Hallo in die Runde,
nein ich habe mich nicht vertan, sondern es handelt sich bei den allermeisten PPUen tatsächlich um Wanduhren.
Hier mein neuester Zugang. Es gab einiges zu tun an der Uhr, jetzt läuft sie wieder einwandfrei. Bemerkenswert ist, dass es sich um einen Monatsläufer handelt und die Uhr dennoch eine recht geringe Höhe hat (ca. 1,90 m).
Meine Frage an die Gemeinde: wer war Konrad Marwitz? Ich kann rein gar nichts zu dem Namen finden.
PPU Konrad Marwitz, München, ca. 1890 - 1900 (?)
- Bernhard J
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PPU Konrad Marwitz, München, ca. 1890 - 1900 (?)
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Re: PPU Konrad Marwitz, München, ca. 1890 - 1900 (?)
sehr schöne Uhr , Bernhard , Glückwunsch! Platinen und Räder ausreichend stabil für die Ewigkeit , und der Pendelfederbeschlag erfreulich service-freundlich . Sind die Lager in der Platine tatsächlich ausgebuchst oder täuscht das Bild?
Burkhard
Burkhard
Sol lucet omnibus
- Bernhard J
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Re: PPU Konrad Marwitz, München, ca. 1890 - 1900 (?)
Hallo Burkhard,
ich vermute, dass die eingesetzten Buchsen original "ab neu" so sind. Und im Wege der Punzierung (in der Platine) fein positioniert wurden. Auch der Exzenter für die Ankerwelle (zwecks Einstellung der Eingriffstiefe) spricht dafür, dass der Uhrmacher solange "herumgespielt" hat, bis das Werk tadellos funktionierte. Wegen dieses Exzenters bzw. dessen Einstellung steht die Ankerwelle auch ein wenig schief.
Das Werk neu auszubuchsen hätte ich mich jedenfalls nicht getraut, weil schon der geringste Kraftverlust bei einem Monatsläufer fatal sein kann. Insofern war auch spannend, ob eine Reinigung des Werkes ausreicht, um es wieder gut laufen zu lassen. Der gute Zustand der Lager, getestet indem die zugehörigen Zapfen darin in allen Richtungen verschwenkt wurden, ließ mich hoffen. Natürlich ist, wie bei vielen PPUs, die genaue Einstellung des Abfalls auch entscheidend.
Dass das Werk eher "handwerklich" hergestellt wurde, läßt sich an vielen Details erkennen. Schaue beispielsweise mal die Pendelfederbeschläge an, insbesondere die unregelmäßigen Positionen der Bohrungen. Da wurde wohl "einfach drauf los" gebohrt, ohne zuvor präzise anzureißen. Das erforderte bei der Bohrung der neuen Pendelfedern, dass zunächst eine "Bohrmatrize" aus Stahl hergestellt wird, worin die Löcher der Beschläge, ebenso wie die Positionen der Beschäge zueinander, exakt reproduziert sind. Diese Bohrmatrize habe ich dann auf einer nicht gebohrten 2. Stahlpatte - mit den zu bohrenden Federn dazischen - positioniert und beide Stahlpatten dann miteinander fest verschraubt. Dann wurden die Federn gebohrt. Nur so konnte erreicht werden, dass die Federn exakt parallel zueinander in den Beschlägen gespannt werden.
Beste Grüße, Bernhard
ich vermute, dass die eingesetzten Buchsen original "ab neu" so sind. Und im Wege der Punzierung (in der Platine) fein positioniert wurden. Auch der Exzenter für die Ankerwelle (zwecks Einstellung der Eingriffstiefe) spricht dafür, dass der Uhrmacher solange "herumgespielt" hat, bis das Werk tadellos funktionierte. Wegen dieses Exzenters bzw. dessen Einstellung steht die Ankerwelle auch ein wenig schief.
Das Werk neu auszubuchsen hätte ich mich jedenfalls nicht getraut, weil schon der geringste Kraftverlust bei einem Monatsläufer fatal sein kann. Insofern war auch spannend, ob eine Reinigung des Werkes ausreicht, um es wieder gut laufen zu lassen. Der gute Zustand der Lager, getestet indem die zugehörigen Zapfen darin in allen Richtungen verschwenkt wurden, ließ mich hoffen. Natürlich ist, wie bei vielen PPUs, die genaue Einstellung des Abfalls auch entscheidend.
Dass das Werk eher "handwerklich" hergestellt wurde, läßt sich an vielen Details erkennen. Schaue beispielsweise mal die Pendelfederbeschläge an, insbesondere die unregelmäßigen Positionen der Bohrungen. Da wurde wohl "einfach drauf los" gebohrt, ohne zuvor präzise anzureißen. Das erforderte bei der Bohrung der neuen Pendelfedern, dass zunächst eine "Bohrmatrize" aus Stahl hergestellt wird, worin die Löcher der Beschläge, ebenso wie die Positionen der Beschäge zueinander, exakt reproduziert sind. Diese Bohrmatrize habe ich dann auf einer nicht gebohrten 2. Stahlpatte - mit den zu bohrenden Federn dazischen - positioniert und beide Stahlpatten dann miteinander fest verschraubt. Dann wurden die Federn gebohrt. Nur so konnte erreicht werden, dass die Federn exakt parallel zueinander in den Beschlägen gespannt werden.
Beste Grüße, Bernhard
Zuletzt geändert von Bernhard J am Fr 13. Jun 2025, 11:18, insgesamt 1-mal geändert.
- Bernhard J
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Re: PPU Konrad Marwitz, München, ca. 1890 - 1900 (?)
Dieser Eindruck der eher "handwerklichen Fingerübung" setzt sich auch beim Pendel fort. Es sieht auf den ersten Blick wie ein Strasser & Rohde Pendel des Typs 12 aus (gab es tatsächlich auch mit Messing Gewichtskörpern!). Zwar ist die Pendelstange vermutlich aus Invar, jedoch fehlt die Hilfskompensation und war auch offenbar nie vorgesehen. Der Steg zwischen den Pendelgewichten ist rein "optisch" und ohne jegliche technische Funktion.
Auch würde man beim Aufzugsrad bei einer PPU ein Gegengesperr erwarten, auch ein solches war aber nie implementiert.
Schließlich scheint das Ankerrad zugekauft, seine Welle ist jedenfalls offenbar ein wenig zu kurz geraten, wie die "Langbuchse" vermuten läßt.
Insgesamt gerade deswegen eine sehr interessante Uhr, denn das primäre Ziel des Uhrmachers schien die Herstellung eines Monatsläufers zu sein, mit allen Herausforderungen, die daraus resultieren. Aber mit technischen "Ungenauigkeiten" in Bereichen, in denen es für die Funktion nicht auf Präzision ankommt.
Auch würde man beim Aufzugsrad bei einer PPU ein Gegengesperr erwarten, auch ein solches war aber nie implementiert.
Schließlich scheint das Ankerrad zugekauft, seine Welle ist jedenfalls offenbar ein wenig zu kurz geraten, wie die "Langbuchse" vermuten läßt.
Insgesamt gerade deswegen eine sehr interessante Uhr, denn das primäre Ziel des Uhrmachers schien die Herstellung eines Monatsläufers zu sein, mit allen Herausforderungen, die daraus resultieren. Aber mit technischen "Ungenauigkeiten" in Bereichen, in denen es für die Funktion nicht auf Präzision ankommt.
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