Etwas ganz seltenes: Jahresuhr-Mariage!
Aus der Ferne betrachtet, eine recht ansehnlich Uhr, diese Uhr.
Aus der Nähe dann die Ernüchterung: Das Werk stammt von KUNDO, ca. 1965. Alles andere war von einer HERMLE.
Das führte natürlich dazu, dass der „Hersteller“ dieser Uhr einige Modifikationen vornehmen musste, um das alles zusammen zu fügen.
Nun ja, bis auf ein paar ganz schön große Löcher in der vorderen Platine und die nicht mehr vorhandene Pendel- und Pendelfedersicherung sieht es recht gut aus.
Das Problem war dann aber für mich, dass diese Uhr geradezu in Öl gebadet worden war und alles nur so triefte. Das verwendete Öl verwandelte sich im Laufe der Zeit auch in so was wie Tapetenkleister. Sogar die Räder blieben in ihren Lagern kleben und ich musste sie mit sanfter Gewalt daraus entfernen. Am Federhaus die Spuren dieses „Öls“ waren nicht vollständig zu entfernen.
Nach der Demontage dann die nächsten Schrecken: Das Federhaus litt an Karies. Zahnausfall hier? Da gibt es nur ein neues Federhaus. Bei einer "normalen" Uhr hätte man das sicher reparieren können. Aber bei einer Jahresuhr lasse ich das lieber. Die Kräfte, die hier wirken sind einfach zu groß.
Dann das Übliche: US-Bad, Lack entfernen, Polieren, neu Lackieren, Lager Putzen, Wellenzapfen Polieren, Zusammenbau und da natürlich auch falsch, eine neue Pendelfeder zugerichtet, da hier natürlich keinerlei Maßstäbe an zu setzen waren. Und der Heiratsstifter hat sich eine eigene Gabel zusammengebaut. Die funktionierte natürlich nicht, da sie überall im schmalen Ausschnitt aneckte.
Auch die Zeigerreibung war für den "Konstrukteur" wohl ein unbekanntes Wesen, sie fehlte teilweise und die Scheiben waren an der verkehrten Stelle montiert.
Aber nach dieser Arbeit doch wieder eine schön anzusehende Uhr, die auch wieder die zeit genau zeigt (wobei ich nicht glaube, dass sie das jemals nach der „Heirat“ gemacht hat).
Eine Mariage aus KUNDO (Werk) und HERMLE (der Rest)
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Eine Mariage aus KUNDO (Werk) und HERMLE (der Rest)
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Re: Eine Mariage aus KUNDO (Werk) und HERMLE (der Rest)
Hallo Rolf-Dieter,
auch eine interessante Geschichte! Was nicht alles so gibt.
Warum mussten die Löcher in der Frontplatine denn so eine eigenartige Form haben und (anscheinend) ausgesägt werden? Hätten es schlichte runde Bohrungen nicht auch getan
Grüße
Bernd
auch eine interessante Geschichte! Was nicht alles so gibt.
Warum mussten die Löcher in der Frontplatine denn so eine eigenartige Form haben und (anscheinend) ausgesägt werden? Hätten es schlichte runde Bohrungen nicht auch getan

Grüße
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Re: Eine Mariage aus KUNDO (Werk) und HERMLE (der Rest)
Hi Bernd.
Der Grund liegt in der Befestigung der Ziffernblätter: Hermle verwendet runde Löcher und die Ziffernblattpfosten sind verstiftet. KUNDO hat eigene: Zügig verdrehbare Pfosten mit einem Kopf, der genau in den Schlitz in der Platine passen. Durch verdrehen dieser Pfosten werden diese an der Platine verkeilt. Und natürlich auch andere Lochabstände! Sieht man auch auf der Stuhlplatte. Andere Abstände.
Der Grund liegt in der Befestigung der Ziffernblätter: Hermle verwendet runde Löcher und die Ziffernblattpfosten sind verstiftet. KUNDO hat eigene: Zügig verdrehbare Pfosten mit einem Kopf, der genau in den Schlitz in der Platine passen. Durch verdrehen dieser Pfosten werden diese an der Platine verkeilt. Und natürlich auch andere Lochabstände! Sieht man auch auf der Stuhlplatte. Andere Abstände.