Einregulieren einer Junghans Mysterieuse Schwingpendeluhr

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jochmey
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Einregulieren einer Junghans Mysterieuse Schwingpendeluhr

Beitrag von jochmey »

Nach der Herstellung einer Lünette für die Mysterieuse
siehe: http://www.dg-chrono.info/dg-chrono.de/ ... =21&t=1054
musste die Uhr neu justiert werden.
Die hierbei gemachten Erfahrungen möchte ich gerne weitergeben.
Im Grunde ist es ganz einfach, wenn man bedenkt, dass der „Schwingpunkt der Schwingbewegung des Gehäuses“ weit unter dem Uhrwerk liegt – im Gegensatz zu den allg. Wanduhren, bei denen das Pendel meist in Höhe des Ankers oder gar über Höhe des Werkes mittels Pendelfeder angebracht ist.
In Tritt setzen der Mysterieue:
Zuerst muß durch einen Uhrmacher die Amplitude des eigentlichen Pendels (Kurzpendel) am Werk eingestellt werden. Dieses Kurzpendel sitzt auf der Ankerwelle und ist mittels Reibungskupplung einstellbar. Der Deckel mit Aufzugbügel usw. wird dann wieder angebaut und die Uhr auf die Lagersteine gesetzt und in Schwingung versetzt. Sollte die Uhr nicht exakt „in Tritt“ sein, muß eine Feineinstellung vorgenommen werden. Bei jeder „normalen“ Wanduhr kann man diese feinste Justierung „an der Wand“ vornehmen, indem die Uhr minimalst zur Seite verschoben wird. Das ist in jedem Fall einfacher, als ständig am Werk zu arbeiten, wenn es in einem vertretbaren Rahmen bleibt.
Bei dieser Mysterieuse geht dass auch recht einfach. Die mittlere Gewindestange, besser „Pendelstange – an der ja das Pendelgewicht hängt“ – wird etwas (minimal) um die senkrechte Achse gedreht. Hierzu ist die Feststellschraube (hinten an der mittleren Führung) zu lösen. Feingefühl und Ausdauer ist angesagt. Event. kann das Gewicht des Pendels minimalst zur Seite gebogen werden, um eine besser Justierung zu erreichen. Auf dem Foto ist eine grobe Abweichung (besser erkennbar) des Gewichtes von der horizontalen Achse der Pendelstange nach rechts zu erkennen . Nachdem die Uhr richtig „in Tritt“ ist, wird die „Pendelstange“ mit dieser Schraube wieder fixiert. Diese mittlere Führung läuft in den seitlichen Stangen ja frei und geht bei einer Auf- oder Abwärtsbewegung (schneller oder langsamer) der Pendelstange mit.
Vor-Nachgehen:
Wird bei der Mysterieuse das Pendelgewicht nach unten verstellt (drehen der Rändelmutter), ändert sich die Schwerpunktlage. Der Pendelausschlag nimmt ab, die Zeitdauer einer Schwingung (Amplitude) reduziert sich, die Uhr geht schneller!
Wird das Pendelgewicht nach oben –Richtung Pendellager gedreht, nimmt die Schwingdauer (Amplitude) zu, die Uhr geht langsamer. (Ab einer bestimmten Höhe würde sich das Gewicht der beiden Hälften ja theoretisch ausgleichen.
Also:
Pendelgewicht nach unten: Uhr geht schneller weil: Schwingung wird geringer
Pendelgewicht nach oben: Uhr geht langsamer weil: Schwingung wird größer

Es ist also umgekehrt im Vergleich zu einer Wanduhr mit „normaler Pendelaufhängung“!
Viel Ruhe und Geduld bei der Regulierung wünscht Euch
Joachim
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soaringjoy
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Re: Einregulieren einer Junghans Mysterieuse Schwingpendeluh

Beitrag von soaringjoy »

Danke für den schönen Beitrag!

Ich habe ihn gesperrt, damit er so stehen bleiben kann.

J.
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