Noch eine unbekannte Drehpendeluhr

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Nappo
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Noch eine unbekannte Drehpendeluhr

Beitrag von Nappo »

Hallo zusammen,
ich bin der Chris und komme aus Bingen.
Lese schon länger hier, jetzt brauche ich aber eure Hilfe....
Gleich vorweg: bin kein Uhrenprofi, nur Techniker mit techn. Verständnis und etwas Gefühl :-)
Habe viele alte Uhren, aber eine neue Liebe entdeckt: diese Drehpendeluhr ....
Habe die für kleines Geld bekommen, Pendelfeder gerissen, aber alle Teile dabei...
Die Feder ist oberhalb nicht durchgängig, was ich als Laie noch nicht kenne...
Es ist keinerlei Hersteller zu finden, könnt Ihr mir Helfen?
Was für eine Feder brauche ich da? Kennt jemand das Alter des Zeitmessers?
Danke schonmal, bin gespannt auf die Antworten.
Chris
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Der_Stromer
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Re: Noch eine unbekannte Drehpendeluhr

Beitrag von Der_Stromer »

Hallo, Chris.

Herzlich willkommen hier im Forum :D .

Zu Deiner Frage, glaube ich, Antworten gefunden zu haben:
Hersteller mit hoher Wahrscheinlichkeit die BADUF (Badische Uhrenfabrik) so um 1902- 1910 herum, aber nicht unter eigenem Namen, sonder wohl entweder für Kienzle Uhren Fabrik (aber da fehlt mir eigentlich die Marke von Kienzle) oder aber Huber-Uhren.

Wenn Du uns vielleicht noch die Breite x Höhe der hinteren Platine schreiben kannst? Es käme nämlich noch die Badische Uhrenfabrik um 1900 herum in Frage. Dazu würde dann auch das Pendel passen.

Zur Pendelfeder folgendes: Auch bei dieser Uhr war die Pendelfeder natürlich aus einem Stück! Heute verwenden kannst Du folgende: HOROLOVAR ,0038" (0,097mm). Bekommen kannst Du diese Federn hier: http://www.ebay.de/itm/400-Day-Annivers ... 2022220833
Bemerkung: Da diese Uhr wahlweise mit 4-Ball-Pendel oder einem Scheibenpendel geliefert wurde, muss die Feder entsprechend angepasst werden. Daher gibt es auch keine Angaben über die Gesamtlänge der Feder und den Abstand der Gabel zur oberen Aufhängung. Experimentieren ist hier gefragt.

Berichte mal weiter hier, wie es Dir und Deiner Uhr geht :mrgreen: .
Hallo aus der Oberpfalz
Rolf-Dieter, der Stromer

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Nappo
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Re: Noch eine unbekannte Drehpendeluhr

Beitrag von Nappo »

Hallo Rolf-Dieter,
danke für die tolle Info.
Dann habe ich erstmal mit dem Kauf nix falsch gemacht.
Die Masse sind : 72,5x93mm
Habe mir die Federn bestellt...
Dauert jetzt erst mal paar Tage.
Wenn ich die Neue Feder ungefähr so befestige wie die alte, von den Längen her, wäre das der richtige Ansatz?
Gruß aus Rheinhessen
Chris
Nappo
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Re: Noch eine unbekannte Drehpendeluhr

Beitrag von Nappo »

Das Werk hat eine relativ kleine Nummer, also frühe Produktion....
Der Sockel ist nur mit Messing überzogen und hat freipolierte Stellen.
Kann mann sowas reparieren/neu beschichten? Wie macht Ihr das?
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Der_Stromer
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Re: Noch eine unbekannte Drehpendeluhr

Beitrag von Der_Stromer »

Guten Abend, Chris.

Also den Maßen nach wird es die Platine 1717 nach Terwilliger sein und damit wurden diese Uhren ab 1900 hergestellt.

Hast Du mal mit einem Magneten geprüft, ob unter dem Messing tatsächlich Eisen ist? Eigentlich unwahrscheinlich. Aber ob der Sockel natürlich von Anfang an bei der Uhr war, weiß man nicht.

Wenn es sich wirklich um vermessingtes Eisenblech handelt, bleibt nur das neu Galvanisieren. Es gibt viele Firmen, die so was auch für Einzelstücke machen, sind dann aber nicht gerade günstig. Suchen, Telefonieren und Angebote vergleichen ist dann angesagt. Nur als Beispiel: Ich habe mal ein kleines Uhrengehäuse neu vernickeln lassen. Die Angebote lagen zwischen 600,- EUR (Wirklich. Und kein Gold) und im günstigsten Fall 95,- EUR. Der wurde dann aber noch um 20% teurer, weil ich angeblich ungenaue Angaben gemacht habe. Dafür sieht aber die Uhr prima aus :mrgreen: .

Mir ist nicht bekannt, dass die BADUF Serien-Nummern geprägt hat. Jedenfalls würde ich aus der Nummer keine besonderen Fakten ableiten wollen :? . BADUF hat viele Rohwerke an "Ausrüster" verkauft und die waren fast immer ohne jeder Prägung, weder Zahlen, noch Firmen-Marken - oder halt die Marke der Ausrüster :( .

Noch etwas: Mir ist aufgefallen, das bei der defekten Pendelfeder die Gabel wohl als Reparaturschloss dient. Normal ist bei dieser Art der Aufhängung der Abstand Gabel Oberkante zur oberen Montierung Unterkante ca. 4 - 6 mm. Dieser Abstand hat auf den Ausgleichsschwung des Pendel Einfluss. Die Rotation von Umkehrpunkt zu Umkehrpunkt soll so um die 270 - 330° sein. Mehr macht nichts, aber weniger wird die Uhr wohl Auspendeln lassen. Die Länge der Pendelfeder richtet sich eigentlich nur nach der Position des Pendels - wie hoch es über der Bodenplatte hängt - so zwischen 5 und 15 mm ist alles möglich. Das kommt auf den Blick an. Nur zu kurz darf sie nicht werden, sonst lässt sich der Gang nicht mehr richtig regulieren.

Ps.: Die Pendelfeder ist das wichtigste Bauelement der Drehpendeluhren. Schon leichte Verbiegungen führen unweigerlich zum sehr ungenauen Gang, besonders, wenn die Verbiegung im oberen Bereich der Pendelfeder zu finden ist.

Na, denn viel Erfolg. Und wenn Du fragen hast, Frage!
Hallo aus der Oberpfalz
Rolf-Dieter, der Stromer

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Nappo
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Re: Noch eine unbekannte Drehpendeluhr

Beitrag von Nappo »

Hallo, schon mal Danke für die vielen Infos.
Natürlich hattest du recht. Die Metallplatte unter dem Sockel (soll der Stabilität dienen) hat mich mit meinem Magnet aufs Glatteis geführt.
Die Stelle, welche man auch auf den Fotos oben sieht, sah aus wie Kupfer....
Nach dem ersten Polieren strahlt alles im Glanz. Das macht mir besonderen Spass.....:-)
Nappo
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Re: Noch eine unbekannte Drehpendeluhr

Beitrag von Nappo »

Bild war verschwunden :shock:
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Nappo
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Re: Noch eine unbekannte Drehpendeluhr

Beitrag von Nappo »

So, die Feder ist drin.
Beim Reinigen habe ich doch viele Fehler gemacht.... Die Politur oxidert, da wohl nicht komplett entfernt. Werde das Werk nochmal zerlegen müssen und Reste entfernen...
Jetzt läuft sie zwar, aber in 18 Stunden eine Stunde zu schnell.. Pendel kann nicht mehr verlängert werden, da Feder am Ende und die Gewichte kurz vor dem Sockel sind.
Ich vermute jetzt, dass ich an der Gabel was ändern muss. Die ursprüngliche Position ist mir unbekannt, da verbastelt....
Ich warte jetzt erstmal eure Einschätzung ab, in welche Richtung ich da stellen soll.
Habe mal Bilder gemacht (Makro ist nicht so mein Ding) :-)
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Der_Stromer
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Re: Noch eine unbekannte Drehpendeluhr

Beitrag von Der_Stromer »

Guten Abend, Chris.

Also, da machst Du die richtigen Anfänger-Fehler :shock: . Natürlich muss nach dem Polieren das Material IMMER versiegelt werden. Was hast Du denn zu Polieren benutzt? Ich versiegele meine Uhren immer mit diesem Mittel hier: http://www.ebay.de/itm/Renaissance-Wax- ... 2038155603 ist zwar nicht das Günstigste, aber sehr gut.

Nun ja. Alles nicht zur Strafe, sondern nur zur Übung :mrgreen: .

Zur Pendelfeder. Hast Du die da bestellt, was ich geraten habe? Wenn nicht, dann ist es vielleicht die falsche Feder, nicht HOROLOVAR, sondern NIVAROX. Und dann ist die Feder zu stark - Uhr geht vor!

Zum Regulieren: Weder die Länge der Feder, noch der Abstand der Gabel haben etwas mit der Ganggenauigkeit in der Größenordnung zu tun. Die Gabel Position schon mal gar nicht, wie ich Dir ja auch schon geschrieben habe.
Bleiben also noch zwei Fehlerursachen. Bei richtiger Feder = die Hemmung galoppiert. springt also manchmal zwei Zähne am Hemmrad über. Das kann mit dem Abstand der Gabel - etwas nach unten - behoben werden. Auch kann hier ein zu seichter Eingriff die Ursache sein = Ankerbrücke (eine Schraube Lösen und mit viel Gefühl die Brücke um ca. 1/100 mm nach unten stellen.
Zweitens: Der Gang wird in der Regel mit dem Durchmesser des Pendels reguliert. Dazu dient die Rändelscheibe oben auf dem Pendel. Verstellen nach - oder S = Langsamer und Umgekehrt. Dabei aber bitte immer das Pendel gut festhalten und niemals am Pendel ziehen!!! Und für langsamer hast Du, wenn ich das auf den Bildern richtig gesehen habe, noch genügend Spielraum. Also dreh mal!

Erinnere Dich mal an eine Eiskunstläuferin, die ihre Pirouetten dreht: Arme weg vom Körper wird die Dame langsamer und Arme an den Körper, die Drehung wird schneller. Also: Die Kugeln des Pendels müssen weiter nach AUSSEN!!! Aber immer daran denken: Das ist eine Uhr, kein Dampfmotor. Gewalt ist hier absolut fehl am Platze! Wenn die Kugeln am aüßeren Ende sind, bleibt nur noch eine falsche Feder. Nächst kleinere Dicke ist dann angesagt!
Hallo aus der Oberpfalz
Rolf-Dieter, der Stromer

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Nappo
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Re: Noch eine unbekannte Drehpendeluhr

Beitrag von Nappo »

Hallo, ich habe die von dir empfohlene Feder bestellt und eingebaut. Am Pendel wollte ich nichts mehr stellen, da die Abweichung so gross war und noch etwas Spielraum zum Feinjustieren bleiben soll. Was würdest du mir bei dieser Abweichung für eine Feder empfehlen? Danke und Gruss Chris
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