Restauration einer Aron-Einzeluhr

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Typ1-2-3
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Restauration einer Aron-Einzeluhr

Beitrag von Typ1-2-3 »

Die Restauration hielt sich in Grenzen, denn die Uhr war sehr gut erhalten. Besonders das Gehäuse muss nur ausgesaugt werden. Außerdem muss ich noch einen Schlüssel anfertigen zum vorhandenen Schloss, ansonsten alles tadellos.

Die Überholung des Uhrwerkes beschränkte sich allein auf eine Reinigung. Selbst die Ankerpaletten waren nicht verschlissen oder eventuell schon nachgeschliffen. Jedenfalls sah das Uhrwerk aus wie schon oberflächlich gereinigt. Einzig die Platinen wurden am Ende noch poliert.

Daher werde ich den Schwerpunkt dieses Berichtes auf die Überholung des Aufzugmotors setzen. Ein Messingteil wurde angefertigt, siehe den anderen Thread. Auch wurden vor der Montage alle Lager des Motors ersetzt. Meine Erfahrung bei diesen Motoren ist, dass dies besonders wichtig ist. Ansonsten können diese Motoren ungeahnte Fehler aufweisen, die äußerst schwer einzukreisen sind. Bringt man dann die Lager in Ordnung - und natürlich die Kontakte - dann läuft der Motor wieder tadellos.
Das erste Bild zeigt den Motor, der im Gehäusedach festgeschraubt ist.

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Rechts daneben sieht man ein Batteriefach aus Blech. Dieses Fach ist mit Bierlack lackiert, sodass es eine Maserung ähnlich des Holzes gibt. In dieses Fach passt eine Flag-Cell, damals üblich. Sie läuft heute unter dem Kürzel LR40, ist aber nur noch in den USA lieferbar und kostet richtig Geld. Kleinserie halt. Daher mache ich mir so eine Zelle mit geringem Aufwand selbst.

Jetzt zur Überholung:

Der Anker des Motors:

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Wenn der Kontakt des Motors geschlossen wird, dreht sich der Anker.

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Der Anker hat eine Sperrklinke, damit das Aufzug-Rad transportiert wird. Außerdem einen Silberkontakt, der elektrisch vom Anker isoliert ist. Der Arm trägt das Ende der Zugfeder des Motors. Diese Feder treibt die Uhr an, eine weitere Zugfeder besitzt die Uhr nicht.

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Jede Menge Kleinteile komplettieren den Motor. Einfach ist die Konstruktion nicht und bringt auch am Ende 1,5 kg auf die Waage, wesentlich mehr als das Uhrwerk selbst. Es wurde ordentlich Material eingesetzt. Heute wäre so etwas total unwirtschaftlich.

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Ein Plättchen zeigt die Motordaten. Der erste Wert ist der ohmsche Widerstand der Spule, 0,24 Ohm. Dieser Wert wurde tatsächlich gemessen, denn er unterscheidet sich von Motor zu Motor etwas. Dann die Wicklungszahl, der Kabeldurchmesser in mm und die Motornummer. Dieser Motor wird mit 1,5 Volt betrieben. Motoren für 3 Volt haben andere Daten: 1 Ohm, 300 Wicklungen, 1mm.

Später mehr zu diesen Motoren.

Frank
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Typ1-2-3
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Re: Restauration einer Aron-Einzeluhr

Beitrag von Typ1-2-3 »

Diese Uhren gibt es auch mit Motoren für höhere Spannungen. Ich würde sehr davon abraten, diese Uhren damit zu betreiben, denn wenn der Kontakt hakt, dann wird die Spule dauernd durchflossen, es kann zum Brand kommen. Das ist schon häufig passiert, kein Einzelfall. Also mit Uhren, die Daten ähnlich wie die haben: 220 Ohm, 1800 Wicklungen und Drahtdurchmesser von 0,3mm ist nicht zu spaßen. Ich würde solche Motoren umwickeln. Das ist unter anderem der Grund, warum ich diese Daten angegeben habe. Umgewickelte Motoren auf Niederspannung laufen ohne weiteres. Da das Wickeln kein Hexenwerk ist, ist so etwas dringend anzuraten.

Diese Uhr läuft von Natur aus mit einer 1,5-Volt-Zelle, also muss nichts geändert werden.

Und weiter geht es:

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Das Bild zeigt den Motor ohne Schaltwippe, das nächste mit der eingebauten Feder.

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Die Kraft der Feder kann eingestellt werden, indem man die Befestigungen verdreht. Die Feder ist ziemlich schwach, nur 0,1mm stark. Es reicht, diese Uhr für einige Minuten zu betreiben, dann wird wieder aufgezogen.

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Hier kann man die Schaltwippe sehen. Der Träger dieser Wippe war das Teil, welches neu angefertigt werden musste.

Die beiden Schaltzustände der Wippe kann man an folgenden Bildern sehen. Ein:

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So bleibt die Wippe nicht lange, denn der Anker dreht sich, bis der Kontaktstift die Kippe in die andere Position gebracht hat.

Aus:

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Das ist die normale Position der Wippe, der Anschlag ist elektrisch isoliert. Kein Stromfluss.

Der Motor ist im Vergleich zum Werk verhältnismäßig groß. Der Vergleich zeigt das folgende Bild:

Bild

Das Uhrwerk zeigt keine Besonderheiten: Grahamhemmung, ein paar Räder, das war es. Natürlich keine Feder. Massiver Aufbau, ganz konventionell an sich.

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Die Uhr muss ein sehr frühes Modell sein, die Nummer ist klein. Alles original, denn diese Nummer befindet sich auf einem aufgeschraubten Plättchen (typisch für Aron) und auch auf dem Werkhaltestuhl. Warum sich die gleiche Werknummer auch noch einmal eingeschlagen auf dem Uhrwerk befindet - übrigens genau unter der aufgeschraubten Nummer - ist mir absolut unklar. Jedenfalls erscheint alles original.

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Als letztes noch einmal die Uhr, provisorisch betrieben mit einer Babyzelle. Als nächstes fertige ich eine Flag-Cell, und die passt genau in die Blechdose. Dann ist die Uhr fertig.

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Eine schöne, genaue Uhr, geeignet für das Wohnzimmer. Und ohne lästiges Aufziehen

Frank
Wynen
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Re: Restauration einer Aron-Einzeluhr

Beitrag von Wynen »

Wie so oft bei Dir, eine schöne Uhr und ein interessantes Werk. Danke für den informativen Restaurationsbereicht.

Hartmut
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