Kaminuhr 1780

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Glawi
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Kaminuhr 1780

Beitrag von Glawi »

Bei meiner Kaminuhr löst das Viertelstundenschlagwerk nur ca. 18. Stunden aus. Nach dieser Zeit muß die Uhr neu aufgezogen werden.Was kann hier die Ursache sein ? Vielleicht zu kurze Feder, zu geringe Stärke?
Wie berechnet man die Länge einer Feder bzw. desen Stärke ?
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Gnomus
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Re: Kaminuhr 1780

Beitrag von Gnomus »

Läuft das Schlagwerk vielleicht schon unter Last an, d.h. werden die Hämmer nach dem Auslösen so fort angehoben? Läuft das Schlagwerk nach dem letzten Schlag noch (auffällig) nach? Dann wäre das Schlagwerk falsch zusammen gesetzt. Über dieses Thema ist hier schon viel geschrieben worden, die Zahnräder müssen beim Schlagwerk eine bestimmte Stellung zueinander haben, damit das Schlagwerk erstmal im Leerlauf anlaufen und genug Kraft entwickeln kann. Wäre etwa so, als wenn Du mit dem Auto immer mit dem 4. Gang anfahren wolltest.
Gruß
Micha
Glawi
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Re: Kaminuhr 1780

Beitrag von Glawi »

Dies ist nicht der Fall. Der Schlaghammerauslösehebel steht exakt in der Mitte der Hebnägelstifte. Danke für Deine Anregung.
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Gnomus
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Re: Kaminuhr 1780

Beitrag von Gnomus »

Dann nehme ich mal an, daß Du Schmutz, Altöl, verbogene Zapfen/Zähne/Triebstifte, ausgeleierte Lager usw. auch ausschließen kannst.
Gruß
Micha
walter der jüngere

Re: Kaminuhr 1780

Beitrag von walter der jüngere »

Hallo,

zum ersten Teil Deiner Frage:
Zunächst einmal sollte sichergestellt sein, daß die Uhr frisch und fachgerecht gereinigt, geölt und justiert wurde.
Frisch fachgerecht (!) gereingt: Nicht länger als 12 Monate zurückliegend.
Damit wäre dann hoffentlich auch geklärt, ob alle Zapfen und Lager usw. sich in einwandfreiem Zustand befinden und alles richtig justiert wurde.

Wenn dies nicht der Fall ist, sollte zuallererst dieser Punkt erfüllt werden.

Wenn ja: Lief das Schlagwerk vorher ordnungsgemäß, also auch lange genug?

Wenn das Werk zu reinigen ist:
Dabei auch nicht das Reinigen der Federhäuser und Federn vergessen - und die Federn dann leicht einfetten. Auch könnte Grat am Federhausboden bzw. am Federhausdeckel zu Ablaufproblemen führen - darauf kann bei dieser Gelegenheit auch gleich geachtet werden.
Sollte das Schlagwerk dann immer noch nicht die volle Zeit durchlaufen, bzw. wenn das Werk erst vor sehr kurzer Zeit revidiert wurde, dann sollte man die Federlänge prüfen. Dazu hilft oft auch schon ein Blick ins Federhaus.

Möglicherweise wurden aber auch bei einer vorhergehenden Demontage des Werkes die Federn bzw. die Federn mit dem jeweiligen Federhaus einfach nur vertauscht. Auch wäre ein (erneutes) Vertauschen der Federhäuser (aber sicherheitshalber vorher entsprechend mit Edding oder Bleistift markieren!) vielleicht eine Lösung, die die Verwendung der bisherigen Federn erlaubt. Wäre zumindest auch eine Möglichkeit, die man vor dem Ersatz der Federn ausprobieren könnte.

Zum zweiten Teil Deiner Frage:
Natürlich kann man die notwendige Federlänge berechnen. Auszählen aller Zähne und Triebe, dann kommt man auf die notwendigen Umdrehungen des Federhauses, und damit auf die Umgänge der Feder.
Die benötigte Federstärke ist auch berechenbar - notwendige Kraft am Hebnagelrad ermitteln und dann herunterrechnen, was die Feder liefern muss, damit am Hebnagelrad die entsprechende Kraft ankommt. Mit dieser Kraftberechnung und der Biegekraft der Feder (dann die Hebelgesetze anwenden), kann man dann die passende Federstärke herausbekommen.
Natürlich kann man auch Erfahrungswerte zuhilfe nehmen - oder experimentell die passende Feder ermitteln.
Letzteres würde ich als den einfachsten Weg ansehen. Dazu kann als erster Anhaltspunkt die jetzt verwendete Feder dienen: Deren Länge, Stärke und Breite ausmessen, und eine entsprechende, neue Feder ins Werk einsetzen und dann den Ablauf beobachten.
Ggfs. ist dann das Problem schon behoben, oder man muß nach einer anderen Feder suchen - entweder länger (wenn dies das Federhaus hergibt, und längere Federn zu bekommen sind) oder eine etwas stärkere Feder probeweise einsetzen.
Bei industriell gefertigten Uhren konnte man i.d.R. davon ausgehen, daß die Federn meist gleich lang und gleich stark waren. Diese Uhr könnte jedoch durchaus auch mit unterschiedlichen Federn bestückt worden sein - nicht einmal die beiden Schlagwerksfedern müssen gleich beschaffen gewesen sein.

Walter d. J. (Moderator)
Glawi
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Re: Kaminuhr 1780

Beitrag von Glawi »

Hallo Walter
Danke für Deine umfassende Darstellung. Wie es aussieht wurden die Lager erst vor kurzem getauscht und das Bodenrad beim Gehwerk erneuert. Ich nehme an, dass diese Arbeit nur von einem Fachmann erledigt werden konnte und daher auch das ganze Werk revisioniert wurde. Ich persönlich habe nur beim 1/4 Schlagwerk die Sperrfeder am Bodenrad erneuert, da sie abgebrochen war und das Werk ultraschall gereinigt und wieder geölt. Nochmals recht herzlichen Dank für Deine Mühe. Grüße Heinz
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Taloon
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Re: Kaminuhr 1780

Beitrag von Taloon »

Wenn die Sperrfeder weg war, liegt ja der Verdacht nahe, das da eventuell doch Zähne verbogen sind.
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soaringjoy
Moderator
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Re: Kaminuhr 1780

Beitrag von soaringjoy »

@Glawi:

Guter Rat ist bei Deinem problem teuer, denn eine Vielfalt an
Ursachen können in Betracht kommen, wie oben schon erwähnt.

Um es vielleicht auf einen simplen Nenner zu bringen:

Entweder es ist von vornherein nicht genug Kraft da, oder
es gibt irgendwo im Strang einen Kräfteverlust.
Hier bleibt nur übrig, die Ursache zu lokalisieren und zu
beseitigen.

Eine gekürzte oder entsprechend schwach ausgelegte Feder
sollte auffallen, beim Blick ins Federhaus.
Ist dies nicht der Fall, muss der gesamte Strang Schritt für Schritt
durchgecheckt werden.

Eine Ursache, die häufig vernachlässigt wird, ist der Windfang.
Dieser sollte locker laufen, d.h. der Eingriff Windfang-Trieb und
Anlaufrad sollte nicht sehr straff sein.
Ein zu straffer Windfang kann Dir das Schlagwerk unheimlich
abbremsen und das kostet sehr viel Kraft.
Natürlich kommt dies meist nur an Werken vor, deren Windfanglager
sich verstellen lassen.

J.
"tempus nostrum"
Glawi
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Re: Kaminuhr 1780

Beitrag von Glawi »

Werde halt doch beginnen das Werk wieder zu zerlegen und auf alle Ratschläge eingehen, die Ihr mir liebevoller weise mitgeteilt habt. Ich hoffe ich habe Erfolg. Nochmals an Alle meinen Dank und eine gute Zeit ,Heinz
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