Experiment im 2. Anlauf gelungen

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Typ1-2-3
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Experiment im 2. Anlauf gelungen

Beitrag von Typ1-2-3 »

Ohne ein paar Bilder will ich diese Sache nicht verschrotten. Ist zum großen Teil aus Altmetall zusammengebaut. Die Unruh ist schon komplett selbst gebaut und sieht so aus:

Bild

Die Spirale gibt dem Schwingsystem eine Zeit von 1,5 Sekunden pro Halbschwingung, wenigstens ungefähr. Ist etwas größer, kann man also durch ein wenig Kürzen der Spirale oder Erleichtern der Schrauben anpassen. Der Durchmesser ist ca 6cm, die Sache ist also nicht allzu klein.
Man sieht schon, dass das Gestell aus Restmetall zusammengesetzt ist, die Unruhlagerung ist von Junghans.

Mein Gedanke war eine elektrisch angetriebene Chronometerhemmung. Die Unruh von unten zeigt das:

Bild

Der Metallstift ist aus Silber und stellt im richtigen Moment den Kontakt zur Chronometerwippe her. Der lange Arm, der übrigens verdrehbar ist und an seiner Spitze einen Stein trägt, löst die Wippe der Chronometerhemmung aus. Der Stein ist nötig, weil er elektrisch nicht leitend ist. Denn wenn die Chronometerwippe metallisch die Unruh berührt, wird sie durch einen Elektromagneten nach vorne getrieben und treibt wiederum die Unruh an. So sollte es jedenfalls sein.

Mein erster Elektromagnet sah zwar nett aus, war aber offensichtlich zu schwach und funktionierte leidlich erst bei 30 Volt!!!

Bild

Er sollte mit seinen Ohren (rechts) ein Weicheisenteil auf der Chronometerwippe anziehen, jedenfalls theoretisch. Na ja.

Der 2. Versuch erschien aussichtsreicher:

Bild

Eine runde Spule zog bzw. stieß ab 2 Supermagnete, die mit der Wippe verbunden sind. Die Wippe ist komplett vom Werkgestell isoliert. Eine dünne Feder stellt die Verbindung zur Spule her, und immer wenn die Wippe Verbindung zu dem Silberstift hat, dann klappt sie um und treibt die Unruh an. Wie man sieht, an der unscharfen Unruh.
Leider ist der Kontakt eher mäßig, die Wippe klappt manchmal bei einer Schwingung in hoher Frequenz vor und zurück, prellt also. Weniger Masse würde helfen, aber wie? Denn die Wippe müsste noch eine Schubklinke zum Schaltrad tragen, was sie weiter beschwert. Die Magnete sind einfach zu schwer, und so lassen sich die Kontaktprobleme nicht in den Griff bekommen. Schade.
Außerdem ist der Stromverbrauch zu hoch, die Sache läuft aber bei 3 Volt. Bei 4,5 Volt wird die Amplitude der Unruh nur unwesentlich höher, der Stromverbrauch aber auch erheblich mehr. Das Konzept ist gescheitert.

Frank
Wynen
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Re: Misslungenes Experiment

Beitrag von Wynen »

Muss es denn unbedingt ein mechanischer Kontakt sein, Frank?
Läßt sich die Stellung der Unruh nicht besser (weil verluslos) z.B. über eine Lichtschranke ermitteln?
Klar, das geht nicht ohne etwas Elektronik und das schöne Konzept ist nicht mehr ganz so elegant einfach.

Gruß
Hartmut
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Taloon
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Re: Misslungenes Experiment

Beitrag von Taloon »

Ist nicht gescheitert, das Konzept funktioniert doch relativ ähnlich im elektrochron-Werk der GUB.

Wenns nur der Kontakt ist, versuch doch mal den mit einer Schmitt-Trigger Schaltung zu entprellen.
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Typ1-2-3
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Re: Misslungenes Experiment

Beitrag von Typ1-2-3 »

Ich habe schon die ganze Angelegenheit auseinander gerissen. Irgendwie fand ich die Sache nicht so elegant, wie ich mir das erhofft habe. Probiere momentan etwas anderes aus. Wenn es funktioniert, stelle ich das vor.

Frank
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Typ1-2-3
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Re: Misslungenes Experiment

Beitrag von Typ1-2-3 »

2. Versuch. Ich denke, er ist aussichtsreicher:

Zuerst wird ein Weicheisenanker (aus Trafoblech, gesägt, nicht geschnitten) zurechtgebaut. Die ganze Sache ist ca. 3mm stark, also 6 Blechlagen:

Bild

Man sieht, dass die Grundplatte (mit den Resten des ersten Versuchs) benutzt wurde, ebenso, wie die große Unruh. Der Weicheisenanker ist hinten teilbar, um die Spule einsetzten zu können. So kann sie mit der Maschine gewickelt werden. Die Unruh mit dem beweglichen Ankerteil passt sehr genau, um die Spaltmaße gering zu halten, berührt den Anker aber nicht.

Bild

Der Spulenkörper wird aus Pertinax ausgesägt. Er gibt hinterher einen eckigen Körper, welcher prima auf den Anker passt:

Bild

Zusammengesetzt:

Bild

Eingebaut in den Anker (zur An-Probe):

Bild

Spulenwickeln habe ich schon mal woanders beschrieben. Also eckigen Holzdorn machen, Spule aufschieben, alles auf Drehbank spannen und mit langsamer Drehzahl wickeln. Sind so gegen 4000 Windungen. Drahtdurchmesser versuchsweise 0,2mm. Eventuell muss der Draht noch stärker werden, damit die Uhr mit 1,5V gut funktioniert und die Unruh ordentliche Amplitude macht. Das kann man aber ganz am Schluss ausrechnen und die Spule eventuell neu wickeln. Der innere Anschluss ist verstärkt, denn es wäre peinlich, wenn er abbrechen würde. Außen kann man sich das sparen, der Anschluss ist nur 3x durch den Seitenschild gezogen, quasi vernäht. Im Zweifelsfall kann man die Spule halt um einige Windungen kürzen. Komplett sieht das dann so aus:

Bild

Auch schon bei 1,5 Volt bewegt sich die Unruh sehr lebhaft in den Anker. Jetzt geht es an die Kontakte, die die Spule präzise schalten müssen.

Frank
KleineSekunde
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Re: Misslungenes Experiment

Beitrag von KleineSekunde »

Hallo Frank,

das sieht doch klasse es. Ich hoffe, mit der Kontaktierung klappt es dann auch. Viel Erfolg weiterhin.

Schöne Grüße

Guido

PS: Ich weiß ja nicht, wie viel man von dem Spulenträger aus Pertinax später noch sieht (und hier sind es ja auch die ersten Versuche), aber ich denke, eine schwarze Lackierung würde hier und beim Blechpaket bestimmt gut aussehen, als Kontrast zum Messing und zum Kupferlackdraht.
karlo

Re: Misslungenes Experiment

Beitrag von karlo »

Pertinax war doch ueblich fuer solche Zwecke und wurde auch selten lackiert.
Aber ok, ist halt Geschmacksache.

Karlo
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Typ1-2-3
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Re: Misslungenes Experiment

Beitrag von Typ1-2-3 »

Experiment gelungen, beim 2. Versuch. Noch ist alles provisorisch, aber da kann man dran weiter arbeiten:

Der Kontakt ist momentan eine Lamelle aus Pendelfederblech, aber einstellbar. Er bekommt heute noch eine Spitze aus Silberblech, um den Kontakt zu verbessern. Die Unruh läuft fast lautlos, was bei der Chronometerabart wirklich nicht so war. Und ist die Nacht über durchgelaufen, mit 3 Volt und gut 270° Unruhamplitude. Sieht äußerst vertrauenserweckend aus, da ist ordentlich Kraft hinter. Und bei einem Unruh-Durchmesser von ca. 6cm ist da auch Dynamik drinnen. Jetzt muss sich auf Dauer noch erweisen, ob die Stirnseite der Unruhwelle die doch große Belastung der schweren Unruh aushält oder ob ich an ein kleines Axialkugellager unten denken muss. Z. B. BA3. Das wird die Zeit bringen. Der nächste Schritt ist das Silberblech. Die Rückseite des Kontaktes besteht momentan zur Isolation noch aus gutem Isolierband. Auch da wird die Zeit zeigen, wie gut das hält. Eine Lackierung der Rückseite mit gutem Lack sollte halten, das hat man schon öfter ausprobiert.

Das Bild dazu:

Bild

Die Dynamik in der Sache ist gut erkennbar.

Frank
karlo

Re: Misslungenes Experiment

Beitrag von karlo »

Na also, geht doch. :-)
Warum Du direkt mit, "gescheitertes Experiment" anfaengst, war mir sowieso nicht klar.
Was meinst, wie oft ich 3 Versuche oder mehr brauch um fehlende Teile nachzufummeln.

Von Kugellager wuerd ich abraten, es sei denn, die extrem teuren, reibungslos abgedichteten.
Hab aber damit noch keine persoenlichen Erfahrungen gemacht.
Eher stabile Steinlager.

Karlo
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Typ1-2-3
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Re: Misslungenes Experiment

Beitrag von Typ1-2-3 »

Steinlager ist, ähnlich wie oben. Aber der Zapfen ist auch ähnlich dünn wie bei den Seechronometern. Nur hier stoßgesichert. Der Zapfen ist bombenhart, ich habe einfach die Original-Unruhwelle von Junghans genommen. Anpassungen gingen nur mit viel Mühe und Hartmetalldrehmeißel.

Die Amplitude wächst und wächst, wahrscheinlich reibt sich gerade der Kontakt sauber. Mit Silber könnte das noch besser werden. Schon fast zu viel, denn wenn es noch um 10° weiter geht, bekommt die Unruh schon den 2. Kontakt, denn die Amplitude geht gegen 360°!

Frank
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