Marinechronometer

Funktion, Ratschlaege, Fragen,.....
Forumsregeln
Falls hier theoretische Hilfen angeboten werden, so sollen und können sie keinen Uhrmacher ersetzen. Sie sind ohne jede Garantie oder Gewähr und jeder muss selbst wissen, was er sich zutrauen kann und dass man mit einem Selbstversuch evtl. leichtfertig die Uhr zerstören könnte. Vor allen Dingen wertvolle Uhren gehören in die Hand eines Fachmanns. Vielleicht sogar eines Fachmanns hier aus dem Forum. Laien sollten unbedingt den oben angepinnten Hinweis über Uhrenfedern lesen.
Antworten
lokonelly
Beiträge: 12
Registriert: Sa 30. Mär 2013, 16:02
Wohnort: Salzburg Land

Marinechronometer

Beitrag von lokonelly »

:) Hallo Uhrenfreunde :)
Ich besitze seit einiger Zeit einen Marinechronometer von Franz Lidecke aus Geestemünde. Leider läuft er, wenn er ganz aufgezogen ist, zu schnell. Die letzten 12 Stunden geht er ziemlich genau. Bei Vollaufzug hört man manchmal so ein unregelmäßiges Ticken. In den letzten 12 Stunden läuft er ganz gleichmäßig. Könnte es sich da um das Chronometerflattern oder Zittern handeln? Wenn ja, kann man dagegen etwas machen? Würde mich freuen, wenn mir jemand einen Rat geben könnte.
Viele Grüße aus dem Salzburgerland. Willi. :D
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Benutzeravatar
Typ1-2-3
Beiträge: 1285
Registriert: So 22. Aug 2010, 19:10

Re: Marinechronometer

Beitrag von Typ1-2-3 »

Zuerst kommt mir die Sache auch komisch vor, denn der Chronometer hat ja Schnecke und Kette. So sollte sich gar kein Unterschied in der Kraft ergeben von Voll aufgezogen zu fast abgelaufen. Daher würde ich erst mal hier ansetzen:

Wichtig bei Seechronos und überhaupt bei Chronometern mit Chronometerhemmung. Ich weiß ja nicht, in wieweit Sie mit Chronometern auf "Du und Du" sind. Aber eines ist grundsätzlich gefährlich für Seechronos und führt sofort zum Tod des Instrumentes: Man nehme NIE die Unruh heraus. Das wird sofort mit dem Bruch oder der Verformung der Chronometerfeder bestraft, außerdem mit eventuellem Bruch des Ruhesteines und der Verforumung des Hemmungsrades. Außerdem darf die Unruh nie an der Spiralfeder hängen, die ist viel zu schwer. Die Uhr ist keine Armbanduhr!!!

Jetzt zu dem Chrono: Bitte kontrollieren Sie doch mal, ob sich die Amplitude der Unruh (der Unruhausschlag) unterscheidet vom Vollaufzug zu Halb aufgezogen. Das kann man an dem Umkehrpunkt der Unruhschenkel ermitteln. Die Unruh eines Chronometers sollte ungefähr 180° Ausschlag machen, nicht viel mehr. Erst dann kann man weiter sehen.

Frank
lokonelly
Beiträge: 12
Registriert: Sa 30. Mär 2013, 16:02
Wohnort: Salzburg Land

Re: Marinechronometer

Beitrag von lokonelly »

Typ1-2-3 hat geschrieben:Zuerst kommt mir die Sache auch komisch vor, denn der Chronometer hat ja Schnecke und Kette. So sollte sich gar kein Unterschied in der Kraft ergeben von Voll aufgezogen zu fast abgelaufen. Daher würde ich erst mal hier ansetzen:

Wichtig bei Seechronos und überhaupt bei Chronometern mit Chronometerhemmung. Ich weiß ja nicht, in wieweit Sie mit Chronometern auf "Du und Du" sind. Aber eines ist grundsätzlich gefährlich für Seechronos und führt sofort zum Tod des Instrumentes: Man nehme NIE die Unruh heraus. Das wird sofort mit dem Bruch oder der Verformung der Chronometerfeder bestraft, außerdem mit eventuellem Bruch des Ruhesteines und der Verforumung des Hemmungsrades. Außerdem darf die Unruh nie an der Spiralfeder hängen, die ist viel zu schwer. Die Uhr ist keine Armbanduhr!!!

Jetzt zu dem Chrono: Bitte kontrollieren Sie doch mal, ob sich die Amplitude der Unruh (der Unruhausschlag) unterscheidet vom Vollaufzug zu Halb aufgezogen. Das kann man an dem Umkehrpunkt der Unruhschenkel ermitteln. Die Unruh eines Chronometers sollte ungefähr 180° Ausschlag machen, nicht viel mehr. Erst dann kann man weiter sehen.

Frank
:) Hallo Frank! :)
Vielen Dank für Deine Infos. Der Vorbesitzer des Chronometers hat bei einem Uhrmacher die Unruhewelle wegen Bruchs tauschen lassen.
Ich habe den Unruheausschlag jetzt gemessen. Er beträgt im fast abgelaufenen Zustand ca. 180 Grad. Im voll aufgezogenem Zustand ca. 250 Grad. Vielen Dank noch einmal, und herzliche Grüße aus dem Salzburgerland. Willi :D
Benutzeravatar
Typ1-2-3
Beiträge: 1285
Registriert: So 22. Aug 2010, 19:10

Re: Marinechronometer

Beitrag von Typ1-2-3 »

Und genau da liegt der Fehler. Man sollte die Uhr noch mal an den Uhrmacher zurückgeben. Denn die Schnecke bzw. die Vorspannung der Feder muss neu eingestellt werden. Das ist ordentlich Arbeit, und man muss wissen, was man tut. Eventuell ist sogar eine neue Feder nötig. Die Amplitude soll jedenfalls immer gleich sein. Dann gibt es auch keine hässlichen Geräusche und auch einen guten Gang über die ganze Zeit.

Übrigens kann man ohne weiteres ein Zeitwaagendiagramm von solch einem Chronometer anfertigen! Regulieren über die Zeitwaage reicht aber bei so einem Instrument nicht! Da gehört wesentlich mehr zu. Literatur dazu: Giebel Helwig: Die Feinstellung der Uhren. Ein Wälzer von über 600 Seiten. Allein daran kann man feststellen, dass das keine Reparatur für so nebenbei ist. Und auch keine Sache, die man mal eben im Forum erörtern könnte.

Frank
Benutzeravatar
soaringjoy
Moderator
Beiträge: 1446
Registriert: Do 12. Aug 2010, 09:17
Wohnort: NRW

Re: Marinechronometer

Beitrag von soaringjoy »

Hallo lokonelly und willkommen im Forum!

Nun, ich denke, Frank hat da einiges auf den Punkt gebracht und zudem ein Fazit gezogen,
nämlich, dass manche Dinge ein Forum auch überfordern können.
Ein Marinechronometer ist so ziemlich die "Creme de la Creme" der Großuhren und die Ganggenauigkeit
wird mit einem sehr hohen Aufwand erreicht.
Vor einer solchen Uhr dürfte sogar der eine oder andere Uhrmacher vor Ehrfurcht erstarren, geschweige denn der Laie. ;)

Jürgen
"tempus nostrum"
Benutzeravatar
wahli76
Beiträge: 399
Registriert: Di 17. Jan 2012, 13:08
Wohnort: bei München

Re: Marinechronometer

Beitrag von wahli76 »

Hallo Willi,

willkommen im DGC-Forum. Mit deinem Marine-Chronometer bringst du richtig Abwechslung hier hinein.

Frank hat schon auf die Einstellung der Federvorspannung hingewiesen. In dem Zusammenhang noch ein paar Fragen von mir:

- kann der Vorbesitzer bestätigen, daß der Chrono vor der Reparatur problemlos gelaufen ist?

- Ist bei der Reparatur auch die Aufzugsfeder getauscht worden?

Insbesondere, wenn die Aufzugsfeder ersetzt wurde, wird es schwierig, die richtige Federvorspannung zu finden, damit das Drehmoment an der Minutenradwelle möglichst wenig schwankt.

Viele Grüße

Kurt
lokonelly
Beiträge: 12
Registriert: Sa 30. Mär 2013, 16:02
Wohnort: Salzburg Land

Re: Marinechronometer

Beitrag von lokonelly »

Hallo Frank, Jürgen und Kurt!
Erstmals vielen Dank für die netten Willkommensgrüße.
Soweit ich weiß, hat der Vorbesitzer nur die Unruhewelle ersetzen lassen.
Ob der Chronometer vor der Reparatur genau gelaufen ist, kann ich leider noch nicht sagen. Werde mich aber noch erkundigen. Womöglich ist auch eine falsche Feder eingebaut. Das wird aber ein Fall für einen Uhrmacher.
Ich werde den Marinechronometer demnächst einmal genauer vorstellen, da er eine schöne Geschichte hat. Ich besitze dank eines Chronometerspezialisten aus Norddeutschland auch den Auszug aus dem Regulierbuch von Franz Lidecke. Lidecke regulierte an dem Chronometer fast ein halbes Jahr, bis er die Prüfung 2er Klasse bekam.
Vielen Dank für Eure Hilfe, und herzliche Grüße Willi. :)
petsch
Administrator
Beiträge: 1862
Registriert: So 15. Aug 2010, 18:10

Re: Marinechronometer

Beitrag von petsch »

Hallo Willi,
von mir auch ein herzliches Willkommen im Forum.
ich habe mich bis jetzt zurückgehalten, weil ich zur fachgerechten Reparatur keine Tipps geben kann.

Und daran :
lokonelly hat geschrieben: Lidecke regulierte an dem Chronometer fast ein halbes Jahr, bis er die Prüfung 2er Klasse bekam.
kann man ja schon sehen, dass bei einer Reparatur eines solchen Präzisionsinstrumentes mehr dazu gehört, als wenn jemand mal einfach so die Feder ersetzt oder eine neue Unruhwelle macht.

Ich drücke die Daumen, dass es ein Fachmann war und dass der nächste Uhrmacher den jetztigen Fehler auch ohne große Schwierigkeiten findet.

Ich freue mich jedenfalls auf die Vorstellung, denn ich würde gerne mal sehen, ob da Unterschiede zu Schiffschronometern von Lange zu sehen sind, denn Deiner sieht mir in Details sehr ähnlich aus und das hat ja auch seinen Grund.

Auch die Unruhe scheint, wie ich meine erkennen zu können, aus Glashütte zu sein. Mich würden auch detailliertere Fotos des elektrischen Kontaktes interessieren, den Deine Uhr hat.

Deshalb freue ich mich auf eine genauere Vorstellung, ohne dass dem hier zu viel vorweggenommen wird.

Gruß
Peter
petsch
Administrator
Beiträge: 1862
Registriert: So 15. Aug 2010, 18:10

Re: Marinechronometer

Beitrag von petsch »

Hier

http://dg-chrono.info/dg-chrono.de/foru ... 122&t=2712

gehts zur weiteren Vorstellung .

Gruß
Peter
Antworten