Lepaute Wanduhr

Vorstellung von Uhren und Uhrensystemen
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Typ1-2-3
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Lepaute Wanduhr

Beitrag von Typ1-2-3 »

Hier eine sehr hübsche - wie ich finde - Wanduhr von Lepaute. Besonders die Farben des Blech(!)gehäuses gefallen mir sehr gut.

Bild

Im Moment hängt sie noch provisorisch im Keller, demnächst bekommt sie einen Platz in der Werkstatt. Das Prinzip ist ähnlich den Uhren von Brillie, aber das Pendelgewicht ist typisch für Lepaute. Bei Brillie war es eine Kugel, hier linsenförmig. Die Linse mit der Kante hat den großen Vorteil, dass es dort eine zarte Skalierung gibt, an der man sich beim Regulieren richten kann. Meistens in gelb, hier verchromt.

Bild

Wie man sieht, ist der Zustand phänomenal. Auch der Lack vom Gehäuse ist original und wirklich gut in Schuss. Die Uhr ist immer gut behandelt worden!

Interessant ist die Feinregulierung: Mit dem Drehknopf verdreht man einen kleinen Magneten, der die Auswirkung des Magnetfeldes der Spule verändert. Inwieweit das hilft, muss noch ausprobiert werden.

Bild

Dies ist übrigens keine Hauptuhr. Die Bohrungen in der Platine sind zwar vorhanden, aber es gibt keinerlei Spuren, dass diese Einrichtung mal montiert gewesen ist (Spuren von Schraubenköpfen oder Isolatoren, auch war nie auf der Sekundenwelle ein Hebel aufgepresst oder -geschraubt. Selbst eine Verfärbung an durch Isolatoren abgedeckten Stellen in der Aluminiumhalterung ist nicht festzustellen). Eine sehr schöne Uhr.

Frank
KleineSekunde
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Re: Lepaute Wanduhr

Beitrag von KleineSekunde »

Hallo Frank,
Typ1-2-3 hat geschrieben:Hier eine sehr hübsche - wie ich finde - Wanduhr von Lepaute. Besonders die Farben des Blech(!)gehäuses gefallen mir sehr gut.
Ja, da stimme ich gerne zu! Die farblich interessanten Nuancen der Lackierung kommen auf Fotos meistens dann doch leider etwas schlechter herüber als es in der Realität der Fall ist...

Insgesamt wirklich ein hervorragender Zustand der Uhr!
Typ1-2-3 hat geschrieben:Das Prinzip ist ähnlich den Uhren von Brillie, aber das Pendelgewicht ist typisch für Lepaute. Bei Brillie war es eine Kugel, hier linsenförmig. Die Linse mit der Kante hat den großen Vorteil, dass es dort eine zarte Skalierung gibt, an der man sich beim Regulieren richten kann.
Aufgrund des vorhandenen Zeigers und der mittigen Skalierung an dem Pendelkörper gibt es hier sicherlich eine äußerst komfortable Kontrolleinrichtung zur Feinregulierung die die Brillié-Uhren so nicht zu bieten haben. Aber auch hier gibt es eine Skalierung, allerdings unterhalb des Pendelkörpers, also somit nur schwer abzulesen, da auch ein Bezugspunkt fehlt. Also eher ein "Schätzeisen"... Hier das angekündigte Foto:
Skalierung Brillie.jpg
Typ1-2-3 hat geschrieben:Interessant ist die Feinregulierung: Mit dem Drehknopf verdreht man einen kleinen Magneten, der die Auswirkung des Magnetfeldes der Spule verändert. Inwieweit das hilft, muss noch ausprobiert werden.
Die beiden, zylinderförmigen Metallstücke, die bei Brillié-Uhren schwenkbar vor und hinter der Spule angeordnet sind, zeigen auch magnetische Eigenschaften, würden also ähnlich funktionieren. Allerdings erreichte mich vor längerer Zeit auch der Hinweis, dass Weicheisen ausreichend wäre, um das elektrisch erzeugte Magnetfeld in der Spule zu beeinflussen und dass die magnetischen Eigenschaften auf Remanenz beruhen könnten. Dies wäre sicherlich denkbar, nur würde sich die Remanenz im Laufe der Zeit bei Verwendung von Weicheisen (langsam) aufbauen und die Beeinflussungsmöglichkeit wäre im Neuzustand eine andere als nach langer Laufzeit (also nachdem sich die Remanenz ausgebildet hätte), was somit dann eher ungünstig wäre. Daher würde ich hier auch eher von der ursprünglichen Verwendung von Magneten ausgehen.

Auch hier: Bei deiner Uhr eine sehr elegante Möglichkeit zur Feinregulierung, die auch im laufenden Betrieb sehr gut funktioniert. Bei den Brillié-Uhren geht dies bei schwingendem Pendel nur durch einen sehr behutsamen, seitlichen Eingriff auf den Rückerzeiger. Und da dieser "zu kurz" ist und somit das Pendel über das Zeigerende / die Regulierskala hinaus schwingt, ist dies ohne Werkzeug eher schwierig:
Regulierung Brillie.jpg
Sicher, über die zentrale Achse lässt sich die Sache auch mit einem Schraubenzieher bewerkstelligen (und so ist es laut Bedienungsanleitung ja auch vorgesehen). Aber es ist im direkten Vergleich dieser beiden durchaus ähnlichen Uhren eher weniger komfortabel. Ein Drehknauf am Ende der Achse bei der Brillié-Uhr wäre da bequemer gewesen, um kein Werkzeug benutzen zu müssen...

Dein Modell scheint also im Vergleich zu den Brillié-Uhren in einigen Details deutlich ausgereifter zu sein!!

Also: Vielen Dank für deinen Bericht, der diese Vergleiche ermöglicht.

Schöne Grüße

Guido / KleineSekunde
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droba
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Re: Lepaute Wanduhr

Beitrag von droba »

Hallo Frank,

herzlichen Dank für die gute Beschreibung dieser wirklich schönen Uhr! Es fällt mir aber etwas schwer, das Alter Deiner Uhr einzuordnen. Ist der Drehknopf original oder später?

Der Name "Lepaute" war mir bisher auch nicht geläufig. Kannst Du uns zu diesem Hersteller und auch zur Entstehungszeit Deiner Uhr nähere Angaben machen?

Freundliche Grüße!

droba
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Typ1-2-3
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Re: Lepaute Wanduhr

Beitrag von Typ1-2-3 »

Die Firma hat relativ unterschiedliche elektrische und elektromechanische Uhren hergestellt. Siehe auch hier: Diese Uhr hat einen Ferraris-Motor und ist eine frühe Version, wahrscheinlich aus den 30ger Jahren (Art Deco):

http://www.dg-chrono.info/dg-chrono.de/ ... ute#p23719

Diese Uhren wurden auch ziemlich häufig als Einzeluhren für die Wand hergestellt. Mit Blechgehäuse. Folgende Uhr ist ganz typisch dafür und hat ein fast identisches Uhrwerk. Aber wahrscheinlich später.

http://www.electricclockarchive.org/Clo ... x?aid=1283

Als 2. Strang neben den Uhren mit Ferraris-Motoren gab es noch welche mit Motorpendel. Meine Uhr gehört dazu. Diese Halbsekundenpendeluhren wurden häufig als Hauptuhren verwendet. Dazu gab es dann auch die entsprechenden Nebenuhren.

Ein Freund von mir hat eine Hauptuhr aus den 60gern, die halb elektronisch ist: Ein Halbsekundenpendel gibt den Takt an, während die Steuerung mit Transistoren funktioniert. 1967 hat wohl Lepaute die ATO übernommen (?)

Viel mehr war auf die Schnelle nicht herauszufinden.

Frank
petsch
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Re: Lepaute Wanduhr

Beitrag von petsch »

Hallo Frank,
danke für die Vorstellung. Ähnelt wirklich sehr den Brillie-Uhren.

Ich weiß nicht, ob ich es überlesen habe, aber aus welcher Zeit schätzt Du, dass Deine Uhr ist ? Rein vom Blechgehäuse und von verschiedenen Einzelheiten her, hätte ich gesagt, nicht vor den 60er Jahren. Aber, wenn ich Dein Schreiben richtig interpretiere, hälst Du sie für älter ?

Gruß
Peter
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Typ1-2-3
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Re: Lepaute Wanduhr

Beitrag von Typ1-2-3 »

Kann ich schlecht sagen, wie alt sie ist. Es gibt sie in jedem Falle auch älter, ohne diese Feinregulierung und mit Holzgehäuse. Könnte schon sein mit den 60gern. Vielleicht aus 50ger. Diese Uhren scheinen längere Zeit gebaut worden zu sein. Unterlagen habe ich nicht.

Frank
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