Junghans Pendeluhrwerk

[asur]

Hallo Uhrengemeinde,

nach längerer Zeit als "nur Leser" wende ich mich heute an die Fachleute mit der Bitte um
Hilfe und Unterstützung bei der Bestimmung und der Einstellung eines Junghans Werkes.

Das Werk war als Zugabe bei einem Gehäusekauf dabei und es fehlten die Pendelfeder, die
Pendelverlägerung, das Pendel sowie die Zeiger und der Klöppel vom Schlagwerk.
Das Werk ist 88mm breit, 108mm hoch, Platinenabstand innen 37mm, Platinenstärke ist
1,65mm. Das Werk ist gemarkt mit dem Junghansstern, dem großen J und unghans darüber.
Unter dem Stern steht Württemberg und darunter B42, oben links steht noch 168 was wohl
die Pendellänge angibt.
Eine passende Pendelfeder und ein Pendel waren schnell gefunden, eine passende Pendel-
verlängerung habe ich mir ausgehend von der 168 auf dem Werk selbst angefertigt.
Alles montiert, noch zwei passende Zeiger aus der Ersatzteilkiste angebracht und siehe da
es funktioniert bis auf das Schlagwerk, dieses funktioniert zwar auch aber ich bin am Zweifeln
ob die gegebene Funktion so richtig ist.
So ca.45 Sekunden vor der vollen Stunde fällt der Klöppel nach unten auf die Glocke,
nach Ablauf dieser 45 s erfolgen die Stundenschläge aber eben um acht Uhr nur noch sieben,
um neun Uhr nur noch acht usw. Nach dem letzten Stundenschlag hebt sich der Schlagarm ein
wenig bis in seine Ruhestellung genau wie nach dem Halbstundenschlag.
An der gekennzeichneten Stelle ist am Werk eine Einstellmöglichkeit vorhanden aber weniger als
diese 45 s sind kaum einstellbar.
Ist diese Funktion so gewollt oder ist es eine Einstellungssache und das Schlagwerk ist falsch
eingestellt ?

Gruß Asur

[walter der jüngere]

Hallo,

um es kurz zu sagen:
Das Schlagwerk ist falsch eingestellt.

Der Schlag, der 45s vor der eigentlichen Schlagfolge erfolgt, ist nur die Vollendung des eine halbe Stunde vorangegangenen Schlagvorgangs.
Normalerweise erfolgt im Bereich von 12 - 1 min vor der eigentlichen Schlagfolge die Warnung, d.h. das Schlagwerk läuft so weit an, daß der Schlagarm angehoben wird.
Zur Schlagauslösung läuft das Schlagwerk erneut an, der Schlagarm wird vollends angehoben, dann fällt er ab und damit läuft die Schlagfolge ab.

Wenn Du im alten Forum (Link links oben in der 2. Zeile) suchst, findest Du u.a. auch diesen Thread:
http://www.dg-chrono.info/dg-chrono.de/ ... f=2&t=2840
Darin wird das Thema "richtiges Einstellen eines Schlagwerkes" recht ausführlich behandelt.
Ich hoffe, es hilft Dir weiter.

Walter d. J. (Moderator)

[Uhrmacher 19]

Hallo Asur,

so wie die Bilder verstehe, handelt es sich um ein Schloßscheibenschlagwerk.

"So ca.45 Sekunden vor der vollen Stunde fällt der Klöppel nach unten auf die Glocke,"

Diesen Satz verstehe ich nicht richtig ....
Wenn damit die "Warnung" gemeint ist, dann ist es ja so ok.
Wenn der Hammer auf die Glocke fällt, dann stimmt an der gesamten Auslösemechanik etwas nicht.

"nach Ablauf dieser 45 s erfolgen die Stundenschläge aber eben um acht Uhr nur noch sieben,
um neun Uhr nur noch acht usw. Nach dem letzten Stundenschlag hebt sich der Schlagarm ein
wenig bis in seine Ruhestellung genau wie nach dem Halbstundenschlag.
An der gekennzeichneten Stelle ist am Werk eine Einstellmöglichkeit vorhanden aber weniger als
diese 45 s sind kaum einstellbar.
Ist diese Funktion so gewollt oder ist es eine Einstellungssache und das Schlagwerk ist falsch
eingestellt ?"

Diese Beschreibung ist soweit ok.
Wenn ich es richtig verstehe, dann musst Du die Schlagauslösung nur einmal von Hand betätigen, damit die Anzahl der Schläge wieder mit der Uhrzeit übereinstimmt. Alternativ könntest Du auch den Stundenzeiger um eine Stunde versetzen.
Du musst beim Schloßscheibenwerk beachten, dass sich die Schlagauslösung nicht wie beim Rechenschlagwerk automatisch über die Stundenstaffel einstellt.

Gruß
Jörg

Nachtrag: siehe Hinweis von WDJ zum alten Forum

[karlo]

Egal ob Rechen oder Schlossscheibe, was zur Warnung schlaegt, liegt an einer nicht richtig sitzenden Sternscheibe/Hebnaegelrad. Ein Hammer ist schon angehoben und schlaegt zur Warnung, dann fehlt er hinterher.

Karlo

[asur]

Hallo @ all,

danke für die Infos. Das Schlagwerk war im Prinzip richtig eingestellt, nachdem ich eure Antworten gelesen hatte und meine Standuhr bei der Arbeit beobachtet habe stellte ich fest das Karlo den Nagel auf den Kopf getroffen hat.
Diese Sternscheibe sitzt mit einem Zahnrad zusammen auf einer Welle und lässt sich dort über eine Art Rutschkupplung mit sanfter Gewalt verstellen. Ganz wie Karlo es vermutet hat war die Stellung des Hebnagelrades nach dem Stundenschlag nicht richtig. Ein wenig nach vorn verstellt und das Problem war gelöst.
Jetzt wird der Klöppel nicht mehr angehoben nach dem Schlagen, er bleibt unten und wenn jetzt nach erfolgter Warnung der Stundenschlag einsetzt ist die Anzahl der Schläge wieder korrekt. An der von mir markierten Stelle auf dem ersten Foto lässt sich die Zeitspanne einstellen die nach erfolgter Warnung bis zum ersten Stundenschlag vergeht. Auf dem dritten Bild ist an der Seite rechts im oberen Drittel ein Stück von einem Hebel zu sehen, über diesen Hebel lässt sich der Schlag auslösen und mit der Schloßscheibe synchronisieren.
Da die Funktion jetzt gegeben ist werde ich mich auf die Suche nach einem passenden Zifferblatt machen.
Nochmals danke für eure Hilfe.

Asur

[Gnomus]

Diese Sternscheibe sitzt mit einem Zahnrad zusammen auf einer Welle und lässt sich dort über eine Art Rutschkupplung mit sanfter Gewalt verstellen. Ganz wie Karlo es vermutet hat war die Stellung des Hebnagelrades nach dem Stundenschlag nicht richtig. Ein wenig nach vorn verstellt und das Problem war gelöst.

Glückwunsch zur erfolgreichen Einstellung! Sei froh, daß Dein Schlagwerk so eine Rutschkupplung an diesem Rad hat, das gibt es leider nicht an allen Uhren; ist dann eine elende Fummelei, bis die Zähne im richtigen Eingriff zueinander stehen

[karlo]

Diese Sternscheibe sitzt mit einem Zahnrad zusammen auf einer Welle und lässt sich dort über eine Art Rutschkupplung mit sanfter Gewalt verstellen. Ganz wie Karlo es vermutet hat war die Stellung des Hebnagelrades nach dem Stundenschlag nicht richtig. Ein wenig nach vorn verstellt und das Problem war gelöst.

Glückwunsch zur erfolgreichen Einstellung! Sei froh, daß Dein Schlagwerk so eine Rutschkupplung an diesem Rad hat, das gibt es leider nicht an allen Uhren; ist dann eine elende Fummelei, bis die Zähne im richtigen Eingriff zueinander stehen

Die, die das nicht haben sind vor 1850

K

[asur]

Hallo,

was bedeutet B42 auf dem Werk ?
Eventeuell zweite Hälfte 1942 ?
Oder ist das eine Werksbezeichnung von Junghans ?
Die Vermutung das sich die 168 ( mm ) auf die Pendellänge bezieht hat sich bestätigt.

Gruß Asur

[steffl62]

Hallo Asur,
eventuell 2. Hälfte 1924. Junghans hat die Jahreszahlen verdreht. Allerdings weis ich nicht wie lange Sie das gemacht haben.

lg Christian

[Gnomus]

Diese Sternscheibe sitzt mit einem Zahnrad zusammen auf einer Welle und lässt sich dort über eine Art Rutschkupplung mit sanfter Gewalt verstellen. Ganz wie Karlo es vermutet hat war die Stellung des Hebnagelrades nach dem Stundenschlag nicht richtig. Ein wenig nach vorn verstellt und das Problem war gelöst.

Glückwunsch zur erfolgreichen Einstellung! Sei froh, daß Dein Schlagwerk so eine Rutschkupplung an diesem Rad hat, das gibt es leider nicht an allen Uhren; ist dann eine elende Fummelei, bis die Zähne im richtigen Eingriff zueinander stehen

Die, die das nicht haben sind vor 1850

K

Dieses Rad scheint mir jünger zu sein, dürfte aus einer Kaminuhr stammen. Kann mich aber auch irren, hab's aus der Grabbelkiste (deswegen bitte nicht über Dreck und Rost lästern). Da läßt sich jedenfalls nix verdrehen.

Hebnägelrad.jpg