Scherenhemmung Hebelwinkel ???

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Falls hier theoretische Hilfen angeboten werden, so sollen und können sie keinen Uhrmacher ersetzen. Sie sind ohne jede Garantie oder Gewähr und jeder muss selbst wissen, was er sich zutrauen kann und dass man mit einem Selbstversuch evtl. leichtfertig die Uhr zerstören könnte. Vor allen Dingen wertvolle Uhren gehören in die Hand eines Fachmanns. Vielleicht sogar eines Fachmanns hier aus dem Forum. Laien sollten unbedingt den oben angepinnten Hinweis über Uhrenfedern lesen.
Heinrich
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Re: Scherenhemmung Hebelwinkel ???

Beitrag von Heinrich »

sieht gut aus! Wenn das mit dem Abflachen jetzt nicht mehr klappt kannst du die Stifte auch mit einem Zapfensenker oder Kronenfräser dünner machen, das hat dann den gleichen Effekt. Mach, wenn möglich, auch die Schenkel und den Reif des Gangrades dünner, damit das Rad leichter wird. Mir scheint es schon SEHR schwer zu sein. Je schwerer das Rad ist umso größer ist das Trägheitsmoment und damit der Verschleiß und auch die Kraft, die das Werk braucht, um nach jeder Hebung wieder anzulaufen. Bei einem 4-Meter-Pendel, das wegen der Zugluftempfindlichkeit ja auch eine gewisse Masse haben muß, bist du um jedes Gramm Antriebsgewicht dankbar, das du dir zum Wohle der Lager und Zapfen sparen kannst.
Heinrich
Der liebe Gott gab uns die Zeit (von der Eile hat er nichts gesagt!).
ralf43
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Re: Scherenhemmung Hebelwinkel ???

Beitrag von ralf43 »

Hallo Heinrich!
Ich sehe schon,ich mach mich gleich an die Arbeit.
Ich danke Euch allen Ralf43
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Typ1-2-3
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Re: Scherenhemmung Hebelwinkel ???

Beitrag von Typ1-2-3 »

Zum Abflachen der Stifte: Ich denke, Du hast die so gebaut, dass man sie herausdrücken kann. Dann sollte das mit dem Abflachen ja kein großes Ding sein. Zum Einbau würde ich mir eine Hilfsvorrichtung machen, damit man die Stifte richtig herum einsetzen kann, so dass sie alle gleich eingesetzt sind. Du wirst sehen, dass dann auch die Paletten breiter werden können.

Um das Rad zu erleichtern, würde ich in jedem Fall die Schenkel dünner und flacher machen, denn viel Kraft hat das Rad ja nicht zu übertragen. Aber auch den Press-Sitz für die Stifte, also den Radreif, kann man von hinten schmaler machen. Selbst den Außendurchmesser kann man gewaltig verkleinern, ohne den Press-Sitz der Stifte zu gefährden. Ebenso die Radnarbe, obwohl das nicht so viel an der Massenträgheit des Rades verändert. Ich würde schätzen, dass das Rad ohne weiteres nur halb so schwer sein könnte, ohne die Funktion zu verändern. Hätte aber wesentlich geringere Massenträgheit.

Frank
ralf43
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Re: Scherenhemmung Hebelwinkel ???

Beitrag von ralf43 »

Hallo Frank!
Ich habe die Stifte alle mit Gewinde versehen (M2),druckpoliert und blau angelassen.
Wegen der Ästhetik. Ich werde jetzt das Gewicht halbieren. Mit den Stiften muss ich noch
einmal in mich gehen.
Einen Gruß aus Freiburg Ralf 43
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wahli76
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Re: Scherenhemmung Hebelwinkel ???

Beitrag von wahli76 »

Hallo Ralf,

du kannst natürlich die Stifte auch im eingeschraubten Zustand halbieren. Hast du die Stifte mit Loctite gesichert?

Viele Grüße

Kurt
ralf43
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Re: Scherenhemmung Hebelwinkel ???

Beitrag von ralf43 »

Hallo Kurt!
Das Rad habe ich tatsächlich vom Gewicht fast halbiert. Ich habe es hinterdreht .Es sieht immer noch prima aus.
Die Stifte werde ich mit Hilfe des Stiftensenkers noch auf ein gutes Maß bringen.
Ein schönes Wochenende wünscht Ralf 43
Holger Brandt
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Re: Scherenhemmung Hebelwinkel ???

Beitrag von Holger Brandt »

Hallo Alle zusammen, hallo Ralf 43,

habe lange Zeit nix im Forum von mir hören lassen, weil einfach nicht die Zeit dafür da war. Inzwischen habe ich einige interessante Reparaturen auf dem Tisch gehabt - die ich in Kürze in ner kleinen Doku hier mal präsentiere.
Doch nun erst mal zurück zum Thema - Scherengang!
Ob Schere oder Graham, die Verhältnisse sind gut vergleichbar, das schließe ich mich der allg. Meinung voll an. Um die Amplitude klein zu halten wäre eine andere Konstruktion aus meiner Sicht günstiger gewesen. Meine Überlegung dazu:
Es wird eine bestimmte Energiemenge benötigt um das Pendel am Laufen zu halten. Großer Ausschlagwinkel=viel Energie, Kleiner Ausschlagwinkel=wenig Energie, was allerdings das schon erwähnte Trägheitsproblem in den Vordergrund bringt. Das geht zufriedenstellend nur mit wenig Masse, vor allem an den "schnell" drehenden Rädern.
Wenig Pendelausschlag bedeutet auch ein "zusammenschrumpfen" des Hebungswinkels. Dazu kamen schon die Vorschläge die Stifte abzuflachen usw.. Da die benötigte Energiemenge für Pendelausschlag X fest steht, bedeutet das bei flach geneigten Hebeflächen und einem großen Hebewinkel wenig Kraft auf dem Ankerrad. Anders bei steilen Hebeflächen, die werden bei einer kleinen Amplitude gebraucht. Hier muss die Kraft am Ankerrad größer sein um bei dem kleineren Hebewinkel auf die gleiche Energiemenge zu kommen. Und dort sehe ich ein Problem. Bei sehr kleinen Hebewinkeln und einer (im Verhältnis) sehr großen Kraft auf die Hemmung neigt der Anker sehr stark zum "schnippen". D.h. jedes noch so kleinste Spiel zwischen Ankergabel und Pendel macht sich akustisch bemerkbar. Die Ankergabel muss sehr stabil sein damit sich der Anker exakt mit der Pendelstange bewegt und sich nicht gegen diese verbiegen kann.
Aus diesem Grund hätte ich den Anker in die Pendelstange integriert. Und zwar mittig in die Masseschwingebene. Damit das Pendel bei der Impulsgabe nicht verkantet und damit anfängt zu schlingern. Ankerwelle und deren Lager entfallen-ein Problem weniger. Allerdings sollte das Pendel dann eine (die es im Normalfall nicht berührt) Zwangsführung bekommen. Damit das Werk nicht frei durchlaufen kann, wenn mal einer an das Pendel kommt... .
Das Pendelgewicht würde ich rel. schwer machen damit ein große "Streckkraft" auf die Pendelfeder wirkt. So wird das Pendel ruhig laufen und auch nicht bei der Impulsgabe an der Pendelfeder rüber und nüber geschubst.
Um auch bei einer sehr kleinen Amplitude angenehme Maße im Bereich der Hemmung zu haben (und keinen elend langen Anker) kann man die Paletten etwas tiefer in die Pendelstange integrieren.... .

Das waren meine Gedanken und Vorstellungen zum Thema. Ich habe einige Erfahrungen im Turmuhrenbereich. Dort wirken natürlich größere Kräfte auf das Pendel, aber in den Proportionen sind das doch vergleichbare Sachen.

Ich wünsche viel Freude bei der Realisierung der Uhr und würde mich freuen, wenn der Fortgang der Arbeiten immer mal im Forum dokumentiert wird.

Viele Grüße H. Brandt
ralf43
Beiträge: 33
Registriert: Sa 20. Sep 2014, 10:05

Re: Scherenhemmung Hebelwinkel ???

Beitrag von ralf43 »

Hallo Herr Brandt!
Vielen Dank für die umfangreiche Stellungnahme.
Die Gabel stabiel auszulegen leuchtet mir total ein. Hätte ich zu schwach gemacht.
Schönen Abend RALF 43
ralf43
Beiträge: 33
Registriert: Sa 20. Sep 2014, 10:05

Re: Scherenhemmung Hebelwinkel ???

Beitrag von ralf43 »

Anfertigung einer 2 Sec. Pendeluhr!

Liebe DGC Mitglieder!

Vor einem Jahr habe ich die Frage in das Forum gestellt:

Wie groß muss der Hebewinkel bei einer Scherenhemmung sein?

Ich wollte mir eine Uhr mit einem 2 Sec. Pendel und nur einem Rad bauen.

Die Uhr ist fertig. Hat aber 2 Räder.Läuft aber auf Anhieb.

Ich habe Eure Ratschläge aufgenommen und umgesetzt und mir damit
eine menge Arbeit gespart.

Jetzt zur Uhr!

Pendel:
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Pendelstange: Buchenholz Verbindungsstücke Ebenholz
Pendellinse: Messing poliert ,3 Kg. Bleifüllung.
Pendelfeder: Federstahl 0,25mm
Schwingungsweite + Ergänzungsbogen 75mm!!!

Räder:
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Gangrad (nach Mannhardt) Stifte= 60
Trieb= 8
Antriebsrad Z= 120

Schere: Verstellbar und Arretierter.
————
Aufzug: Huygenscher endlos Kettenaufzug.
————-
Antriebsgewicht: 600 gr.

Zeiger: Stahl gebläut.
———-
Platinen: MS 58 geschliffen.
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Wellen und Triebe: Gehärtet und poliert.
————————-
Schrauben: gehärtet und blau angelassen.
—————-
Lager: Kugellager gefasst in Messingfutter und verschraubt.
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Ein 2 Sec.Pendel zu sehen und zu hören hinterlässt schon einen tiefen Eindruck
von Zeit und Vergänglichkeit.
Hier nun ein paar Bilder...

Liebe Grüße
ralf43
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ralf43
Beiträge: 33
Registriert: Sa 20. Sep 2014, 10:05

Re: Scherenhemmung Hebelwinkel ???

Beitrag von ralf43 »

und noch ein paar mehr Bilder...
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