Nachbau einer Flag-Cell (Alte Zelle, LR40)

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Typ1-2-3
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Registriert: So 22. Aug 2010, 19:10

Nachbau einer Flag-Cell (Alte Zelle, LR40)

Beitrag von Typ1-2-3 »

Die sogenannte Flag-Cell, auch unter der Bezeichnung LR40, wird zwar noch hergestellt, die Blütezeit dieser Batterien ist aber in den 50ger Jahren zu sehen, wo sie die allgemein übliche Zelle war. Sie wurde schon 1893 als Columbia No. 6 entwickelt und war eine einfache Zink-Kohle-Zelle. Der Vorteil gegenüber den damals üblichen Nasszellen war die Auslaufsicherheit, wenn man die Zelle auf den Kopf stellte. Schon kurz danach wurde sie für Beleuchtungszwecke eingesetzt und ist auch in frühen Elektrouhren zu finden. Immer wieder findet man den entsprechenden Platz in den Gehäusen früher Batterieuhren (z. B. Eureka, Aron, Perret). Heute findet man diese Zelle im Internet, vorwiegend im angelsächsischen Raum. Wenn man sie hierzulande haben will, dann ist sie – inclusive Porto - sehr teuer, über 20 EUR. Für einen Verbrauchsartikel sehr viel Geld!
Die Größe dieser Zelle ist enorm, der Durchmesser beträgt ca. 6,5cm, die Höhe ca. 15 bis 16cm. Das größte Problem dabei ist, für diesen Durchmesser eine passende Dose zu finden. Leider gibt es keine Abwasserrohre in passender Größe. Daher habe ich eine andere Möglichkeit gefunden

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Wie man sehen kann, handelt es sich um eine Dose Bremsenreiniger. Die fallen bei mir durch Auto-Reparaturen öfter an, und sie haben einige Vorteile:

Der Durchmesser stimmt.
Die Höhe ist zu groß.
Der Inhalt ist ungiftig und nach Entfernung geruchsfrei, nicht wie bei Deodosen. Es ist keine Farbdose, innen brauchen also keine Reste entfernt zu werden.

Die Dose wird also bis auf das letzte Bisschen entleert und muss druckfrei sein. Anfangs habe ich eine kleine Entlastungsbohrung von 1mm gesetzt, das ist aber nicht notwendig.

Anschließend wird die Dose oben aufgesägt. Das ist etwas knifflig, weil das Blech äußerst dünn ist. Es geht aber mit einem feinen Laubsägeblatt.

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Anschließend wird alles mattschwarz gespritzt, nachdem die Dose außen fettfrei gemacht wurde. Dazu kann man übrigens die nächste Dose Bremsenreiniger verwenden ;-)))

Bild

Das Innenleben ist ganz einfach: Es wird ein Batteriefach für eine Monozelle genommen, der obere Kontakt entfernt, dort eine M4er oder M5er Schraube eingedreht (als Pluspol). Die Verlängerung der Schraube ist dann einfach der obere Schraubkontakt.
Der Deckel besteht in meinem Falle aus Pertinax, der zunächst mit einem Absatz auf den Außen-Durchmesser der Dose oder etwas größer abgedreht wird. Der Absatz verhindert, dass der Deckel in die Dose fällt. Der innere Durchmesser soll stramm in die Dose passen, also sollte die Sache einigermaßen genau sein.

In den Deckel kommen 2 Gewinde, M4 oder M5 zu den Schrauben passend. Einer davon mittig. Statt Pertinax funktioniert mit Sicherheit auch Hartholz.

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Fertig sieht die Sache dann so aus:

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Ein schönes altes Label gehört natürlich noch dazu. Aus Copyright-Gründen gebe ich nur einen Link an, dort kann man sich 3 schöne, alte Labels herunterladen, bunt ausdrucken und sie aufkleben. Von außen sieht die Zelle dann wirklich wie eine alte aus, hat aber den Vorteil, dass man überall die Monozellen bekommt und damit die Zelle neu bestücken kann.

http://www.crystalradio.net/misc/batteries/index.shtml

Viel Spaß beim Nachbau


Frank
KleineSekunde
Moderator
Beiträge: 1281
Registriert: Fr 20. Aug 2010, 22:02

Re: Nachbau einer Flag-Cell (Alte Zelle, LR40)

Beitrag von KleineSekunde »

Hallo Frank,

das ist ein sehr schönes und gelungenes Konzept zur Eigenfertigung! Vielen Dank für den Beitrag.
Typ1-2-3 hat geschrieben: ...Der Deckel besteht in meinem Falle aus Pertinax, der zunächst mit einem Absatz auf den Außen-Durchmesser der Dose oder etwas größer abgedreht wird. Der Absatz verhindert, dass der Deckel in die Dose fällt.
...
Frank
Das Abdrehen des Deckels ist natürlich eine hervorragende und sehr elegante Lösung! Aber wenn diese Möglichkeit nicht gegeben sein sollte: Eine rund ausgeschnittene Pertinax- oder Holzscheibe mit einem Außendurchmesser entsprechend dem Innendurchmesser der Dose wäre ja auch eine Option: In dem Fall müssten dann kleine Laschen in die Dose geklebt werden, die verhindern, dass der Deckel in die Dose fallen kann.

Wie man in jedem Fall sieht: Es lassen sich sehr schöne Ergebnisse erzielen, die dem Origninal sehr ähnlich sehen und sich dabei auch kostengünstig realisieren lassen.

Schöne Grüße

Guido / KleineSekunde
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