="Uhrgroßvater"]Das ist ja ein wahnsinnig hilfreiches Forum hier....
Frage: Voll aufgezogene Kienzle Armbanduhr lief 34 Stunden bis sie stehenblieb.
Normal oder zu wenig ??
Hallo,
@Uhrgroßvater:
Nun, die Art des Echos liegt nach meiner Erfahrung oft genug daran, wie man in den Wald hineinruft.
Anders ausgedrückt: Anrede, Höflichkeit, nette Wortwahl, nett danken, sachlich sein und bleiben, guten Rat nicht in den Wind schlagen usw. bringen viel im Umgang miteinander. Und damit verbunden ist dann auch die Hilfsbereitschaft. Abgesehen davon, nicht jeder weiß zu jedem Thema viel zu sagen bzw. schreiben. Und nicht jeder, der etwas dazu weiß, schreibt bzw. schreibt gleich.
Und auch das ist völlig okay - oder?
Zu Deiner Frage nach der Gangabweichung: Ja, nun: Typ1-2-3 hat es ja schon geschrieben - bei solch einer Abweichung besteht deutlicher Handlungsbedarf.
Sachlich, nüchtern, klar.
Wenn Du das noch öfter lesen willst - gern und hier und jetzt.
Wenn Du lieber das Gegenteil hören willst - dann nimm das an, was die Armbandverkäuferin Dir gesagt hat. Die Folgen Deiner Entscheidung musst Du selber tragen. So oder so.
Zur Technik: Diese Uhr wird mit einiger Wahrscheinlichkeit eine Unruh mit Körnerlager haben. Sagt dem Laien zunächst vermutlich nicht viel.
Aber. Diese Technologie war einfach, robust, preiswert - und so nebenbei: Besonders verschleißintensiv, wenn sie nicht regelmäßig gewartet wurde. Diese Technik beruht darauf, daß die Urnuhwelle sehr spitz endet, und mit diesen Spitzen in muldenförmigen Lagern läuft.
Im Laufe der Zeit wird die kleine Menge Öl, welche sich in den Mulden als Schmiermittel zur Reibungsverminderung befindet, altern und zudem Staub anziehen.
Dieser Staub wirkt als Schleifmittel und schleift sowohl die Spitzen ab, aber auch die Mulden aus.
Ist dieser Bereich - man nennt das im Fachjargon "Hemmung" - verschlissen, wird bei diesen Werken meist die gesamte Hemmung - also Unruhwelle komplett mit Spirale, Unruhreif und meist sogar inkl. Unruhkloben ausgetauscht, ebenso das werkbodenseitige Körnerlager. Etwa nur die Lager oder nur die Welle auszutauschen, ist nicht besonders sinnvoll, da dann der erneute Verschleiß deutlich früher zu Störungen führen würde, als wenn beide Lager und die Welle gemeinsam ausgetauscht werden würden.
Früher gab es dafür sog. Austauschkits, da war all dies enthalten.
Damit war der Ersatz der gängigen Verschleißteile einfach und ohne größeren Aufwand erledigbar, lediglich die Reinigung des Werkes war mit entsprechendem Aufwand - ähnlich dem bei einer höherwertigen Uhr verbunden.
Meist sind diese Sets heute nicht mehr lieferbar, was bedeutet, daß im Fall der Fälle eine Überarbeitung deutlich aufwendiger ist, als die Reinigung einer etwas höherwertigen, aber dafür in Steinen gelagerten Uhr (die dann zudem für die Unruhwelle eine Stoßsicherung enthält und deshalb kaum mechanischem Verschleiß unterliegt, und deshalb auch nur äußerst selten ausgewechselt / instandgesetzt werden muss).
In der Tat - nicht alle Pressböden sind leicht wieder aufpressbar, manchmal, manchmal verletzt man sich dabei auch selber (recht übel) - entweder beim Öffnen oder Schließen, je nach dem, jedenfalls dann, wenn die Passungen recht streng sitzen. Insbesondere bei unglücklicher Handhabung der Angelegenheit geht dabei dann auch noch das Glas kaputt.
Passiert dies dem Uhrmacher, dann geht so etwas i.d.R. auf dessen Rechnung, passiert es Dir, brauchst Du i.d.R. danach ein neues Glas - auf eigene Rechnung.
Um eine Reinigung und Wartung der Uhr kommst Du - wenn Du die Uhr länger mit Freude und Vertrauen tragen möchtest, so und so nicht herum. Wenn Du allerdings zu viel Zeit bis zur Wartung verstreichen lässt - dann brauchst du außer dem Reinigungsmaterial auch noch entsprechend Verschleißteile - so noch lieferbar. Die wenigsten Uhrmacher werden nämlich eine Körnerlagerunruh regenieren - weil der Aufwand bei gründlicher Aufbereitung einigermaßen hoch ist, also auch entsprechend kosten dürfte. Was insbesondere Deiner Orientierung nach "besonders preiswert" dann nicht besonders entgegenkommen dürfte

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Im Übrigen ist es genau das, was Dir an anderer Stelle ja schon mehr als deutlich geschrieben wurde - beim Kauf einer gebrauchten Uhr, die anschließend nicht als reines Ausstellungsstück gleich in die Vitrine wandern soll, sollte eine Wartung / Instandsetzung vor der eigentlichen Inbetriebnahme gleich beim Kauf mit einkalkuliert werden.
Deshalb auch hier und von mir der Rat: Wenn es Dir nur um die reine, möglichst preiswerte Zeitangabe geht - dann kauf Dir eine Quartzuhr mit Digitalanzeige. Die läuft, wenn es gut geht, länger als die Lebensdauer einer Batterie, aber i.d.R. mindestens so lange.
Alle anderen Varianten kosten nach meiner Erfahrung immer mehr Geld, und zwar deutlich mehr. Daran herumzudeuteln, ob es nicht doch noch ein paar Euro billiger ginge - bringt nicht wirklich viel für's Ergebnis, weil - s.o. - Reinigung, ggf. Material, Kauf zusammengenommen eben immer deutlich teurer sein wird als die oft schon extem preiswert angebotenen Quarzuhren mit Digitalanzeige.
Und selbst auf lange Sicht gesehen ist das Tragen einer (elektro-)mechanischen Uhr immer teurerer als das Tragen einer sehr preiswerten Digitalquarzuhr - aufgrund des miteinzurechnenden Wartungsaufwandes, ganz abgesehen davon, daß da dann auch immer mal wieder noch Armbänder in mehr oder minder regelmäßigen Abständen ausgetauscht werden müssen, welches beim Neukauf einer Uhr ja immer auch neu mit dabei ist...
Walter d. J.