Der Fundzustand:

Leider ist die Glasglocke kaputt. Mittlerweile durch eine bessere ersetzt. Dazu später aber mehr.
Von der Seite sieht die Sache recht spektakulär aus, mit der riesigen Unruh. Diese dominiert die Uhr total:

Die Funktion dieser Uhr ist an sich ganz einfach, aber batteriemordend (immerhin kommt das Patent von 1906): Bei jeder kompletten Schwingung wird ein Kontakt geschlossen - später dazu mehr - und die Spule mit Strom versorgt. Spannung 1,5V. Die Spirale schließt den Stromkreis. Wenn der geschlossen ist, wird der Weicheisenstab in der Spule magnetisiert und von einem Blechteil angezogen, welches sich unter der Unruh befindet. Kurz bevor die Unruh am Totpunkt ist, wird der Kontakt geöffnet, und die Schwingung geht mit ordentlich Schwung weiter. Der magnetische Schluss dieses Antriebes ist eher mangelhaft konstruiert, daher der hohe Stromverbrauch. Wenn man das aber verbessert hätte, wäre das Dekorative dieser Uhr verloren gewesen.
Die Unruh wiegt ca. 350g!, ist temperaturkompensiert, und die Spirale könnte auch eine Zugfeder einer Taschenuhr sein. Die Spule hat nur 20 Ohm, das sieht man an dem dicken Draht. Der Kontaktfunken ist auch nicht ohne, denn der Kontakt hat ordentlich gelitten und ist auch eine Schwachstelle dieser Konstruktion.
Von der Seite sieht die Unruh auch ordentlich massiv aus:

Insgesamt wirkt die Uhr wie aus dem Vollen geschnitzt, dabei sind enorm viele Teile gegossen - mit allen Lunkern, die sich dann bilden. Das gilt auch für den Sockel.
In dem versteckt sich die Batterie, eine Flag-Cell. Da ist ordentlich gebastelt worden, denn es befand sich ein Wasserrohr da drinnen, was vermuten lässt, dass die Uhr längere Zeit mit 2 Monozellen in Reihe, also 3 V gelaufen ist. Das hat dem Kontakt den Rest gegeben. Die Spule war aber noch in Ordnung.

Das ganze Gelumpe fliegt natürlich raus.
Hier kann man schon die neue Glasglocke sehen. Sie ist etwas breit. Vielleicht hat ja jemand eine bessere. Sie ist aber ziemlich klein, nur 160mm breit und 115mm tief.
Die Batteriehalterung wurde verlängert, um Platz für 2 Monozellen in Reihe zu schaffen. Die Kupferbleche - stümperhaft festgelötet - flogen auch raus. Die Batteriehalterung darunter war aber noch in Ordnung.

Der Kontakt hatte ordentlich gelitten. Er sollte an sich bündig mit der Oberseite der Kontaktfeder abschließen, aber da fehlen locker 1 bis 2 mm!

Besser kann man es an der ausgebauten Kontaktfeder sehen:

Wie groß die Unruh ist, kann man im Vergleich mit dem daneben gelegten Messschieber sehen:

Die Spirale hat eine Breite von 2,5mm und eine Stärke von 0,34mm. Da kann eine Taschenuhr schon einen ganzen Tag mit laufen!
Damit solch eine schwere Unruh ohne übermäßige Reibung und Verschleiß laufen kann, muss sie "natürlich" kugelgelagert sein. Nun darf man sich die Sache nicht allzu modern vorstellen! Das Lager besteht aus einem gehärteten Lagerring, 2 Kugeln, 2 Stiften zur Führung der Kugeln, einem Deckplättchen. Damit die Sache dann schön dekorativ wirkt, kommt als Abschluss ein Glasplättchen drauf, eine Dichtung und ein Schraubring. Da ist dann auch Bewegung drinnen, und die kann man sehen. Die Lagerkugeln wackeln immer schön in Takt der Unruh hin und her.

Man kann an dem Glasplättchen sehen, dass das Öl schon ein paar Tage da drinnen ist.
Demnächst geht es weiter.
Frank