Mauthe Werk einer Wanduhr ca. 1920 – 30
Mal keine Jahresuhr, sondern das Werk einer Wanduhr, Hersteller Uhrenfabrik MAUTHE, ca. 1920. 8-Tage-Werk mit Blechanker, Schlagwerk mit Rechen auf drei Tonstäbe. Pendellänge 48cm.
Das Baujahr dieser Uhr lässt sich nicht genau feststellen, da keine weiteren Marken als die auf dem Ziffernblatt vorhanden sind. Aber das Ganze trägt die Handschrift von Mauthe.
Der Schlag war langsam und ungenau, teilweise streikte nach wenigen Tagen das Schlagwerk. Ähnlich war es mit dem Gehwerk.
Also erst einmal alles demontiert. Öl und überall Öl. Wie in einem Altölfass. Die erste Reinigung im US-Bad brachte fast nichts. Dann das Ganze eingeweicht und nochmal ab ins US-Bad. Nun, schon besser. Dann mit Bürste und Reinigungsmittel an die Platinen und die Räder. Das konnte sich dann sehen lassen. Noch ein wenig Nacharbeit und die Fehler zeigten sich auch schon: Zwei Lager vom Schlagwerk waren stark eingelaufen und müssen ersetzt werden.
Die Zapfen haben die jahrelange Tortur zu meiner Überraschung sehr gut überstanden. Hier war nur Polieren angesagt.
Nachdem diese Arbeiten erledigt waren, kamen das Ziffernblatt und die Pendellinse zum Waschen. Waschen im wahrsten Sinne des Wortes: Vorsichtig mit Geschirrspülmittel und einer sehr weichen Bürste. Das Ziffernblatt und die Pendellinse sind nämlich versilbert und das ist sehr empfindlich gegen rohe Behandlung. Aber auch diese Teile haben ihr Bad gut überstanden und strahlen fast wie neu!
Nun zur Montage. Das Gangwerk überhaupt kein Problem, das Schlagwerk benötigte einige Beachtung, da die Stellung von Schöpfer und Stopprad beachtet werden muss (diese Stellung läßt sich im Nachhinein nicht mehr ohne Demontage korrigieren). Der Hebestern und die Stundenstaffel lassen sich auch nachträglich einrichten.
Die Pendelfeder war in Ordnung und konnte verwendet werden, aber der Ankerstab war bei der Aufhängung der Pendelfeder schon mal (schlecht) gelötet worden. Hier habe ich – hoffentlich – besser gearbeitet und eine fest Verbindung hergestellt und gleichzeitig auch den „Schiefstand“ des Ankerstabes beseitigt.
Jetzt kam die Ölung an die Reihe. Alle Lager und Auflagen der Hebel bekamen ihr Fett weg. Die Federn wurden aus den Häusern genommen, gereinigt und auf Sicht überprüft. Dann gut gefettet und wieder eingebaut. Kein Haften mehr, sauberes Gleiten beim Aufziehen war der Dank.
Dann das Werk mit Ziffernblatt und Pendel zum Justieren auf den Galgen Marke Eigenbau! Der Schlag funktionierte sofort richtig, der Gang brauchte ein wenig länger. Die 3 Hammerköpfe bekamen auch neues Leder verpasst.
Den Gang habe ich über 1 Woche beobachtet, für ein Blechankerwerk sehr genau: +1 Minute in einer Woche. Mehr brauchte ich wohl nicht machen, da das Werk ja noch einen langen Weg vor sich hatte und der Besitzer auch noch was zum Schrauben haben sollte.
So, das war es von einer alten MAUTHE, die jetzt wohl wieder einen zweiten Uhrenfrühling erleben darf.
Altes MAUTHE-Werk wieder zum klingen gebracht.
- Der_Stromer
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Altes MAUTHE-Werk wieder zum klingen gebracht.
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Re: Altes MAUTHE-Werk wieder zum klingen gebracht.
Da hat es aber einer mit Öl sehr gut gemeint. Meistenteils wird sowieso viel zu viel geölt. Wenn ich so manches Mal sehe, dass an der Platine Öl heruntergelaufen ist... Das Schlimme: Wenn das Öl einmal läuft, dann zieht es den Rest hinterher, und das Lager selbst läuft trotz des vielen Öls trocken. Außerdem ist manches alte Öl nicht unbedingt säurefrei, was man dann an den Platinen bewundern darf. Dort gibt es dann nette Korrosion, die man mit einer einfachen Reinigung gar nicht mehr wegbekommt. Will man die Marken beseitigen, muss man doch tatsächlich abrasiv arbeiten, was man ja an sich vermeiden sollte.
Frank
Frank
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Re: Altes MAUTHE-Werk wieder zum klingen gebracht.
Hallo Rolf-Dieter,
ein schöner und detaillierter Bericht, vielen Dank dafür.
Ein für mich sehr interessantes Detail stellt der mit einfachen Mitteln realisierte und gut durchdachte Probierstuhl - sogar mit intergrierter Wasserwaage - dar. Schön gemacht.
Schöne Grüße
Guido / KleineSekunde
ein schöner und detaillierter Bericht, vielen Dank dafür.
Ein für mich sehr interessantes Detail stellt der mit einfachen Mitteln realisierte und gut durchdachte Probierstuhl - sogar mit intergrierter Wasserwaage - dar. Schön gemacht.
Schöne Grüße
Guido / KleineSekunde