Federhaus mit Zahnarztbedarf

[monza30]

Hallo!
Ich habe kürzlich eine Suevia-Uhr bekommen, die einen dringlichen Bedarf für einen Zahnklempner anmeldete. Das Federhaus des Schlagwerks sieht etwas kariös aus. 4 Zähne sind krumm:

fh1.jpg

Dieses Federhaus stammt aus diesem Werk:

lw1.jpg

Meine Frage dazu: ist das eigentlich zu reparieren zu einem halbwegs tragbarem Preis oder sollte da sofort ein anderes Federhaus rein? Das restliche Werk sieht ok aus, nichts krumm oder anderwärtig beschädigt.
Merci im Voraus!
Gruss,
Peter

[Typ1-2-3]

Mit der Reparatur würde ich mich schwer tun, denn das Federhaus lässt sich mit einer Art Bajonett-Verschluss öffnen, und unter den Zähnen ist recht wenig "Fleisch" zum Befestigen der neuen Zähne. Viel besser wäre also ein neues Federhaus. Das Rad selbst würde in diesem Falle auch reichen.

Meiner Erfahrung nach geht aber solch ein Zahnverlust nicht ohne Beschädigung anderer Teile ab: So sollte man peinlichst genau das nachfolgende Beisatztrieb auf einen (!) krummen Zahn prüfen und auf Rundlauf. Die Beschädigung des Minutentriebes oder eines krummen Minutenradzahnes sind mir in so einem Falle auch schon vorgekommen. Übrigens: Woher kommt die Beschädigung? Wenn die Feder noch heile ist, kann es auch schon mal das Sperrrad oder die Sperrklinke erwischt haben. Hier genau auf die Geometrie der Teile achten. Ansonsten kommt das leicht wieder vor.

Wenn unklar ist, wann ein Gesperr gut ist oder defekt, bitte noch einmal nachfragen.

Frank

[monza30]

Danke für die Antwort!
hab ich mir auch schon gedacht, dass reparieren so nicht funktionieren kann. Muss ich mal schauen wo ich Ersatz herbekomme, eilig ist das ja nicht.
Wo und wie das Federhaus beschädigt wurde kann ich nicht sagen, die Uhr selbst hatte ich vor einiger Zeit beim Sperrmüll gefunden. Das restliche Werk hab ich sogar mit Lupe untersucht, an den Trieben nur der schon fast übliche Schmodder und etwas Flugrost, der sich mit einem Hölzchen schon entfernen lässt. Krumm ist nichts, das Werk läuft auch an. Durchlaufenlassen kann ichs aber nicht, alles ist komplett trocken und natürlich schmutzig.
Die Federn scheinen in Ordnung zu sein, geöffnet hab ich die Federhäuser allerdings nicht.
Am Sperrad sieht man einen Kratzer auf der Fläche und einen winzigen Schaden an einem Zahn - das Teil muss natürlich auch ausgetauscht werden. Die Klinke selbst ist nicht zerkratzt oder sonst beschädigt.

[Typ1-2-3]

Nach dieser Schilderung vermute ich einen (konstruktiven?) Fehler im Gesperr! Also kann man das auch nicht so lassen, denn dann gibt das irgendwann wieder Bruch.

Beim Gesperr muss die Sperrklinke ganz sicher in die Sperrradzahnlücke fallen. Wenn sie so gerade in die Lücke gefallen ist, muss das Sperrrad sogar noch eine kleine Bewegung wieder rückwärts machen können. Wenn man die Sperrklinke dann aus der Lücke drückt, muss das Sperrrad eine kleine Hinbewegung machen. Tut es das nicht, kann man die Sperrklinke leicht herausdrücken, und es gibt Bruch. Erstaunlich viele Gesperre haben diesen Fehler. Seit ich mir einmal ein paar Finger beim Aufziehen einer Uhr verletzt habe, schaue ich da immer ganz genau. Denn das kann ja auch dem Kunden passieren. Ich selbst habe ja einen Sicherheitsschlüssel, der Kunde nicht!

So kam einmal ein Kunde zu uns, Uhr kaputt und rechte Hand im dicken Verband. Gut, dass wir die Uhr nicht kurz vorher abgebeben haben, sie war schon älter. Sonst hätten wir bestimmt dicken Ärger bekommen...

Frank

[monza30]

Ich hab zwischenzeitlich das zweite Federhaus auch rausgenommen, das Werk muss eh komplett gesäubert werden. Dabei kam mir das ganze schon etwas komisch vor, da die Sperrklinke wesentlich "strammer" angedrückt wurde als auf der anderen Seite (immer diese "zwischen Suppe-und-Kartoffeln-Arbeiten"... dabei erkennste nicht sofort wo der Hase im Pfeffer liegt). Erst dachte ich: "Ok.. die Laufwerksfeder ist ja aufgezogen, die andere war's nicht". Aber nach der Entspannung der Feder ist die ja auch nicht mehr aufgezogen...
hab mir dann nochmal die Feder des Gesperrs angeschaut.... da wurde mit einer Zange dran rumgefrickelt. Nachdem ich den Schmodder abgepinselt hab, kamen die Kratzer darauf zum Vorschein. Da hat wohl der/ein Vorbesitzer mal dran rumgebogen.
Kein Wunder wenn's dann irgendwann in die Büx geht. Also auch neue Gesperrfeder..... ok, Sperrad und -Feder findet sich im Fundus, passende Klinke auch. Gut wenn man nix wegschmeisst was noch gebrauchsfähig ist
Mal sehen was morgen auf dem TM zu finden ist.... brauch eh noch etwas "Bastelmaterial" und in DO findet man doch ab und an für kleines Geld vernachlässigte Uhren

[Typ1-2-3]

Wichtig ist aber nicht, wie feste die Sperrfeder die Klinke zwischen die Zähne drückt, sondern dass überhaupt. Die Klinke wird nur durch die geometrische Form der Teile zwischen den Sperrradzähnen gehalten.

Wenn aber schon etwas gebogen wurde, spricht das schon für meine Annahme, dass da was nicht stimmt. Neues Sperrrad und -Klinke sind vielleicht keine schlechte Idee.

Frank

[monza30]

Moin
Jaa... mit 2,5Tonnen braucht die Feder nicht zu drücken *g*. Aber mit tieferen Kratzern versehen hab ich da kein Vertrauen mehr zu. Wer weiss wieviel mal die gebogen wurde, um halbwegs passend zu sein. Ich wills da garnicht probieren, wie fest die anlag. Denn wenn die Feder zu schlabberig anliegt, könnte das dann auch wieder in die Büx gehen.
Ich kann mir jetzt gut vorstellen wie der Zahnschaden entstand: am Werk rumgefrickelt, dabei Federhaus ausgebaut, die Sperrfeder um-/verbogen, Federhaus rein, aufgezogen und irgendwann sagt's "patsch". dass da nur vier Zähne krumm wurden lag wohl daran, dass nicht viele Schlüsselumdrehungen nötig waren zum Gau...

[Typ1-2-3]

Durchaus möglich...

Frank