Möchte hier mal wieder eine Uhr vorstellen, die ich vor einigen Jahren auf dem Trödelmarkt für wenig Geld geschossen habe. Die Uhr ist mir sofort aufgefallen, weil sie eine Zentralsekunde hat. Da sie nur 10 EUR gekostet hat und noch ein hervorragend erhaltenes Zifferblatt und ein Chromgehäuse ohne Macken hatte, konnte ich mich nicht großartig vertun.
Das Design ist klassisch:

Das Werk ist für eine Nebenuhr erstaunlich groß, immerhin 18 cm lang. Und von hinten relativ nichtssagend.

Interessant wird die Sache, wenn man die Rückplatine abhebt:

2 Anschlüsse, einmal für 24 V Nebenuhr und einmal für 220V Synchronmotor. Der Synchronmotor und die gesamte Mimik ist an sich nur dazu da, den Sekundenzeiger vorwärts zu bewegen. Die eigentliche Nebenuhr ist nicht komplizierter als sonst auch und besteht aus Motor und 3 Rädern.
Das Problem bei diesen Uhren ist natürlich, dass der Sekundenzeiger synchron mit den anderen Zeigern laufen muss. Wenn man sich das bei den alten Bahnhofsuhren anschaut, dann läuft der Sekundenzeiger in 59 Sekunden eine Umdrehung, wartet oben eine Sekunde, bis die Uhr springt, und dann geht es weiter.
Genau so ist es hier auch: Der Synchronmotor transportiert über eine geeignete Übersetzung den Sekunden-Zeiger bis zur 12. Dann fällt der oben quer liegende Hebel (der mit den vielen Löchern) in 2 Ausschnitte in 2 Rädern: Einmal hat das Sekundenrad einen Ausschnitt an einer glatten Scheibe, dann ein Zwischenrad. Diese Messingscheibe ist groß und auffällig und liegt rechts neben dem Sekundenrad. Das geschieht genau, wenn der Sekundenzeiger oben ist. Das rechte Ende des Hebels hält dann den Synchronmotor mechanisch an, der dazu eine Nase hat.
Wenn der Nebenuhrimpuls kommt, dreht sich der Schrittmotor. Dieser hat einige Zähne, mit denen er den Hebel wieder anhebt. Kommt also der Impuls für die Minutenzeiger, dann ist der Synchromotor wieder frei, der Sekundenzeiger kann wieder eine Drehung laufen. Das Spiel wiederholt sich alle Minute.
Der Synchronmotor ist genau der von AEG, den Schmitzmichel sucht. (Aber von mir bekommt er ihn nicht

Auf der Unterseite des Werkes einige Zahnräder, mehr nicht.

Das schwarze Rad ist aus Kunststoff und greift in den Synchronmotor ein.
Das Werk ist ordentlich schwer, ziemlich massiv und bestimmt nicht billig gewesen. Daher waren diese Werke auch recht selten.
Bei mir läuft diese Nebenuhr als Nebenuhr dauernd, der Sekundenzeiger läuft aber meistens nicht: Im Keller habe ich eine Zentralabschaltung des Stromes, und die Uhr wird dann mit abgeschaltet. Wenn der Strom wieder da ist, synchronisiert sich der Sekundenzeiger innerhalb einer Minute wieder mit den Nebenuhrimpulsen.
Damit die Uhr gut abzuhängen ist, hat sie 2 Stecker:

Der zweipolige ist für die Nebenuhr, der 3-polige für die Synchronuhr. Auf diese Weise kann man die Stecker nicht vertauschen, und wenn das doch geschieht, läuft die Nebenuhr nicht mit 230V, was sie zerstören würde. Außerdem kann man die Nebenuhr mit der Hauptuhr synchronisieren, indem man den Stecker löst und 180° verdreht wieder einsteckt.
Frank