und viele Schräubchen und Federchen
Das Automatik-Armbanduhren-Seminar der DGC
Nachdem ich bereits mehrere Veranstaltungen der DGC (Deutsche Gesellschaft für Chronometrie) besuchte und dabei vieles über mechanische Uhren und Handaufzugswerke bis hin zu Chronometern lernen durfte, stand am letzten Wochenende das erste Automatik-Armbanduhren-Seminar der DGC auf meinem Programm.
Wie schafften es die Uhrmacher aus einem kleinen Rotor die Kraft zum Antrieb einer Uhr zu gewinnen?
Also auf nach Karlsfeld bei München. Die Fa. Chronoswiss erlaubte uns wieder einmal ihre Räumlichkeiten für ein Schrauberwochenende zu nutzen. Besonderen Dank geht dafür vorab schon mal an die neuen Eigentümer, die trotz Besitzwechsel diese durchaus nicht selbstverständliche Unterstützung möglich machen.
Empfangen wurden wir wieder vom Präsidenten der DGC Josef Stadl und dem Uhrmachermeister der Fa. Chronoswiss, Hr. Reinhard Teuscher.
Sehr schnell ging es nach der Begrüßung in die Ateliers zum Zerlegen der Automatikwerke. Diese Werke (PUW 1661) sind von der DGC für dieses Seminar zur Verfügung gestellt und beeindrucken manchen Teilnehmer allein schon durch die geringe Größe. Am Platz bemerkte ich schon die Vielzahl kleinen Schraubendreher, alles eine Nummer kleiner als bei den bisherigen Veranstaltungen.
Da ich die DGC-Veranstaltungen schon kenne, war mir bewusst, dass dieser Tag kein Spaziergang wird. Für knifflige Arbeiten steht zwar eine Hilfe parat, aber zuerst muss jeder Teilnehmer selbst ran. Hier wird einem nix abgenommen, hier heißt es selbst schwitzen!

Nach dem Zerlegen des Werks mit ersten Einblicken in die Technik des Aufzugs gingen die lange gelagerten und verharzten Werke erst mal in die Waschmaschine.
Währenddessen erfuhren wir von Josef Stadl was zu den Pionieren des automatischen Aufzugs.
Wer hats erfunden?
Dieudonné-Hubert Sarton, Belgier aus Lüttich
Ägidius Link aus Augsburg
Joseph Gallmayer aus München
Oder doch die Schweizer?
Abraham-Louis Perrelet
In einem historischen Überblick und der Vorstellung der unterschiedlichen technischen Varianten der oben genannten Herren und Breguet, Ritter von Loehr wurden uns die verschiedensten Lösungen anhand vieler Beispiele in einem kurzweiligen Vortrag präsentiert. Dabei wurden auch unterschiedliche Lösungen der Fa. Rolex (einseitiger Aufzug), Buren (Microrotor), Hublot und Corum (Golden Bridge) gezeigt.
Auch besonders skurrile Aufzüge wie den Odem-Aufzug aus 1677 oder die Autorist-Variante (1931) von Harwood wurden nicht vergessen.
Nach so viel Theorie und Historie wandten wir uns wieder Gegenwart und der Praxis zu!
Es gab was zu essen! Und nach der wichtigen Mittagspause ging es wieder ans Werk.
Im wahrsten Sinne des Wortes erhielten wir „unser“ Werk aus der Waschmaschine zurück und durften die Teile nach Baugruppen sortieren.
Danach ging es an die geführte Montage des Werks. Alles sollte wieder an seinen Platz zurück und das PUW 1661 sollte wieder laufen. Diese Montage erwies sich als sehr schwierig!

Ich glaube fast die PUW verdiente ihr Geld vorrangig mit der Produktion von Federchen. Die Anzahl der verwendeten Federchen erstaunte auch den Uhrmachermeister und forderte von uns viel Konzentration bei der Montage und Suche unter dem Tisch. Nicht alle Teile konnten wieder gefunden werden und so mussten wir auf das gut gefüllte Ersatzteillager der DGC zurückgreifen.
Die Montage zog sich über den ganzen Nachmittag und wir schafften es gerade rechtzeitig das Werk zu komplettieren. Eine Fehlersuche und Regulierung folgte an dem Tag nicht mehr. Mit meiner DGC-Seminar-Erfahrung habe ich dies allerdings schon mehrfach gemacht, so war es für mich kein Verlust.
So komme ich zurück zum Anfang dieses Beitrags:
• Ein Thema mit vielen spannenden Facetten und unterschiedlichen Lösungen!
• Ein Kaliber, das mir viel Respekt eingeflößt hat.
• Ein Tag, bei dem ich wieder mal viel Wissen erhalten habe zu meinem Hobby.
Ich hatte viel Spaß und eine echte Herausforderung! Und ab sofort habe ich Respekt vor den Uhrmachern, die noch kleinere, mit noch mehr Teilen versehene Kaliber bauen, zerlegen und wieder zum Laufen bringen!
Ich freue mich schon auf mein nächstes Seminar, einen Chronographen will ich mal von innen sehen und verstehen, was passiert, wenn ich den Drücker an der Seite betätige. Vielleicht hab ich manchen hier auch Lust gemacht.
I’ll be back…