Bau eines Saitenantriebs mit Gegengesperr
Forumsregeln
Falls hier theoretische Hilfen angeboten werden, so sollen und können sie keinen Uhrmacher ersetzen. Sie sind ohne jede Garantie oder Gewähr und jeder muss selbst wissen, was er sich zutrauen kann und dass man mit einem Selbstversuch evtl. leichtfertig die Uhr zerstören könnte. Vor allen Dingen wertvolle Uhren gehören in die Hand eines Fachmanns. Vielleicht sogar eines Fachmanns hier aus dem Forum. Laien sollten unbedingt den oben angepinnten Hinweis über Uhrenfedern lesen.
Falls hier theoretische Hilfen angeboten werden, so sollen und können sie keinen Uhrmacher ersetzen. Sie sind ohne jede Garantie oder Gewähr und jeder muss selbst wissen, was er sich zutrauen kann und dass man mit einem Selbstversuch evtl. leichtfertig die Uhr zerstören könnte. Vor allen Dingen wertvolle Uhren gehören in die Hand eines Fachmanns. Vielleicht sogar eines Fachmanns hier aus dem Forum. Laien sollten unbedingt den oben angepinnten Hinweis über Uhrenfedern lesen.
Bau eines Saitenantriebs mit Gegengesperr
Hallo Zusammen,
um mich in das Thema Großuhren einzuarbeiten lese ich seit einiger Zeit alle Beiträge im alten und im neuen Forum. Zeitgleich arbeite ich das Buch von Richard Reutebuch, „Der Uhrmacher“ durch. Aus meiner Sicht ein sehr gutes in die Tiefe gehendes Buch zum Thema. Auf Seite 115 wird eben auch ein „Saitenantrieb mit Gegengesperr“ beschrieben. Um für mich die Funktion „begreiflich“ machen zu können, habe ich mich entschlossen so eine Funktionseinheit nachzubauen.
Maßlich orientiert habe ich mich an den Vorlagen für das Uhrmachergewerbe von C. Dietschold, genauer gesagt am Blatt 26 und 27, in dem der Aufriss einer Sekundenuhr gezeigt wird. Auf Blatt 26 findet man die Abmaße des Sperr- und Gegengesperrrades.
Da es ein reines Funktionsmuster sein soll, habe ich die Räderstärke willkürlich auf je 3mm festgelegt. Hierzu gleich die erste Verständnisfrage: Das Gegengesperrrad soll in der Verzahnung feiner ausgeführt sein als das Sperrrad. Gilt dieses auch für die dicke des Rades? Wenn ich die Original-Daten hernehme, dann habe ich einen außendurchmesser des Gegengesperr von Ø64mm und von Ø48mm für das Sperrrad. Wenn ich den Durchmesser des Gegengesperr mit 180 Sperrzähnen versehe und einen 60° Schwalbenschwanzfräser dazu verwende bekomme ich nur eine Zahntiefe von gerade mal 0,67mm.
Ich habe natürlich das Rad sofort gefräst, es ist einigermaßen sauber herausgekommen, aber ich habe die Befürchtung das die Zähne für einen Einsatz in einer möglichen Uhr zu filigran sind. Wie tief wurden denn bei Sekunden-Normaluhren die Zahntiefen gefertigt? Bitte um Info dazu, denn wenn es auch nur ein Modell für mein eigenes besseres Verständnis der Funktion sein soll, so habe ich doch den ehrgeiz, dass es so gut und so richtig wie möglich sein soll.
Der Ablauf der Fertigung war:
Aussägen des Rohlings aus der Messingplatte (Dicke 3mm, Messing halbhart).
Ankörnen des Zentrums für das nachfolgende Anreisen des Aussenkreises.
Bohren und Reiben des Zentrums (Ø6H7).
Aufnehmen auf einen Drehdorn.
Drehen des Außendurchmessers (Ø64mm).
Aufspannen, und Ausrichten des Teilapparates auf der Fräsmaschine.
Fräsen der Teilung (Z=180, Zustellung 0,67mm)
Reinigen des Ergebnisses.
Hier dazu ein paar Bilder zu dem obig beschriebenen Ablauf .
Viele Grüße,
Dieter Schiller
um mich in das Thema Großuhren einzuarbeiten lese ich seit einiger Zeit alle Beiträge im alten und im neuen Forum. Zeitgleich arbeite ich das Buch von Richard Reutebuch, „Der Uhrmacher“ durch. Aus meiner Sicht ein sehr gutes in die Tiefe gehendes Buch zum Thema. Auf Seite 115 wird eben auch ein „Saitenantrieb mit Gegengesperr“ beschrieben. Um für mich die Funktion „begreiflich“ machen zu können, habe ich mich entschlossen so eine Funktionseinheit nachzubauen.
Maßlich orientiert habe ich mich an den Vorlagen für das Uhrmachergewerbe von C. Dietschold, genauer gesagt am Blatt 26 und 27, in dem der Aufriss einer Sekundenuhr gezeigt wird. Auf Blatt 26 findet man die Abmaße des Sperr- und Gegengesperrrades.
Da es ein reines Funktionsmuster sein soll, habe ich die Räderstärke willkürlich auf je 3mm festgelegt. Hierzu gleich die erste Verständnisfrage: Das Gegengesperrrad soll in der Verzahnung feiner ausgeführt sein als das Sperrrad. Gilt dieses auch für die dicke des Rades? Wenn ich die Original-Daten hernehme, dann habe ich einen außendurchmesser des Gegengesperr von Ø64mm und von Ø48mm für das Sperrrad. Wenn ich den Durchmesser des Gegengesperr mit 180 Sperrzähnen versehe und einen 60° Schwalbenschwanzfräser dazu verwende bekomme ich nur eine Zahntiefe von gerade mal 0,67mm.
Ich habe natürlich das Rad sofort gefräst, es ist einigermaßen sauber herausgekommen, aber ich habe die Befürchtung das die Zähne für einen Einsatz in einer möglichen Uhr zu filigran sind. Wie tief wurden denn bei Sekunden-Normaluhren die Zahntiefen gefertigt? Bitte um Info dazu, denn wenn es auch nur ein Modell für mein eigenes besseres Verständnis der Funktion sein soll, so habe ich doch den ehrgeiz, dass es so gut und so richtig wie möglich sein soll.
Der Ablauf der Fertigung war:
Aussägen des Rohlings aus der Messingplatte (Dicke 3mm, Messing halbhart).
Ankörnen des Zentrums für das nachfolgende Anreisen des Aussenkreises.
Bohren und Reiben des Zentrums (Ø6H7).
Aufnehmen auf einen Drehdorn.
Drehen des Außendurchmessers (Ø64mm).
Aufspannen, und Ausrichten des Teilapparates auf der Fräsmaschine.
Fräsen der Teilung (Z=180, Zustellung 0,67mm)
Reinigen des Ergebnisses.
Hier dazu ein paar Bilder zu dem obig beschriebenen Ablauf .
Viele Grüße,
Dieter Schiller
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- Die Mysteriösen
- Beiträge: 513
- Registriert: Do 19. Aug 2010, 08:33
- Wohnort: Wien
Re: Bau eines Saitenantriebs mit Gegengesperr
Bravo! Das mit dem Schaffensdrang können wir verstehen, wir mußten allerdings vor unserem Uhrenbau aufräumen, sonst hätten wir nichts mehr gefunden
Wir haben ja noch keine Fräse, da würde uns interessieren welche Du hast und ob Du zufrieden damit bist.
Freuen uns schon auf die Fortsetzung!

Wir haben ja noch keine Fräse, da würde uns interessieren welche Du hast und ob Du zufrieden damit bist.
Freuen uns schon auf die Fortsetzung!
LG
Silvia und Christian
---------------------------
Die Amerikaner glauben immer, sie seien uns Jahre, wenn nicht Jahrzehnte voraus. Dabei hinken sie uns 8 Stunden hinterher.
Silvia und Christian
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Die Amerikaner glauben immer, sie seien uns Jahre, wenn nicht Jahrzehnte voraus. Dabei hinken sie uns 8 Stunden hinterher.
Re: Bau eines Saitenantriebs mit Gegengesperr
Hallo,
die Feinverzahnungen waren teilweise so, wie ich sie auf dem Bild erkennen kann.
Allerdings betrifft die Feinheit nur die Verzahnung, die Gesperradstärke würde ich im
Großuhrbereich - aus meinem Gefühl heraus formuliert - nicht wesentlich
(max. auf 2mm Materialstärke - je nach anliegender Kraft) verringern.
Walter d. J. (Moderator)
die Feinverzahnungen waren teilweise so, wie ich sie auf dem Bild erkennen kann.
Allerdings betrifft die Feinheit nur die Verzahnung, die Gesperradstärke würde ich im
Großuhrbereich - aus meinem Gefühl heraus formuliert - nicht wesentlich
(max. auf 2mm Materialstärke - je nach anliegender Kraft) verringern.
Walter d. J. (Moderator)
Re: Bau eines Saitenantriebs mit Gegengesperr
Hallo Zusammen,
@Silvia und Christian,
ich habe eine BF20 von Optimum mit langem Tisch. Mit dieser Maschine bin ich sehr zufrieden. In der Zwischenzeit ist einiges daran verändert, nicht weil es unbedingt notwendig war, sondern weil ich es so wollte. Es sind die beiden Hauptspindeln auf Kugelumlaufspindel umgebaut worden, damit läuft die Maschine traumhaft. Zum leichteren Fräsen habe ich noch eine Digitalanzeige angebaut, auf die möchte ich nicht mehr verzichten. Man kann über die asiatischen Maschinen sagen was man will, ich finde für mich das Preis-Leistungs-Verhältnis in dieser Maschinenkategorie in Ordnung.
@Karlo und Walter,
danke für die Infos. Im Originalblatt der Vorlagen ist das Gegengesperr auf rund 2/3 des Durchmessers mit einer Stärke von 3,2mm, der Bereich der Zähne auf 2,5mm (wobei man auf den Blatt die Zahlen nicht eindeutig zuordnen kann, es könnte auch 1,5mm heißen) reduziert. Das werde ich dann auch so machen.
Die Kraft ist doch eigentlich nur von der Masse des Aufzugsgewicht abhängig, das bedeutet man kann über eine einfache Festigkeitsberechnung der Zahnfläche unter Berücksichtigung einer gewissen Sicherheit die maximale Stärke im Bereich der Zähne berechnen. Bei den Materialkenndaten ist die zulässige Spannung angegeben, mit der Gewichtskraft des ablaufenden Gewichts kann dann gerechnet werden.
Viele Grüße,
Dieter Schiller
@Silvia und Christian,
ich habe eine BF20 von Optimum mit langem Tisch. Mit dieser Maschine bin ich sehr zufrieden. In der Zwischenzeit ist einiges daran verändert, nicht weil es unbedingt notwendig war, sondern weil ich es so wollte. Es sind die beiden Hauptspindeln auf Kugelumlaufspindel umgebaut worden, damit läuft die Maschine traumhaft. Zum leichteren Fräsen habe ich noch eine Digitalanzeige angebaut, auf die möchte ich nicht mehr verzichten. Man kann über die asiatischen Maschinen sagen was man will, ich finde für mich das Preis-Leistungs-Verhältnis in dieser Maschinenkategorie in Ordnung.
@Karlo und Walter,
danke für die Infos. Im Originalblatt der Vorlagen ist das Gegengesperr auf rund 2/3 des Durchmessers mit einer Stärke von 3,2mm, der Bereich der Zähne auf 2,5mm (wobei man auf den Blatt die Zahlen nicht eindeutig zuordnen kann, es könnte auch 1,5mm heißen) reduziert. Das werde ich dann auch so machen.
Die Kraft ist doch eigentlich nur von der Masse des Aufzugsgewicht abhängig, das bedeutet man kann über eine einfache Festigkeitsberechnung der Zahnfläche unter Berücksichtigung einer gewissen Sicherheit die maximale Stärke im Bereich der Zähne berechnen. Bei den Materialkenndaten ist die zulässige Spannung angegeben, mit der Gewichtskraft des ablaufenden Gewichts kann dann gerechnet werden.
Viele Grüße,
Dieter Schiller
Re: Bau eines Saitenantriebs mit Gegengesperr
Hallo,ich habe ein unverbautes Gegensperrad der Firma Strasser und Rohde und die Maßangaben dazu.Der volle
Durchmesser ist 65mm,die Zahl der Zähne 144,die Zahnhöhe 0,796mm und die Zahnbreite 2,6mm.Im Zentrum mißt
es 2,8 mm.
Gruß MAX
Durchmesser ist 65mm,die Zahl der Zähne 144,die Zahnhöhe 0,796mm und die Zahnbreite 2,6mm.Im Zentrum mißt
es 2,8 mm.
Gruß MAX
Re: Bau eines Saitenantriebs mit Gegengesperr
Hallo Max,
danke für die Infos zum Gegensperrrad. Was meinst du damit dass es im Zentrum 2,8mm misst. Ist damit der Bohrungsdurchmesser gemeint?
Ich habe heute das Sperrrad begonnen. In Ermangelung einer anderen Blechstärke wurde wieder Messing halbhart mit 3mm Dicke verwendet. Nach dem vorsichtigen händischen Sägen, dem Zentrieren, Bohren, Senken und Reiben, konnten die drei Rohlinge endlich auf den Aufnahmedorn gespannt werden und auf der Drehmaschine auf den Außendurchmesser 48mm gedreht werden. Momentan fräse ich 90 Zähne mit einer Tiefe von 1mm mit den bereits vorher verwendeten 60° Schwalbenschwanzfräser.
Bilder folgen noch.
Viele Grüße,
Dieter
danke für die Infos zum Gegensperrrad. Was meinst du damit dass es im Zentrum 2,8mm misst. Ist damit der Bohrungsdurchmesser gemeint?
Ich habe heute das Sperrrad begonnen. In Ermangelung einer anderen Blechstärke wurde wieder Messing halbhart mit 3mm Dicke verwendet. Nach dem vorsichtigen händischen Sägen, dem Zentrieren, Bohren, Senken und Reiben, konnten die drei Rohlinge endlich auf den Aufnahmedorn gespannt werden und auf der Drehmaschine auf den Außendurchmesser 48mm gedreht werden. Momentan fräse ich 90 Zähne mit einer Tiefe von 1mm mit den bereits vorher verwendeten 60° Schwalbenschwanzfräser.
Bilder folgen noch.
Viele Grüße,
Dieter
Re: Bau eines Saitenantriebs mit Gegengesperr
Hallo Dieter,
das Rad hat eine Bohrung von 7mm,auf einem Durchmesser von 20 mm um die Bohrung ist das Rad 2,8 mm stark belassen,dann folgt bis auf einen D=49 mm eine seichte Ausdrehung von 0.2 mm.Daran schließt sich wieder bis 59 mm Durchmesser 2,8 mm Materialstärke an,bis schließlich der Rand bis zum vollen Umfang wiederauf 2,6 mm abgedreht ist.
Gruß MAX
das Rad hat eine Bohrung von 7mm,auf einem Durchmesser von 20 mm um die Bohrung ist das Rad 2,8 mm stark belassen,dann folgt bis auf einen D=49 mm eine seichte Ausdrehung von 0.2 mm.Daran schließt sich wieder bis 59 mm Durchmesser 2,8 mm Materialstärke an,bis schließlich der Rand bis zum vollen Umfang wiederauf 2,6 mm abgedreht ist.
Gruß MAX
Re: Bau eines Saitenantriebs mit Gegengesperr
Hallo Max,
danke für die schnelle Info zum Gegensperrrad. Ich kann es mir jetzt einigermaßen vorstellen. Vielleicht kannst du ja doch noch ein Bild mit Hochladen? Anbei ein Bild vom gerade fertig gewordenen Sperrrad. Es geht sehr langsam aber doch vorwärts. Als nächstes werden die beiden Sperrklinken für das Sperrrad gezeichnet und gefräst. Auch die beiden Befestigungsschrauben müssen noch angefertigt werde. In diesem Zusammenhang eine Frage. Werden die Schrauben eigentlich auch gehärtet oder lässt man sie weich? Wenn sie gehärtet werden, ist es dann wegen der besseren Polierbarkeit?
Viele Grüße,
Dieter
danke für die schnelle Info zum Gegensperrrad. Ich kann es mir jetzt einigermaßen vorstellen. Vielleicht kannst du ja doch noch ein Bild mit Hochladen? Anbei ein Bild vom gerade fertig gewordenen Sperrrad. Es geht sehr langsam aber doch vorwärts. Als nächstes werden die beiden Sperrklinken für das Sperrrad gezeichnet und gefräst. Auch die beiden Befestigungsschrauben müssen noch angefertigt werde. In diesem Zusammenhang eine Frage. Werden die Schrauben eigentlich auch gehärtet oder lässt man sie weich? Wenn sie gehärtet werden, ist es dann wegen der besseren Polierbarkeit?
Viele Grüße,
Dieter
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Re: Bau eines Saitenantriebs mit Gegengesperr
Hallo,
ich würde sie auf jeden Fall härten - nicht nur wegen der Polierbarkeit, sondern der Belastung /Belastbarkeit wegen.
Blau oder Hochglanz - das bleibt sich gleich. Frage der Gesamtoptik.
Walter d. J. (Moderator)
ich würde sie auf jeden Fall härten - nicht nur wegen der Polierbarkeit, sondern der Belastung /Belastbarkeit wegen.
Blau oder Hochglanz - das bleibt sich gleich. Frage der Gesamtoptik.
Walter d. J. (Moderator)