Regulator Kienzle

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Falls hier theoretische Hilfen angeboten werden, so sollen und können sie keinen Uhrmacher ersetzen. Sie sind ohne jede Garantie oder Gewähr und jeder muss selbst wissen, was er sich zutrauen kann und dass man mit einem Selbstversuch evtl. leichtfertig die Uhr zerstören könnte. Vor allen Dingen wertvolle Uhren gehören in die Hand eines Fachmanns. Vielleicht sogar eines Fachmanns hier aus dem Forum. Laien sollten unbedingt den oben angepinnten Hinweis über Uhrenfedern lesen.
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henrik5
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Regulator Kienzle

Beitrag von henrik5 »

Hallo,
ich habe mir nach längerer Suche eine Wanduhr bei Ebay ersteigert. Es ist ein Regulator von Kienzle und meine erste "große" Uhr. Zu der hätte ich einige Fragen:
Die Uhr läuft und das Schlagwerk geht auch. Allerdings schlägt es die vollen Stunden zur halben Stunde. Die Uhr hatte leider einen Transportschaden. Eine Schraube die das Uhrwerk befestigt ist gebrochen. Der Rest der Schraube (siehe Bilder) ließ sich glücklicherweise raus drehen. Eine Schraube vom Baumarkt passte leider nicht, weil die Gewindesteigung eine andere ist. Ich habe es provisorisch mit einem Kabelbinder befestigt. Woher bekomme ich eine passende Ersatzschraube?

Wie stelle ich die Uhr ein? Kann ich sie einfach am Minutenzeiger rechtsseitig drehen? Ist der Aufzug auch rechtsseitig?
Wie synchronisiere ich das Schlagwerk? Den Hebel habe ich schon ausgemacht. Da fehlt wohl der Faden zum Ziehen.

Ich habe mich schon ein wenig eingelesen. Von dem Gedanken alles mit WD 40 oder Nähmaschinenöl gängig(er) zu machen habe ich mich schon verabschiedet :mrgreen: . Auch das Ziffernblatt werde ich nicht beschädigen. Ich reinige gerade das Gehäuse. Wenn ich fertig bin gibt es noch ein besseres Foto. Wie alt mag die Uhr sein?

Gruß, Henrik
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errata
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Re: Regulator Kienzle

Beitrag von errata »

henrik5 hat geschrieben:Hallo,
i
Wie stelle ich die Uhr ein? Kann ich sie einfach am Minutenzeiger rechtsseitig drehen? Ist der Aufzug auch rechtsseitig?
Wie synchronisiere ich das Schlagwerk? Den Hebel habe ich schon ausgemacht. Da fehlt wohl der Faden zum Ziehen.
Herzlich willkommen im Forum.
Die Uhr hat ein Scheibenschlagwerk, d.h. es ist autark vom Gehwerk. Die Stellung des Stundenzeigers ist also egal und hat keinen Einfluss auf die "Schlagzahl". Du kannst also den Stundenzeiger an die passende Stelle drehen und mit dem Auslösehebel ggf. eine halbe Stunde zur vollen Stunde durchlaufen lassen. Das geht so am Schnellsten. Ich habe gelernt, den Minutenzeiger nur im Uhrzeigersinn (also vorwärts) zu bewegen.
Aufzug: Rechts ist das Gehwerk, links das Schlagwerk.

PS: Diese Uhr hatte ich auch auf Beobachtung :D
Gruß Manfred
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henrik5
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Re: Regulator Kienzle

Beitrag von henrik5 »

errata hat geschrieben:PS: Diese Uhr hatte ich auch auf Beobachtung :D
Dann habe ich hoffentlich keinen Schund aus der Bucht gezogen.
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errata
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Re: Regulator Kienzle

Beitrag von errata »

henrik5 hat geschrieben:Dann habe ich hoffentlich keinen Schund aus der Bucht gezogen.
Man(n) kann nicht alles haben und muss Prioritäten setzen.
BtT: Über etwas Möbelpflege (auch die Rückwand von hinten) wird sich das ausgetrocknete Holz sicher freuen.
Gruß Manfred
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karlo

Re: Regulator Kienzle

Beitrag von karlo »

Herzlich Willkommen.
Die Schraube ist BA Gewinde. Selber bauen oder vom Spenderwerk suchen.

Karlo
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soaringjoy
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Re: Regulator Kienzle

Beitrag von soaringjoy »

Hallo Henrik,

willkommen beim DGC-Forum.

Noch einmal ganz von vorne, weil die vorangegangenen Informationen
nur bedingt stimmen.

Dein Uhrwerk besitzt ein Schloßscheibenschlagwerk, oft auch als
Schlußscheibenschlagwerk bezeichnet.
Das Funktionsprinzip ist einfach so, dass das Schlagwerk bei der Auslösung
immer eine Stufe weiter zählt, also: Stundenzahl "1", halbe Stunde, Stundenzahl "2",
halbe Stunde, usw., bis zur Stundenzahl "12".
Um das Schlagwerk mit der Uhrzeit zu synchronisieren, drückst Du den Hebel, den Du
ja schon gefunden hast, wiederholt, bis es stimmt. Dazwischen das Schlagwerk immer
abschlagen lassen. (Eine Schnur am Hebel ist nicht unbedingt erforderlich.)
Im Normalbetrieb passiert so etwas höchst selten, nämlich dann, wenn das Uhrwerk
weiterläuft, während das Schlagwerk nicht mehr "über den Berg" kommt.
In der Regel ist die Feder auf der Schlagwerkseite so ausgelegt, dass sie immer noch
etwas mehr Kraft hat, so dass das Gehwerk zuerst stehen bleibt.

Ist das Uhrwerk technisch in Ordnung, sollte auch das Schlagwerk im Normalbetrieb
stets synchron zur Uhrzeit bleiben. Drehst Du den Minutenzeiger jedoch rückwärts
über die Schlagauslösung hinaus, hast Du das Schlagwerk wieder verwürfelt und
musst es neu synchronisieren.
Technisch gesehen nimmt Dein Uhrwerk jedoch dadurch keinen Schaden, wenn Du
rückwärts drehst, da gibt es eine Sicherungsfunktion.

Du wirst eine andere, passende Schraube finden müssen, denn die Gewindesteigungen
waren oft von Hersteller zu Hersteller verschieden. Oder Du suchst Dir eine passende
neue (metrische) Schraube, bohrst das Loch im Platinenpfosten auf und schneidest das
Gewinde neu.

Deine Uhr dürfte nach meiner Einschätzung aus den frühen 1920er Jahren stammen
und auch Uhrwerkstyp und Werkstuhltyp passen dazu.

J.
"tempus nostrum"
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Gnomus
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Re: Regulator Kienzle

Beitrag von Gnomus »

soaringjoy hat geschrieben:Technisch gesehen nimmt Dein Uhrwerk jedoch dadurch keinen Schaden, wenn Du
rückwärts drehst, da gibt es eine Sicherungsfunktion.
J.
Hallo Jürgen, beziehst Du Dich damit auf dieses spezielle Werk, oder meinst Du das allgemein? Denn diese Sicherheitsfunktion haben leider nicht alle Werke. Noch nicht mal meine C.Werner. Wenn ich da den Zeiger rückwärts über "halb" oder "um" drehen würde, hätte ich im günstigsten Fall einen verbogenen Minutenzeiger.
Gruß
Micha
karlo

Re: Regulator Kienzle

Beitrag von karlo »

Diese Sicherungen haben alle Werke in irgend einer Form.
Schau nochmal genau nach.

Karlo
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soaringjoy
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Re: Regulator Kienzle

Beitrag von soaringjoy »

Ich beziehe mich selbstverständlich auf das gezeigte Uhrwerk.

Man sollte auch nicht allgemein sagen: Mein Werk von der Firma XYZ...;
es kommt immer auf die Ausführung des einzelnen Werkstyps an.

Manche älteren Uhrwerke, so insbesondere die massiven Uhrwerke nach französischem
Vorbild haben keine Sicherung gegen Rückwärtsdrehen.
Die allermeisten Uhrwerke nach amerikanischer Bauart haben jedoch so eine Sicherung.
Im Zweifelsfall muss man das Werk kennen und deshalb gilt der "allgemeine Grundsatz für Laien":
Alte mechanische Uhren nicht rückwärts drehen.
Uhrwerke mit Schloßscheibenschlagwerke eignen sich in der Praxis eh nicht zum Rückwärtsdrehen,
auch wenn es technisch möglich ist, weil sich das Schlagwerk dann immer verwürfelt.
Manche Uhren mit Westminsterschlagwerk sollen sogar rückwärts gedreht werden, um den
4/4 Schlag einzustellen.

J.
"tempus nostrum"
henrik5
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Re: Regulator Kienzle

Beitrag von henrik5 »

Hallo,
danke für das herzliche Willkommen. Die Uhr zeigte sich als dankbares Restaurationsobjekt. Das Holz und die Gläser wurden mit Spülmittel, Schwamm und Küchenpapier gesäubert. Es kam einiges an Dreck runter, ich glaube Nikotin. Das Holz wurde mit Borma Antikwachs (fest) behandelt (zwei Gänge). Die Rückseite war besonders dankbar. Die alten Wumlöcher sind jetzt alle gefüllt :) .
Das Ziffernblatt wurde mit feuchten Tuch gereinigt. Danach habe ich es, nach vorsichtigem Test, mit Autopolitur (mit Wachs und Schleifmitteln) aufpoliert. Das Pendel bekam Elsterglanz. Ich habe die Aufhängung oben am Pendel wieder gerade gebogen. Jetzt bewegt es sich aber im Verhältnis zur Rückwand etwas schief. Muss das ausgerichtet werden?
Auf der Rückseite steht oben links B(J?) 287, steht das für 7 Monat 1928?
Ich schätze oben fehlen zwei Seitenteile. Das Uhrwerk klingt für mich als Laien gesund, der Gong ist synchronisiert. Mal sehen wie genau sie läuft.
Gruß, Henrik
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