Holzplatinenuhr

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Falls hier theoretische Hilfen angeboten werden, so sollen und können sie keinen Uhrmacher ersetzen. Sie sind ohne jede Garantie oder Gewähr und jeder muss selbst wissen, was er sich zutrauen kann und dass man mit einem Selbstversuch evtl. leichtfertig die Uhr zerstören könnte. Vor allen Dingen wertvolle Uhren gehören in die Hand eines Fachmanns. Vielleicht sogar eines Fachmanns hier aus dem Forum. Laien sollten unbedingt den oben angepinnten Hinweis über Uhrenfedern lesen.
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unruh
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Holzplatinenuhr

Beitrag von unruh »

Hallo liebes Forum,
habe zur Zeit eine Uhr von meiner Schwiegermutter im Haus die ich gerne wider fit bekommen möchte. Das Gehwerk läuft (laut) und gut, aber das Schlagwerk schlägt falsch.

Ich habe auch keine Erfahrungen mit Holzplatinenuhren, muß man da einfach die Stifte und Nägel rausziehen?
Werden die Wellen genauso geölt wie bei einer Metallplatinenuhr?

Leider bekomme ich die Zeiger nicht von der Welle um die Uhr weiter zu zerlegen.
Es sieht für mich so aus als ob der Stunden- und der Minutenzeiger auf zwei konzentrischen Wellen liegen die auf einer Achse sitzen dei an der vorderen Platinebefestigt ist. Den Stift aus der Achse habe ich entfernt. Das Minutenrohr läst sich aber auch nicht mit erhöhtem Kraftaufwand abziehen.

So jetzt wolte ich hier noch schöne Bilderchen einfügen (schon geknipst) aber wie füge ich die hier ein? Im alten Forum hats doch geklappt! sic!

Na Bitte!, klappt es jetzt?
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Gnomus
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Re: Holzplatinenuhr

Beitrag von Gnomus »

unruh hat geschrieben:...aber das Schlagwerk schlägt falsch.
Wie schlägt es "falsch"? Bitte etwas genauer. Höchstwahrscheinlich braucht man dazu nicht einmal die Uhr zu öffnen.
Gruß
Micha
walter der jüngere

Re: Holzplatinenuhr

Beitrag von walter der jüngere »

Hallo,

richtig - wenn es sich nur darum handelt, daß die falsche Zeit geschlagen wird, dann braucht nur das Schlagwerk separat ausgelöst zu werden (wie bei jedem Schloßscheibenschlagwerk), um so die Zeitanzeige mit dem Schlagwerk zu synchronisieren.
Da die beiden seitlichen Türchen der Uhr offenbar fehlen, kommt man ganz ohne weitere Mühe an den Auslösehebel, und schon...

Sollten andere Probleme mit der Uhr verbunden sein, bitte erneut posten, ich habe da schon noch ein paar Tips parat...

Walter d. J. (Moderator)
unruh
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Re: Holzplatinenuhr

Beitrag von unruh »

Das Schlagwerk schlägt zur vollen Stunde einmal und zur halben Stunde die Anzahl der Stunden plus zwei.
Allerdings löst das Schlagwerk auch nicht immer zuverlässig aus, z.B. beim Auslösen durch Drehen am Zeiger oder z.B. nach dem die Uhr sich eine Stunde "warm" gelaufen hat.
Einen Auslösehebel für das Schlagwerk habe ich noch nicht gesehen, allerdings bis jetzt auch noch nicht gesucht, dazu werde ich wohl erst morgen kommen.

Die Türen habe ich auch schon abgenommen, sie waren mit Drahthaken und Drahtschanieren befestigt.

Die Uhr hing jahrelang im Arbeitszimmer meines Schwiegervaters und ist vermutlich seit mindestens 20 Jahren nur äußerlich abgestaubt worden.
Die letzten 10 Jahre stand sie vermutlich still.
Innerlich ist sie jetzt doch recht staubig, und das Uhrenschild könnte auch eine äußerlich Reinigung gebrauchen.

Darüberhinaus bin ich natürlich auch neugierig wie sie innen aufgebaut ist und würde Sie gerne zerlegen und reinigen. Ist das bei diesen Holzplatinenuhren möglich? Ist es sinnvoll?
Bisher habe ich mich nur einmal eine Metallplatinenuhr zerlegt, mit einem anderen Schlagwerktyp (Schöpfer und Zahnradsegment, mir fällt leider das Fachwort jetzt nicht ein).
Gibt es empfehlenswerte Literatur für Arbeiten an Holzplatinenuhren?
Bis jetzt habe ich 2 kleinere Büchlein, die sich aber nicht mit solchen Uhren beschäftigen.
Welche Bücher könnten für einen Hobbybastler interessant sein?

Grüße Bernd
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Gnomus
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Re: Holzplatinenuhr

Beitrag von Gnomus »

Wenn sich die Uhr erst "warm" laufen muß, klingt das sehr nach verhärtetem / verharztem / verklumpten Öl. Da müßte sie wohl doch gereinigt und geölt werden. Und der Staub muß sowieso raus.
Wer von Euch kann mal was dazu sagen, wie Stahl auf Holz zu ölen ist? Bzw. wird es überhaupt geölt? (Meine Holzuhr hat Messinglager)

Es kann sein, daß der Auslösehebel nicht extra einen Nippel oder eine Öse hat, sodaß man ihn mit den Fingern leicht erreicht. Aber wenn man weiß, wo er ist, geht das schon. Vor dem Öffnen der Uhr mach unbedingt Bilder, auch damit wir Dir sagen können, wie sie zu öffnen ist. Das Gehäuse ist meistens so fest verzapft, daß man sich da nicht dran vergreifen sollte. Wahrscheinlich sind hinten 2 Brücken, in denen die Räder gelagert sind. Diese werden meistens durch Stifte gehalten, die weg zu drehen oder raus zu ziehen sind.
unruh hat geschrieben:Bisher habe ich mich nur einmal eine Metallplatinenuhr zerlegt, mit einem anderen Schlagwerktyp (Schöpfer und Zahnradsegment, mir fällt leider das Fachwort jetzt nicht ein).
Rechenschlagwerk. Das Zahnradsegment ist der "Rechen".
Gruß
Micha
karlo

Re: Holzplatinenuhr

Beitrag von karlo »

Im Holz sind schon Messinglager.
Und die Platinen lassen sich auch demontieren. Wenn sie nicht ein Bastler verleimt hat.
An einer Stelle gehts, suchen.

Karlo
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soaringjoy
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Re: Holzplatinenuhr

Beitrag von soaringjoy »

Grundsätzlich zu Schloßscheiben-Schlagwerken:

Sie synchronisieren sich nicht, wie ein Rechenschlagwerk,
mit der tatsächlich angezeigten Uhrzeit.
D.h., werden die Zeiger gedreht, ohne dass die Uhr jeweils abschlägt,
ist das Schlagwerk "verwürfelt" und schlägt falsch.
Es muss dann manuell durch wiederholtes Auslösen angepasst
werden. Dazu gibt es immer einen Hebel an der Schloßscheibe,
die Ausgestaltung ist unterschiedlich.

Wie es sich anhört, wirst Du um eine Revision, d.h., Zerlegen,
Reinigen und Ölen / Fetten, nicht umhin kommen.

Gehe beim Zerlegen langsam, mit Bedacht und Überlegung vor,
dann klappt es schon.

J.
"tempus nostrum"
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Gnomus
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Re: Holzplatinenuhr

Beitrag von Gnomus »

@Karlo, vielleicht hab ich mich ungeschickt ausgedrückt, aber ich habe nicht geschrieben, daß sich die Platinen (in dem Fall die Holzbrücken) nicht demontieren ließen, sondern beschrieben, wie es meistens geht.
Man sollte nur nicht versuchen, das Gehäuse (den Kasten) auseinander zu nehmen.
Gruß
Micha
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soaringjoy
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Re: Holzplatinenuhr

Beitrag von soaringjoy »

@unruh:

Nachdruck von 1921:

Georg Andrich

"Die Uhren und ihre Konstruktionen, Behandlung und Reparaturen
kleiner Fehler durch den Laien"

Verlag Th. Schäfer, Hannover

ISBN 3-88746-447-8 oder 3-87870-570-019

J.
"tempus nostrum"
walter der jüngere

Re: Holzplatinenuhr

Beitrag von walter der jüngere »

Hallo,

ja, auch Werke mit Holzplatinen lassen sich zerlegen - und reinigen.
Um solch ein Werk zu zerlegen, ist zunächst die Rückwand (die Wand mit der Aufhängeöse) vom Werk abzunehmen. Diese ist meist zusätzlich zu kleinen Holzpföstchen (ähnlich wie Dübel) noch an die waagerechten Platten des Werkgestells angenagelt. Also Vorsicht beim Abhebeln, das Holz sollte nicht reißen!
Dann ist das Schild (Zifferblatt) abzunehmen. Die Schilder sind meist mit Drahtkrempen am Werk arretiert, diese Drahthaken kann man durch vorsichtiges seitliches zur-Seite-Drehen (z.B. mit einer genügend breiten Flachzange) aus dem Schild herauslösen.

Die mittleren, rückseitigen Holzplatinenstege sind nach Entfernen kleiner Drahtösen bzw. kleiner Nägel (oben und unten, oder auch nur oben bzw. unten) aus dem Werk entnehmbar.
Die Holzteile sind zu entstauben und ggf. vorhandener Wurmbefall ist fachgerecht zu bekämpfen.
Die Lager bestehen aus Messingbuchsen und sind in die Holzplatinen eingepresst und sind mit Putzhölzern zu reinigen, die Räder sind wie gewöhnliche Räder von Großuhren zu reinigen.
Dabei sind die Zapfen und Laternentriebe zu kontrollieren und dann kann die Uhr wieder montiert werden.
Natürlich gibt es jede Menge Möglichkeiten, wo an solchen Werken Verschleiß aufgetreten ist.
Oft genug bleiben selbst solche Uhren nach einer bloßen Reinigung stehen, welche vorher klaglos ihren Dienst versahen. Dies liegt daran, daß nun die Zahnräder in anderen Stellungen zueinander ins Werk eingesetzt wurden, oder daß bestimmte Teile nicht mehr genau an der Stelle sitzen, wo sie vorher saßen oder sich bewegten. Ein Beispiel davon ist die Schaukel, welche allgemein recht gern zu Störungen vielfältigster Art Anlaß gibt. Aber auch abgenutzte Triebe, nicht gründlich gereingte Triebe oder Lager bzw. kleine Holzspänchen, welche sich beim Reinigen der Holzteile gelöst haben und nun irgendwo zu Klemmungen oder Reibungen führen, sorgen allzu oft für langwierige Fehlersuchaktionen.
Und nicht zuletzt auch schon nicht mehr stramm sitzende Werkgestelle sorgen gern für Stehenbleiben von derartigen Uhren.
Um derartige Uhren sicher und längerfristig in funktionsfähigem Zustand erhalten zu können (gerade unsere heutigen Wohnverhältnisse - trockene Luft - locker werdende leimlose Verbindungen des Werkgestells...) empfiehlt es sich, diese Werke auf einen sog. Werkstuhl zu setzen, durch den die Gewichtskräfte nicht mehr auf das Werkgestell sondern auf den Stuhl wirken.

Das Zifferblatt würde ich nur ganz vorsichtig mit einem sehr sauberen und sehr weichen Tuch entstauben, max darf das Tuch gaaanz leicht angefeuchtet sein.
Mit Wasser oder nassen Tüchern bzw. Schwämmen kann man unglaublich schnell irreversible Schäden anrichten.
Die Anwendung von Spülmitteln etc. ist ebenfalls tunlichst zu unterlassen.

Empfenswerte Literatur:
Julius Hanke: Die Uhrmacherlehre
Berhold Schaaf: Holzräderuhren

Mein Rat: Wenn jemand die Instandsetzung von solchen Werken probieren möchte, sollte er zumindest grundlegende Kenntnisse der Uhrmacherei besitzen - und sich nicht gleich an erhaltenswerten Stücken bzw. Erbstücken versuchen, sondern lieber mit Werken beginnen, denen das Schild schon abhanden gekommen ist. Dann ist der historische Verlust und der Ärger, wenn das Werk dabei vollends verpfuscht wurde, nicht ganz so groß.

Viel Erfolg!

Walter d. J. (Moderator)
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