Beim Eloxieren verzieht sich der Anker nicht, was beim Härten üblicherweise ein Problem ist (deswegen werden einteilige Stahlanker nur in Billig-Uhren verbaut). Weiterhin ist nach meiner Erfahrung eine Eloxalschicht tendenziell eher härter als gehärteter (Werkzeug-)Stahl. Wird mit einem "Glaskrümel"-Radiergummi über eine Eloxalschicht radiert, dann passiert optisch deutlich weniger als bei Stahl. Der einteilige Anker hat zudem den Vorteil, dass alle Maße stimmen, ohne aufwendige Einstellarbeiten vornehmen zu müssen bzw. Einstellwerkzeuge zu kaufen / bauen.

Willy
karlo

Re: Sekundenpendeluhrbau reloaded!

Beitrag von karlo »

Sogar beim Anker geb ich Dir recht, weiss aber nicht wie die Schlaege verkraftet werden.
Aber Kugellager ist eine Fehlentscheidung.
Es sei denn, offene, ungeschmierte Prazisionslager in hermetisch abgeschlossenem Reinraum.

Karlo
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Willy
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Re: Sekundenpendeluhrbau reloaded!

Beitrag von Willy »

karlo hat geschrieben:Wetten, dass Du mit Deinen Kugellagern auf die ***** faellst?
Sogar beim Anker geb ich Dir recht, weiss aber nicht wie die Schlaege verkraftet werden.
Aber Kugellager ist eine Fehlentscheidung.
Es sei denn, offene, ungeschmierte Prazisionslager in hermetisch abgeschlossenem Reinraum.

Karlo
Uhrenkai hat es in Bezug auf die Kugellager ähnlich formuliert :shock:
Kritisch sind ja nur insgesamt 6 Lager an 3 Achsen: Ankerwelle, Sekundenwelle und Kleinbodenwelle. Wenn da die Kugellager durch Staubeinfluß blockiert werden, dann können sie immer noch als Lagerbuchse funktionieren, wenn die Wellenzapfen lose im Lagerinnenring sitzen - und im Vergleich zu Lagerbuchsen sind Kugellager richtig billig ;)

Ich bin mir auch nicht sicher, ob die Kugellager offen sein sollten. Die von mir gewählten Lager haben eine Deckscheibe aus Metall, die nur am Außenring anliegt (Presssitz) und zum Innenring einen minimalen Abstand hat. Dadurch verursachen die Scheiben keine Reibung, schützen aber vor Staub. Die werksseitige Schmierung muß für einen leichten Lauf in der Tat entfernt werden.

Der hermetisch abgeschlossene Reinraum kann natürlich nicht hergestellt werden. Selbst wenn mein Gehäuse halbwegs dicht werden sollte, muß die Uhr ab und zu aufgezogen werden. Das Problem hat aber auch ein bekannter deutscher PPU Hersteller, der ebenfalls Kugellager verwendet - allerdings nie an der Ankerwelle.

Willy
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