Pendeluhr Gustav Becker

Welche Uhr, welches Werk ist das ?
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Sealauncher
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Pendeluhr Gustav Becker

Beitrag von Sealauncher »

Hallo Zusammen,

Hier ein paar Bilder einer restaurierten Trio Gong von Gustav Becker.
Könnte mir jemand ein paar Infos dazu geben?
Baujahr liegt zwischen 1910 - 1926 denke ich in Schlesien oder?
"P42" steht für Pendellänge oder?
Wofür steht denn das "R" ?
Wofür steht das neben dem "R" eingeritzte "2257II" ?

Oben auf der Uhr scheint auch der Aufsatz zu fehlen.
Welcher Aufsatz gehört dort drauf?
Hat jemand vielleicht ein Bild von diesem Aufsatz oder eine Idee wo ich einen Solchen herbekommen könnte?

Vielen Dank im voraus für Eure Hilfe
Gruss Sealauncher
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droba
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Re: Pendeluhr Gustav Becker

Beitrag von droba »

Hallo Sealauncher und willkommen im Forum!

Wie Du schon richtig erkannt hast, liegt die Entstehungszeit nach 1900, als diese "Silesia"-Werke auf den Markt kamen. Es gab die Silesia-Werke in 2 Ausfertigungen: Mit massiven Trieben (wie Deine Uhr) oder mit den etwas preiswerteren Laternen-Trieben. Du hast auf jeden Fall das hochwertigere Uhrwerk gefunden.

Die Bezeichnung der Pendellänge auf dem Werk hast Du ebenfalls richtig erkannt. Die Bezeichnung "2257 II" halte ich für eine Reparatur-Marke: Datum Kalenderwoche 22 im Jahr 1957 und das Kurzzeichen des Uhrmachers.

Das Gehäuse hat Du sehr gut hingekriegt, aber leider weiß ich auch nicht, wie der obere Abschluss aussieht. Vielleicht kann jemand noch Fotos aus einem Becker-Katalog zeigen. Nach meiner Meinung geht es aber auch ohne oberen Kranz. Denn es ist auch nicht ganz einfach, den Abschluss nachzubauen und diesen farblich so hinzubekommen, dass man keinen Unterschied mehr sieht. Ein Farbunterschied stört in der Regel weit mehr, als der fehlende Abschluss, zumal Dein Gehäuse sowieso nicht mehr zu den Historismus-Gehäusen mehr gehört.

Ich finde, die Uhr ist sehr schön geworden und sie hat auch ein hochwertiges Werk. Sie wird Dir noch viele Jahre Freude bereiten!

droba
KleineSekunde
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Re: Pendeluhr Gustav Becker

Beitrag von KleineSekunde »

Hallo Sealauncher,

zunächst herzlich willkommen hier im DGC-Forum und viel Spaß und Erfolg!

Du schreibst, dass es sich um eine restaurierte Uhr handelt: Diese macht auf mich einen sehr guten und stimmigen Eindruck! Viel Spaß also damit!

Insbesondere das Zifferblatt macht einen sehr guten Eindruck, häufig sind dort mehr oder weniger starke Abnutzungserscheinungen vorhanden: Rund um die Aufzugslöcher oder kreisförmige Abnutzungen / Kratzer, entstanden durch das Stellen der Uhr / das manuelle Bewegen der Zeiger. Solche Spuren scheinen hier komplett zu fehlen. Wurde das Zifferblatt auch restauriert, und falls ja, wie? Oder war es in dem gezeigten Zustand?
Sealauncher hat geschrieben:Oben auf der Uhr scheint auch der Aufsatz zu fehlen.
Welcher Aufsatz gehört dort drauf?
Aufsätze und andere Zier- und Anbauteile gehen leider häufig im Laufe der Zeit "verloren" oder werden einfach nicht mehr verwendet, um die Uhren etwas dem "Zeitgeschmack" anzupassen. Ob hier etwas fehlt? Möglich, aber ich hätte jetzt auch keinen passenden Hinweis darauf, wie es ausgesehen haben könnte. Falls etwas fehlen sollte, wäre es aus Gründen der Originalität natürlich schön, dies dann auch zu ersetzen - aber mir würde die Uhr auch so sehr gut gefallen.
Sealauncher hat geschrieben:Wofür steht das neben dem "R" eingeritzte "2257II" ?
Ich denke, hierbei handelt es sich um ein Reparaturzeichen, welches im Laufe der Zeit nach einer Reparatur / Überholung der Uhr angebracht wurde. Man kann über solche "Vermerke" denken, wie man will, "unüblich" wären sie jedenfalls nicht.

So, wie es auf dem Foto aussieht, scheint ein längliches, rechteckiges Zahn-Segment im Eingriff mit dem Federhaus zu stehen (rot markiert):
4, mod.jpg
Was ist das?

Schöne Grüße

Guido / KleineSekunde
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droba
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Re: Pendeluhr Gustav Becker

Beitrag von droba »

Guido, das sieht nur so aus, als würde hier etwas in die Zähne des Federhauses greifen. Das ist die Rückplatine des Werkes.

droba
KleineSekunde
Moderator
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Re: Pendeluhr Gustav Becker

Beitrag von KleineSekunde »

Ja, Asche auf mein Haupt! Manchmal sieht man vor lauter Bäumen den Wald eben dann doch nicht mehr... Sorry!

Schöne Grüße

Guido / KleineSekunde
Ankerhemmung
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Re: Pendeluhr Gustav Becker

Beitrag von Ankerhemmung »

Guten Morgen Sealauncher,

eine sehr schöne Uhr hast Du vorgestellt....
Wenn Du Glück hast, dann hat ja ein Forummitglied einen Katalog von Gustav Becker aus der Zeit, in der die Uhr hergestellt wurde und stellt ein Bild der vollständigen Uhr ein..
Ich habe für eine kleine Wanduhr meiner Sammlung mit einem Uhrwerk von Mauthe - Zifferblatt 120 mm - bei einer bekannten Internetplattform nach über einem Jahr drei Uhren gleicher Bauart und Größe gefunden, die alle noch die mir fehlende Krone hatten. Einer der Anbieter hat mir freundlicherweise Bilder der Krone zugesandt und auch noch die Maße mitgeliefert. Fand ich einfach toll.
Nun bin ich dabei, Einzelteile für die Krone zusammenzusuchen, damit ich sie so genau wie möglich nachbauen kann.
Das wird noch einige Zeit dauern........aber wer hat denn etwas von Eile gesagt.
Mal seh'n, ob das Ergebnis vorzeigbar wird.
Momentan werden bei dieser Internetplattform unter dem Begriff "Gustav Becker Wanduhr" 71 Objekte angeboten.
Immer wieder schauen, vielleicht ist ja eines Tages Deine Uhr im Angebot, und zwar vollständig.
Liebe Grüße
Ankerhemmung
Ingo
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Felix18
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Re: Pendeluhr Gustav Becker

Beitrag von Felix18 »

droba hat geschrieben: Das Gehäuse hat Du sehr gut hingekriegt, aber leider weiß ich auch nicht, wie der obere Abschluss aussieht. Vielleicht kann jemand noch Fotos aus einem Becker-Katalog zeigen. Nach meiner Meinung geht es aber auch ohne oberen Kranz. Denn es ist auch nicht ganz einfach, den Abschluss nachzubauen und diesen farblich so hinzubekommen, dass man keinen Unterschied mehr sieht. Ein Farbunterschied stört in der Regel weit mehr, als der fehlende Abschluss, zumal Dein Gehäuse sowieso nicht mehr zu den Historismus-Gehäusen mehr gehört.
droba


Mit ein wenig Mühe schafft man es schon, Aufsätze nachzubauen und anzupassen. Nur sollte man sich dafür Zeit lassen,
denn schnell schnell, das wird nix.
Da ich keine Drehbank oder Drechselmaschine habe, lasse ich mir die Zapfen von einer Drechslerei drehen.
Kann man nach Rücksprache auch die Holzart wählen. Nicht ganz billig, aber jeden Cent wert.
Den Rest habe ich dann selbst gemacht unter Verwendung alter Hölzer, soweit vorhanden, die ich für solche Sachen immer horte, wenn sie mir mal
auf einem Flohmarkt günstig "über den Weg laufen". :lol:
Hier mal zwei Beispiele:

Bild


Bild
LFS Regulator


Bild
Junghans Modell "Roland"



Dr. Huber von der DGC Bibliothek ist gerne gegen einen kleinen
Unkostenbeitrag (Kopiergebühr) bereit, bei der Suche nach dem passenden Aufsatz behilflich zu sein.
Zudem kann er Dir vielleicht auch noch mehr zur Uhr sagen, wenn Unterlagen oder Patente dafür vorhanden sind.
C.


*Sapere aude*
Sealauncher
Beiträge: 6
Registriert: So 20. Jul 2014, 09:43

Re: Pendeluhr Gustav Becker

Beitrag von Sealauncher »

Hallo Guido,
Insbesondere das Zifferblatt macht einen sehr guten Eindruck, häufig sind dort mehr oder weniger starke Abnutzungserscheinungen vorhanden: Rund um die Aufzugslöcher oder kreisförmige Abnutzungen / Kratzer, entstanden durch das Stellen der Uhr / das manuelle Bewegen der Zeiger. Solche Spuren scheinen hier komplett zu fehlen. Wurde das Zifferblatt auch restauriert, und falls ja, wie? Oder war es in dem gezeigten Zustand?
Ja das Ziffernblatt wurde komplett erneuert. Vor der Restauration war es nur eine weiss gemalte Fläche mit Zahlen von einer Abriebfolie also sicher nicht so wie es im Original war.
Es wurde hier bestellt: http://www.selva.de/default.php?cPath=U ... ahlenreife
Auf dieser Seite finden sich viele tolle Ersatzteile!

2 Lager mussten ebenfalls ersetzt weden da sie eingelaufen waren.
Auch die Pendelaufhängung musste ersetzt werden, da das Pendel keine gerade Linie beim Pendeln beschrieb sondern eher eine leichte Sinus Kurve.
(vor und zurück schwingend beim Pendeln)
Die Zeiger sind Original und wurden "gebläut"
Die Restaurierung des Uhrwerks hat glücklicherweise ein Familienmitglied der Familie meiner Freundin übernommen der dieses als Hobby betreibt.
Er hat dies mit viel Hingabe und Aufwand betrieben da das Uhrwerk selber in eher desolatem Zustand war.
Hätte ich diese Hilfe nicht gehabt würde die Uhr sicherlich heute noch leblos in einer Kiste auf dem Boden liegen.
Detailbilder der Uhrwerk Restauration poste ich gleich noch...


Ich selber habe mich um das Uhrgehäuse und den Klangblock gekümmert.
Die Uhr hat meine Mutter aus ihrer Familie geerbt. Jahrzehnte lang hing sie in meiner Kindheit in der Wohnstube und irgendwann hat meine Mutter beschlossen, sie komplett gelb anzumalen! :o :shock:
Nur Sie allein weiss wieso sich das gemacht hat.

Irgendwann war mir klar, dass sie wieder zurück in den Ursprungszustand versetzt werden muss und so begann die Restaurierung.
Die Farbe zu entfernen war extrem aufwendig vorallem weil abschleifen so gut wie unmöglich war ohne dabei alle Feinheiten zu zerstören.
Das Produkt "LEUTINEX" hat mir dabei sehr geholfen obwohl es ein Balanceakt war, es richtig einzusetzen.

Die Holzplatte der Rückseite musste ich komplett ersetzen da sie in der Mitte gerissen und völlig verzogen war.
Ebenso die Frontplatte welche das Ziffernblatt umschliesst.
Momentan suche ich noch ganz kleine Schlitzschrauben welche dann gegen die Kreuzschreuben ausgetauscht weden die jetzt noch die beiden Scharniere der Tür und die Verriegelung des Uhrtisches halten.
Sehr froh bin ich auch, dass die 6 Gläser der Tür im unteren Teil noch unbeschädigt waren da sie an den Kanten dieses herrlichen Winkelschliff haben.

Ich danke Euch allen schonmal für Eure Antworten bisher und für die die noch folgen und auch für das Lob :-)
Gruss Kristian
Sealauncher
Beiträge: 6
Registriert: So 20. Jul 2014, 09:43

Re: Pendeluhr Gustav Becker

Beitrag von Sealauncher »

Hier noch 2 Bilder der Restauration des Uhrwerkes und die Erneuerung des Ziffernblatts...
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Sealauncher
Beiträge: 6
Registriert: So 20. Jul 2014, 09:43

Re: Pendeluhr Gustav Becker

Beitrag von Sealauncher »

Felix18 hat geschrieben:
droba hat geschrieben: Das Gehäuse hat Du sehr gut hingekriegt, aber leider weiß ich auch nicht, wie der obere Abschluss aussieht. Vielleicht kann jemand noch Fotos aus einem Becker-Katalog zeigen. Nach meiner Meinung geht es aber auch ohne oberen Kranz. Denn es ist auch nicht ganz einfach, den Abschluss nachzubauen und diesen farblich so hinzubekommen, dass man keinen Unterschied mehr sieht. Ein Farbunterschied stört in der Regel weit mehr, als der fehlende Abschluss, zumal Dein Gehäuse sowieso nicht mehr zu den Historismus-Gehäusen mehr gehört.
droba


Mit ein wenig Mühe schafft man es schon, Aufsätze nachzubauen und anzupassen. Nur sollte man sich dafür Zeit lassen,
denn schnell schnell, das wird nix.
Da ich keine Drehbank oder Drechselmaschine habe, lasse ich mir die Zapfen von einer Drechslerei drehen.
Kann man nach Rücksprache auch die Holzart wählen. Nicht ganz billig, aber jeden Cent wert.
Den Rest habe ich dann selbst gemacht unter Verwendung alter Hölzer, soweit vorhanden, die ich für solche Sachen immer horte, wenn sie mir mal
auf einem Flohmarkt günstig "über den Weg laufen". :lol:

Dr. Huber von der DGC Bibliothek ist gerne gegen einen kleinen
Unkostenbeitrag (Kopiergebühr) bereit, bei der Suche nach dem passenden Aufsatz behilflich zu sein.
Zudem kann er Dir vielleicht auch noch mehr zur Uhr sagen, wenn Unterlagen oder Patente dafür vorhanden sind.

Hallo Felix18,

Danke für deine Hilfe.
Ja, das mit dem Aufsatz wird schwierig.
Schau mal auf dieser Seite hier... http://www.selva.de/default.php?cPath=U ... 468vbrv5v0
Such mal auf dieser Seite den Link "UhrWerk-Uhrenwerke" (linke Seite) und dann den Link "Holzzierteile"

Gruss Kristian
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