T&N Hauptuhr mit Gleichstelleinrichtung

Vorstellung von Uhren und Uhrensystemen
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helsper
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Registriert: So 26. Dez 2010, 19:15

T&N Hauptuhr mit Gleichstelleinrichtung

Beitrag von helsper »

T&N Hauptuhr mit Gleichstelleinrichtung
Als letztes möchte ich die Hauptuhr von T&N vorstellen, die eine ferngesteuerte Gleichstelleinrichtung hat. Das Prinzip ist bereits weiter unten bei der Siemens-Hauptuhr beschrieben, allerdings dürfte T&N eine wesentlich höhere Stückzahl dieser Uhren verkauft haben. Die Reichsbahn und später die Bundesbahn bevorzugte Wagner und T&N bei den Uhrenanlagen.
Alle Firmen hatten eines gemeinsam: vorhandene Werke sollten für den Zweck umgebaut und erweitert werden. Bei T&N hatte man weiterhin den Grundsatz, das von der Elektrozeit stammende Bauprinzip mit den einzelnen, ohne Schraubenzieher zu lösenden Baugruppen beizubehalten. Weil aber auch hier zur Steuerung 4 Relais hinzukamen musste notgedrungen ein Hilfsrahmen dafür herbei. Den montierte man kurzerhand an die Unterseite der Grundplatte. So konnte die Verdrahtung zusammenhängend auf der Grundplatte vorgenommen werden, wodurch diese als abnehmbares Modul erhalten blieb. Auch jetzt war kein Schraubenzieher erforderlich.
Am Werk musste ein voluminöser Elektromagnet montiert werden, mit dem das Pendel ausgekuppelt wurde. Eine Erweiterung war ebenfalls eine Gangreserve mittels Federhaus, welches auch über die Kupplungsfeder aufgezogen wurde. Von Hand war das ebenfalls möglich; hierzu diente ein kleiner Aufzugschlüssel aus Bakelit, der ausdrücklich links herum gedreht werden mußte. Deshalb ein entsprechender Pfeil auf der Vorderseite.

Die in den 1940er Jahren gefertigten Uhren haben deutlich an der Materialknappheit dieser Zeit zu leiden. Anstelle von Aluminium musste Zinkspritzguß verwendet werden. Dieser blüht im Laufe der Zeit je nach Umgebung mehr oder weniger auf, was sich durch nichts verhindern lässt. Feststellen kann man das an der Relaisbefestigung und den Relaishauben. Diese Hauben sitzen dadurch teilweise so fest, dass sie mit normalen Kräften nicht abzuziehen gehen.

In jedem Falle sind diese Uhren von allen Fabrikaten technisch interessante Stücke. Die Bahn hat noch lange die Installationen beibehalten. In vielen Fällen wurde bei einer Streckenerneuerung, insbesondere bei der Elektrifizierung, auch die Signal- und Nachrichtentechnik erneuert, wodurch die Uhren nicht mehr erforderlich waren. Während viele Dinge üblicherweise bei der Bahn verschrottet wurden konnten sich unter einer Uhr doch viele Mitarbeiter etwas vorstellen. Insofern dürften einige Exponate überlebt haben, weil die Nachfrage groß war.
Was bei der Schließung des Eisenbahn-Instandsetzungswerkes München Aubing alles geschehen ist weiß ich nicht. Vielleicht kann hier ein Insider mehr berichten.
komplett 2.jpg
Total-1.jpg
Schlüssel-3.jpg
Schaltung-1.jpg
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helsper
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Registriert: So 26. Dez 2010, 19:15

Re: T&N Hauptuhr mit Gleichstelleinrichtung

Beitrag von helsper »

Ergänzend seien noch zwei Detailbilder hinzugefügt, die den heutigen Fundzustand solcher Uhren dokumentieren.
Der bereits erwähnte Zinkdruckguß aus Materialmangel während der Kriegszeit wurde auch für die Montageplatte der Relais benutzt. Durch Zersetzung verbiegt sich das Material und zerbröselt regelrecht, wenn man daran arbeitet. Bei dem rechten Relais ist die Platte zwar noch komplett, aber bereits verbogen.
Kontaktplatte Zink.jpg
Hier kann man sehen, was passiert, wenn der Aufzugschlüssel falsch herum gedreht wird. Durch ungünstige Stellung der Sperrklinke werden sofort die Zähne abgeschert.
NZ-Werk-2.JPG
Das hängt natürlich auch damit zusammen, daß normale Getriebezahnräder verwendet werden, deren Zahnform nicht unbedingt für Sperrklinken ausgelegt ist.
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KleineSekunde
Moderator
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Registriert: Fr 20. Aug 2010, 22:02

Re: T&N Hauptuhr mit Gleichstelleinrichtung

Beitrag von KleineSekunde »

Hallo,

eine technisch sicherlich sehr interessante Uhr. Schade, dass die Zeit hier doch einige Spuren hinterlassen hat...

Aber eventuell lassen sich die Montageplatten ja auch mit etwas Geschick aus geeigneteren Materialien neu anfertigen. Auch wenn die ursprüngliche Form nicht ganz genau getroffen werden kann, so sollte eine ausreichende Befestigungsmöglichkeit doch machbar sein.

Die neue Anfertigung des beschädigten Zahnrades sollte für einen entsprechend ausgerüsteten Uhrmacher wohl auch möglich sein (das Einpassen neuer Zähne mit der "Schwalbenschwanz-Methode" wird hier wohl nicht mehr möglich sein).

So gesehen scheint der Schaden doch eher begrenzt zu sein.

Auf dem ersten Foto mit der Gesamtansicht sieht man im unteren Bereich der Uhr zwei schwarze Kästchen. Ich kann es nicht genau erkennen, sind dies alte Batterie-Elemente?

Schöne Grüße

Guido / KleineSekunde
helsper
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Re: T&N Hauptuhr mit Gleichstelleinrichtung

Beitrag von helsper »

nein, das sind die Schutzhauben für die 4 Relais. 2 davon sind abgenommen. Hier die Sache im Detail.
1.jpg
Im Kasten unten liegen die beiden abgenommenen Hauben.
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