was spricht dagegen, die Uhr aufzuheben?
Die Uhr hat ein gut erhaltenes Zifferblatt, gut zusammenpassende Zeiger, passt offenbar einwandfrei in das Gehäuse - dies spricht, so der erste Eindruck nicht täuscht, erst einmal für 'in gutem, fast originalen Zustand erhalten'. Fast original deshalb, weil die hintere Glaskugelhälfte fehlt.
Die offenbar auf der Rückseite fehlende Glashalbkugel könnte man sich aber evtl. nachfertigen lassen. Glasbläser, Glasgießer sind da sicher dankbare Auftragnehmer - z.B. in Lauscha und Umgebung gibt es noch einige aktive Manufakturen, die da einschlägig tätig sind.
Auch ich tippe - unrecherchiert - beim vermutlichen Hersteller zunächst auf Fontainemelon, ähnliche Werke davon habe ich, wenn ich mich richtig erinnere, in derlei Ausführungen schon gesehen.
Um evtl. etwas Genaueres dazu zu erfahren, wäre vermutlich (wie so oft) viel Arbeit vonnöten - typische Sammlerarbeit eben. Da hilft meist nur selber blättern, in Bibliotheken (Bücher, Auktionskataloge, Zeitungen und Zeitschriften von heute und aus der damaligen Zeit) und Verzeichnissen (z.B. Mikrolisk, Uhrenhanse, Roland Ranfft's Rosa Seiten usw.).
Selber blättern deshalb, weil sich meist kaum jemand gern die intensive, zeitraubende Mühe macht, für andere derartige Recherchen kostenlos zu machen.
Oft ist es deshalb eine mühselige Kleinarbeit, weil eine ähnliche Uhr nicht eine gleiche Uhr ist und demzufolge schon wieder von einem ganz anderen Hersteller abstammen kann (was sie meist auch tut).
Wenn man dann aber über die eigene Uhr nach langen, eigenen Recherchen dann greifbare Ergebnisse herausgefunden hat - die Freude darüber ist oft unbeschreiblich...
Und die Uhr erhält dafür einen Ehrenplatz...
nun, ich gehe auf keinen Fall von einer Sonderanfertigung aus. Dafür sind diese Uhren (selbst heute - nach so vielen Jahren!) "zu häufig" auf dem (internationalen) Markt vertreten.
Man muß bei diesen Uhren noch eines bedenken: Das Basiswerk - also Hauptplatine, Räderwerksbrücken, Gangpartie, Aufzug ist auch ohne die zifferblattseitigen Zusatzübersetzungen in Taschenuhren oft verwendet worden. Im Endeffekt wurden diese Funktions(Anzeige)erweiterungen nur nachträglich angebracht. Gut, ein paar Gewindebohrungen, Federhalterungen etc. mehr, die natürlich auch das zifferblattseitige Aussehen (und auf dieser Seite wahrscheinlich auch die Rohgußform) der Hauptplatine maßgeblich veränderten. Aber mehr auch nicht.
Böse ausgedrückt: Also auch nichts anderes als ein modifiziertes Großserienmodell, welches in modifizierter Ausführung in kleineren, aber dennoch nennenswerten Stückzahlen auf den Markt gebracht wurde. Dem Hersteller hat dieser Mehraufwand nicht so viel gekostet, wie wenn er beides speziell hätte entwickeln und fertigen müssen - denn viele der in der erweiterten Ausführung verwendeten Teile konnten auch in der Basisvariante eingesetzt werden.
Dies senkte sowohl die ständigen Herstellungs- und Bevorratungskosten und sicherte zugleich die bessere Lieferbarkeit der bei einem - eher seltenen - Defekt meist benötigten Bauteile (Unruhwelle, Spirale, Anker, Aufzugsfeder, Aufzugswelle etc.).
Gekauft wurden diese Uhren mehr aus Spielerei, Detailverliebtheit etc. als aus wirklichem Bedarf an derartigen Anzeigefunktionen heraus.
Wer sich tiefergehend mit astronomischen Angaben und -forschungen beschäftigte, kaufte dann wohl eher die schon speziell dafür gefertigten Uhren (aus dem Großuhrsegment).
Deren Gangtoleranz weit unter denen einer solchen Taschenuhr liegt...
Walter d. J. (Moderator)
P.S.: Beim Einstellen der Uhr sollte darauf geachtet werden, daß die Bedienelemente nicht gerade zu den Umschaltzeitpunkten der jeweiligen Funktionen betätigt werden.
Zuletzt geändert von walter der jüngere am Fr 4. Mär 2011, 14:38, insgesamt 1-mal geändert.
Jeder der PINs hat eine Stellfunktion, der "übliche" Drücker am Gehäusereif ist für Umschaltung der Kronenfunktion Aufzug/Zeigerstellung.
Die einzige Anzeige ist somit die der Sekunde, die nicht beliebig in ihrer Position verstellt werden kann.
Noch eine weitere Überlegung zur Verstellbarkeit der Mondphase mag meine Sicht erklären:
Wenn das Datum verstellbar ist, kann ich das Verhältnis zwischen Datum und gerade angezeigter Mondphase verstellen.
Wenn aber die Uhr nun aber z.B. genau Vollmond statt Neumond anzeigt, würde es doch nichts nützen, nur das Datum korrekt einstellen zu können, wohl aber die verkehrten Mondphasenanzeige akzeptieren zu müssen, es sei denn, man würde die Uhr um 14 Tage vorwärtsstellen.
Daher: Auch die Position der Mondphasenanzeige lässt sich per PIN einstellen.
Wofür im Übrigen wäre der 4. PIN sonst vonnöten?
@Taschenuhrenfan:
Zunächst die Frage: Hast Du den PIN öfter betätigt?
Hast Du ihn tief genug eingedrückt?
Wenn sich dann immer noch nichts tut:
Die wahrscheinliche Ursache für die fehlende PIN-Funktion des unteren PINs wird sich wohl erst dann näher eingrenzen lassen, wenn Zeiger und Zifferblatt entfernt sind. Um das Rätselraten zu vergrößern könnte man die Uhr natürlich auch 28 Tage per Zeigerstellmechanismus vorwärts (!) stellen. Führt aber vermutlich nur zu noch mehr Kaffeesatzleserei.
Möglicherweise ist die Schaltradfeder / der Schaltradnocken angeklebt/verharzt, möglicherweise ist etwas gebrochen - oder im schlimmsten Fall unvollständig (davon will ich aber zunächst nicht ausgehen).
Am besten, das Teil zu einem Uhrmacher bringen, der es sich auch wirklich zutraut, derartige Mechanismen instand zu setzen. Am besten wäre, wenn er auf die Reparatur alter Uhren spezialisiert wäre, also damit entsprechende Erfahrungen hat. Auf einen Fachmann dürfte der Mechanismus relativ einfach durchschaubar wirken - im Vergleich etwa zu Chronographen mit diversen Zusatz- bzw. Sonderfunktionen...
Do-it-yourself ist hingegen sicher nicht die angesagte Methode, sie dürfte nur zu noch größeren Schäden führen, äußerst selten dagegen zu nachhaltigem Erfolg.
Im ungünstigsten Fall beginnt das Desaster schon beim Demontieren der Zeiger bzw. des Zifferblattes:
Wenn Teile ins Nirwana entschwinden, wird es nicht gerade einfacher und schon gar nicht preiswerter, die Uhr wieder vollständig funktionsfähig zu bekommen...
Aber die Vorstellung, die dann womöglich teilzerlegte, bzw. unfachgerecht wieder zusammengezimmerte Uhr mit Unschuldsmine einem Uhrmacher "zum mal anschauen" vorlegen zu wollen, dürfte sicher nicht ungebremste Freude auf beiden Seiten hervorrufen, denn soetwas ist übler, als eine völlig verschmutzte, aber dafür unverbastelte Uhr zur Reparatur zu bekommen...