Diskussion Lenzkirch-Werk

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droba
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Diskussion Lenzkirch-Werk

Beitrag von droba »

Hallo Uhrenfreunde,

Die Uhrenfabrik Lenzkirch hat Ende der 1870er Jahre ein sehr ausgefallenes Werk patentieren lassen, aber vermutlich nur sehr kurz gefertigt. Im Patent wird die besondere Reparaturfreundlichkeit, sowie die sehr flache Bauweise hervorgehoben. Das sind Argumente, die auch einleuchten.

Bild

Wie ist das Werk aber sonst einzuschätzen, vor allem im Hinblick auf die Frage, ob es zu einem Verwinden der Platinen durch den Druck der Federn kommen kann. Wie ist Eure Einschätzung?

(Leider habe ich von dem Werk nur ein Foto, sonst könnte mit einer Messuhr nachgemessen werden.)

droba
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wahli76
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Re: Diskussion Lenzkirch-Werk

Beitrag von wahli76 »

Hallo droba,

im ersten Moment habe ich schon einen Schreck bekommen als ich das Bild sah. Allerdings wird die Kraft ja "normal" zur Zahnflanke übertragen. Diese Richtung wäre also tangential zum Federhausumfang und damit durch die Brückenbefestigungsschrauben abgefangen. Also wohl doch OK.

Viele Grüße

Kurt
petsch
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Re: Diskussion Lenzkirch-Werk

Beitrag von petsch »

Ich habe dieses Werk als Wanduhr gehabt und kann nur sagen, dass es ohne Probleme auch nach 130 Jahren noch lief.

Ein ähnliches Werk, also auch mit geteilten, versetzten Platinen hab ich auch ohne Schlag gehabt. Auch eine Wanduhr. Das Werk war am Zifferblattrand mit einem Scharnier ausklappbar an der Gehäuseseite befestigt.

Gruß
Peter
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praezis
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Re: Diskussion Lenzkirch-Werk

Beitrag von praezis »

droba hat geschrieben: Wie ist das Werk aber sonst einzuschätzen, vor allem im Hinblick auf die Frage, ob es zu einem Verwinden der Platinen durch den Druck der Federn kommen kann. Wie ist Eure Einschätzung?
droba
Wenn ich das richtig sehe, liegt das Gesperr auf der Zifferblattseite, ebenso liegt der Zahnkranz des Federhauses auf der Zifferblattseite. Damit belasten die auftretenden Kräfte vor allem das zifferblattseitige Lager. Durch den viel längeren Hebelarm liegen am anderen (sichtbaren) Ende der Federwelle nur geringe Kräfte, und das Platinchen ist kaum belastet.
Gruß, Frank
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Typ1-2-3
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Re: Diskussion Lenzkirch-Werk

Beitrag von Typ1-2-3 »

Ähnliche Konstruktionen gab es viele Jahre später auch von Mauthe. Auch da war das hintere Lager nicht das Problem. Die Probleme lagen bei diesen Werken ganz wo anders ;-((

Frank
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droba
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Re: Diskussion Lenzkirch-Werk

Beitrag von droba »

Typ1-2-3 hat geschrieben:Ähnliche Konstruktionen gab es viele Jahre später auch von Mauthe. Auch da war das hintere Lager nicht das Problem. Die Probleme lagen bei diesen Werken ganz wo anders ;-((

Frank
Frank, mach´es nicht so spannend: Wo liegen die Probleme bei diesem Werk?

droba
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Typ1-2-3
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Re: Diskussion Lenzkirch-Werk

Beitrag von Typ1-2-3 »

Habe leider (oder besser Gott sei Dank) so ein Werk nicht mehr hier, also kein Foto. Die Uhren mussten wir in der Ausbildung reparieren, hatten ein Schlagwerk, bei denen die Hebel auf der Vorderseite und der Rückseite verteilt waren. Im Gegensatz zu den normalen Uhren, die die Kadratur immer auf der Zifferblattseite haben. Dadurch musste jeder Hebel extra eingestellt werden. Im Werk machte man das bestimmt immer in einer Schablone, und dann stimmte alles. Aber wir armen Azubis mussten jeden Hebel so einstellen, dass das Schlagwerk sicher funktionierte. Wir haben uns vor diesen Uhren immer gedrückt.

Frank
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droba
Beiträge: 839
Registriert: So 22. Aug 2010, 21:39

Re: Diskussion Lenzkirch-Werk

Beitrag von droba »

Das Schlagwerk ist tatsächlich etwas pfrimelig einzustellen, aber auf solche Details wird man bei der Herstellung wenig Rücksicht genommen haben.

Schwierig stelle ich mir aber vor, einen definierten Eingriff bzw. Achsabstand zwischen Federhaus und und den Zwischenrädern einzuhalten, da die Lagerbohrungen sich auf verschiedenen Platinen und sich zudem in verschiedenen Höhen befinden. Ich könnte mir denken, dass der Achsabstand im Fertigungsprozess dadurch streute. (Zumal durch die runde Form der Rückplatinen auch keine Bezugskanten gegeben sind!)

Auffallend ist, dass Lenzkirch dieses Werk nur sehr kurz fertigte. Das wird schon irgendeinen Grund gehabt haben, denn die Herstellung von Stanzwerkzeugen und der sonstigen Vorrichtungen für die Herstellung eines Uhrwerkes war extrem teuer.

droba
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Felix18
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Re: Diskussion Lenzkirch-Werk

Beitrag von Felix18 »

petsch hat geschrieben:Ich habe dieses Werk als Wanduhr gehabt und kann nur sagen, dass es ohne Probleme auch nach 130 Jahren noch lief.
Gruß
Peter


Zum technischen Bereich kann ich leider nichts beitragen, aber ich kann die Aussage von Peter bestätigen.
Bei mir läuft die Uhr in regelmäßigen Abständen und dann ohne Probleme.



DSC_0003111.jpg
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C.


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droba
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Re: Diskussion Lenzkirch-Werk

Beitrag von droba »

Felix ich habe keine Zweifel, dass das Werk gut läuft, wenn es mit den erforderlichen Achsabständen gefertigt ist.

Schwierig stelle ich mir aber vor, nach einer Werkzeugreparatur das Stanzwerkzeug oder Bohrvorrichtung wieder exakt einzustellen. Hier sind 10tels Milimeter erforderlich- und das ohne Bezugskanten! Wie will man da messen?? Dagegen ist das Einstellen des Schlagwerkes vermutlich das reinste Kinderspiel.

droba
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