Ölsenkungen Schottenwerk / alte Uhren

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gebuwa
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Re: Ölsenkungen Schottenwerk / alte Uhren

Beitrag von gebuwa »

Hallo liebe Uhrenkollegen.

Ich hoffe, dass ich hier nur eine "konstruktive" Diskussion losgetreten habe :P

Auf jeden Fall waren die Senkungen von Anbeginn drinne. Eines habe ich aber durch eure Beiträge gelernt - "Die richtige Ölerei" einer Uhr. Habe ich doch bisher bei meinen Werken stets nach dem Motto "je mehr, desto besser" gehandelt. Das werde ich künftig ändern.
Die Pendelaufhängung ist soweit nun in Ordnung, jetzt habe ich das Läutewerk (Auslösemechanismus) in Angriff genommen.
Einziges Problem derzeit noch ist der Hebel für die Tonfeder. Im momentanenZustand läuft eigentlich das Kettenrad in der falschen Richtung, ist aber richtig eingebaut und schaltet auch richtig. Ich möchte dies aber hier nicht weiter vertiefen, zum gegebenen Zeitpunkt unter anderem Beitrag.

Mit den besten Grüßen

Gerd
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Der_Stromer
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Re: Ölsenkungen Schottenwerk / alte Uhren

Beitrag von Der_Stromer »

gebuwa hat geschrieben:@Rolf Dieter - also ich hab sie nicht reingemacht!! :lol:

...

Gerd
:mrgreen: Glaube ich Dir unbesehen!. Meine Anmerkung sollte auch nur auf den Umstand hinweisen, dass ich solches bislang (so tief und groß) nicht gesehen habe.
Hallo aus der Oberpfalz
Rolf-Dieter, der Stromer

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Der_Stromer
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Re: Ölsenkungen Schottenwerk / alte Uhren

Beitrag von Der_Stromer »

So, also eine neue, alte Schottenuhr, die ich auf dem Tisch habe.

Die Senkungen sind an zwei Bohrungen für die Messingröhrchen zu sehen und waren sicher schon bei der Herstellung gemacht worden. Aber nach meiner Meinung dienten dies Senkungen zur Führung der Messingröhrchen und nie als ÖLSENKUNG. Und: bei meiner Uhr sind solche Senkungen auch nicht an allen Bohrungen. Eventuell sollte ja auch nur sichergestellt werden, dass die Röhrchen, die wohl manchmal kürzer waren, als die Dicke des Holzes, auch wirklich bis zum anderen Ende reichten. Denn die Wellen der Räder durften ja nicht im Holz laufen, sonder mussten immer als Begrenzung das messing der Lager haben. Sonst würde das Werk sehr schnell klemmen, oder? Was meint Ihr dazu?

Und noch aufgefallen ist mir, dass die Schaukel hier auch sehr enge Ösen hat :? .

Und hier einige Bilder dieser Uhr (Reparaturbericht folgt demnächst):
3536-Ziffernblatt.JPG
Das Gesicht dieser Uhr. Das gemalte Ziffernballt ist nochmals hinter Glas, Die ZeigerRohre gehen durch dieses Glas. Leider blättert die Farbe dahinter schon ab. Eine professionelle Restaurierung muss hier sicher sein.
3546-Pendelschaukel.JPG
Hier das Bild der Pendelschaukel. M.E. sehr enge Ösen!
3547-Lager.JPG
3544-Lager-hinten.JPG
So, hier also die Senkungen an meiner Uhr. Bei genauer betrachtung würde ich sagen, diese dienen zur Führung und Positionierung der Messingröhrchen. Können wir uns auf "Führungs-Senkungen" verständigen?
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Hallo aus der Oberpfalz
Rolf-Dieter, der Stromer

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KleineSekunde
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Re: Ölsenkungen Schottenwerk / alte Uhren

Beitrag von KleineSekunde »

Hallo Rolf-Dieter,

was mir noch nicht so ganz klar ist - eventuell stehe ich aber auch auf dem Schlauch: Wie soll das mit der Führung aussehen? Eine Führung beim Einpressen der Lager in die Holzplatine? Dann müsste die Schräge doch genau entgegengesetzt verlaufen, also kegelig / abgeschrägt in der Einpress-Richtung. In der gezeigten Ausführung würde diese Schräge beim Einführen der Lager in die Platine aber doch eher als "Stemmeisen" wirken, wenn das Lager nicht ganz gerade eingepresst wird. Aber eventuell habe ich da auch etwas falsch verstanden.

Könnte es eventuell sein, dass die Lager auf der Innenseite der Platinen zunächst bündig eingepresst wurden, um dann von der Außenseite mit einem Senker "passend gekürzt" zu werden? Aus optischen Gründen, damit die Lager nicht aus der Platine ragen aber auch um beim Ölen auch besser an die Zapfen zu gelangen?

Auf deinem Foto sieht es jedenfalls so aus, als ob die die angeschrägten Bereiche an der Platine, rund um die Lager jeweils unterschiedlich breit ausfallen, da diese Absenkungen "nach Augenmass" ausgeführt wurden. Weder die Dicke der hölzernen Platinen, noch die Länge der Lager werden sehr eng toleriert gewesen sein, so dass eventuell eine manuelle Nacharbeit erfolgte, die eben unterschiedlich erfolgte.

Eventuell also weder eine bewusste Ölsenkung, noch eine Führung, sondern einfach produktionstechnisch bedingt??

Schöne Grüße

Guido / KleineSekunde
Berrnd-Klaus
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Re: Ölsenkungen Schottenwerk / alte Uhren

Beitrag von Berrnd-Klaus »

Guten Morgen,

möchte auch zur Ölsenkung bei Schottenuhren etwas sagen.Ich bearbeite alle Lager mit dem Rollensenker,so habe ich es in meiner Lehrzeit (50er-Jahre)gelernt.Es werden die Buchsen und das Holz so wieder sauber.Die alten Buchsen sind ja überwiegend konisch oder haben Längsrillen (ich fertige sie so auch wieder an) und werden von hinten eingepaßt.Auch zeigte mir einer unserer Meister wie man eine neue Drahtaufhängung (Schaukel) anfertigt.In unserem Uhrengeschäft waren 2-3 Meister,2 Gesellen und 2-3 Lehrlinge.In dieser Zeit wurde noch alles repariert und angefertigt,es gab ja fast keine Ersatzteile.Zum Ölen hat Frank ja alles geschrieben.

Gruß Barnd-Klaus

Mein 1. Bericht vom 06.10. ging " verloren "!
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Der_Stromer
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Re: Ölsenkungen Schottenwerk / alte Uhren

Beitrag von Der_Stromer »

@ Guido, na ja, von "Produktionstechnisch" würde ich hier nicht sprechen wollen. Dies Uhren sind fast immer in Heimarbeit händisch entstanden. Diese "Senkungen" werden wohl immer ein Rätsel bleiben. :shock:

@Bernd-Klaus: Danke für die Hinweise. Kannst Du uns auch sagen, wie eine "richtige" Schaukel angefertigt wird? Durchmesser der Ösen, Länge der Schenkel und Form?
Hallo aus der Oberpfalz
Rolf-Dieter, der Stromer

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petsch
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Re: Ölsenkungen Schottenwerk / alte Uhren

Beitrag von petsch »

Hallo Rolf-Dieter,
Der_Stromer hat geschrieben: Diese "Senkungen" werden wohl immer ein Rätsel bleiben. :shock:

das glaube ich nicht.

Die Senkungen die Heinrich meint, haben natürlich einen Sinn. Wie alle Ölsenkungen bei Uhrenlagern.

Wenn ich mal als Nichtuhrmacher etwas dazu sagen darf:

Ich glaube Ihr redet aneinander vorbei.
Der_Stromer hat geschrieben:Ölsenkung im Holz???? Und "die Brühe" versickert dort, gelle.
Der_Stromer hat geschrieben: Die Senkungen sind an zwei Bohrungen für die Messingröhrchen zu sehen und waren sicher schon bei der Herstellung gemacht worden. Aber nach meiner Meinung dienten dies Senkungen zur Führung der Messingröhrchen und nie als ÖLSENKUNG
"Ölsenkungen im Holz" und "an zwei Bohrungen für die Messingröhrchen" ?

Meinst Du die Abschrägungen im Holz ? Das sind doch nicht die Ölsenkungen die Heinrich meint.

Heinrich und alle Uhrmacher, die sich dazu geäußert haben, meinen doch die Ölsenkungen in den Messingröhrchen, also im Messing !

Oder versteh ich hier etwas falsch ?

Nur da haben sie natürlich diesen Sinn und nicht im Holz. Im Holz sind allerdings auch oft Vertiefungen, die sind wahrscheinlich wirklich vom Einpressen der Messinglager .

Gruß
Peter
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Typ1-2-3
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Re: Ölsenkungen Schottenwerk / alte Uhren

Beitrag von Typ1-2-3 »

Ich könnte mir folgendes vorstellen, aber wirklich ohne Gewähr: Die Futter gab es als Futterdrähte (habe so etwas für Spindeluhren zu Hause). Also Meterware, die ähnlich wie in der Goldschmiede als Scharnier gezogen wurden. Die wurden dann irgendwie abgesägt und eingepresst. Wenn die Futter dann nach außen vorstanden, sah das natürlich nicht gerade fachmännisch aus. Also wurde ein Bohrer genommen und von außen bündig gebohrt, eventuell sogar bis ins Holz hinein.

Ich glaube, dass bei der damaligen "Massen"herstellung in der Heimarbeiterwerkstatt so wenig Messwerkzeug in die Hand genommen wurde, wie möglich. Das Verfahren ist wahrscheinlich schneller gewesen, als vorher die Futter abzumessen und dann maßgenau zuzusägen.

Frank
KleineSekunde
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Re: Ölsenkungen Schottenwerk / alte Uhren

Beitrag von KleineSekunde »

Hallo Frank,

deine Vermutung geht wohl in eine ähnliche Richtung wie in meinem Beitrag oben: Die manuelle Anpassung von "großzügig" tolerierten Lagern (damit sie dann auch immer passen, also nicht zu knapp sind) oder dann sogar, wie von dir beschrieben, eben Meterware (an die Option habe ich gar nicht gedacht), könnte zu der Form geführt haben.

"Produktionstechnisch" (da dieser Begriff eventuell mißverständlich sein könnte, da es sich hier um eher geringe Produktionszahlen handelt, wäre "fertigungstechnisch" eventuell sinnvoller) wäre der Ansatz für mich jedenfalls denkbar.
Typ1-2-3 hat geschrieben:Wenn die Futter dann nach außen vorstanden, sah das natürlich nicht gerade fachmännisch aus. Also wurde ein Bohrer genommen und von außen bündig gebohrt, eventuell sogar bis ins Holz hinein.
Typ1-2-3 hat geschrieben:Ich glaube, dass bei der damaligen "Massen"herstellung in der Heimarbeiterwerkstatt so wenig Messwerkzeug in die Hand genommen wurde, wie möglich. Das Verfahren ist wahrscheinlich schneller gewesen, als vorher die Futter abzumessen und dann maßgenau zuzusägen.
Ja, eventuell wurde eben nur grob nach "Augenmaß" vorgegangen, weil es praktikabel und einfach war (eben kein präziser Tiefenanschlag, wie er heute eventuell verwendet werden würde). Dies könnte auch die unterschiedlich tiefen Senkungen erklären.

Das Messing-Lager wäre jedenfalls durch das Anbohren angeschrägt und könnten als (kleine) Ölsenkung dienen.

Schöne Grüße

Guido / KleineSekunde
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