Eine alte ATO-Uhr, von der ich nicht weiß, wer sie gebaut ha

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Der_Stromer
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Eine alte ATO-Uhr, von der ich nicht weiß, wer sie gebaut ha

Beitrag von Der_Stromer »

Liebe Freund,

Ich brauche mal Eure Hilfe.

Ich habe da eine Magnetpendeluhr auf dem Tisch, die mir arges Kopfzerbrechen bereitet.
4556-Fertig.JPG
Die "Elektrik" habe ich wieder hin bekommen, auch der mechanische Teil funktioniert.
Die Schaltung entspricht aber keiner Schaltung von KUNDO, sondern eher der von Junghans Drehschwingern. Auch funktioniert die Schaltung erst vernünftig mit 3 Volt, während die anderen, mir bekannten Antriebe für ATO-Uhren fast alle mit 1 Zelle, also 1,5 Volt auskommen. Auch der verwendete Transistor ist ein Exot: TR235 - Germanium PNP und hergestellt so um 1951!

Die Schaltung:
ATO-Schaltung HATOT.jpg

Rätsel gibt auch das Gehäuse auf: Ist es doch fast komplett aus Aluminium gefertigt. Das Werk hat auch ein anderes Kaliber, als die mir bekannten und zusätzlich einen Sekundenzeiger! Gemarkt ist es mit ATO. Sonst nichts, nur noch eine Nummer auf der Rückseite. Aber da bin ich auch nicht weiter gekommen, da weder Listen vom H&B, HAU, Junghans oder KUNDO greifbar sind und evtl. vorhandene Listen von Hatot mir nicht vorliegen.
4557-Werk-mit-ATO-Marke.JPG

Hat Jemand hier schon mal so eine Uhr gesehen und weiß, wer der Hersteller ist?
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Hallo aus der Oberpfalz
Rolf-Dieter, der Stromer

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Typ1-2-3
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Re: Eine alte ATO-Uhr, von der ich nicht weiß, wer sie gebau

Beitrag von Typ1-2-3 »

Ich würde auf Leon Hatot oder ODO tippen

Frank
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droba
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Re: Eine alte ATO-Uhr, von der ich nicht weiß, wer sie gebau

Beitrag von droba »

Hallo Rolf-Dieter

Ich tippe ebenfalls auf original ATO (oder Hatot).

Diese Uhr scheint mir aber deutlich inspiriert von der M 1000 von Kundo. Das lässt mich eigentlich vermuten, sie ist später, als die M 1000 hergestellt worden. (Auch wenn das mit der Bezeichnung auf dem Transistor nicht ganz passt.)

Soweit mir aber bekannt ist, war die Kundo M 1000 mit Transistor vor der Hatot mit Transistor auf dem Markt.

Eine interessante Uhr! Ist mir bisher noch nicht begegnet! Danke für´s Zeigen!

Droba
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Der_Stromer
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Re: Eine alte ATO-Uhr, von der ich nicht weiß, wer sie gebau

Beitrag von Der_Stromer »

:) Danke, Frank und danke, Droba.

Nun, da Ihr Beide L. Hatot genannt habt, werde ich diesem Gedanken in Gedanken mal näher treten :mrgreen:
Der verbaute Transistor scheint aber wirklich aus Französischer Produktion zu stammen. Also ATO von Hatot.
Die Nummer auf der Rückseite ist 150446. Ich werde mich mal auf die Suche im DEPATIS machen. Vielleicht gibt es da was. Übrigens sind auch die Werksplatinen auch aus Aluminium, ich nehme an, Duraluminium. Die Lager sind eingepresst und wahrscheinlich aus einer Messinglegierung. Die Räder sind Messing und die Wellen aus Stahl.

So, im DEPATIS findet man Patente zu L. Hatot zu Hauf. Eingetragen sind die in der Schweiz. Nummern von 270119 bis 517958 betreffen elektronische Antriebe, meist Armbanduhrwerke. Bemerkenswert ist aber die Schaltung! Die Bauteile sind so angeordnet, wie in dieser Uhr.

Nun ja, etwas schlauer, oder für den Nobelpreis reicht es sicher nicht :mrgreen: :mrgreen:

Ps.: Die erste Uhr mit Magnetpendel von Kieninger & Obergfell wurde mit diesem Patent angemeldet: https://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/d ... 000345302A

Es ist der Antrieb des Magnetpendels durch 2 Spulen, 1 Widerstand und 1 Transistor, alles im Spulengehäuse untergebracht. Es kann möglich sein, dass Uhren mit diesem Antrieb schon vor 1956 auf dem Markt waren, ist aber unwahrscheinlich. Erteilt wurde das Patent erst im Jahr 1960!
Hallo aus der Oberpfalz
Rolf-Dieter, der Stromer

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droba
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Re: Eine alte ATO-Uhr, von der ich nicht weiß, wer sie gebau

Beitrag von droba »

Hallo Rolf-Dieter,

es gab ziemliche Auseinandersetzungen zwischen Hatot und Kundo um die Entwicklung dieser Uhren. Das Werk Kundo EM-1000 kam 1954 auf den deutschen Markt und wurde 1955 mit Transistor ausgestattet und bei einer internationalen Uhrenmesse ganz groß vorgestellt. Hatot hatte zu diesem Zeitpunkt noch kein serienreifes Transistor-Modell auf dem Markt.

Kundo hat aber bei der Markteinführung wohl nicht gewusst/bzw. nicht beachtet, dass Hatot die Transistor-Schaltung schon patentiert hatte und es kam dann zu gerichtlichen Auseinandersetzungen. Da die Sache aber für Kundo rechtlich aussichtslos war, hat Kundo sich dann zur Bezahlung von Lizenzgebühren an Hatot bereit erklärt.

Es überrascht mich aber schon, wie unverfroren diese Hatot-Uhr in ihrem Aussehen der EM-1000 von Kundo gleicht. Besonders das Pendel, aber auch das Zifferblatt und das Gehäuse sind im Aussehen der Kundo EM-1000 zum Verwechseln gleich!

Droba
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Der_Stromer
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Re: Eine alte ATO-Uhr, von der ich nicht weiß, wer sie gebau

Beitrag von Der_Stromer »

:shock: Nun, dann hat KUNDO aber die "Elektronik" und die Lage der Antriebsspule geändert und damit wieder aus dem Gerangel raus, oder wie siehst Du das? Mit Junghans hatte Hatot wohl einen anderen Streit. Junghans musste ja für die Lizenzverletzung ab der Übernahme von der HAU zahlen. Und die Werke, die auch KUNDO gebaut hat, glichen denen von H&B und der HAU wie die Faust aufs Auge. Und dagegen hatte Junghans gegen KUNDO geklagt.

Wenn die Hersteller in dieser Zeit sich nicht grün waren, wurde geklagt, was die Rechtsanwälte nur konnten. Und wenn ein Streit verloren ging, wurde ein Detail geändert und alles fing von vorne an :mrgreen:

Junghans war da übrigens der Spitzenreiter in Europa: Sie beschäftigten eine ganze Abteilung nur damit, Details zu ändern und dann neu patentieren zu lassen :shock: . Und interessant ist auch, dass Hatot und KUNDO ihre Patente in der Schweiz, gültig für Deutschland anmeldeten, Junghans aber nur in Deutschland. Zeit war da auch ein wichtiger Faktor. Galt doch ein Patent erst nach "Eintrag" als registriert und geschützt (noch nicht erteilt). Waren die Schweizer etwa schneller :shock:

Im Katalog der "ATO-Uhren im...." wird geschrieben, dass L. Hatot aus unerfindlichen Gründen die Produktion seiner Transistor-Uhr hinaus zögerte, weil es einige Probleme mit der Schaltung gab. Das habe ich bei dieser Uhr am eigen Leib erfahren! So ein Mi..-Ding :cry:
Hallo aus der Oberpfalz
Rolf-Dieter, der Stromer

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droba
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Re: Eine alte ATO-Uhr, von der ich nicht weiß, wer sie gebau

Beitrag von droba »

Hallo Rolf-Dieter,

das Problem des Patentes war, dass Hatot sich jede Art von Transistor-Steuerung dieser Magnetpendel-Uhren hatte patentieren lassen. Damit genügte es nicht, den Tranistor nur etwas anders anzuordnen. Und böse Zungen haben auch behauptet, Hatot habe nach dem Krieg nur noch Wert darauf gelegt, wirkliche (oder vorgebliche) Patentverletzungen zu verfolgen und zu verklagen. Und Hatot habe nach dem Krieg an Uhren auch nichts mehr verdient, sondern durch Lizenzeinnahmen und diese Prozesse.

Ich werde in den nächsten Tagen noch ein Foto der Kundo EM 1000 einstellen, dann werden die Übereinstimmungen mit dieser Transistor-Hatot deutlich. (Denn Dank Dir habe ich ja eine funktionstüchtige EM-1000 in meiner Sammluing!!)

Und zum Vorgehen von Junghans kann ich Deinen Eindruck nur bestätigen. Der Artikel von G. Stähle in der Jahresschrift 2015 zum Schwebeanker-Patent von Hugo Hettich lässt das deutlich werden.

Droba
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