Na ja, manche rufen doch immer noch "Kölle Alaaf!", gebe ich zu bedenken.
Egal, denn wieder einmal mehr zeigt es sich, dass die "Legende" lebt,
ohne dass ich gleich vom "Mythos Lenzkirch" sprechen will.
Geradezu bildlich kann ich mir vorstellen, wie nun manche Leute sich
die Haare raufen, bei einer Lenzi-Seriennummer von 73472.
Oh ja, ich gebe offen zu, dass ich dazugehöre!
Mehr noch, komme ich wohl bald zur Ansicht, dass "nichts wissen"
auf jeden Fall ruhiger und nervenschonender sein dürfte.
Im wesentlichen hat droba es schon gut auf den Punkt gebracht, nämlich
dass man sich nicht immer auf Seriennummern oder auf etwaige "fundierten"
Listen dazu verlassen kann.
Gerade bei Lenzkirchuhren wird dies immer wieder deutlich.
Nun gibt es eben ein neues und zudem noch ein großes Fragezeichen, oder
sollte ich sagen, ein "Stachel im Fleisch"?
Zunächst sollte man wissen, dass, gerade in Bezug auf Lenzkirch, schon
immer Daten einfach übernommen worden sind, ohne sie zu hinterfragen.
Manche dieser Daten waren von vornherein falsch und wurden auch noch
im Laufe der Zeit falsch wiedergegeben.
Sehr eng gesehen, lassen sich lediglich die Lenzkirch-Werke
1 Mio. (Feb. 1894) und 2 Mio. (Mai 1923) exakt datieren, da dies
verbrieft ist.
Weiter ist verbrieft, wann Lenzkirch das Markenzeichen zum bekannten
Tannenzweig wechselte, nämlich ab SN 227000 (1875).
Lassen wir nun einmal Kochmanns Werk
"Clock & Watch Trademark Index of European Origin",
lange als Standardwerk angesehen, außen vor, da es teilweise
irreführend ist; auch und gerade in Bezug auf die oben erwähnten
Daten.
Stattdessen möchte ich einmal (beispielhaft) drei seriöse Quellen
miteinander vergleichen, um den Sachverhalt zu verdeutlichen.
"Lexikon der Deutschen Uhrenindustrie 1850 - 1980" von H.-H. Schmid
1885: Seriennummer 655000.
"Lenzkirch Clocks, The Unsigned Story" von George A. Everett
1885: Seriennummer 692925.
"150 Jahre Lenzkircher Uhren" von Lenzkircher-Uhren-Freude e.V.
1885: Seriennummer 790704.
Um das Pferd anders herum aufzuzäumen:
Bei der Seriennummer "73472" wäre das Uhrwerk, je nach Quelle, grob
zu datieren auf die Jahre zwischen etwa 1855 bis 1868 (!)
Einen sehr guten, analytisch und fundiert angegangenen Einblick
in das "Mysterium Lenzkirch" bietet ein im NAWCC-Bulletin Feb. 2007
erchienener Artikel "Springtime in Lenzkirch" von Dr. Douglas K. Stevenson,
der auch die Sichtweisen Kochmanns und Everetts beleuchtet und der zum Fazit
kommt, dass noch vieles im Dunkeln liegt.
Aber, die eigentliche Krux ist eben die, dass nach den vorliegenden
Information der Tannenzweig erst ab 1875 verwendet wurde und
zwar ab SN 227000...
Nun, was mich betrifft, möchte ich hier nicht weiter spekulieren, denn dies
ginge gewaltig über meinen Horizont.
Mögliche Erklärungen gäbe es viele.
So werde ich mir weiter die Haare raufen und abwarten...
J.