Hallo Uhrenfreunde,
ein neues Rätsel.
Gesucht wird ein Uhrmacher aus Württemberg, er lebte von 1813 bis 1889, seine Uhrmacherausbildung erhielt er in Ulm (Bei einem damals sehr angesehenen Uhrmacher, dessen Name uns auch heute ebenfalls noch ein Begriff ist.) Unser Uhrmacher hat maßgebliche Dinge entwickelt, für eine Pendelkonstruktion wurde er von der württembergischen Regierung nicht nur mit einer Urkunde, sondern sogar mit einem Geldpreis (!) belohnt.
Ich möchte in diesem Beitrag jedoch weniger auf seine uhrmacherischen Konstruktionen hinweisen, sondern auf seinen Lebensweg, sowie auf seine Vordenkerrolle bei der Einführung der Industrialisierung in Deutschland, später in der Schweiz. Schon 1847 und 1849 schlug er der württembergischen Regierung die fabrikmäßige Herstellung von Zahnrädern für die hausgewerblichen Uhrmacher vor. Wegen seiner überragenden Fachkenntnisse wurde ihm darauf eine leitende Stelle an der Uhrmacherschule in Furtwangen verbindlich zugesagt.
Es kam aber anders: In den Wirren der "Bürgerlichen Revolution" äußerte er sich öffentlich und wurde darauf als "Demokrat" beschimpft. Dadurch verscherzte er es sich mit der württembergischen Regierung und tat gut daran, Württemberg zu verlassen, wollte er nicht auf Staatskosten Wohnung auf dem "Demokratenbuckel" (= dem württembergischen Staatsgefängnis auf dem Asperg bei Ludwigsburg) erhalten.
Auch mit der Stelle in Furtwangen wurde es nichts, denn die Badener legten eigentlich Wert auf einen badischen Fachmann und suchten einen Grund, diesen "ausländischen" Fachmann ebenfalls abzulehnen. Die Württemberger hatten den Badenern den Grund für eine Ablehnung also "frei Haus" geliefert. Auch in Österreich wurde er nicht aufgenommen. Unser gesuchter Uhrmacher ging darauf in die Schweiz, wo er nach meinem Eindruck seinen Vornamen etwas abänderte.
In der Schweiz konstruierte unser gesuchter Uhrmacher maßgebliche Dinge und gelangte zu Ansehen (Ehrendoktorwürde) und Reichtum. Er war in der Schweiz mehrere Jahre der Leiter der staatlichen Telegraphengesellschaft, dann machte er sich selbstständig und gründete einen Betrieb, der nach verschiedenen Namenswechseln bis um das Jahr 2000 herum bestanden haben dürfte.
Wer war´s?
droba
Wer war´s (7)
Re: Wer war´s (7)
Hallo,
das müsste Matthäus (Matthias) Hipp sein.
Zugegeben. ich habe nachgeschaut, ob's stimmt, nachdem mir der Name als erstes einfiel. Entscheidend war der Hinweis auf die deutsche Herkunft und Wirken in der Schweiz, verbunden mit der angegebenen Epoche.
Danke für Deine interessanten Details!
Gruß,
Frank
das müsste Matthäus (Matthias) Hipp sein.
Zugegeben. ich habe nachgeschaut, ob's stimmt, nachdem mir der Name als erstes einfiel. Entscheidend war der Hinweis auf die deutsche Herkunft und Wirken in der Schweiz, verbunden mit der angegebenen Epoche.
Danke für Deine interessanten Details!
Gruß,
Frank
Fliegeruhren - Hanhart Vintage Service
Re: Wer war´s (7)
Hallo Droba,
vielen Dank für das weitere Rätsel und für die Mühe, die Du Dir damit gemacht hast, uns zu unterhalten.
Da ich fast immer zuerst an Taschenuhren denke, hab ich mich bei der Suche zuerst schwer getan. Bin dann aber durch Eingabe von Uhrmacher und Demokrat in die Suchmaschine zu zwei Seiten gekommen, die den richtigen Namen enthalten.
Der Name ist so bekannt und auch bei uns im Forum schon oft gefallen und trotzdem kennt man , oder besser gesagt, kenne ich, nur wenige Einzelheiten aus dem Leben des Uhrmachers.
Eigentlich schade, dass das Rätsel jetzt schon schon gelöst ist, denn die Suche ist oft das, was am meisten Spass macht. Besonders, wenn man sich etwas Zeit lässt und sich bei der Suche im Internet auch mal treiben lässt. Erstaunlich, wieviele Erfindungen Hipp gemacht hat. und auf wievielen verschiedenen Gebieten.
Gruß
Peter
vielen Dank für das weitere Rätsel und für die Mühe, die Du Dir damit gemacht hast, uns zu unterhalten.
Da ich fast immer zuerst an Taschenuhren denke, hab ich mich bei der Suche zuerst schwer getan. Bin dann aber durch Eingabe von Uhrmacher und Demokrat in die Suchmaschine zu zwei Seiten gekommen, die den richtigen Namen enthalten.
Der Name ist so bekannt und auch bei uns im Forum schon oft gefallen und trotzdem kennt man , oder besser gesagt, kenne ich, nur wenige Einzelheiten aus dem Leben des Uhrmachers.
Eigentlich schade, dass das Rätsel jetzt schon schon gelöst ist, denn die Suche ist oft das, was am meisten Spass macht. Besonders, wenn man sich etwas Zeit lässt und sich bei der Suche im Internet auch mal treiben lässt. Erstaunlich, wieviele Erfindungen Hipp gemacht hat. und auf wievielen verschiedenen Gebieten.
Gruß
Peter
-
Stupferich
- Beiträge: 31
- Registriert: So 2. Sep 2012, 16:01
Re: Wer war´s (7)
Interessant! Vielen Dank. Mir fiel dazu heute am Sonntag spontan Markus 6,4 ein:
Ein Prophet gilt nirgend weniger denn im Vaterland und daheim bei den Seinen
Ein Prophet gilt nirgend weniger denn im Vaterland und daheim bei den Seinen
Re: Wer war´s (7)
Hallo miteinander,
MAtthäus/Matthias Hipp ist heute durchaus wegen seiner Pendelkonstruktion bekannt, die ja nach ihm benannt und über 100 Jahre von den verschiedensten Herstellern gefertigt wurde. Ich denke, das "Hipp-sche Pendel" war eine der bahnbrechendsten Erfindungen im elektrischen Uhrenbau.
Aber ich wollte mehr auf seinen Lebensweg eingehen, weil der ebenfalls zeitgeschichtlich sehr interessant ist. Und genau wie Peter bin ich aber der Meinung, dass wir letztendlich eigentlich nicht besonders viel über Hipp wissen. Sollte jemand Unterlagen über Hipp kennen, bin ich deshalb für einen Hinweis dankbar.
Auf eine Anmerkung möchte ich noch eingehen: Die Fachleute standen schon damals nach meiner Meinung recht einhellig hinter Hipp und seiner Bewerbung nach Furtwangen. Auch der Leiter der Uhrmacherschule verwendete sich für Hipp. Aber die Entscheidung über die Besetzung der Stelle wurde eben nicht in Furtwangen, sondern auf politischer Ebene getroffen.
Aber so etwas soll ja auch noch heute vorkommen ...
Danke für´s Mitmachen!
droba
MAtthäus/Matthias Hipp ist heute durchaus wegen seiner Pendelkonstruktion bekannt, die ja nach ihm benannt und über 100 Jahre von den verschiedensten Herstellern gefertigt wurde. Ich denke, das "Hipp-sche Pendel" war eine der bahnbrechendsten Erfindungen im elektrischen Uhrenbau.
Aber ich wollte mehr auf seinen Lebensweg eingehen, weil der ebenfalls zeitgeschichtlich sehr interessant ist. Und genau wie Peter bin ich aber der Meinung, dass wir letztendlich eigentlich nicht besonders viel über Hipp wissen. Sollte jemand Unterlagen über Hipp kennen, bin ich deshalb für einen Hinweis dankbar.
Auf eine Anmerkung möchte ich noch eingehen: Die Fachleute standen schon damals nach meiner Meinung recht einhellig hinter Hipp und seiner Bewerbung nach Furtwangen. Auch der Leiter der Uhrmacherschule verwendete sich für Hipp. Aber die Entscheidung über die Besetzung der Stelle wurde eben nicht in Furtwangen, sondern auf politischer Ebene getroffen.
Aber so etwas soll ja auch noch heute vorkommen ...
Danke für´s Mitmachen!
droba
-
KleineSekunde
- Moderator
- Beiträge: 1281
- Registriert: Fr 20. Aug 2010, 22:02
Re: Wer war´s (7)
Hallo droba,
auch wenn deine neue Aufgabe bereits gelöst wurde: Vielen Dank für deine interessanten Rätsel!
Schöne Grüße!
Guido / KleineSekunde
auch wenn deine neue Aufgabe bereits gelöst wurde: Vielen Dank für deine interessanten Rätsel!
Schöne Grüße!
Guido / KleineSekunde
Re: Wer war´s (7)
Bitte nicht vergessen das Hippsche Chronoskop das 1/1000-Sekunde misst!
Thomas Schraven ist der Experte für Hipp.
Ursus
Thomas Schraven ist der Experte für Hipp.
Ursus
Re: Wer war´s (7)
Richtig, Hipp hat auch sogenannte Chronoskope gebaut. Bei dieser Konstruktion hat er aber nach meiner Kenntnis auf die Vorarbeiten und das techn. Prinzip von anderen zurück gegriffen, auch hat Hipp vermutlich nicht sehr viele Chronoskope hergestellt.
Die Chronoskope belegen aber, dass Hipp ungewöhnlich vielseitig war und dass er sowohl in der Mechanik, wie in der Elektromechanik und Telegraphentechnik absolut herausragendes geleistet hat. Ohne die Erfolge von Lorenz Bob (der statt Matthäus Hipp die Stelle in Furtwangen dann erhalten hat) schmälern zu wollen, ergibt sich für mich der klare Eindruck, dass Hipp an der Uhrmacherschule Furtwangen die fachlich weitaus bessere Besetzung gewesen wäre.
droba
Die Chronoskope belegen aber, dass Hipp ungewöhnlich vielseitig war und dass er sowohl in der Mechanik, wie in der Elektromechanik und Telegraphentechnik absolut herausragendes geleistet hat. Ohne die Erfolge von Lorenz Bob (der statt Matthäus Hipp die Stelle in Furtwangen dann erhalten hat) schmälern zu wollen, ergibt sich für mich der klare Eindruck, dass Hipp an der Uhrmacherschule Furtwangen die fachlich weitaus bessere Besetzung gewesen wäre.
droba
Re: Wer war´s (7)
Hier http://www.medienkultur.org/sm1/gdg/ha/ gibt es eine schöne Arbeit zu Hipp und seinen Chronoskopen.
Ursus
Ursus
-
KleineSekunde
- Moderator
- Beiträge: 1281
- Registriert: Fr 20. Aug 2010, 22:02
Re: Wer war´s (7)
Hallo Ursus,
vielen Dank für diesen interessanten Hinweis!
Es heißt dort:
Als Echappement (Hemmung) dient dem Uhrwerk eine justierbare Lamellenfeder (in der Abbildung mit einem "x" markiert), die mit 1000 Hertz schwingt. Durch akustischen Vergleich mit einer auf 1000 Hertz geeichten Stimmgabel lässt sich die Feder durch "ein nur irgend geübtes Ohr leicht" einstellen. Bereits ab einem Unterschied von 20 Schwingungen pro Sekunde wird die Stimmgabel einen "merklich verschiedenen Ton" erzeugen.
http://www.medienkultur.org/sm1/gdg/ha/
Wie wird die Lamellenfeder denn zu den Schwingungen angeregt? Auf dem gezeigten Foto kann ich es leider nicht erkennen. Vielleicht gibt es ja Informationen dazu.
Vielen Dank!
Schöne Grüße
Guido / KleineSekunde
vielen Dank für diesen interessanten Hinweis!
Es heißt dort:
Als Echappement (Hemmung) dient dem Uhrwerk eine justierbare Lamellenfeder (in der Abbildung mit einem "x" markiert), die mit 1000 Hertz schwingt. Durch akustischen Vergleich mit einer auf 1000 Hertz geeichten Stimmgabel lässt sich die Feder durch "ein nur irgend geübtes Ohr leicht" einstellen. Bereits ab einem Unterschied von 20 Schwingungen pro Sekunde wird die Stimmgabel einen "merklich verschiedenen Ton" erzeugen.
http://www.medienkultur.org/sm1/gdg/ha/
Wie wird die Lamellenfeder denn zu den Schwingungen angeregt? Auf dem gezeigten Foto kann ich es leider nicht erkennen. Vielleicht gibt es ja Informationen dazu.
Vielen Dank!
Schöne Grüße
Guido / KleineSekunde