Drehpendelfeder abschleifen, nur wie viel

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Ticktack99
Beiträge: 24
Registriert: Do 9. Jul 2015, 10:52

Drehpendelfeder abschleifen, nur wie viel

Beitrag von Ticktack99 »

Guten Tag,
ich bin hier neu in diesem Forum, kein Uhrmacher und schraube gerne an alten mechanischen Uhren herum und versuche sie wieder zu Uhren, die die Zeit korrekt anzeigen, zu machen.

Ich habe eine defekte Drehpendeluhr bekommen in der sich eine falsche Drehpendelfeder befindet.
Verbaut ist eine mit den Maßen:
Länge: 92 mm
Breite: 0,40 mm
Dicke: 0,07 mm

Ich gehe mal davon aus , das die Uhr 8 Schwingungen in der Minute machen soll.
Für 8 komplette Schwingungen hin und zurück (also 16 Schwingungen) messe ich
eine Zeit von einer Minute und 23 Sekunden, das ist viel zu schnell. Die Drehfeder ist also viel zu stark.

Ich benötige einen Anhaltspunkt zum Schleifen. Soll ich sie sofort auf das Maß 0,06 mm bringen, oder ist das schon zu viel?
walter der jüngere

Re: Drehpendelfeder abschleifen, nur wie viel

Beitrag von walter der jüngere »

Hallo,

ich denke, es gibt für Außenstehende nicht viel her, was an Angaben zu dieser Uhr momentan zur Verfügung steht - weder Hersteller & Modell, noch weitere Angaben (Originalzustand oder nicht, Werk schon gereinigt, Lager & Zapfen usw. geprüft, Hemmung in gutem Zustand & korrekt eingestellt usw. - daher ist so eine Einschätzung, wieviel evtl. - oder auch nicht - von der Pendelfeder weggeschliffen werden sollte, kaum sicher beantwortbar.
Dennoch - wenn so eine Uhr ohne jede weitere Angabe neu justiert werden soll, muss zunächst die Schlagzahl sicher ermittelt sein (mit "mal davon ausgehen, daß..." ist es da wirklich nicht getan!), und dann würde ich mich langsam an das gewünschte Ergebnis heranzutasten versuchen - also bei starkem Vorlauf (und schon entsprechend eingestelltem Pendel, Eingriff usw.) dann etwas an der Pendelfeder abschleifen. Aber eben mit Gefühl, lieber öfter probieren, als gleich zu viel abgenommen zu haben...
Möglich, daß man damit zum gewünschten Ergebnis kommt. Aber zunächst muss das Werk an sich gründlich überprüft und sinnvoll justiert sein. Und erst dann kann man auch so etwas wie Abschleifen der Drehpendelfeder sinnvoll probieren.
Natürlich hilft alles Abschleifen der Pendelfeder nichts, wenn die Länge zu weit vom Original abweicht - oder eben am Werk eigentlich noch einiges zu tun gewesen wäre...

Noch etwas zu den Drehpendelfedern: Es kommt dabei u.a. eben auch auf die korrekte Vorgehensweise bei der Justierung und natürlich auch auf den richtigen Sitz der Pendelfeder an. Die Maße solcher Federn sind ein Kriterium, ein weiteres Kriterium dazu ist das Material und die Art der Herstellung. Daher ist die Einhaltung aller Maße allein noch nicht ein Garant für Ganggenauigkeit.
Dies muß auch beim Abschleifen bzw. Justieren bedacht werden.

Walter d. J.
Ticktack99
Beiträge: 24
Registriert: Do 9. Jul 2015, 10:52

Re: Drehpendelfeder abschleifen, nur wie viel

Beitrag von Ticktack99 »

Hallo Walter,

als ich die Uhr bekam lief sie überhaupt nicht. Daher alles demontiert, gereinigt, Lager und Zapfen überprüft, geölt, Eingriff und Abfall justiert. Danach lief sie wieder.

Es geht um eine Hermle Typ 921-000

Ob Nivarox verbaut wurde, weiß ich nicht.

LG

Joachim
Vielen Dank für die freundliche Unterstützung

LG Joachim
walter der jüngere

Re: Drehpendelfeder abschleifen, nur wie viel

Beitrag von walter der jüngere »

Hallo Joachim,

offenbar handelt es sich also um eine Uhr aus der Modellreihe Hermle Mini.
8 Schläge/Minute ist dafür korrekt, die Federlänge wird in Passmore: "Anniversary Clock Identification" mit 90 mm angegeben, also nicht mit 92 mm - wobei wichtig ist, daß hier richtig gemessen wurde (oben mit Beschlag, unten ohne). Die Längenänderung kann auch schon mal einiges bewirken, diese Korrektur sollte m.E. zuerst vorgenommen werden, bevor an der Pendelfeder etwas abgeschliffen wird.
Noch etwas: Ist der Mitnehmer richtig eingestellt (79 mm) ?
Die Federstärke wird übrigens mit 0.056 mm notiert, auch dies ist ein deutlicher Unterschied zu 0,06 mm!

Walter d. J.
Ticktack99
Beiträge: 24
Registriert: Do 9. Jul 2015, 10:52

Re: Drehpendelfeder abschleifen, nur wie viel

Beitrag von Ticktack99 »

Hallo Walter,


Länge gemessen von Bohrung bis Stift, passt also.

Mitnehmer richtig eingestellt (79 mm)??? Meinst Du 7,9 mm?

LG Joachim

P.S.

Werde mich mal vorsichtig an 0,06 mm heran schleichen. :)

Das wird schon werden.
Vielen Dank für die freundliche Unterstützung

LG Joachim
walter der jüngere

Re: Drehpendelfeder abschleifen, nur wie viel

Beitrag von walter der jüngere »

Ticktack99 hat geschrieben:Hallo Walter,


Länge gemessen von Bohrung bis Stift, passt also.

Mitnehmer richtig eingestellt (79 mm)??? Meinst Du 7,9 mm?

LG Joachim

P.S.

Werde mich mal vorsichtig an 0,06 mm heran schleichen. :)

Das wird schon werden.
Hallo Joachim,

die Länge der Feder wird so, wie Du sie misst, sicherlich ein anderes Maß haben, als die vorgegebenen 90 mm, die sie nach der entsprechenden Meßmethode hätte.
Aber nun ja, Du wirst schon wissen, was richtig ist.
Einstellung des Mitnehmers:
Von 0 (unten, ohne Beschlag) bis zum Mitnehmerstift sollten 79 mm liegen.

Meßmethode und beide Maßangaben (Länge und Mitnehmer) lt. Passmore: Anniversary Clock Identification.

Walter d. J.
Zuletzt geändert von walter der jüngere am Do 9. Jul 2015, 14:12, insgesamt 2-mal geändert.
Ticktack99
Beiträge: 24
Registriert: Do 9. Jul 2015, 10:52

Re: Drehpendelfeder abschleifen, nur wie viel

Beitrag von Ticktack99 »

Vielen Dank für die Daten der Feder.

Dann lege ich jetzt mal los... :)
Vielen Dank für die freundliche Unterstützung

LG Joachim
walter der jüngere

Re: Drehpendelfeder abschleifen, nur wie viel

Beitrag von walter der jüngere »

Hallo,

ich habe meinen vorangegangenen Post editiert (meine ursprünglich dort notierte Anmerkung gelöscht), und schreibe meine dort als Anmerkung notierten Gedanken dazu hier extra, weil ich denke, hier in diesem Fall könnte ein gewisses, grundsätzliches Mißverständnis vorliegen:

Die Uhr soll 8 Schläge pro Minute schaffen.
Sie benötigt dazu aber nicht eine Minute, sondern eine Minute und 23 Sekunden.
Soll heißen, sie benötigt wesentlich länger, um die 8 Schläge vollständig auszuführen.
Sie geht also nach.
Eine zu lange Pendelfeder kann dies verursachen. Eine zu weiche Pendelfeder kann dies verursachen. Ein falsch eingestelltes Pendel, eine falsch justierte Hemmung ebenfalls. Oder eine zu starke Antriebsfeder. Oder oder oder.
Eine Verjüngung der Pendelfeder jedenfalls würde m.E. die Amplitude des Drehpendels erhöhen, also für noch mehr Nachgang sorgen.
In der jetzigen Konstellation also sicherlich nicht der allein zielführende Ansatz, um der Uhr zu mehr Ganggenauigkeit zu verhelfen.
Die Einhaltung der ursprünglich dafür vorgesehenen Maße der Drehpendelfeder könnte aber vielleicht dazu führen, auch die übrigen ursprünglichen Einstellungen an der Uhr wiederherzustellen.

Vielleicht helfen diese meine Gedanken dann ja doch noch ein Stück weiter, um die Uhr wieder gut in Ordnung bringen zu können.

Walter d. J.
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Der_Stromer
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Re: Drehpendelfeder abschleifen, nur wie viel

Beitrag von Der_Stromer »

Ticktack99 hat geschrieben:Guten Tag,
ich bin hier neu in diesem Forum, kein Uhrmacher und schraube gerne an alten mechanischen Uhren herum und versuche sie wieder zu Uhren, die die Zeit korrekt anzeigen, zu machen.

Ich habe eine defekte Drehpendeluhr bekommen in der sich eine falsche Drehpendelfeder befindet.
Verbaut ist eine mit den Maßen:
Länge: 92 mm
Breite: 0,40 mm
Dicke: 0,07 mm

Ich gehe mal davon aus , das die Uhr 8 Schwingungen in der Minute machen soll.
Für 8 komplette Schwingungen hin und zurück (also 16 Schwingungen) messe ich
eine Zeit von einer Minute und 23 Sekunden, das ist viel zu schnell. Die Drehfeder ist also viel zu stark.

Ich benötige einen Anhaltspunkt zum Schleifen. Soll ich sie sofort auf das Maß 0,06 mm bringen, oder ist das schon zu viel?
Hallo, Herr Ticktack99 (ein schöner Vorname, z.B. der, der einem von der Mutter verliehen wurde, wäre hier schon schön :mrgreen: ),

Herzlich willkommen hier im Forum, das Dir gerne hilft.

Aber dazu sind etwas detailliertere Angaben notwendig, als die, die Du uns hier zur Verfügung stellst.
1.) Die hintere Platine der Uhr muss identifiziert werden - ein gutes Bild mit allen Löchern und den Abmessungen Höhe x Breite muss sein.
2.) Dann kann man Dir sagen, wer der Hersteller war und welche Feder gebraucht wird und welche Abmessungen diese Feder haben muss.

Bitte nimms nicht krumm, aber Deine Angaben sind für die runde Tonne - Unbrauchbar. Z.B. Dein Denkfehler von 1 Minute und 23 Sekunden :shock: . Dann - aber das hat Dir ja Walter schon geschrieben - ist die Uhr nicht zu schnell, sondern genau das Gegenteil. Und: Woher hast Du denn die 8 "Schwingungen"? Erdacht oder genau per Zählung ermittelt?

Also bitte: Ein gutes Bild der hinteren Platine und Dir wird geholfen!
Hallo aus der Oberpfalz
Rolf-Dieter, der Stromer

http://www.rolf-dieter-reichert.de
Ticktack99
Beiträge: 24
Registriert: Do 9. Jul 2015, 10:52

Re: Drehpendelfeder abschleifen, nur wie viel

Beitrag von Ticktack99 »

An Walter und Rolf,

jetzt ist das Mißverständnis komplett. Das liegt an der Zählweise, die Uhrmacher denken an Schläge, für mich ist eine Schwingung erst nach einem Hin und Herschwung komplett.

Deshalb schrieb ich: "Für 8 komplette Schwingungen hin und zurück" (also 16 Schläge)...

Und die Uhr lief wirklich viel zu schnell, unabhängigig was ich gemessen habe; für 16 Schläge maß ich eine Minute und 23 Sekunden.

LG Joachim
Vielen Dank für die freundliche Unterstützung

LG Joachim
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