Minutensonnenuhr

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astrolab
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Minutensonnenuhr

Beitrag von astrolab »

Nachdem ich gesehen habe das hier im Forum das Thema Sonnenuhr so gut wie keine Rolle spielt will ich Euch mal eine selbstgebaute Minutensonnenuhr vorstellen die einem größeren Original aus dem 18 Jahrhundert nachempfunden wurde.

Vorweg muß ich bemerken das ich als Autodidakt das Gravieren nicht beherrsche und bei den Originalen Zifferblätter und Verzierungen durchweg graviert wurden.

Einziger bezahlbarer Ausweg bleibt da das Ätzen, wobei es schwierig war eine Ätzanstalt zu finden die Messing nicht nur oberflächig anätzt, sondern in der Lage ist die richtige Tiefe zu ätzen, um den Eindruck des "Gravierten" zu vermitteln, und die erforderliche Feinheit der Linien garantiert.

Der erste Schritt war die Konstruktion der Einzelteile der Minutenuhr um die für das Ätzen erforderlichen Filme entwickeln zu lassen. Ich benutze da schon seit vielen Jahren das Zeichenprogramm "Freehand", das einen z.B. in die Lage versetzt Kreisteilungen jeglicher Art mühelos herzustellen.
Nachfolgend ein Ausschnitt aus der fertigen Konstruktion.
Minutensonnenuhr-Konstrukti.jpg
Nachdem mir die geätzen Messingplatten vorlagen, begann das Aussägen mit der Juwelier-Uhrmachersäge.

Die Zähnung des Stundenzifferblattes wurde auf einer Lorch-Uhrmacherdrehbank bewerkstelligt, auf der auch der Trieb für den Minutenzeiger gefräst wurde.

Nach den erforderlichen Abschlußarbeiten wie das Polieren usw. erfolgte der Zusammenbau, der nach exakter Konstruktion völlig problemlos war.

Nachfolgend das Bild der fertigen Uhr.
Bild-Minutensonnenuhr.jpg
Zur Funktion:

Die Uhr wird in den Südmeridian gestellt, wobei die horizontale Ausrichtung mittels der Stellschrauben und des Pendels erfolgt.
Dann wird das Zifferblatt mittels der darunter befindlichen Skala auf den Breitengrad des Ortes ausgerichtet.

Das Minutenzifferblatt wird jetzt über die Zähnung des Stundenzifferblatts bewegt, wobei sich der Minutenzeiger mitdreht, bis das durch die feine Öse am Minutenzifferblatt fallende Sonnenlicht auf der Mitte der rechteckigen Platte hinter der Öse einen Punkt erzeugt.
Auf dem Minutenzifferblatt werden so die exakten Minuten angezeigt, auf dem Stundenzifferblatt logischerweise die Stunden und auf der rechteckigen Platte hinter der Öse kann der entsprechende Monat abgelesen werden.
Alles Ortszeit natürlich.

Astro
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Rolf
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Ursus
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Re: Minutensonnenuhr

Beitrag von Ursus »

Respekt.
Waren die Minuten-SU von Hahn das Vorbild?

Ursus
karlo

Re: Minutensonnenuhr

Beitrag von karlo »

Ich glaub, ich habs verstanden. :-)
Um die Minute abzulesen muss das Minutenblatt jedesmal erst neu ausgerichtet werden?

Karlo
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Typ1-2-3
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Registriert: So 22. Aug 2010, 19:10

Re: Minutensonnenuhr

Beitrag von Typ1-2-3 »

Tolles Teil. Mit Sonnenuhren habe ich mich nie ausführlich beschäftigt, denn da halte ich es an sich wie Karlo. Aber so eine Uhr ist schon ein tolles Teil. Und die handwerkliche Ausführung ist auch nicht ohne.

Frank
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astrolab
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Re: Minutensonnenuhr

Beitrag von astrolab »

hallo Ursus,

das Vorbild war die Uhr von Johann Gottfried Zimmer von 1750


Hallo Karlo,

ja, muß immer der Sonne nachgeführt werden. Wenn die aber einmal ausgerichtet irgendwo stand war der Zeitaufwand nicht größer als wenn man in späterer Zeit eine Savonette aus der Tasche ziehen und den Deckel öffnen mußte um die Zeit abzulesen.

Hallo Typ 1-2-3,

Danke für das Lob. Ich war 2004 - 2007 kurzzeitig mit der Herstellung dieser Instrumente selbständig. Kam aber 20 Jahre zu spät. Erstens weil die Interresierten immer weniger werden, zweitens weil man heute nicht mehr bereit ist für diese Arbeit entsprechendes Geld auszugeben.
Heute hab ich mit meiner Frau eine Schneiderei und bin da für die Nähmaschinenreparatur von Kundenmaschinen zuständig.
Also auch Zahnräder und Wellen, Grins, aber nichts tickt. :mrgreen:


Astro
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Rolf
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Tacktick
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Re: Minutensonnenuhr

Beitrag von Tacktick »

Hallo Astro,

ein wunderschönes Gerät hast du da gebaut und uns vorgestellt.
Sehr interessant. Weiter so!

Gruß Horst
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