Federhausreparatur - neun Zähne fehlen

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Ankerhemmung
Beiträge: 166
Registriert: So 9. Jun 2013, 23:36
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Federhausreparatur - neun Zähne fehlen

Beitrag von Ankerhemmung »

Liebe Forummitglieder,

ich hatte im September 2014 einen kleinen Freischwinger - Türhöhe 20 cm - nebst reichlich Zubehör seehr preiswert gekauft.
Der Freischwinger ist das nächste Gehäuse, daß ich aufarbeiten werde.
1 - Freischwinger, Vorderansicht.jpg
2 - Uhrenteile, Werke, Pendel, Zahlenreif.jpg
2 a - Uhrenteile, Zeiger, Pendelverlängerungen,, Zahlenreif.jpg
3 - Türmchen.jpg
Das zu dem Freischwinger gehörende Originaluhrwerk, das Originalpendel und das Originalzifferblatt mit der Blindplatine sind vorhanden.
Auf der Rückseite des Uhrwerks ist das im Jahr 1898 registrierten Firmenzeichen der Firma Kienzle eingestanzt - in Mikrolisk nachgesehen.

Und nun schaut Euch bitte das nächste Bild an, der Anlaß meines Beitrags:
4 - Federhaus von oben.jpg
An dem Federhaus fehlen neun Zähne.

Ich kenne den Beitrag zur Reparatur eines Federhauses vom März 2011. Da sind es allerdings nur drei fehlende Zähne.

Meine Frage:
ist es zu verantworten, die neun fehlenden Zähne des Federhauses durch einen Schwalbenschwanz zu ersetzen?
Bleibt die Stabilität des Federhauses nach der Reparatur erhalten oder ist es sinnvoller, das Federhaus durch ein baugleiches zu ersetzen.

Mir kommen Bedenken, ob ich diese schon fast als "großflächig" zu bezeichnende Reparatur vornehmen soll.
Es sind reine Sicherheitsbedenken, denn Hartlöten kommt nicht in Frage wegen der hohen Temperatur beim Hartlöten und der damit verbundenen eventuellen Verformung des Federhauses.
Weichlot hingegen scheint mir nicht sicher genug wegen des Drucks auf die verhältnismäßig große Reparaturstelle bei einer voll gespannten Zugfeder.
Im schlimmsten Fall reißt die Lötstelle.......

Ich freue mich auf Eure Antworten.
Liebe Grüße
Ingo
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KleineSekunde
Moderator
Beiträge: 1281
Registriert: Fr 20. Aug 2010, 22:02

Re: Federhausreparatur - neun Zähne fehlen

Beitrag von KleineSekunde »

Hallo Ingo,
Ankerhemmung hat geschrieben:Meine Frage:
ist es zu verantworten, die neun fehlenden Zähne des Federhauses durch einen Schwalbenschwanz zu ersetzen?
Bleibt die Stabilität des Federhauses nach der Reparatur erhalten oder ist es sinnvoller, das Federhaus durch ein baugleiches zu ersetzen.

Mir kommen Bedenken, ob ich diese schon fast als "großflächig" zu bezeichnende Reparatur vornehmen soll.
Es sind reine Sicherheitsbedenken, denn Hartlöten kommt nicht in Frage wegen der hohen Temperatur beim Hartlöten und der damit verbundenen eventuellen Verformung des Federhauses.
Weichlot hingegen scheint mir nicht sicher genug wegen des Drucks auf die verhältnismäßig große Reparaturstelle bei einer voll gespannten Zugfeder.
Ob es eine "Obergrenze" bei der zu ersetzenden Anzahl an Zähnen gibt, kann ich nicht sagen - ich bin kein Uhrmacher. Aus "dem Bauch heraus" würde ich sagen, dass es auch bei neun Zähnen gehen sollte, da die Kraftübertragung ja formschlüssig über den Schwalbenschwanz erfolgt. Den würde ich dann eventuell etwas tiefer ausführen als in dem Beitrag von Frank, den du angegeben hast (http://www.dg-chrono.info/dg-chrono.de/ ... f=15&t=947). Aber da werden sich sicherlich fundiertere Hinweise ergeben.

Da es sich um eine Kienzle Uhr handelt (vermutlich nicht soo selten): Eventuell wäre es sinnvoll zu prüfen, ob sich nicht mit wenig Aufwand einfacher ein Ersatzteil / Werk beschaffen ließe - wenn denn nicht die "eigene Reparatur" im Vordergrund stehen sollte (wenn ich mehr Zeit und Möglichkeiten hätte, wäre dies aber durchaus natürlich eine Herausforderung).

Schöne Grüße

Guido / KleineSekunde
Ankerhemmung
Beiträge: 166
Registriert: So 9. Jun 2013, 23:36
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Re: Federhausreparatur - neun Zähne fehlen

Beitrag von Ankerhemmung »

Hallo Guido,

vielen Dank für Deine Antwort.
Ich wollte an und für sich die Möglichkeit einer Reparatur ausloten und die Meinung von anderen Forummitgliedern zu diesem erheblichen "Zahnverlust" hören / lesen.
Du weißt, daß ich immer versuche, beim Herrichten einer alten Wanduhr so dicht am Original zu bleiben wie es möglich ist, wobei der Austausch eines Federhauses für mich kein besonders erwähnenswertes Abweichen vom Original ist.
Mal seh`n, ob mir noch andere Forummitglieder auf meinen Beitrag antworten.
Eins steht fest:
bevor das Uhrwerk in den kleinen Freischwinger eingebaut werden kann, muß erst noch das Gehäuse vollständig hergerichtet werden.
Es wird etliches an Arbeit anfallen; z.B. fehlen die Stützen unter der unteren Konsole und der Zustand des Furniers entspricht auch nicht meinen Anforderungen. Und dann wäre da noch die fehlende Krone....
Liebe Grüße
Ingo
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wahli76
Beiträge: 399
Registriert: Di 17. Jan 2012, 13:08
Wohnort: bei München

Re: Federhausreparatur - neun Zähne fehlen

Beitrag von wahli76 »

Hallo Ingo,

bei 9 fehlenden Zähnen kann man wirklich überlegen, nach einem Ersatzfederhaus zu suchen. Gib doch mal die Dimansionen des Federhauses an: Kopfkreisdurchmesser, Breite des Zahnkranzes, Durchmesser des Federhauses und Gesamthöhe des Federhauses.

Ich würde dann mal in meiner Federhaus-Sammlung nachsehen; wahrscheinlich auch andere Mitglieder des Forums.

Viele Grüße

Kurt
Ankerhemmung
Beiträge: 166
Registriert: So 9. Jun 2013, 23:36
Wohnort: Zetel

Re: Federhausreparatur - neun Zähne fehlen

Beitrag von Ankerhemmung »

Hallo Kurt,

vielen Dank für Deine angebotene Hilfe.
Zuerst die Bilder mit den Kennzeichnungen
1 - Federhaus von oben.jpg
rote Striche - 54,0 mm
grüne Striche - 6,5 mm
Gesamtzahl Zähne: 67 Stück, einschließlich der fehlenden
2 - Federhaus, Seitenansicht.jpg
grüne Striche 3,5 mm
rote Striche 20,0 mm
blaue Striche 47,0 mm
3 - Federkern, gekennzeichnet.jpg
1 - blau 5,5 mm, 2 - rosa 15,5 mm, 3 - orange 10,0 mm, 4 - rot 16,0 mm
5 - grün 4,5 mm, 6 - hellgrün 6,5 mm

Es wäre schön, wenn ein passendes Federhaus bei jemandem "nutzlos 'rumliegt" = selbst nicht gebraucht wird.
Ich habe leider kein passendes Kienzle - Uhrwerk als Ersatzteillager. Die vorhandenen Kienzle - Uhrwerke haben Federhäuser, die leider nicht den oben angegebenen Maßen entsprechen.

Falls jemand Einzelteile von Uhrwerken der Firmen Gustav Becker, Junghans oder Carl Werner sucht, der sollte sich gerne mit mir in Verbindung setzen.

Wenn alle Stricke reißen und kein passendes Federhaus bei jemandem vorhanden ist, dann wird ein anderes, steinaltes Kienzle - Uhrwerk in das Gehäuse eingebaut.

Liebe Grüße
Ingo
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