Fragen zu einer DUFA-Standuhr

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Falls hier theoretische Hilfen angeboten werden, so sollen und können sie keinen Uhrmacher ersetzen. Sie sind ohne jede Garantie oder Gewähr und jeder muss selbst wissen, was er sich zutrauen kann und dass man mit einem Selbstversuch evtl. leichtfertig die Uhr zerstören könnte. Vor allen Dingen wertvolle Uhren gehören in die Hand eines Fachmanns. Vielleicht sogar eines Fachmanns hier aus dem Forum. Laien sollten unbedingt den oben angepinnten Hinweis über Uhrenfedern lesen.
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Tw2515
Beiträge: 7
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Fragen zu einer DUFA-Standuhr

Beitrag von Tw2515 »

Hallo,

ich bin ganz neu auf dem Gebiet der Uhrenliebhaber, habe daher so gut wie keine Ahnung. Mir haben sie nur bisher immer gefallen und nun habe ich mir auch eine Standuhr zugelegt. Es handelt sich um eine DUFA. Diese habe ich erworben und mit abgebauten Pendel, Ketten und Gewichten übernommen. Die Vorbesitzer hatten leider auch keine Ahnung, da der Besitzer der Uhr verstorben ist. Nachdem ich mir nun das meiste angelesen habe, läuft die Uhr und auch der Gong. Dieser schlägt aber zur vollen Stunde etwa 5 Minuten später und zur halben Stunde etwa 2 Minuten später. Die Uhr läuft jetzt seit 2 Tagen ansonsten absolut genau. Kann man das auch noch einstellen? Mir wäre sogar am liebsten, wenn sie etwa eine halbe bis ganze Minute "zu früh" gongen würde.

Meine zweite Frage wäre zum Pendel: Das schlingert und schaukelt etwas beim pendeln. Ich habe etwas von Pendelfedern gelesen, habe aber keine Ahnung, wie man ermittelt, welche die richtigen sind.

Ich würde mich echt freuen, wenn mir jemand mit Tipps helfen könne. Ich spektuliere ja schon auf die nächsten alten Uhren (dann aber Wanduhren). ;)

Viele Grüße,
Marc
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droba
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Registriert: So 22. Aug 2010, 21:39

Re: Fragen zu einer DUFA-Standuhr

Beitrag von droba »

Hallo Marc und willkommen im Forum!

zu Deinem Zeiger-Problem lässt sich folgendes sagen: schau mal nach, ob der Minuten- Zeiger verkehrt herum eingebaut ist, das wäre dann die einfachste Lösung. Ich vermute aber, dass Deine Zeiger nicht flach sind, sondern auf Zeiger-Buchsen genietet sind. Dann musst Du die Zeigerbuchse festhalten und den Zeiger in der Vernietung etwas verdrehen, bis er richtig steht.

Solltest Du mit diesen Hilfestellungen noch nicht klar kommen, wäre es gut, wenn Du Fotos der Zeiger-Aufnahme zeigen würdest.

Das Flatter-Pendel hat andere Gründe und hier sind allgemeingültige Anweisungen etwas schwierig. Prüfe aber mal nach, ob die Pendelfeder senkrecht hängt, oder nach vorne oder nach hinten verschoben ist. Das sollte nicht der Fall sein.

Viel Erfolg!

droba
KleineSekunde
Moderator
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Re: Fragen zu einer DUFA-Standuhr

Beitrag von KleineSekunde »

Hallo Marc,

herzlich willkommen hier im DGC-Forum und viel Spaß und Erfolg hier!

Zwischenzeitlich gab es bereits eine Rückmeldung, die Hinweise überschneiden sich also möglicherweise etwas.
Tw2515 hat geschrieben:...und auch der Gong. Dieser schlägt aber zur vollen Stunde etwa 5 Minuten später und zur halben Stunde etwa 2 Minuten später. ... Kann man das auch noch einstellen? Mir wäre sogar am liebsten, wenn sie etwa eine halbe bis ganze Minute "zu früh" gongen würde.
Häufig gibt es an den Minutenzeigern ein Futter mit einem Innen-Vierkant, mit dem der Zeiger dann auf die Welle gesteckt wird. Dieses Futter ließe sich dann eventuell gefühlvoll und vorsichtig verdrehen. Falls dies bei deiner Uhr der Fall ist - eventuell stellst du vorher noch ein Foto ein - dann könnte man in den Vierkant zum Beispiel eine passende konische Vierkantfeile zum Gegenhalten / zum Einspannen in einen Schraubstock einsetzen und dann den Zeiger nah am Futter drehen (besser nicht an der Zeigerspitze drehen, da der Zeiger sonst schnell verbiegen kann).

Aufgrund der Tatsache, dass der Schlag einmal um 5 Minuten und dann zu den halben Stunden um 2 Minuten versetzt erfolgt: Eventuell ist der Vierkant verschlissen / hat etwas viel Spiel. In der Aufwärtsbewegung des Zeigers zur vollen Stunde würde er also etwas mehr "nachhinken" als zur Bewegung zur halben Stunde. Eventuell sieht man ja auch einen gewissen Sprung des Zeigers rund um die volle Stunde.

Das wären jetzt meine Ideen, aber es kann natürlcih auch ganz andere Ursachen haben...
Tw2515 hat geschrieben:Meine zweite Frage wäre zum Pendel: Das schlingert und schaukelt etwas beim pendeln. Ich habe etwas von Pendelfedern gelesen, habe aber keine Ahnung, wie man ermittelt, welche die richtigen sind.
Ist die Pendelfeder gut positioniert / richtig eingebaut? Hat die eigentliche Pendelfeder - also der Bereich zwischen den (meistens) Messing-Beschlägen einen Knick? Eventuell ist die Pendelfeder zweiteilig (zwei parallele Streifen aus Federblech). Ist ein Streifen eventuell direkt an den Beschlägen gebrochen? Machmal ist dies nicht ganz einfach zu erkennen aber Fotos könnten auch hier hilfreich sein.

Schöne Grüße

Guido / KleineSekunde
Tw2515
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Re: Fragen zu einer DUFA-Standuhr

Beitrag von Tw2515 »

An die Zeiger selbst hatte ich mich noch nicht herangetraut. Ich hab ihn jetzt mal demontiert. Er ist mit einer "Rädelschraube" auf der Achse befestigt. Innen ist kein richtiger Vierkant, es befindet sich eine Messingbuchse im Zeiger, die auf einer Seite rund ist, auf den anderen eckig. Diese Buchse konnte ich in der Tat mit dem Tipp Vierkantfeile und Schraubstock so verdrehen, dass die runde Seite Richtung Zeiger zeigt. Vorher war sie leicht versetzt. Das macht etwa 2-3 Minuten aus.
Die Pendelfeder scheint leicht verbogen zu sein. Ich probiere morgen einmal, ob man sie in die richtige Lage biegen kann. Vielleicht kann man sie auch ersetzen, wobei mir die originale alte Feder lieber wäre. Man sieht es nicht, aber ich weiß es. ;)

Was mir heute im Laufe des Tages aufgefallen ist: Die Uhr schlägt zunächst richtig, dann aber plötzlich um etwa 20h nur einmal und um 20:30 dann acht mal. Das habe ich gestern auch einmal gehabt. Löse ich den Gong dann über den Hebel aus, stimmt es beim nächsten Schlag wieder.

Der verstorbene Vorbesitzer hatte den Schlag außer Betrieb gesetzt, in dem er die Hämmer von den Klangstäben weggebogen hatte. Die hab ich jetzt so, dass es angenehm klingt und nicht störend ist. Liegt es vielleicht daran?

Danke für beide Antworten, diese haben mir sehr weitergeholfen! Vielleicht kriege ich mit euch den Rest auch noch hin. ;)
KleineSekunde
Moderator
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Re: Fragen zu einer DUFA-Standuhr

Beitrag von KleineSekunde »

Hallo Marc,
Tw2515 hat geschrieben:Die Pendelfeder scheint leicht verbogen zu sein. Ich probiere morgen einmal, ob man sie in die richtige Lage biegen kann. Vielleicht kann man sie auch ersetzen, wobei mir die originale alte Feder lieber wäre.
Eventuell ließe sich da etwas richten, aber Pendelfedern würde ich doch als "Verschleißteile" ansehen und ein passender Ersatz ließe sich wohl beschaffen. Originalteile würde ich auch bevorzugen aber auch jeder Oldtimer fährt nicht mehr auf den originalen Reifen...
Tw2515 hat geschrieben:Der verstorbene Vorbesitzer hatte den Schlag außer Betrieb gesetzt, in dem er die Hämmer von den Klangstäben weggebogen hatte. Die hab ich jetzt so, dass es angenehm klingt und nicht störend ist. Liegt es vielleicht daran?
Ich denke eher nicht. Verbogene Hämmer sorgen für eine schlechten Klang oder eben für gar keinen Ton, sie sollten sich aber passend zu der jeweiligen Zeit heben und senken.
Tw2515 hat geschrieben:Was mir heute im Laufe des Tages aufgefallen ist: Die Uhr schlägt zunächst richtig, dann aber plötzlich um etwa 20h nur einmal und um 20:30 dann acht mal. Das habe ich gestern auch einmal gehabt. Löse ich den Gong dann über den Hebel aus, stimmt es beim nächsten Schlag wieder.
Vielleicht wäre hier nach vielen Jahren des Betriebs auch wieder ein "Ölwechsel oder eine Inspektion" des Uhrwerkes fällig. Eventuell klemmt da ein Hebel, es gibt bereits Verschleiß,...

Wie gesagt, Fotos wären da sicherlich hilfreich, um den Zustand der Uhr zu beurteilen und um weitere Hinweise geben zu können.

Schöne Grüße

Guido / KleineSekunde
Tw2515
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Re: Fragen zu einer DUFA-Standuhr

Beitrag von Tw2515 »

Ich hab das Uhrwerk mal gereinigt und leicht geölt. Mal schauen. Momentan schlägt sie meist recht genau, manchmal aber auch bis zu 7 Minuten versetzt und der Stundenschlag fällt zeitweise nur einmal, statt entsprechend zur Uhrzeit. Die Pendelfeder muss wohl ersetzt werden, sie zeigt auch erste Ansätze zu brechen.

Wo bekommt man diese?
Tw2515
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Re: Fragen zu einer DUFA-Standuhr

Beitrag von Tw2515 »

Ich hab einmal paar Fotos gemacht. Ich hoffe, man erkennt etwas.

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KleineSekunde
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Re: Fragen zu einer DUFA-Standuhr

Beitrag von KleineSekunde »

Hallo Marc,

eventuell täuscht der Eindruck auf dem zweiten Foto, aber so, wie es dort aussieht, könnte tatsächlich einer der beiden Pendelstreifen gerissen sein. Falls dies so sein sollte, könnte dies das Schlingern des Pendels erklären. Eventuell sieht man es nicht direkt, wenn sich der Bruch genau über den Beschlägen befindet. Eventuell könntest du das Pendel aushängen und die Pendelfeder dann ganz vorsicht und gefühlvoll axial verdrehen. Bei einem nicht direkt sichtbaren Bruch sollte dieser dann aber "fühl- und sichtbar" werden.
Tw2515 hat geschrieben:Die Pendelfeder muss wohl ersetzt werden, sie zeigt auch erste Ansätze zu brechen. Wo bekommt man diese?
Beim freundlichen und wohlmeinenden Uhrmacher um die Ecke oder im Internet bei entsprechenden Anbietern, zum Beispiel Selva oder auch bei einem bekannten Internet-Auktionshaus.
Tw2515 hat geschrieben:Ich hab das Uhrwerk mal gereinigt und leicht geölt. Mal schauen. Momentan schlägt sie meist recht genau, manchmal aber auch bis zu 7 Minuten versetzt und der Stundenschlag fällt zeitweise nur einmal, statt entsprechend zur Uhrzeit.

Ich gehe davon aus, dass du die Uhr nicht zerlegt hast. In dem Fall könnte alter Abrieb in Kombination mit dem alten, eventuell klebrigem Öl und dann mit dem neuen Öl zu einer Art Schleifpaste werden, die sehr schnell zu stärkeren Schäden bei den Zapfen / den Wellen führen könnte (so kann es dann aussehen: http://www.dg-chrono.info/dg-chrono.de/ ... 138&t=3511). Auf den Fotos sehen die Lagerstellen durchaus brauchbar aus, aber das ist von hier aus natürlich „Kaffeesatz-Leserei“ und es müsste am Objekt begutachtet werden (eventuell vorhandener Verschleiß, Spiel der Zapfen,…).

Wenn du also dauerhaft Spaß und Freude an der Uhr haben möchtest, würde ich zu einer professionellen Reinigung raten. Dabei müsste dann das gesamte Werk zerlegt werden, um auch möglichen Dreck aus den sonst nicht zugänglichen Lagerstellen zu entfernen. Alles andere halte ich für eher fraglich / nicht empfehlenswert… Meiner Meinung nach hätte das gezeigte Werk dies auch verdient (Vollplatine, Zierschliffe,…).
Tw2515 hat geschrieben:Momentan schlägt sie meist recht genau, manchmal aber auch bis zu 7 Minuten versetzt und der Stundenschlag fällt zeitweise nur einmal, statt entsprechend zur Uhrzeit.
Irgendetwas scheint da ja zu "klemmen". Eventuell natürlich nur eine "Kleinigkeit", aber dies zu bestimmen, könnte schwierig werden ohne die Uhr wirklich zu sehen. Eventuell gäbe es ja weitere Vorschläge von anderen Teilnehmern, ansonsten: Siehe oben.

Ein "einfaches" Werk ist es jedenfalls sicherlich nicht und ich würde dir in dem Fall somit nicht dazu raten es selber zu versuchen...

Schöne Grüße

Guido / KleineSekunde
Tw2515
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Re: Fragen zu einer DUFA-Standuhr

Beitrag von Tw2515 »

Hab versucht so genau wie möglich zu reinigen und auch nur dosiert zu ölen. Scheinbar hat das geholfen! Die Uhr schlägt jetzt sehr genau und läuft auch einwandfrei. Zumindest den heutigen Tag über. Aber ich gehe davon aus, dass sie momentan etwa 90 Jahre alt ist und daher darf sie sich Ungenauigkeiten erlauben.

Die Pendelfeder werde ich noch ersetzen. Der Riß/Bruch ist noch nicht ganz durch, dass wird aber unweigerlich passieren. Die Nachfahren der Besitzerin der Uhr sagten mir jedenfalls, dass sie seit mindestens der 50er Jahre nicht geschlagen hat und da bin ich doch sehr zufrieden, dass sie es etwa 60 Jahre doch noch tut.

Danke für die Hilfen, die ich hier erhalten habe! Ich denke, hier bleibe ich, denn ich habe Blut geleckt. Auch wenn es nicht unbedingt mehr eine Standuhr sein muss. ;)

Viele Grüße,
Marc
petsch
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Re: Fragen zu einer DUFA-Standuhr

Beitrag von petsch »

Hallo Marc,
herzlich willkommen im DGC-Forum.
Schön, dass Dich der Uhrenvirus erwischt hat. Auf jeden Fall ist das keine lebensgefährliche Krankheit ;-)

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Tw2515 hat geschrieben:Hab versucht so genau wie möglich zu reinigen und auch nur dosiert zu ölen. Scheinbar hat das geholfen! Die Uhr schlägt jetzt sehr genau und läuft auch einwandfrei. Zumindest den heutigen Tag über. Aber ich gehe davon aus, dass sie momentan etwa 90 Jahre alt ist und daher darf sie sich Ungenauigkeiten erlauben.
Das Werk sieht ja auch wieder toll aus.

Trotzdem noch einmal ein Wort der Vorsicht, dass Dich hoffentlich nicht nervt.

Auch , wenn das Ergebnis optisch toll geworden ist und sie wieder läuft und schlägt, so kann es noch nicht genug gewesen sein.
Falls Du die Uhr allerdings auseinandergehabt hast und auch Lager und Zapfen gereinigt und poliert hast, erübrigt sich meine Warnung.

Falls nicht, so wird Dir jeder Uhrmacher sagen, dass eine Reinigung mehr ist, als nur von aussen möglichst viel sauber zu bekommen und sie wieder zum Laufen zu bekommen. Auch wenn das Ergebniss schon mal was ist und stolz macht.

In den Lagern bleibt aber Schmutz und in Verbindung mit dem ÖL (auch mit neuem Öl) wird das zur Schmirgelmasse und zerreibt mit der Zeit den Zapfen, bzw. die Lager. Das Lagerspiel wird immer größer und irgendwann ist die Uhr fast unreparabel.

Das ist ein Prozess, der kann über Jahre gehen. Vielleicht läuft die Uhr sogar in 10 Jahren noch, wenn der Schmutz nicht so aggressiv ist und die Uhr jetzt noch gute Lager und Zapfen hat, aber er schreitet voran. Und deshalb kostet eine richtig ausgeführte Überholung beim Uhrmacher auch Geld, denn da sitzen selbst für den routinierten Uhrmacher mehrere Stunden Arbeit drin. Bei einem Laien kann das manchmal sogar Tage dauern, wenn es denn überhaupt klappt, denn man kann auch viele Fehler machen.

Ich wollte Dir nicht den Spass an Uhren verderben, aber weil es aus Deiner Beschreibung nicht richtig hervorging, wollte ich das noch einmal deutlich machen. Darüberhinaus muss natürlich jeder selbst wissen was er macht und wenn es Dir reicht, dass die Uhr "erstmal" wieder geht, dann muss uns das auch egal sein.

Die angegriffene Pendelfeder würde ich auf jeden Fall ersetzen, denn das ist eine kleine Arbeit, die Pendelfeder kostet nur ein paar Euro , aber das ist dann ein ruhig gehendes, nicht mehr wackelndes Pendel, wert.

Gruß
Peter
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