Ergänzend zu den Ausführungen von Walter d.J. und Petsch möchte ich hinzufügen:
Man muss sich stets vor Augen halten in welchen politischen "Wirren" Deutschland sich zwischen
den Kriegen befand. Der Bürger suchte Halt im traditionellen; gute altbewährte Dinge.
"Gründerzeit-Uhren" hatte ja jeder. Wer sollte sie also Mitte der 1920er noch kaufen?
Die Uhrenhersteller suchten deshalb krampfhaft nach modernen Produkten, um die Käufer
wieder verstärkt anzusprechen, denn es galt auch, den heimischen Markt wieder intensiv zu
bedienen. Auslandsmärkte, die nach dem 1. WK weggebrochen waren, wurden zwar einigermaßen
reaktiviert, aber gegen Mitte der 1920er Jahre kamen neue Restriktionen auf.
Nun begab man sich jedoch in eine ziemliche Zwickmühle, denn nicht alles, was "modern" und
angesagt war, war auch in Deutschland verkäuflich.
Einige Stilrichtungen, wie das Art Deco aus Frankreich und der aus heutiger Sicht urdeutsche
Bauhaus-Stil wurde zum Teil als bohemehaft und dekadent angesehen und verpönt.
Ergo entwarf man Uhrengehäuse, die nur dezente Anklänge neuer Stilrichtungen zeigten und
suchte weiter nach der (auch urdeutschen) eierlegenden Wollmilchsau.
Manche Gehäuse dieser Zeit lagen gar geschmacklich "völlig daneben" und wurden von der Fachpresse
zerrissen. Andere dagegen, wurden ausgiebig gelobt.
Ein recht umfangreicher AJU Artikel von Okt. 1928 geht auf die "neuen" Gehäuse ein.
Das Bild ist aus dem Artikel.
JH25-395.jpg
Die gleiche Uhr hatte ich vor Jahren in Arbeit und es war die edelste, die ich je hatte.
Gehäuse und Ausführung waren vom Feinsten, was aus dem Bild nicht hervorgeht.
Auch der Gong und die Resonanz des Kastens waren schon eine Liga für sich.
Detlefs Uhr passt nicht ganz in diese Sparte.
Uhrwerk und Pendel entstammen ursprünglich einem Gründerzeitgehäuse und die
Umbauten erfolgten oft erst nach dem 2. WK, weil "Omas Uhr" nicht mehr genehm war,
oder das ursprüngliche Gehäuse schon vom anobium punctatum zerfressen war.
J.
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