Sommerzeit ist Kutschenzeit.
Ich freue mich immer, wenn ich zeitgenössische, originale Informationen über den damaligen Gebrauch von Taschenuhren finde.
Als passende Ergänzung meiner im Forum schon vorgestellten Kutscheruhr habe ich jetzt dieses Necessaire (necessaire=notwendig) für Kutschen erhalten.
Man konnte dieses beim Kutschenbauer anhand diverser Kataloge auswählen und bestellen.
(Quelle: tradition-fahrkunst.de)
Der hochwertige Holzkorpus (knapp 20 cm breit) - vermutlich in Frankreich gefertigt - besteht aus heute kaum bekannten Tropenhölzern (Amaranth, Bahia-Rosenholz) mit Bandintarsien. Die Qualität der Verarbeitung ist exzellent.
Dazu gehören zwei Kristallglas-Flakons und - der eigentlich Kaufgrund - eine mittig eingelassene (Taschen)Uhr.
Gern wurden solche Necessaires in sogenannte Coupés eingebaut (Befestigungslöcher auf der Rückseite). Das waren damals Alltagsfahrzeuge für den Adel oder begüterte Bürger.
(Quelle: tradition-fahrkunst.de)
Die Uhr diente dazu, Termine nicht zu verpassen. Ob in den originalen Kristall-Flakons wohlriechende oder wohlschmeckende Flüssigkeiten transportiert wurden, lässt sich nicht mehr ermitteln. Infrage kamen für längere Fahrten nach historischen Beschreibungen: Haarwasserflasche, Zahnwasserflasche, Parfümflaçon, Cognacflaçon sowie Feuerzeug, Pflasterbuch, Notizblock, Visitenkartenbehälter, dazu noch einige Reserveflacons für nach Wahl des Reisenden mitzuführende Eau de Cologne, Choleratropfen, andere Medikamente usw. In dem schmalen Querfach steckte üblicherweise ein Spiegel.
Eine Taschenuhr in der Kutsche
Eine Taschenuhr in der Kutsche
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Zuletzt geändert von JoH am Mi 16. Jul 2025, 12:15, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Eine Taschenuhr in der Kutsche
Interessant und Kaufgrund ist natürlich vor allem die eingebaute Uhr.
Das Gehäuse ist dem Einsatzzweck angepasst: je ein Messing-Schraubring auf der Zifferbaltt- und der Werkseite zur Fixierung im Holzkorpus. Beide sind hochwertig gerändert.
Es wurde von Frainier & ses Fils aus Morteau in Frankreich hergestellt.
Das anonyme, hier noch ungereinigte Werk hat einen Durchmesser von 43,5 mm und ist ein Z 27.12 H5 von Parrenin, der ältesten französischen Rohwerkfabrrik. Es läuft präzise über 42 Stunden mit einem Gang von -21 Sek./Tag.
Exakt das gleiche Werk habe ich auch - etwas desolat - in einer französischen Taschenuhr aus Besançon.
Die Uhr wird von der Vorderseite in die Öffnung gesetzt und von hinten festgeschraubt. Alles passt saugend. Das ist für die Fahrt in einer Kutsche nicht unwichtig.
Das Necessaire stammt wahrscheinlich aus dem früheren 20. Jahrhundert. Unter Umständen hat es das Warenlager nie verlassen, denn Nutzungsspuren sind nicht zu finden und die kaufkräftige Kundschaft orientierte sich langsam in Richtung Automobil.
Kürzlich schaute mich meine Frau etwas nervös an, als im benachbarten Gutshof ein Pferd wieherte. Ich konnte sie damit beruhigen, dass ich keinerlei Ambitionen habe, die kleine Sammlung mit einer passenden Kutsche zu ergänzen. Obwohl, ein Pferd hätten ja die Nachbarn …
Grüße
Joachim
Das Gehäuse ist dem Einsatzzweck angepasst: je ein Messing-Schraubring auf der Zifferbaltt- und der Werkseite zur Fixierung im Holzkorpus. Beide sind hochwertig gerändert.
Es wurde von Frainier & ses Fils aus Morteau in Frankreich hergestellt.
Das anonyme, hier noch ungereinigte Werk hat einen Durchmesser von 43,5 mm und ist ein Z 27.12 H5 von Parrenin, der ältesten französischen Rohwerkfabrrik. Es läuft präzise über 42 Stunden mit einem Gang von -21 Sek./Tag.
Exakt das gleiche Werk habe ich auch - etwas desolat - in einer französischen Taschenuhr aus Besançon.
Die Uhr wird von der Vorderseite in die Öffnung gesetzt und von hinten festgeschraubt. Alles passt saugend. Das ist für die Fahrt in einer Kutsche nicht unwichtig.
Das Necessaire stammt wahrscheinlich aus dem früheren 20. Jahrhundert. Unter Umständen hat es das Warenlager nie verlassen, denn Nutzungsspuren sind nicht zu finden und die kaufkräftige Kundschaft orientierte sich langsam in Richtung Automobil.
Kürzlich schaute mich meine Frau etwas nervös an, als im benachbarten Gutshof ein Pferd wieherte. Ich konnte sie damit beruhigen, dass ich keinerlei Ambitionen habe, die kleine Sammlung mit einer passenden Kutsche zu ergänzen. Obwohl, ein Pferd hätten ja die Nachbarn …
Grüße
Joachim
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