Mein Regulator Badische Uhrenfabrik?

Funktion, Ratschlaege, Fragen,.....
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Falls hier theoretische Hilfen angeboten werden, so sollen und können sie keinen Uhrmacher ersetzen. Sie sind ohne jede Garantie oder Gewähr und jeder muss selbst wissen, was er sich zutrauen kann und dass man mit einem Selbstversuch evtl. leichtfertig die Uhr zerstören könnte. Vor allen Dingen wertvolle Uhren gehören in die Hand eines Fachmanns. Vielleicht sogar eines Fachmanns hier aus dem Forum. Laien sollten unbedingt den oben angepinnten Hinweis über Uhrenfedern lesen.
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Krippenstapel
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Mein Regulator Badische Uhrenfabrik?

Beitrag von Krippenstapel »

Guten Tag!

Schon als Kind bestaunte ich im Selva-Katalog die vielen schönen Uhren und Uhrwerke und habe nun meinen ersten eigenen Regulator aus der Bucht gefischt. Schon nach dem Auspacken begannen die Probleme: Das (wie ich nach Lektüre des Terminologiefadens zu wissen glaube) Kleinbodenrad und ein weiteres Rad lagen lose in dem ebenfalls lose im Uhrenkasten herumfliegenden Werk, vermutlich, weil durch eine derbe Erschütterung die Platinen sich aufgeweitet hatten? Nun, ich habe die Räder wieder plaziert und dabei ist mir eines der Anlaufräder aus der Bohrung gefallen, so daß ich es auch wieder (falsch?) eingesetzt habe. Die Uhr ging dann wieder, aber hatte zwei Probleme: Sie "hinkte", wenn man sie gerade an die Wand hängte und das Schlagwerk produzierte interessante Schlagfolgen bis hin zur sprichwörtlichen 13, die es mitunter schlägt. Weil ich damals noch nichts von diesem tollen Forum wußte, habe ich erstmal zwei Unterlegscheibchen auf den rechten Werkträgerarm (oder wie das heißt) plaziert, so daß das hinken aufhörte. Dank des Forums weiß ich nun von der Existenz einer Ankergabel und kann versuchen, einen gleichmäßigen Gang auch ohne Unterlegscheibchen zu erreichen!
Mit dem Schlagwerk war das schwieriger: Studien im Internet und am auf dem Küchentisch gestellten Werk haben mich mit der Funktion einer Schloßscheibe mit zwei Anlaufrädern bekanntgemacht. So ganz klar ist mir das bis jetzt noch nicht, aber ich vermutete als Ursache, daß bei der Zahnradeinbauaktion das Verhältnis der beiden Anlaufräder zueinander in Unordnung geraten war und habe das 2. Anlaufrad versuchsweise anders eingebaut. Siehe da, das Schlagwerk tat zunächst vorbildlich seinen Dienst. Jedenfalls ein paar Tage lang. Jetzt ist es schon zweimal vorgekommen, daß die Uhr falsch geschlagen hat. Mit dem manuellen Auslösehebel konnte ich das Schlagwerk bislang aber wieder zum Gehwerk synchronisieren, aber erklären kann ich mir diesen Fehler nicht.
Womit wir schon bei meinen Fragen sind, mit denen ich die hier versammelten Wissenden löchern möchte:
1. Woran kann es liegen, daß das Schlagwerk manchmal Fehler macht bzw. wie wird so ein Schlagwerk richtig eingestellt?
2. Ist meine Annahme richtig, daß es sich bei der Uhr um ein Produkt der Badischen Uhrenfabrik handelt? Wißt Ihr genaueres über den Typ, z.B. ungefähres Baujahr?
3. Wie soll ich die Uhr pflegen, einmal im Jahr ölen, was und womit?
4. Welche Literatur zu Funktion, Pflege und Reparatur solcher Uhren würdet Ihr dem Anfänger empfehlen?
Hier ein paar Bilder :
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Mit vielem Dank für Eure Geduld und freundlichen Grüßen

Rolf
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soaringjoy
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Re: Mein Regulator Badische Uhrenfabrik?

Beitrag von soaringjoy »

Hallo Rolf, willkommen beim DGC Forum.

Du stellst eine Menge Fragen, die nicht soooo auf die Schnelle zu beantworten sind,
denn es geht da schon etwas tiefer in die Materie "Uhren und ihre Behandlung" hinein.
Das müssen wir Schritt für Schritt angehen.

Zunächst, ja, Deine Uhr ist von der Badische Uhrenfabrik Furtwangen (Baduf).
Es ist ein einfacher Federzugregulator, des unteren Preissegementes, etwa Mitte,
Ende der 1920er gebaut.

Über den Allgemeinzustand des Uhrwerkes kann ich aus der Ferne wenig sagen, aber im
Allgemeinen kannst Du davon ausgehen, dass gebrauchte Uhren stets eine fachmännische
Durchsicht und Revision brauchen.
Das heißt, Uhrwerk, samt Federn zerlegen, reinigen, Federn, Lager, Zapfen, Räder und Triebe
kontrollieren, Zusammenbau, justieren und ölen, bzw. fetten.
Zum Ölen verwendet man Uhrenöle, weil sie ganz spezielle Eigenschaften haben, die einfach
erforderlich sind. Gefettet wird an bestimmten Stellen und manche Stellen dürfen nicht geölt
oder gefettet werden.

Deine Uhr schlägt falsch, oder auch "13", weil der Einfallhebel beim Ende einer Schlagfolge nicht
richtig in die Aussparung der Schloßscheibe fällt. Dies lässt sich justieren, aber andere können
es sicher besser erklären.
Beachte bitte auch das Abspannen der Federn, bevor Du am Uhrwerk hantierst, sonst kann Dir
der Krempel um die Ohren fliegen und Du hast eine Uhr gehabt (!)
http://www.dg-chrono.info/dg-chrono.de/ ... f=15&t=884

Auf dem deutschen Büchermarkt gibt es leider wenige "Reparaturanleitungen" für Laien, schau
mal in unserer Sparte "Literatur".
Auch wenn es manchen Bereichen "fehlerhaft" und von Uhrmachern sicher nicht als kompetent
angesehen wird, so könnte Dir dieses Buch einen übersichtlichen Einstieg bieten:
http://www.dg-chrono.info/dg-chrono.de/ ... ger#p14817
Ansonsten gehen die Bücher von Laurie Penman die Sache schon sehr viel ernsthafter an.

So. Nun verschiebe ich den Thread nach "Fragen zur Funktion von Uhren".

Jürgen
"tempus nostrum"
KleineSekunde
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Beiträge: 1281
Registriert: Fr 20. Aug 2010, 22:02

Re: Mein Regulator Badische Uhrenfabrik?

Beitrag von KleineSekunde »

Hallo Rolf,

auch von mir ein herzliches Willkommen im DGC-Forum!

Ich denke, Jürgen hat die wesentlichen Punkte bereits angesprochen.

Auf Bücher von Laurie Penman hatte Jürgen ja auch schon hingewiesen. Ich selber habe das Buch mit dem Titel "Alte Uhren Reparieren". Meiner Meinung nach ist es wirklich zu empfehlen.

http://uhrenliteraturshop.de/Alle-Buech ... en::8.html

Viel Erfolg und Spaß mit der Uhr!

Schöne Grüße

Guido / KleineSekunde
Krippenstapel
Beiträge: 7
Registriert: Mi 12. Sep 2012, 12:11
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Re: Mein Regulator Badische Uhrenfabrik?

Beitrag von Krippenstapel »

Vielen Dank für die freundliche Begrüßung und die guten Ratschläge! Da werde ich mich mal in die Literatur vertiefen...

Gruß,
Rolf
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