Verzahnungen

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Falls hier theoretische Hilfen angeboten werden, so sollen und können sie keinen Uhrmacher ersetzen. Sie sind ohne jede Garantie oder Gewähr und jeder muss selbst wissen, was er sich zutrauen kann und dass man mit einem Selbstversuch evtl. leichtfertig die Uhr zerstören könnte. Vor allen Dingen wertvolle Uhren gehören in die Hand eines Fachmanns. Vielleicht sogar eines Fachmanns hier aus dem Forum. Laien sollten unbedingt den oben angepinnten Hinweis über Uhrenfedern lesen.
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kj.balzer
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Verzahnungen

Beitrag von kj.balzer »

Hallo Allerseits,
nachdem ich nun endlich alle Räder zu meiner neuen Sekundenuhr mit Schwerkrafthemmung fertig hatte...
Poliert.jpg
Vergoldet.jpg
Grüße
KJ

EDIT:
Eigentlich ging es im usprünglichen Thread um das Vergolden von Messingteilen.
Dazu hatte K.J. Balzer einen neuen Thread mit eben diesem Thema eröffnet und dazu entsprechende Bilder eingestellt.
Da sich der Schwerpunkt des Threads sich ab einem bestimmten Punkt mehr zur Thematik "Verzahnungen" verschob, wurde das Thema dupliziert, die entsprechenden Beiträge zum Thema Vergolden befinden sich im ursprünglichen Thread.
In diesem Beitrag wurden nur die Bilder belassen, die zum Thema "Verzahnungen" passen.
Beiträge, die damit nichts zu tun haben wurden entfernt.
Einige der nun folgenden Beiträge wurden redaktionell so bearbeitet, daß nur noch der Teil, der "Verzahnungen" betrifft, stehen gelassen wurde.

Walter d. J.
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Taloon
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Re: Messingteile vergolden

Beitrag von Taloon »

Sind die Zähne drei-eckig oder täuscht das ?
kj.balzer
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Re: Messingteile vergolden

Beitrag von kj.balzer »

Danke für die Resonanz zu meinem Thema. Zuerst - die Zähne sind nicht 3-eckig - auch wenn ich nun sicherlich Haue kriege - Evolvente, Mod. 0,5!

Grüße
KJ
Duplex
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Re: Messingteile vergolden

Beitrag von Duplex »

Evolventenverzahnung, dachte es mir beinah. Bei hohem Z wird es ja tatsächlich immer 'dreieckiger', s. Zahnstange.

Übrigens hat ein dänischer Urmager, Jørgen Jørgensen aus Ringsted, einige sehr schöne Uhren gebaut und zeigt sie auf seiner Webseite. Ebenfalls komplett 'involute gearing', sowie Kugellager. Alle Ms- Teile auch vergoldet. Ganz interessant. Auch der Blick in seine (recht einfache) Werkstatt!

http://www.joergenurmager.dk/index.html



Weiterhin viel Freude am Ausprobieren und selber Machen...
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Willy
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Re: Messingteile vergolden

Beitrag von Willy »

kj.balzer hat geschrieben:... auch wenn ich nun sicherlich Haue kriege - Evolvente, Mod. 0,5!
nix Haue - das ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die richtige Entscheidung :D
Warum sollten sich alle Ingenieure irren?

Viele Grüße, Willy, Ing.
karlo

Re: Messingteile vergolden

Beitrag von karlo »

Es irren sich ja nicht alle Ingenieure, nur die, die meinen alles vom Auto muss gut sein.
Evolenten sind halt bei hoher Last besser, Cycloiden bei leichtem Lauf.

Karlo
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Uhrmacher 19
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Re: Messingteile vergolden

Beitrag von Uhrmacher 19 »

"Übrigens hat ein dänischer Urmager, Jørgen Jørgensen aus Ringsted, einige sehr schöne Uhren gebaut und zeigt sie auf seiner Webseite. Ebenfalls komplett 'involute gearing', sowie Kugellager. Alle Ms- Teile auch vergoldet. Ganz interessant. Auch der Blick in seine (recht einfache) Werkstatt!"

Na ja ... dann kann man ja auch sagen:
Ein Holzbrett in gleichmäßigen Abständen gegen den Kopf geschlagen macht auch "Tick-Tack"
Hat man damit schon eine Uhr gebaut?

Die Abwälzung an sich ist ja bei den Verzahnungsarten annähernd gleich, aber es gibt ja auch noch weitere Gründe, die für die Zykloidenverzahnung sprechen .... wie z.B. die Möglichkeit zur Herstellung relativ kleiner Triebzahlen oder anders gesprochen die Herstellung größerer Getriebeübersetzungen.

Zur Ausstattung von Jørgen Jørgensen:
Hallo !!!
Er hat eine Myford-Drehmaschine mit etwas Zubehör.
Damit lassen sich doch schon viele Teile herstellen.
Aber davon mal abgesehen .... schöne Arbeiten macht er schon ;-)

Gruß
Jörg
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Willy
Beiträge: 78
Registriert: Di 28. Sep 2010, 19:56

Re: Messingteile vergolden

Beitrag von Willy »

karlo hat geschrieben:... Evolenten sind halt bei hoher Last besser, Cycloiden bei leichtem Lauf.
Wo steht das (mit Messwerten nachvollziehbar untermauert)? Alle Literaturstellen die ich gefunden habe gestehen der Zykloidenverzahnung bestenfalls "möglicherweise" einen Einsatz bei geringen Kräften und der Übersetzung von langsam nach schnell zu (also bei Uhren ;) ).
Uhrmacher 19 hat geschrieben:... Die Abwälzung an sich ist ja bei den Verzahnungsarten annähernd gleich, aber es gibt ja auch noch weitere Gründe, die für die Zykloidenverzahnung sprechen .... wie z.B. die Möglichkeit zur Herstellung relativ kleiner Triebzahlen oder anders gesprochen die Herstellung größerer Getriebeübersetzungen. ...
Theoretisch ist die Abwälzung bei beiden Verzahnungsarten annähernd gleich - praktisch ist es aber noch niemandem gelungen, einen Fräser herzustellen, der die theoretisch optimale Form hat. Daher tritt bei der Zykloidenverzahnung keine reine Abwälzung, sondern immer auch eine zusätzliche Reibung auf. Deswegen ist die Zykloidenverzahnung bei Ingenieuren unbeliebt.

Für das Übersetzungsverhältnis ist nicht die kleinstmögliche Zähnezahl sondern das Verhältnis der Zahnrad-(Wirk-)Durchmesser verantwortlich. Erst wenn die Durchmesser (ungefähr) festgelegt sind, wird ein Modul ausgesucht, das mindestens 13 - 17 Zähne am Trieb ergibt. Insgesamt müssen dann zwar ein paar mehr Zähne hergestellt werden als bei einer Zykloidenverzahnung, doch das sollte kein ernsthaftes Problem sein.

Viele Grüße, Willy
Duplex
Beiträge: 84
Registriert: Mo 23. Aug 2010, 00:01
Wohnort: Ba.-Wü.

Re: Messingteile vergolden

Beitrag von Duplex »

@Willy:

Das Übersetzungsverhältnis spielt(e) in der Uhrmacherei tatsächlich eine enorme Rolle, nicht bei PPU, aber bei Kleinuhren, auch den hochwertigen.

Ansonsten, es gibt diesbezüglich einiges an Literatur, mir überwiegend aus dem Englischen im Gedächtnis, ich meine aber, auch Reutebuch und Aßmus ist darauf ausführlich eingegangen, bin jetzt aber zu faul zum Nachschlagen. Vielleicht weiß es Walter dJ auswendig.

Tenor war, dass sich Zykloiden-VZ wesentlich toleranter gegenüber nicht 100% korrekter Eingriffstiefe zeigt, was bei Evolventen-VZ ganz schnell zu miserablen Verhältnissen führt. Insofern ist das Festhalten an der Tradition in der Uhrmacherei natürlich auch oder gerade der Ökonomie geschuldet: Bei (stets) gegebenen Verhältnissen vom Langsamen ins Schnelle liegt man (stets) auf der sicheren Seite.
Bei der früheren handwerklichen Fertigung ging es kaum anders, aber gerade auch industrielle Massenfertigung profitiert natürlich von möglichst 'großzügigen' Toleranzvorgaben.
(Und beim von Karlo genannten Auto geht es heute eben auch nicht anders zu, hier muss man halt ein ausgeklügeltes System an statistisch gesteuerten Toleranzen-Sortierungen und entsprechend verhältnismäßig aufwendiger Getriebe- Montage praktizieren. Richtig teuer wird es dann bei High-Power + Kleinserie / Einzelfertigung +/oder hohe rpm...)

Auf heutige liebhabermäßige PPU-Einzelfertigung übertragen ist es sicher kein Problem, mit der entsprechenden Sorgfalt (=Zeitfaktor!) die notwendige Genauigkeit der Eingriffstiefen herzustellen, also vorteilhaft, oder ohne Nachteil, wie es beliebt, Evolventen-VZ einzusetzen.

Gruß Johann (Ing., aber nicht M-Bau 8-))
"Wir können alles. Außer Hochdeutsch."
walter der jüngere

Re: Verzahnungen

Beitrag von walter der jüngere »

Hallo,

als (deutschsprachige) Literatur zur Berechnung der Triebe, Übersetzungsverhältnisse etc. gibt es einige Bücher,

vielleicht wären A. Bohmeyer: "Proportionalzirkel"
oder
Giebel: "Das Drehen von Trieben und Wellen"

interessant, dazu mal zu Rate zu ziehen. Natürlich auch:

Reutebuch: "Der Uhrmacher"
oder
Krumm: "Leitfaden für den Fachunterricht..." .

Aber es gibt auch noch unzählige andere Fachbücher zu diesem Thema - nicht nur aus dem Bereich der Uhrmacherei, sondern eben auch aus dem feinmechanischen Bereich oder dem Maschinenbau - und dann noch die große Palette fremdsprachiger Literatur.

Warum man in der Uhrmacherei zu bestimmten Lösungen fand, die woanders nicht oder eben auch angewendet bzw. angewandt wurden - dies ist nur nur unbedingt theoretisch/rechnerischen Überlegungen geschuldet, sondern auch teils aus traditionellen Vorgaben heraus nie verändert bzw. grundlegend infrage gestellt worden. Auch weil sich manches bewährt hatte und Neuerungen deshalb nicht erforderlich erschienen.
Auch wäre manches nicht ökonomisch sinnvoll veränderbar gewesen, und so manche Veränderung, so manch fortschrittlich denkender Unternehmer scheiterte schlicht an den gerade herrschenden Marktverhältnissen.

Walter d. J. (Moderator)
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